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Absturz

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    Absturz

    ist eigentlich ein Tabuthema. Nicht das es komplett ignoriert wird. Aber die wenigen Sekunden von der Erkenntnis der Sturzrealität bis zum Aufschlag sind eine Grauzone, über die wenig gesprochen wird. Ich habe selbst einen Absturz mit Aufschlag mit nur leichten Verletzungen überlebt. Fünf Jahre nach diesem Unfall sind diese wenigen Sekunden immer noch in meinem Alltag präsent. D.h. ich denke immer noch sehr oft an diesen kurzen Moment. Nach der Schrecksekunde und der Erkenntnis, dass eine selbständige Schirmöffnung nicht zu erwarten war, und die Höhe (es waren nur etwa zwanzig Meter) für die Rettung nicht mehr reichen sind die letzten Sekunden bis zum Aufschlag bei mir als intensive Selbsterfahrung in Erinnerung. Angst hatte ich nur im Erkennungsmoment meiner Situation. Meinen Tod habe ich eher selbstverständlich als normale Möglichkeit empfunden. Ich habe merkwürdigerweise keinen Moment Panik oder so etwas ähnliches gehabt, schon gar keine Todesangst. Im Gegenteil. Kurz vor dem Aufschlag war ich eigentlich einverstanden mit allem was passiert, oder besser formuliert: ich habe zugeschaut was passiert und war dabei mit mir im Reinen. Selten war ich mir selbst so nahe wie in der letzten Phase vor dem Aufschlag. Heute empfinde ich diesen Erfahrungsmoment als sehr intensiven angenehmen Teil meines Lebens auf den ich nicht verzichten möchte. Der unangenehme Teil war vor und nach diesem Moment, als mein Ratio, die Verantwortungsgefühle für meine Familie und mein Schmerzempfinden wieder eingeschaltet waren. Die Verarbeitung dieser Situation beschränkte sich auch auf die üblichen Gemeinplätze. Also Verletzungsfolgen und ob es mir beim Fliegen „wieder gut geht“. Mich würde interessieren wie andere Piloten „ihren Absturz“erfahren haben und wie sie heute darüber denken.

    Gruß Wolgang

    (typisches Sauwetterthema)

    #2
    AW: Absturz

    Hallo Wolfgang,

    bei mir war es zwar, dank einer ganzen Armee von Schutzengeln, nur ein Beinahe-Absturz, aber es ist bestimmt kein angenehmen Teil meines Lebens und ich könnte auch gerne darauf verzichten (mit Ausnahme des Lerneffekts).
    Die Steigwerte im Tannheimer Tal waren fantastisch und ich hatte die dunkle Wolkenwand unterschätzt die von Westen her auf mich zurollte. Als ich es dann endlich geschnallt hatte was los ist, war es auch schon zu spät. Ich hing mit ca. 1000 Metern überm Tal, der Regen peitschte ins Gesicht und trotz maximalem Steuerbügelziehen flog ich rückwärts. Fliegen kann man es eigentlich nicht mehr nennen, ich taumelte runter wie ein welkes Blatt. Wir war absolut klar, das geht nicht gut, das war’s jetzt. Seltsamerweise hatte ich auch keine Panik, aber das deutliche Gefühl, daß nicht ich im Trapez rumturnte, sondern ein Anderer. Ich selbst war einige Meter davon entfernt und betrachtete das Geschehen kalt und gefühllos. Erst als ich am Boden war merkte ich, daß mich die Beine nicht mehr trugen, so schlotterten mir die Knie. Vermutlich gibt es ein Notprogramm in unserem Kopf welches in solchen Extremsituationen aktiviert wird. Die Verarbeitung der Situation habe ich auch nicht sehr bewusst betrieben. Hätte ich vielleicht tun sollen ?!?

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      #3
      AW: Absturz

      Hallo Wolfgang,

      ich denk, jede und jeder geht mit solchen Eindrücken anders um. Ich hatte letztes Jahr einen schweren Unfall, bei dem mir ein Wirbel zerschmettert wurde. Ich hab seitdem eine leichte Lähmung und bin auf der rechten Seite recht schwach, es wird aber durch viel Reha wieder besser.

      Nach knapp einem Jahr wurde mein verlangen in die Luft zu kommen immer größer und mittlerweile hab ich mit Starthilfe durch andere Flieger 10 Flüge gemacht. Ich hatte dabei keine komischen Gefühle. Als ein Vereinskamerad bei einem Seitenwind-Schneisenstart aber auf ca. 70% eine weiche Kappe bekam, die er sehr gut korrigierte, mußte ich doch schlucken und an meinen Unfall denken (wens interessiert: www.hamburger-berge.de, dann über mich).

