AW: Jungdrachen (m/w)
Hallo Carsten,
Jungdrachen ist bei mir übertrieben, ich hab in den Pfingstferien 2008 im Alter von 48 zusammen mit meinem Sohn die Ausbildung in Penzberg bei Wolf Schneider am berühmten Skihang mit den Worldcups (jaja, ich weiß schon, Tomas ) begonnen. Insgesamt waren wir damals 11 Anfänger, davon 3 Frauen.
Der Übungshang ist schon eine Quälerei, aber durch gute Organisation in der Gruppe (gegenseitiges Helfen beim Hochbringen der Drachen) ließ es sich ertragen. Ich plädiere hier auf jeden Fall auch für die Einführung neuer Schulungsmethoden, wie sie KnuckleHead schon erwähnt hat. Neiderfüllt habe ich am 1. Tag die GS-Schüler beobachtet, die schon abgehoben haben, während mir das erst am 2. Tag gelang. Auf jeden Fall war es eine tolle Gruppe und wir hatten trotz der Mühen viel Spaß am Übungshang. Gurtzeuge: wie bereits beschrieben, allerdings nicht muffig, hat mich am Übungshang nicht gestört.
Die Höhenflugausbildung (mit Funkleitung von Start- und Landeplatz) in Weißenbach / Ö (mit stetig steigendem Höhenunterschied bis 100m) und anschließend an der Hochplatte mit Wolf, Knut,und Hans Trisl waren super. Die Hochplatte ist relativ thermikarm, was für die Ausbildung eher ein Vorteil ist. Der erste Flug von der Hochplatte war an Dramatik kaum zu überbieten, und zwar nicht der Flug selbst, sondern das Warten auf die startbaren Bedingungen. Morgens um 9:30 hochgefahren und abends 18:30 Start unter ruhigsten Bedingungen. Vom Standpunkt des Fluglehrers verständlich, aber für uns nervenzerfetzend. Ansonsten ein super Schulungsgelände mit guter Infrastruktur, denn am Sessellift arbeiten auch Drachenflieger vom lokalen Verein, und das Personal ist sehr hilfsbereit.
Die Theorie war kurzweilig und inhaltsreich, hat aber nicht unbedingt dazu beigetragen, das Wettergeschehen für mich besser einschätzbar zu machen. So eine Woche ist halt schnell vorbei, und es muss viel Prüfungsstoff vermittelt werden. Das habe ich dann später durch Selbststudium (Thermikbuch, Streckenflugbuch), ein Thermikseminar mit Hans und Olli und viele Gespräche mit anderen am Start- und Landeplatz nachgeholt.
Insgesamt 3 Wochen intensivste Schulung vom Übungshang bis zur A-Schein-Prüfung dank fast durchgehend schulungstauglichem Wetter, verteilt auf 1 Woche Pfingstferien und 2 Wochen Sommerferien. Im Nachhinein finde ich es etwas zu schnell, denn man konnte bei diesem Tempo nicht so gut Abläufe verinnerlichen. Allerdings konnte ich damals meinem Impuls in je 10 Minuten flugbereit machen bzw. abbauen.
Ganz ohne Aufsicht bin ich zum ersten Mal am Rauschberg geflogen, den ich allerdings von Hans schon kannte. Dort hat man ja immer viele andere Drachenflieger um sich, die man um Rat fragen kann, und so war das keine so aufregende Sache. Viel schöner war für mich der Tag (fast 2 Jahre nach der A-Schein-Prüfung), an dem ich zum ersten Mal in Bassano Startüberhöhung hatte.
Ich hatte einen Impuls 17 mit neuem Check zur A-Schein-Ausbildung mit einem neuen maßgeschneiderten Impuls Cumulus Gurtzeug, das ich heute noch fliege. Der Impuls war m. E. problemlos zu fliegen, hatte offensichtlich kein geschrumpftes Segel, denn sogar ich als Grobmotoriker hab die stehende Landung damit zum Schluss der Ausbildung gut hingekriegt und hab ihn dann noch anderthalb Jahre weiter geflogen. Sicher wäre ein moderner Einfachsegler leichter zu fliegen gewesen.
