Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

[reinhard may]

AW: Top oder Flop

die Steuersitze wurden auch nach dem 5.5 noch weiterentwickelt:

So gingen bei späteren Modellen rechts und links zwei Gurte vom Sitz zu einer Aluminiumwaage an der dann je vier Edelstahlseile pro Seite als Tragegurte befestigt waren. Für Start und Landung konnte man den Steuersitz per Gurt / Ratsche auf normalem Anstellwinkel arretieren - jedenfalls bei meinem Firebird Ninja 27C.

So hatte man die Wahl entweder mit aktiviertem und deaktiviertem Steuersitz zu fliegen.

Bei Interesse kann ich dazu auch Bilder machen - ich hab' die Kiste immer noch. Rob Whittall hat übrigens die WM '91 mit so etwas gewonnen.


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ein weiterer Top / Flop:

extrem dünne Rennleinensätze.

Das lief früher - zu Zeiten als die Schirme noch viel mehr Leinenmeter als heute hatten - so:

Man liess sich vom Hersteller einen Raceleinensatz schicken bzw. auch nur die Leinenmaße für eine Wettkampftrimmung geben (gab eine flachere aber wabbligere Kappe, geringere Schränkung etc.).

Damit hat man sich dann selbst einen Leinensatz machen lassen bzw. auch selbst gemacht (gespleisst). Im Extremfall waren die Stammleinen dann nur 0,5mm (50kG Reissfestigkeit) und die Galerieleinen 0,25mm.

Mit diesen extrem dünnen Leinen hat es Andy Hediger dann im Zillertal beim Pwc Training den Schirm ausgeleint. Und die Hekra Karat Schirme waren ,wie auch die Steeger Comets in unserer Anfangszeit nach dem Black Magic eine min. Sinken Offenbarung,mit Trimmern und Flächenverwindern. Sinken war damals denke ich bei den Edel ZX Dingern noch etwas besser,aber sehr langsam.

Gruss Mayer

[MarkusZ]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

das milde Licht der Erinnerung... ;-)
Der 5.5 war ein ITV Alnair Derivat. Der SIX-Six kam später und war eine Lizenz des Comet CX. Der 5.5 hatte seine Leistung ausschließlich im (toll gemachten) Prospekt. Der 5.5 war definitiv einer der schlechtesten Schirme seiner Zeit. Und er war brandgefährlich. Durch den Steuersitz kam ich mal in eine stabile Steilspirale der besonderen Art - mit Blackout und Absturz (noch ohne Reserve). Später gab es von Inferno konventionelle Tragegurte zum Nachrüsten. Inferno war ein reiner Marketing Brand ohne eigene Entwicklung und ohne eigenes Gütesiegel.

Thomas

...aus der Sicht eines damaligen Brizair 10 - Piloten war der jedenfalls richtig toll :-). Da muss ich doch nach über 25 Jahren noch ein paar meiner Neuronen umprogrammieren.


Aber aufs Lehrbuch - Titelbild hat ers damals jedenfalls geschafft:

[AIshooter]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

Den find ich auch der Hammer

https://www.youtube.com/watch?v=PfNPl-Nmbu8

Gruss Dani

[MarkusZ]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

... und ich dachte du meinst den hier:

[conny-reith]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

Den find ich auch der Hammer

https://www.youtube.com/watch?v=PfNPl-Nmbu8

Gruss Dani

parapente géant record du monde

Das Ding ist der Hammer und dann auch noch zu dritt. ... und die heißen Rhythmen dazu

https://youtu.be/PfNPl-Nmbu8?t=212

[reinhard may]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

Sorry,bin im falschen Faden gelandet.

[hoschiesfriend]

AW: Top oder Flop

Hi Roland,

Steuersitze fehlen noch in Deiner Auflistung:
Man konnte, in der Vor-Beschleuniger-Ära, den Anstellwinkel des Schirms durch nach vorne- und hinten-Kippen des Sitzbretts kontrollieren. Die Schirme hatten damals nur 2 Gurte pro Seite, die A-Ebene war mit der Vorderseite des Sitzbrettes verbunden, die B-Ebene mit der hinteren.
Mein damaliger Inferno 5.5 hatte sowas. Beim Starten musste man die Bremsen bis zum A... durchziehen, da man, aufrecht laufend, in der "voll beschleunigt-Stellung" war. Ebenso beim Landen...

LG Klaus

Meine ITV Aries 2 hatte das auch.Wenn ich an das Teil denke zittern mir jetzt noch die Knie.

[Hannes Papesh]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

Hallo Leute!