      Die Gefühle beim Absturz schilderst du fast genauso, wie es bei mir war. Ich denk, Panik bekommt man nicht, weil dafür keine Zeit ist.
      Das Gehirn legt dich rein und dir kommt alles ganz langsam vor. Ich hatte noch alles mögliche überlegt, z.B. ob ich die Beine anziehen soll, ob ich eine Latsche ansteure etc. wäre aber zeitlich nicht in der Lage gewesen auch nur den Finger zu krümmen. Das Zeitgefühl und die Suggestion, was noch möglich ist, ist völlig daneben. Mag sein, dass es auch ein Grund ist, warum oft die Rettung nicht geworfen wird...

      Grüße, Tommi

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        #4
        AW: Absturz

        ich hatte vor vielen jahren einen absturz, aber nicht beim fliegen, sondern beim bergsteigen. ich kletterte bei foehnsturm ueber einen grat, ca auf 3000m hoehe. die kraft des windes habe ich voellig unterschaetzt. eine boee kam, hob mich einfach weg vom grat und blies mich die andere seite runter.
        zuerst war da ein grosser schreck, dann aber gleich ein tiefes, friedliches gefuehl, ein voelliges abfinden mit dieser situation. ein gedanke noch an meine eltern, wie sie sich sorgen machten um mich beim bergsteigen - und nun ist's passiert. das runterfallen rueckwaerts den hang runter kam mir vor wie in zeitlupe.
        ich fiel dann mit dem ruecken (auf dem ich einen rucksack trug) nach ca 10m auf ein steiles schneefeld und stand ploetzlich wieder auf den beinen, ohne eine schramme davongetragen zu haben.

        dieses gefuehl, sich mit der situation abgefunden zu haben, dass das ein hindernis zum retterwerfen sein koennte, ist schon etwas beunruhigend.

        on air

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          #5
          AW: Absturz

          Hallo Wolfgang,

          ich hatte auch mal so eine Erfahrung. Allerdings hatte ich Glück und kam um Haaresbreite an einer Hauswand vorbei in die ich sonst mit einem 20er Rückenwind reingekracht wäre. Es war ziemlich kurz nach der Ausbildung als ich aufgrund von Turbulenzen im Landeanflug vollkommen die Kontrolle über mein Fluggerät verlor. Als ich mich wieder fing stellte ich fest, dass ich mich im Endanflug mit einem ziemlichen Rückenwind befand und ich eine Hauswand auf mich zukommen sah. Von da an ging alles sehr langsam und doch sehr bewusst. Ich bereitete mich auf den grossen Knall vor und liess es geschehen. Geschafft habe ich es damals nur weil ein paar meiner Freunde von unten auf einmal "mehr rechts" brüllten und mich in meiner "Ruhe" störten. Um ihnen einen Gefallen zu tun (und wieder meine Ruhe zu haben) habe ich mehr rechts gezogen und bin an der Wand vorbeigeschrammt. Bei der Landung war ich übrigens wieder sehr aktiv und hellwach. Die Schneise die ich in die Wiese gezogen habe war noch eine Woche zu sehen :-). Ich habe auch schon mehrmals darüber nachgedacht ob ich die Rettung gezogen hätte in diesem Zustand. Und ehrlich gesagt: Ich glaube nicht!

          Gruss
          Volker

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            #6
            AW: Absturz

            ich kenne das Gefühl aus 2 Situationen in denen ich aber jeweils großes Glück gehabt habe.
            die 1. Situation war vor 2 Jahren ein fast völlig eingeklappter Schirm in ca. 40 m Höhe, zunächst ohne Steuerleinendruck. Kappe ging wieder auf, anschließend Außenlandung ohne Verletzungen. Ich hatte keinen Moment an den Retter gedacht, wollte die Sache selbst unter Kontrolle bekommen. Der fehlenden Steuerleinen Druck kam mir vor wie eine Ewigkeit, war vom Gefühl her völlig hilflos u. war überzeugt, mich mindestens schwer zu verletzen.

            2. Situation war etwas anders. In einer Höhe von ca. 300 m ist beim Spiralen eine mittlere A-Leine gerissen. Ich war in der Situation relativ ruhig, versuchte die Spirale jedoch mindestens 3 Umdrehungen vergeblich auszuleiten, bis ich realisierte, das nur noch die Rettung helfen konnte. In dem Moment wusste ich, dass ich den Aufschlag sonst nicht überleben würde. An diesen Moment erinnere ich mich immer wieder zurück.

            Da ich bis kurz vor diesem Flug immer ein Gurtzeug mit seitlicher Rettung geflogen war, suchte ich die Rettung zunächst an beiden Seiten - die Augen sind mit der Flugsituation zu sehr beschäftigt, daher tastete ich nach der Rettung -, bis ich mich daran erinnerte, dass ich ja einen Frontcontainer hatte. Da ich schon sehr tief war, hoffte ich, wärend des Wurfs, dass die Rettung hoffentlich vor dem Aufschlag öffnen würde.

