- Anzeige -
KONTEST =:= GLEITSCHIRMSERVICE
- Anzeige -
TURNPOINT - European Brands for Pilots
- Anzeige -
= fly it your way =
- Anzeige -
AUS LEIDENSCHAFT AM FLIEGEM
- Anzeige -
http://www.skyman.aero/de/gleitschirme/sir-edmund.html

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Carbonsitzbrett

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    #16
    AW: Carbonsitzbrett

    Da haben wir ja ein extrem geballte Ladung an Kompetenz an der Hand.
    Das sind in meinen Augen Highlights in diesem Forum.
    Vor allem die Aussage, dass Glas-Kohle Mischungen nicht das zu erwartende Spannungsverteilungs-Problem durch unterschiedliche E-Moduln haben ist eine für mich völlig neue Erkenntnis.
    Dass sich beide Fasertypen in der Dehnung anpassen müssen ist klar, aber dass die Kohle bis zum Bruch nicht die allermeiste Last alleine übernimmt ist erstaunlich.
    Das war jetzt nicht ironisch gemeint.

    Glück gehabt, dass ich bei meinen Bastlerbeiträgen ausser dieser Sache nichts falsches behauptet habe.
    Microballoon-Pampe hatte ich übrigens nur als Alternative zum Verspachteln der scharfen Kanten gedacht, weil da irgendwer sündteures luftfahrtzertifiziertes Harz dafür empfohlen hat.

    Trotz aller hochfliegender Ausführungen sollten wir doch bedenken, dass es sich in dieser Diskussion weder um Windkraftanlagen noch um Großraumjets handelt, sondern um den cleveren Ersatz eines billigst aus ein paar Lagen astigem Schälfurnier zusammengepappten Sitzbrettchens ohne wesentliche Sicherheitsrelevanz.

    Die käuflichen Carbonsitzbrettchen genügen keinesfalls den angeführten Kriterien.
    Sie sind lieblos eben gepresst, mit grobem 45° Gewebe, offenen gesägten Kanten und ein bisschen Gewebe-Tape zum Schutz der Gurte.
    Aber sie halten doch!
    Und sie kosten weniger als 100EUR.

    Sollten wir sinnvollerweise also nicht besser überlegen, wie man mit billigen Zutaten aus dem Modellbaubereich und beherrschbarer Technik ein ordentliches Ergebnis erreichen kann?
    Wozu die Diskussion um Nomex- Alu- Aramid- oder sonstigen Wabenkernen, wenn alleine die Mindestbestellmenge dieser Werkstoffe mehr kostet als der Normalpilot für das ganze Sitzbrett ausgeben will.

    Nachweislich kann man mit einem erbettelten Styrodurkern von der nächsten Baustelle und einer Bastelpackung Gewebe und Epoxidharz im eigenen Keller ein haltbares Brett bauen, das halb so viel wiegt wie jedes mitgelieferte Sperrholzteil.
    Ob das dann ein bisschen bucklig ist oder die Fasern nicht ganz gerade liegen merkt kein Mensch, und auch nicht, ob man mit 200 EUR Aufwand nochmal 137,3 g hätte einsparen können.
    Und wenn es bricht, dann hat man ausser dem Schreck keinen großen Schaden. Sperrholzbretter sind auch schon viele gebrochen ohne dass ein Hahn danach kräht.
    Zuletzt geändert von Willi Wombat; 15.03.2011, 08:45.

    Kommentar


      #17
      AW: Carbonsitzbrett

      Zitat von Willi Wombat Beitrag anzeigen

      Sollten wir sinnvollerweise also nicht besser überlegen, wie man mit billigen Zutaten aus dem Modellbaubereich und beherrschbarer Technik ein ordentliches Ergebnis erreichen kann?
      .
      Hallo,

      also ich bin auch schon ordentlich erschlagen von der Fachkompetenz, und meine eingangs gestellten Fragen sind auch schon so weit beantwortet.

