Wetterfrage - Windkarten

[Gerd99]

Warum werden bei Windkarten statt Höhenangaben eigentlich Druckangaben gemacht.
Man könnte doch auch sagen, der Wind kommt in einer Höhe von 800 m aus zum Beispiel West mit 10 Knoten. Stattdessen ist dann z.B. von 850 hPa-Karte die Rede?

Viele Grüße
Gerd

[Stefan Hörmann]

AW: Wetterfrage - Windkarten

Warum werden bei Windkarten statt Höhenangaben eigentlich Druckangaben gemacht.
Man könnte doch auch sagen, der Wind kommt in einer Höhe von 800 m aus zum Beispiel West mit 10 Knoten. Stattdessen ist dann z.B. von 850 hPa-Karte die Rede?

Viele Grüße
Gerd

Hallo Gerd,

in der Meteorologie wird überhaupt meist auf hPa-Basis gerechnet, denn nur so können im weltweiten Datennetz auf ein Drucklevel gerechnete Daten miteinander verknüpft werden. Die 850hPa-Schicht ist eine sehr wichtige Referenzschicht die je nach vorherrschendem Luftdruck oder dominierender Luftmasse ca. 100m höher oder tiefer als 1500m liegen kann.

In den Alpen kann man mit den 850hPa-Windkarten gerade noch etwas anfangen, da die Modelle die Alpen wie ein großer Berg rechnen, der im Mittel nur etwa um 1400m hoch ist. Vor allem in der thermisch inaktiven Zeit und bei Inversionslagen sind diese Windwerte für den überregionalen Wind noch brauchbar zu verwenden, wenngleich das Alpenmikroklima da sein eigenes Programm fährt. Bessere Annäherungswerte liefern hierbei die Modellwinde in 800hPa (ca. 2000m) und 700hPa (ca. 3000m).

Der 800m Wind lässt sich aber auch aus den Modellkarten herauslesen. Das Modell aus Basel (ETA und NMM) rechnet z.B. diesen Wind. 925hPa entsprechen im Mittel ziemlich genau 800m Meereshöhe. Allerdings nur in der Europadarstellung. In der kleinen Auflösung Alpen/Schweiz wird die 900hPa-Schicht genommen (1000m). Leider ist die Darstellung dann nicht mehr ganz so einfach zu lesen. Links unten steht der Maximalwind in der 900er Schicht. Er entspricht dem längsten Windpfeil. So interpoliert man dann einfach auf z.B. halbe Pfeillänge eine halbierte Windgeschwindigkeit.

Hier der Link zu Meteo Blue aus Basel:

http://pages.unibas.ch/geo/mcr/3d/meteo/index.htm

Neben dem GFS-Modell aus Amiland verwende ich die schweizer Modelle für den Prognosebetrieb und da zeigt sich, dass dieses Modell die Windsituation sehr gut erfasst und recht stimmig auflöst. Nat. sind die 925hPa-Windwerte in den Alpen nicht zu gebrauchen, da diese Schicht mit Tälern überdeckt ist. Für das Alpenvorland sowie für die Flachlandfliegerei ist diese Schicht aber sehr interessant, das zeigt auch Deine Frage.

Vielleicht noch wichtig zu sagen, dass die Windwerte in den Modellen immer die Geschwindkeit angeben, die im Mittel während 10 Minuten auftritt.

Liebe Grüße
Stefan

http://www.gleitsegelwetter.de - Support der Red Bull X-Alps - Team Swiss III

[rene]

AW: Wetterfrage - Windkarten

Danke für die wie immer kompetente Antwort, Stefan. Macht richtig Spaß, reinzulesen. Grüßle, R.ené

[Liebernickel]

AW: Wetterfrage - Windkarten

Gestern habe ich eine Bergtour unternommen (1650 m) und mußte wieder zu Fuß absteigen,weil der Wind entgegen aller Vorhersagen nicht aus West oder Südwest,
sondern voll aus Norden kam. Erkundigt habe ich mich bei der Höhenwindvorher-
sage und beim Wetterbericht von Austrocontrol.

Mich würde mal interessieren, welche Erfahrungen ihr mit den vorhergesagten
Windrichtungen habt.

[Stefan Hörmann]

AW: Wetterfrage - Windkarten

Gestern habe ich eine Bergtour unternommen (1650 m) und mußte wieder zu Fuß absteigen,weil der Wind entgegen aller Vorhersagen nicht aus West oder Südwest,
sondern voll aus Norden kam. Erkundigt habe ich mich bei der Höhenwindvorher-
sage und beim Wetterbericht von Austrocontrol.

Mich würde mal interessieren, welche Erfahrungen ihr mit den vorhergesagten
Windrichtungen habt.

Hallo,

wo war das denn genau?

In den Nordalpen kommt der Bayerische Wind am Nachmittag immer aus nördlicher Richtung und er kann auch sehr hochreichend sein.

Im Fall von gestern waren spezielle Bedingungen gegeben, warum der Nordwind doch da war, entgegen aller Prognosen (auch meiner 1500m Windprognose).

Die Höhenströmung war gestern ansich kräftig genug um auch in tiefere Luftschichtungen durchzukommen, eben bis unter Kammniveau. Da aber aufgrund der zunehmenden Labilität auch der Bayerische Wind stärker wehte als sonst, hob sich dieser Effekt wieder auf und der alltägliche Nordwind war vorhanden. Da

Gruß
Stefan

[Liebernickel]

AW: Wetterfrage - Windkarten

Hallo Stefan,

das war an der Westseite der Soiern (Seinkopf) ist im Bereich Mittenwald/Krün.
Gruß Michael