Dann bin ich auf den Easy 16 umgestiegen (und fliege ihn bis jetzt), der vom Starten und Fliegen problemlos ist und natürlich eine deutlich bessere Gleitleitung als der Impuls hat. Nur beim Landen hatte ich nach dem Umstieg genau die selben Probleme wie ductom2002, da der Easy m. E. den Strömungsabriss viel weniger deutlich ankündigt als der Impuls. Ich bin kein intuitives Fliegertalent, sondern sehr kopflastig, und mir haben die Tips von Jim Rooney, Greg DeWolf und Richard Cobb zum Thema Landung sehr geholfen, deshalb habe ich sie auch ins Deutsche übersetzt. Inzwischen habe ich dank dieser Hinweise meine Landungstechnik so weit verbessert, dass ich bei einer Flugreise mal die "Landemeisterschaft" gewinnen konnte.
Schafft euch einem modernen Drachen zur Ausbildung an (oder mietet ihn vonTomas), und steigt nicht zu früh vom Einfachsegler um. Der Umstieg ist meist erst einmal ein flugtechnischer Rückschritt, und da sollte man schon genug Können haben, um das einigermassen zu kompensieren.
Und generell: die Mühe lohnt sich!
Eine fand am Rauschberg (mit Impuls) statt, wo ich mit anderen Drachenfliegern in der Gondel fachsimpelte und einer erwähnte, dass heute Westwind sei. Das hat sich in mein Unterbewusstsein eingegraben, obwohl am Start anhand der Wolken der typische bayerische NO-Wind zu sehen war. Am Weststart ging es dank leichter Thermik problemlos raus und sofort links rum über die Seilbahn und die Kante in die Südseite zur viel zu langen Thermiksuche, bis dann die Höhe knapp wurde und ich in Erwartung der Unterstützung durch den im Unterbewusstsein abgespeicherten Westwind Richtung Landeplatz losflog. In der Düse zwischen Rauschberg und Unternberg war dann schnell klar, dass der LP nicht in Reichweite war, also Aussenlandung. Der Adrenalinpegel stieg rapide, aber als ich unter mir eine schöne große Wiese neben einem Bauernhof mit einer Baumreihe in Längsrichtung sah, wurde ich ruhiger. Landeeinteilung und längs der Baumreihe im Endanflug Richtung Bauernhof mit reichlich Platz vor mir (dachte ich). Doch es ging immer weiter aufs Bauernhaus zu, denn ich hatte die Landeeinteilung wieder mit dem Gedanken an Westwind gemacht und flog mit Rückenwind. Die Baumreihe endet zum Glück etwa 30 m vorm Haus, und ich hatte noch 10 m Höhe, also würgte ich dem Impuls nach der Baumreihe in die Linkskurve und brachte ihn vor dem Bodenkontakt mit Mühe und Not wieder gerade. 1 Seitenrohr war im Eimer, aber ich war unverletzt und hab mich mächtig über meine Unfähigkeit geärgert.
Die andere spielt in Castelluccio, wo ich am zweiten Tag bei leichtem Westwind, guter Thermik und einer fetten Cumulus mit Basishöhe knapp über Vettoregipfel mich langsam am Hang hochschlich mit Steigen von 2 m/s. Etwa 100 m unter Gipfelhöhe wurde das Steigen immer besser, und ich dachte mir: Einen Blick über den Gipfelkamm willst du noch haben, und dann geht es Richtung Piano grande raus, damit die Wolke dich nicht einsaugt. Kaum war ich auf Gipfelhöhe, ging es mit über 4 m/s hoch und ich bekam Fracksausen und gab Gas Richtung Piano. Es stieg aber immer noch, und als ich dann richtig durchzog, fing der Easy plötzlich an, mit mir Achterbahn zu fahren. Also Gas weg, aber dafür gings dann (zum Glück nur ein paar Sekunden) in die Wolke, dann war ich durch und das Steigen wurde weniger. Ich weiß, dass ich damals aufgestützt habe, und heute kann ich ohne Aufschaukeln Vollgas fliegen, aber damals hatte ich die Hose ziemlich voll. Seitdem habe ich ordentlich Respekt vor den Wolken.
Inzwischen habe ich auch den B-Schein gemacht und will dieses Jahr das Streckenfliegen angehen.