      Auf jeden Fall hab ich einiges dazugelernt und mich auch auch schon fast vom Selberbasteln verabschiedet ;-)

      Danke für den Input

      Olaf

      Kommentar


        #18
        AW: Carbonsitzbrett

        Hi,

        also Styrodur wäre so ziemlich das letzte Material, das ich als Sandwichkern verwenden würde, Willi. Viel zu weich, das ist wirklich Kinderkram...

        Daß Ondulationen kein sonderliches Problem wären, kann ich nicht bestätigen, Noob. Wir hatten mal einen Bruchversuch, wo der 23-m-Flügel eines Motorseglers bei etwa 60 % Nennlast versagt hat aufgrund solcher Ondulationen, die durch das Setzen eines Preßstempels im Holmanschlußbereich verursacht wurden. Anderes Beispiel: Vor noch nicht langer Zeit hatte ein Hersteller von Windkraftanlagen einen Serienschaden mit etlichen Blattabwürfen aufgrund von Ondulationen in den Holmgurten. Du hast schon recht, daß durchgängige Verwerfungen für Glas- wie Kohlefasern gleichermaßen ein Problem sind, ich meinte aber eher die Verwerfungen einzelner Faserstränge neben einigermaßen gestreckten Fasern, wie man das bei Handlaminaten unerfahrener Bastler typischerweise sieht - da verhält sich CFK dann schon fraglos giftiger als Glas, was aufgrund der wesentlich geringeren Bruchdehnung auch logisch ist.

        Zur Hybridbauweise: Unterschiedliche Materialien in gleicher Faserrichtung machen halt keinen Sinn. Was natürlich geht, ist, Kohlefaser-UDs in Brett-Längsrichtung zu legen, und ansonsten mit diagonalem Glasgewebe zu ummanteln. Das ist das gleiche Grundprinzip wie z.B. bei großen Windkraft-Rotorblättern, deren Schale aus GFK ist, deren Holme aber aus CFK sind, weil man die Biegeausschläge der Blätter begrenzen muß, damit sie nicht böenbedingt in den Mast donnern. Bloß für ein Sitzbrettchen macht das herzlich wenig Sinn, es sei denn, man legt gesteigerten Wert darauf, daß es sich unter Vollast um 3/10 mm weniger durchbiegen sollte...

        Übrigens noch ein Hinweis für diejenigen, die trotzdem unbedingt mit Kohlefasern experimentieren wollen: CFK sollte man nur mit Druckluftwerkzeugen (und besser nur im Freien) bearbeiten (trennen, schleifen), da Kohlefasern elektrisch leitend sind. Sonst ruiniert Euch der Schleifstaub recht schnell Eure schönen Elektrogeräte...

        Zitat von Willi Wombat Beitrag anzeigen
        Die käuflichen Carbonsitzbrettchen (...) sind lieblos eben gepresst, mit grobem 45° Gewebe, offenen gesägten Kanten und ein bisschen Gewebe-Tape zum Schutz der Gurte.
        Aber sie halten doch!
        Eben nicht, im Zweifelsfall! Wer soetwas verkauft, dokumentiert schlichtweg nur sein unterirdisches technisches Verständnis! Denn Sinn und Zweck eines Sandwichs ist, die Biegelast in Zug- und Druckbelastungen der Fasern umzuwandeln, genau dafür taugen sie. Wenn man nun Ober- und Unterlaminat nicht aneinander anbindet, und zwar in geometrisch geeigneter Form über Schrägen, limitiert man das Bauteil auf die Scherfestigkeit des Kernwerkstoffs. Das mag mit Balsa-Stirnholz noch angehen, mit Waben ist es tödlich, und mit so manchem Schaum auf Dauer auch. Ein simpler Bruchversuch würde es an den Tag bringen.