Ein ganz grosses TOP: ein wahrliches Genie, ein Mann von dem ich sehr viel lernen durfte:

http://www.dhv.de/web/medien/dhv-tv/sendungenproductions-2004/jhv-2004/dr-fritz-dolezalek/

-geschlossene Eintrittskante
-Miniribs
-viele Zellen
-geschlossene Profilnase mit Öffnung auf der Unterseite und Verstärkungen aus Stäbchen (Patent)
-Trimmgurte
...

Servus!

Hannes

P.S. die letzte Aufnahme zeigt 2 Schirme im Himmel über Lans.
-der 2. war ich: bin damals auch in den engen Garten hinter dem Haus gelandet.

[Manfred Laudahn]

AW: Top oder Flop

... Sitzbrettsteuerung? Der ITV Alnair hatte auf jeden Fall so eine Steuerung. Ich hab damit mal ein paar Flüge gemacht. Mir kam es irgendwie falsch vor mich aufzurichten und nach vorne zu legen um schneller zu fliegen.

Grüße, Sebastian

Ich hatte den Alnair so um 1989 und bin damit sofort gut zurechtgekommen.
Damit konnte man den ganzen Flug bis auf Start und Landung nur mit dem Körper steuern.
Für einen begeisterten Drachenflieger wie mich ein Traum.
Erflogene Gleitzahl war 4,7.

Eine der schlimmsten Flops der damaligen Zeit war die Erfindung der Kreuzgurte.
Ein Fluglehrer und Befürworter dieser Konstruktion damals: Wenn der Schirm wabert, soll der Pilot davon nicht erschreckt werden.
Zur Sitzbrettsteuerung meinte der selbe Fluglehrer: Sowas gehört verboten!

Schlaf wohl! Was kümmert mich das Gewaber da oben!

Grüße
Manfred

[FliegenWilli]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

Ein ganz grosses TOP: ein wahrliches Genie, ein Mann von dem ich sehr viel lernen durfte:

http://www.dhv.de/web/medien/dhv-tv/sendungenproductions-2004/jhv-2004/dr-fritz-dolezalek/

Uiii, die Geräte sahen damals etwas gröber aus als heute. Und LP waren viel kleiner
Weiß jemand, WO die Aufnahmen entstanden sind??

[Klaus]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

Hi Hannes,

erzähl´ doch ein bisschen aus dem Nähkästchen:

stimmt die Story, dass Du den Ur-CX damals mit der Nähmaschine Deiner Mutter genäht hast?
Hat der Ernst Steeger den Schirm dann unverändert in Serie produziert?

LG Klaus

[Hannes Papesh]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

Hi Klaus!

-so weit ich mich erinnern kann:

Frühling 1988: Tatsächlich hatte ich als 23jähriger Biologie Student in Innsbruck wenig Geld. Ich bekam zwar immer wieder einen Schirm geliehen, wollte aber meinen eigenen. Der Weg dorthin bestand darin, selbst einen zu bauen. Durch die Kontakte zu BlowUp konnte ich günstig Tuch kaufen: Jordanis Melitopoulos bot mir an, eine Probetuch-Lieferung aus dem Zoll auszulösen. Gelb und Rot in stark silikonisiertem Tuch aus Korea. Bei Elmar Vonblon kaufte ich steiferes Tuch für die Rippen (blau und grün), die Zwischenrippen machte ich aus Gaze (sehr aufwendig).

Dann schrieb ich auf einem Commodore 128 das Programm zur Segelschnittberechnung (immer noch im Kern des jetzigen Systems vorhanden) und zeichnete die Schablonen (x-, y- Koordinaten händisch auf Schablonen-Folie). Das Profil war eine Eigenentwicklung, inspiriert von Fallschirm-Profilen (unten und hinten runter gerade). Die Nase war aber geschlossen, Öffnung unten, Versteifungen aus steifem Polyestertuch. Nach 2 Monaten Näharbeit in meiner Studentenwohnung war der Flügel fertig. Mutter lieh mir dazu ihre Nähmaschine (später hat sie sie mir geschenkt: ist immer noch im Einsatz).