Fliegergrüße
Robert
Hallo Carsten,
Jungdrachen ist bei mir übertrieben, ich hab in den Pfingstferien 2008 im Alter von 48 zusammen mit meinem Sohn die Ausbildung in Penzberg bei Wolf Schneider am berühmten Skihang mit den Worldcups (jaja, ich weiß schon, Tomas ) begonnen. Insgesamt waren wir damals 11 Anfänger, davon 3 Frauen.
Zitat von czuelch
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Die Höhenflugausbildung (mit Funkleitung von Start- und Landeplatz) in Weißenbach / Ö (mit stetig steigendem Höhenunterschied bis 100m) und anschließend an der Hochplatte mit Wolf, Knut,und Hans Trisl waren super. Die Hochplatte ist relativ thermikarm, was für die Ausbildung eher ein Vorteil ist. Der erste Flug von der Hochplatte war an Dramatik kaum zu überbieten, und zwar nicht der Flug selbst, sondern das Warten auf die startbaren Bedingungen. Morgens um 9:30 hochgefahren und abends 18:30 Start unter ruhigsten Bedingungen. Vom Standpunkt des Fluglehrers verständlich, aber für uns nervenzerfetzend. Ansonsten ein super Schulungsgelände mit guter Infrastruktur, denn am Sessellift arbeiten auch Drachenflieger vom lokalen Verein, und das Personal ist sehr hilfsbereit.
Die Theorie war kurzweilig und inhaltsreich, hat aber nicht unbedingt dazu beigetragen, das Wettergeschehen für mich besser einschätzbar zu machen. So eine Woche ist halt schnell vorbei, und es muss viel Prüfungsstoff vermittelt werden. Das habe ich dann später durch Selbststudium (Thermikbuch, Streckenflugbuch), ein Thermikseminar mit Hans und Olli und viele Gespräche mit anderen am Start- und Landeplatz nachgeholt.
Zitat von czuelch
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Zitat von czuelch
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Zitat von czuelch
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Dann bin ich auf den Easy 16 umgestiegen (und fliege ihn bis jetzt), der vom Starten und Fliegen problemlos ist und natürlich eine deutlich bessere Gleitleitung als der Impuls hat. Nur beim Landen hatte ich nach dem Umstieg genau die selben Probleme wie ductom2002, da der Easy m. E. den Strömungsabriss viel weniger deutlich ankündigt als der Impuls. Ich bin kein intuitives Fliegertalent, sondern sehr kopflastig, und mir haben die Tips von Jim Rooney, Greg DeWolf und Richard Cobb zum Thema Landung sehr geholfen, deshalb habe ich sie auch ins Deutsche übersetzt. Inzwischen habe ich dank dieser Hinweise meine Landungstechnik so weit verbessert, dass ich bei einer Flugreise mal die "Landemeisterschaft" gewinnen konnte.
Zitat von czuelch
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Und generell: die Mühe lohnt sich!
Zitat von czuelch
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Die andere spielt in Castelluccio, wo ich am zweiten Tag bei leichtem Westwind, guter Thermik und einer fetten Cumulus mit Basishöhe knapp über Vettoregipfel mich langsam am Hang hochschlich mit Steigen von 2 m/s. Etwa 100 m unter Gipfelhöhe wurde das Steigen immer besser, und ich dachte mir: Einen Blick über den Gipfelkamm willst du noch haben, und dann geht es Richtung Piano grande raus, damit die Wolke dich nicht einsaugt. Kaum war ich auf Gipfelhöhe, ging es mit über 4 m/s hoch und ich bekam Fracksausen und gab Gas Richtung Piano. Es stieg aber immer noch, und als ich dann richtig durchzog, fing der Easy plötzlich an, mit mir Achterbahn zu fahren. Also Gas weg, aber dafür gings dann (zum Glück nur ein paar Sekunden) in die Wolke, dann war ich durch und das Steigen wurde weniger. Ich weiß, dass ich damals aufgestützt habe, und heute kann ich ohne Aufschaukeln Vollgas fliegen, aber damals hatte ich die Hose ziemlich voll. Seitdem habe ich ordentlich Respekt vor den Wolken.
Inzwischen habe ich auch den B-Schein gemacht und will dieses Jahr das Streckenfliegen angehen.
Fliegergrüße
Robert
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