Tipps zu XC-tauglichem Gurtzeug?

[Marc]

Irgendwie scheint mein aktuelles Gurtzeug (Charly Tube) zu schrumpfen - oder sind das noch Nachwirkungen von den vergangenen Feiertagen? Wie auch immer, die Idee eines neuen Gurtzeuges welches die Flugeigenschaften meines Nova Mentors unterstützt, flammt wieder auf.

Kann jemand Infos zu den Folgenden Gurtzeugen geben?
Heigh Adventure Piranha XC
Woody Valley Velvet 2
2010er Supair Evo Xc 2

Insgesamt also Gurtzeuge ohne Airbag, welche sich sowohl aufrecht wie auch leicht liegend fliegen lassen und eine gute Aerodynamik mit eher tiefer Aufhängung haben (Beinverkleidung möchte ich nicht, Beinstrecker finde ich aber auf mehrstündigen Flügen angenehm).

DHV-Zulassung ist mir eigentlich egal, fliege 99% in der Schweiz, da ist die Zulassung egal. Ich rechne auch nicht damit eine DHV-konforme Bruchlandung hinzulegen (wobei: die Sitze müssten inzwischen ja wohl alle zertifiziert sein?) Gewicht ist auch kein grosses Tehma, ich trage den Kram nur zur Bahn und wieder zum Auto zurück und versuche es bei Aussenlandungen mit Autostopp und öffentlichen Verkehrsmitteln - vernünftiges Packvolumen ist mit deshalb wichtiger als das Gewicht oder Zertifikate von Zulassungsstellen.

Werde die Dinger natürlich ausführlich Probesitzen, wäre halt nur schön schon Vorab mal zu wissen auf welche Punkte man achten müsste und wo es allenfalls seitens des Herstellers Probleme gibt (z.B. zu kleine Stauräume oder nicht optimal erreichbare Griffe bzw. Verschüsse vom Notschirmcontainer bzw. eventuelle Probleme mit der Notschirmauslösung wenn Beinstrecker und Beschleuniger montiert sind). Ach so: beim Velvet würde mich die T-Bar Version ohne Airbag interessieren (soll ja diverse Versionen geben).

Besten Dank für kurze Info.
Marc

[Marc]

AW: Tipps zu XC-tauglichem Gurtzeug?

Hat sich erledigt, da ich für einen super Preis ein WoodyValley Velvet 2 bekommen habe (neu und mit Rechnung / Garantie). Leider hatte ich keine Gelegenheit die "Vergleichsgurtzeuge" nächer zu begutachten, drum kurz, für solche welche das allenfalls interessieren könnte, ein Vergleich zum Charly Tube (welches mit kleinen Änderungen später Tube 2 hiess und noch immer vertrieben wird).

DHV haben beide, der 17cm Rückenprotektor ist aber beim Charly kompakter untergebracht, was das Stauvolumen verringert. Sind zwar nur ein paar Zentimeter, sind aber genau die welche den Unterschied machen ob ein Gurtzeug mit Schirm noch gerade in einen Packsack passt - oder eben gwürgt werden muss, damit man den noch zubekommt.

Beide sind von renomierten Firmen und die verwendeten Materialien entsprechen gängigem Standard (mit einem kleinen Plus für das Karbon-Sitzbrett des Velvet 2, da aber Zubehör, fällt dies nicht unter normale Differenz). Die Grute vom Velvet sind etwas breiter geschnitten, Charly hat hier eher auf das Gewicht geschaut und beim Schultergurt eine etwas schmale Version gewählt (oben sind beide fett gepolstert, ist also eine rein optische Geschichte). Das Tube ist etwas einfacher gemacht (einfach aber gut, ich mag so was), hat also ein paar Einstellungen und Schlaufen weniger als das Velvet. Ob man veim WoodyVallye die Trinkvorbereitung jemals braucht oder mal was an die Fotoschlaufe hängt ist wieder eine andere Geschichte, als Einsteiger hatte ich lieber einfache Sitze ohne unnötigen Schnick-Schnack (habe aber kein Einsteiger-Gurtzeug für viel Bodenhandling sondern ein XC-taugliches Teil gesucht, das Velvet 2 ist hier die bessere Wahl).

Beim Notschirmfach sieht man die Entwicklungen, das Tube hat einen einfachen Behälter (drum wohl Tube) der den Notschirm aufnimmt, das Velvet hat ein (rutschiges) Stoff-Fach wo der Schirm reinpasst. Durch das recht harte Fach ist beim Chalry der Notschirm sehr gut geschützt, allerdings fällt der Platz etwas beengter aus. Charly punktet beim Notschirmfach mit dem Loop-Spanner, eine Sache welche meiner Meinung nach wirklich was taugt. Das Velvet 2 ist hier für den Peis doch sehr einfach gestrickt und nur zwei Gummizüge verknotet und in die Ösen gestekt - je nachdem wie kurz oder lang die Lasche ist, wirkt sich das auf den benötigten Zug für die Auslösung des Notschirms aus, Charly hat hier immer einen präzisen und perfekt bestimmten Auslösedruck. Der Auslösegriff ist farblich beim Velvet 2 etwas auffälliger als beim Tube, mit dem zusätzlichen Velcro ist aber ein unbeabsichtiges Auslösen beim Tube wieder besser gelöst.