Schon bei den ersten Probeflügen auf den Hügeln um Innsbruck sahen wir (mein Onkel Felix Federer hat mich dabei unterstützt), dass der Prototyp sehr gut leistet. Die ersten Höhenflüge (Dank an Gunnar Amor: meinem ersten Testpiloten) bestätigten dies. Es folgte Feinarbeit am Stabilo (profiliert und von innen aufgeblasen) und weitere Vergleichsflüge. Irgend wann mal wollte Andre Bucher den "roten Proto" probieren und war sehr angetan. Er stellte den Kontakt zu Ernst Steger her (damals sein Arbeitgeber). Bzw. fädelte eine "Versöhnung" ein: ich hatte damals Gebietsverbot in Seefeld wegen ungebührlichem tiefem Bremsen im Landeanflug (mit den Blow Up Geräten easy möglich: 372cm Flügeltiefe: wie dann auch der rote Proto: dieser war aber elliptisch).
:-)

Mit dem Vorhaben, das Gerät in Serie produzieren zu lassen, habe ich nochmal Schablonen gezeichnet und dabei die Flügeltiefe auf 320cm reduziert. Sonst wurde nichts geändert. Für den 21er einfach 2 Zellen in der Mitte eingefügt, für den 23er 4, den 25 (kam uns anfangs sehr extrem vor) 6 Zellen. Ernst und ich fuhren im Sommer 1988 in eine Näherei nach Pisa und liessen dort die ersten beiden Protos bauen (beide pink). Andre Bucher und Armin Eder sind die dann gleich mal in Wettbewerben damit geflogen und haben abgestaubt. Den ersten grossen, international wahrgenommenen Auftritt hatten wir am Stubai Cup 1989. Damals haben wir dem grossen Laurent de Kalbermatten (persönlich anwesend) die Präsentation seines neuen Hochleisters Trilair eingermassen versalzen: der Comet CX ist allen um die Ohren geflogen und war easy zu handeln (Punktlanden, etc).

Nach dem die Zusammenarbeit mit Ernst Steger sich nicht so gestaltet hat, wie ich mir das vorgestellt hatte, traf ich mich mit einigen Interessenten für eine gemeinsame Zukunft (darunter auch die Leute von Inferno und Claus Bichlmeier: BICLA). Auch Herbert Hofbauer wollte mich für ProDesign gewinnen (allerdings für einen Bürojob: habe ich abgelehnt). Wolfi Lechner (Vereinskollege IGV) machte mich dann mit Herbert Habe bekannt (Geschäftsmann aus Linz): dieser machte auf Felix und mich einen guten Eindruck und wir haben uns auf einen Vertrag eingelassen.

-rückblickend war Hermann sehr geschickt und brachte es zustande, dass sich NOVA nach den ersten 10 Jahren zu den grössten Gleitschirmherstellern zählen durfte (über 3000 verkaufte Geräte im Jahr). Mein Beitrag dafür waren Flügel wie CXC (getunte Version des CX), TREND, PHANTOM, SPHINX, PHOCUS, XENON, XYON, X-PERT, PHILOU, X-ACT, AXON, ...
Als Hermann ca 2002 bei NOVA als Manager ausstieg, hinterließ er eine grosse Lücke. Ich ging dann einige Jahre später...

H.

[Klaus]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

Danke Hannes, schöne Story!

Das erklärt auch, wieso in etwa zur gleichen Zeit ähnliche aussehende Konzepte wie der Bicla Swift (?) auftauchten.

Ich glaube, den Youngstern heutzutage ist nicht klar, wie mutig und revolutionär Dein Design damals war und wie es die weitere Entwicklung des Gleitschirmsports geprägt hat. Die Gleitzahl stieg von damals ca. 4.5 („Hochleister“ wie Genair etc.) um wenigstens 1-1,5 Punkte nach oben und gleichzeitig das Sinken von 2m/s auf 1,5m/s. Heutzutage fast lächerlich, aber seinerzeit war das ein enormer Sprung nach vorne.

Ich bin 88-89 mit den Kumpels öfters ins Stubai gefahren, und als dort die ersten CX flogen, hatten wir „Normalflieger“ Tränen in den Augen, so auffällig gut sind die gegangen.
Ich habe mir dann etwas später einen Inferno 6.6.Xtra gekauft (war etwas billiger als der Comet), mit dem habe ich das Fliegen erst richtig gelernt: die Kappe überhaupt das erste Mal spüren, aktives Fliegen, Thermikfliegen bis zum Abwinken in Bassano (damals Geheimtipp) etc..

LG Klaus

[reinhard may]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

Hannes,danke für den sehr interessanten Bericht.

Gruss Mayer

[Klaus]

AW: Tops oder Flops in der Gleitschirmentwicklung

ich hatte damals Gebietsverbot in Seefeld wegen ungebührlichem tiefem Bremsen im Landeanflug (mit den Blow Up Geräten easy möglich: 372cm Flügeltiefe: wie dann auch der rote Proto: dieser war aber elliptisch).
:-)

Haha, ich habe ´87 in beim Ernst in Seefeld geschult, sein per Megafon in den Hang gebrülltes "Hände hoch" ist mir noch gut in Erinnerung

LG Klaus