        Leider ist das kein untypischer Fall, weil halt jeder Dilettant einen Pinsel in die Hand nehmen und einen Harzsee aufs Gewebe manschen kann. Die Ultraleichtszene z.B. hat viele solcher Spezialisten hervorgebracht. Bekannt wurde mal der Fall eines UL-"Flugzeugbauers", der die Torsionsnase seines Flügels (vor dem Holm) unbedingt aus GFK bauen mußte. Dabei hatte er die besonders schlaue Idee, die Vorderkantenverklebung einzusparen und eine senkrecht stehende, einteilige, U-förmige Form zu bauen. Weil sich in die das Gewebe aber nicht mehr vernünftig diagonal einlegen ließ, modifizierte er schnell mal die Konstruktion und schmiß kurzerhand die Gewebebahnen der Länge nach in die unhandliche Form. Ging gleich viel besser so... Das Ende vom Lied war, daß durch den 45°-Orientierungsfehler die Torsionsfestigkeit des Flügels auf weniger als 10 % des Auslegungswertes abgesunken war. Der Mann wußte einfach nicht, daß die Flügelschale für die Torsion zuständig ist und hatte auch nicht die leiseste Ahnung, daß es dabei auf die Faserrichtung ankommen könnte. Das hat dann einen Münchner Akaflieger das Leben gekostet, dem hat es den Flügel beim erstbesten Manöver umstandslos abgedreht. Irgendwann, aber auch erst nach einer stattlichen Anzahl weiterer Mordopfer, hatte der liebe Gott endlich ein Einsehen und hat den "begnadeten Konstrukteur", der auch heute noch über eine fast schon ministrable Fangemeinde verfügt, pleitegehen lassen...

        Was ich damit sagen will: Nur weil es scheinbar kinderleicht ist, nach den schönen Bastelanleitungen von r&g ein bißchen Harz auf ein bißchen Gewebe zu tupfen, hat man den - tatsächlich wunderbaren! - Werkstoff noch lange nicht verstanden! Sein Potential kann er nur entfalten, wenn sowohl die Konstruktion als auch die Ausführung stimmen - das gilt auch für so etwas Profanes wie ein Sitzbrettchen. Man sollte schon wissen, was man tut - oder die Finger davon lassen!

        Gruß Rüdiger
        Zuletzt geändert von ruewa; 15.03.2011, 02:51.

        Kommentar


          #19
          AW: Carbonsitzbrett

          hallo,


          was passiert wenn ein "profanes Sitzbbrett" im Flug bricht?
          nicht jeder der mit Kohle bastelt und nicht viel Ahnung davon hat setzt sein Leben damit aufs spiel.
          die Frage ist wo das Material verwendet wird und bei einem Sitzbrett sehe ich die "große" Gefahr nun wirklich nicht.

          Kommentar


            #20
            AW: Carbonsitzbrett

            also Styrodur wäre so ziemlich das letzte Material, das ich als Sandwichkern verwenden würde, Willi. Viel zu weich, das ist wirklich Kinderkram..
            Mag ja sein, aber es genügt für einfache Ansprüche und ich kenne nichts besseres mit vergleichbarem Preis.
            Wenn es doch was gibt, würde ich es für mein nächstes Brett gerne verwenden.

            [Es hält] Eben nicht, im Zweifelsfall! Wer soetwas verkauft, dokumentiert schlichtweg nur sein unterirdisches technisches Verständnis!
            Wer nicht so denkt, hat große Probleme überhaupt ein Sitzbrett zu verkaufen, weil es einfach zu teuer ist.
            Für ein erfolgreiches Produkt muss man nicht nur konstruieren sondern auch kalkulieren.

            Es ist doch einfach nicht wahr, dass die technisch sehr einfachen Sandwiches nicht halten würden.
            Die sind halt mit entsprechend viel Material gebaut.
            Drum wiegen käufliche CFK Sitzbretter ja auch 400g und nicht 200g wie ein ordentlich konstruiertes.

            Paraurs, der Importeur von AVAsport Schweiz schreibt
            Im Gegensatz zu allen anderen Carbon Sitzbrettern auf dem Markt wird unseres am Rand abgeschlossen sein und eine bequeme Form haben http://www.gleitschirmdrachenforum.d...l=1#post293938
            Es wird jetzt also jetzt erstmalig ein CFK Sitzbrett am Markt geben, das die konstruktive Anforderung des geschlossenen Randes erfüllt und mit bequemer Form wahrscheinlich auch festigkeitsmäßig geschickter ausgelegt ist.
            Trotzdem bröseln erfahrungsgemäß die weniger optimierten CFK Bretter der letzten 10 Jahre nicht vom Himmel.
            Zuletzt geändert von Willi Wombat; 15.03.2011, 15:55.