Das Body-Control System veim Woody-Valley ist wohl eher ein Marketing-Gag, mich stört der zusätzliche Gurt eher, als das er was nützt. Schön daran ist allerdings, dass das Gurtzeug an den Rücken gezogen wird, Probleme beim "ins Gurtzeug sitzen" nach dem Start sind somit beinahe ausgeschlossen, dies jedoch auch beim Tube kein Problem.

Am Woody ist bei mir ein Beinstrecker montiert, allerdings hat das Gurtzeug keine eigene Aufnahme für das Teil - es muss am Karabiner eingehängt werden. Passt schon, irgendwie, nur ist perfekt einfach anders (mein früheres Cocoon war hier ein anderer Massstab, allerdings war auch der Preis deutlich anders - und das Ganze ohne DHV-Zertifizierung). Beim Gewicht ist etwa Gleichstand, beide sind keine Leichtgewichts-Gurtzeuge und wegen hundert Gramm (zu Gunsten des Velvet, ist vermutlich auf das Carbon-Sitzbrett zurückzuführen) spielt das aber sowieso keine Rolle. Wer es hier leichter haben will, hat mit den Wende-Gurtzeugen oder sonstigen Leichtgewichtsteilen eindeutig bessere Möglichkeiten als mit Gewichtstuning an normalen Gurtzeugen.

Das Volumen zeigt sich nicht nur beim Verstauen, auch beim Fliegen fällt das Charly besser aus. Mangels passender Flüge konnte ich keine Polaren bestimmen, ich befürchte aber, dass hier das ältere Charly durch die geringere Frontfläche (vor allem leicht liegend) besser abschneidet. Aber ist halt wie bei den Schirmen: die theoretischen Werte lassen sich sowieso kaum umsetzen und in thermisch aktiven Gebieten lässt sich auch kaum ein Vergleich zwischen zwei Gurtzeugen machen (man mag es halt - oder weniger). Sitzkomfort ist bei beiden Gurtzeugen gut, beim Velvet für sehr lange Zeit in der Luft noch einen Hauch besser, dies sicherlich auch, weil man eben mehr einstellen kann.

Grösster Unterschied ist die Verstauung. Das Woody ist als Toplader ausgelegt (Reissverschluss oben und relativ kleine Öffnung wo man die Sachen reinstopft und wieder rausfischt), das Charly als klassischer Hecklader mit Reissverschluss. Stauvolumen selber ist ähnlich, allerdings müssen die Sachen ja irgendwie wieder raus - hier hat die klassische Variante klar die Nase vorn, es lässt sich einfach komfortabler und platzsparender ein- und auspacken.

Da mir das Charly einfach eine Spuhr zu eng geworden ist (Grösse M, wird von Finsterwalder selber bis 175 cm angegeben) wollt ich was anderes haben. Ohne zu speziell zu sein ist das Velvet zwei hier sicher eine akzeptalbe Wahl für Leute welche gerne längere Flüge machen. Auch wenn ich gerne wieder ein etwas konsequeteres Gurtzeug gehabt hätte, so spricht Komfort, Sicherheit und wie eingangs erwähnt der faire Preis den ich bekommen habe für das Woody. Ach so: Obwohl das Velvet in Grösse L ist, so ist der Unterschied in der Sitzbrett-Breite nur sehr gering, für mich gerade perfekt (178cm / 80 kg), wer sehr breite Oberschenkel hat müsste sich eventuell sogar nach XL umschauen.

Fazit: beide Herstller bieten sehr gute Gurtzeuge welche durchaus als Alternativen zu den viel geflogenen Supair gelten können (ich mag die ja auch, aber ich versuch gerne mal was anderes), für Einsteiger würde ich eher Gurtzeuge wie das Tube sehen und Wettkämpfer finden Wettkampfgurtzeugen strömunsoptimiertere Sachen. Für die grosse Masse an Fliegern ist aber so was wie das Velvet 2 sicher eine Sitzprobe wert, zumal die Preise hier anschienend doch noch einiges an Spielraum bieten.

Marc
Das Tube ist zu einem sehr fairen Peris abzugeben (Version Standard, Grösse M, Hellblau mit AustriAlpin Stahlkarabinern und Beschleuniger, Baujahr 2006), bei Interesse einfach melden (Ort CH, Abholung von Vorteil)