            Kommentar


              #21
              AW: Carbonsitzbrett

              Hallo zusammen,

              Ein interessanter Thread. Informative und fachlich kompetente Beiträge die dem Leser und Eigenbauer viel Nutzen bringen. Danke an die Schreiber!

              Zitat von Willi Wombat Beitrag anzeigen
              Paraurs, der Importeur von AVAsport Schweiz schreibt

              Im Gegensatz zu allen anderen Carbon Sitzbrettern auf dem Markt wird unseres am Rand abgeschlossen sein und eine bequeme Form haben http://www.gleitschirmdrachenforum.d...l=1#post293938
              Es wird jetzt also jetzt erstmalig ein CFK Sitzbrett am Markt geben, das die konstruktive Anforderung des geschlossenen Randes erfüllt und mit bequemer Form wahrscheinlich auch festigkeitsmäßig geschickter ausgelegt ist.
              Da wir Grünschnäbel in diesem Bereich sind arbeiten wir mit befreundeten Kunststoff-Technologen aus der Luftfahrt zusammen. Allerdings gibt es bereits eine grobe Verzögerung mit der Herstellung der Form da hier in der Gegend alle "bezahlbaren" CNC Maschinen durch Auftragsgeber aus der Medizintechnik ausgelastet sind. Aus diesem Grund konnte ich im oben zitierten Thread auch keine News mehr einstellen. Sobald wir die ersten Erfolge haben werde ich mehr darüber schreiben.

              Freundliche Grüsse,

              Urs
              www.freeminds.ch

              Kommentar


                #22
                AW: Carbonsitzbrett

                Zitat von Flight_Noob
                Bei welchen Anlagen verbaut ihr CFK-Gurte? Die mir bekannten Enercon- und Repower-Anlagen haben keine. Kann gut sein, daß mittlerweile die großen Längen für Probleme bei den Durchbiegungen unter Windlast sorgen und man nicht auf dickere Profile gehen möchte.
                Bei Anlagen etwa ab 90 m Rotordurchmesser und vor allem bei den ganz großen > 3 MW. Hängt natürlich von der Profildicke, Rotorachsneigung, Abstand Drehebene-Turm etc. ab. Das Problem ist nicht sosehr der Innenbereich, da kann man aufrecht drin stehen, aber so ab der Blattmitte werden Flügeltiefe und Bauhöhe dann schon recht übersichtlich. Kohle setzt man da nicht aus Festigkeits- bzw. Gewichtsgründen ein, sondern um die Blätter steif genug zu kriegen, damit die Blattspitzen auch unter maximaler Durchbiegung nicht in den Turm einschlagen können. Die Kehrseite der Medaille ist dann allerdings der hohe Aufwand, den man treiben muß, um Blitzschläge vom Holm fernzuhalten, bzw. der größere Schaden, wenn der Blitz doch mal den Weg zu den Kohlestringern findet.

                Gruß Rüdiger
                Zuletzt geändert von ruewa; 16.03.2011, 21:56.

                Kommentar


                  #23
                  AW: Carbonsitzbrett

                  Mein Brett ist jetzt fertig.
                  Ich habe ein paar Kohle und Glasreste um einen Styrodurkern gewickelt und bei 50° im Vakuumsack gegen das Originalbrett als Form verpresst.
                  Kohle für die Zug-Druck Last, Glasverstärkung für die Kantenfestigkeit und gegen Beulen.

                  240g ! bei nach Augenmaß voller Vertrauenswürdigkeit.
                  Schauen wir mal, was die Praxis zeigt.

                  Hat inzwischen schon gut 100h Streckenflug drauf und hält!
                  Zuletzt geändert von Willi Wombat; 01.08.2012, 22:13. Grund: Update zu Haltbarkeit

                  Kommentar

                  Lädt...
                  X