            Die Rettung öffnete sich sofort. Im nächsten Augenblick nur noch Ruhe. Ein sehr angenehmes Gefühl. Ich sah wie in Zeitlupe den Innencontainer wegfliegen. Die Momente bis zur Landung waren wie eine Ewigkeit, in Wirklichkeit waren es laut Aussagen anderer Flieger vieleicht 5 Sec. von Retteröffnung bis zum Aufschlag.

            Ich bin mir sicher, dass Gott mich aus der Situation herausgeholt hat.
            Die Hilflosigkeit in der 1. Situation und das Realisieren bei der 2. Situation, dass, falls ich nicht sofort die Rettung werfe, ich sterben werde, sind intensive Erfahrungen, die mir manchmal wieder vor Augen führen, wie real die Gefahren beim Fliegen jederzeit sein können.

            Das Gefühl nach dem Öffnen des Rettungsschirms habe ich sehr angenehm in Erinnerung. Ich wusste in dem Moment, dass ich gerettet bin. Seitdem schenke ich der Rettung mehr Aufmerksamkeit, als nur einer lästigen Verpflichtung zu erfüllen, in dem ich eine dabei habe. Die Hemmungen, Versuche aufzugeben, eine Situation unter Kontrolle zu bekommen, in dem man die Rettung zieht, ist aber immer noch groß bei mir.

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              #7
              AW: Absturz

              Hallo zusammen,

              ich bin zwar (noch...) nicht abgestürzt, aber hatte beim Groundhandlen den Wind völlig falsch eingeschätzt. Er war für meine bescheidenen Künste nicht nur zu stark, sondern auch lee-verwirbelt. Jedenfalls packte sich der Wind meinen Schirm, der zu der Zeit auf etwa 45° vor mir stand und zog mich zuerst eine kleine Anhöhe empor. Bis dahin fand ich das noch ganz lustig - Mensch, so schnell komme ich zu Fuß sonst eine Steigung hoch ! Oben angekommen ging´s dann aber richtig zur Sache: ich stolperte, der Schirm drehte sich und wickelte damit seine Leinen um einen meiner Arme. Mit dem Gesicht auf Höhe der Grasnarbe ging´s dann auf der Rückseite des Hügels ab in Richtung Tal. Selbst wenn mir eingefallen wäre, an der C-/D-Ebene zu zerren, es hätte wohl nichts geholfen wegen der Drehungen der Kappe vorher. Nachdem der Wind mich zahlreiche Male vom Boden weggezogen und unsanft wieder zurückplaziert hatte, blieb der Schirm irgendwann mal so lange in Bodennähe, so daß mein Freund genug von ihm zu fassen bekam, um ihn zu bändigen.

              Was ich dabei gefühlt habe ? Zuerst war ich eigentlich nur sauer und ein wenig fassungslos, daß mir DAS jetzt passiert. Ich stand doch gerade noch auf der Wiese, alles war in bester Ordnung. Dann muß mir klar geworden sein, daß das Ganze wahrscheinlich ein böses Ende nehmen wird. Ab da kann ich mich an keinen Gedanken mehr erinnern, zumindest nichts Zweckdienliches, was meine Lage verbessert hätte. Ich war sicher, daß der Wind, als dessen passives Spielzeug ich mich fühlte, mich erst im Tal wieder loslassen würde. Von der Ruhe, die Ihr in Euren Beiträgen beschreibt, war nichts dabei. Ich war panisch und konnte nicht glauben, was da gerade passiert.
              Ein Zeitgefühl hatte ich auch nicht. Ich vermute, der Hergang dauerte so um die 30 Sekunden, aber ich kann auch total danebenliegen.

              Ich beschäftige mich gedanklich noch recht intensiv mit dem Vorfall, der im Januar diesen Jahres stattgefunden hatte und habe natürlich auch Sorge, daß die drohende "Denk-Lähmung" mich daran hindert, den einen Satz zu denken: "Rettung raus - JETZT!"

              Ich arbeite daran.

              Viele Grüße von ´nem Neuling.

              Marion

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                #8
                AW: Absturz

                Hallo zusammen,

                also mein Erlebnis habe ich auch bis heute nicht vergessen und das war so....
                während meiner ersten Höhenflüge bei der A-Scheinausbildung 1990
                hatte ich bei der Landeeinteilung einen furchtbaren Klapper.
                Ich leitete eine Linkskurve ein, die Kappe viel zusammen wie ein Lappen.
                Höhe waren vielleicht 50,60,70 m, ich weiß es nicht mehr. Die Bremsleine
                zeigte keinen Widerstand mehr, es ging rasant nach unten.....
                meine Gedanken waren: hoffentlich tut es nicht sehr weh, der Aufschlag....
                in meiner Panik riß ich die Bremsleinen voll durch und gab sie sofort wieder
                frei (ich wußte damals wirklich nicht was ich da mache) und ich hatte, heute
                betrachtet, verdammt viel Glück.
                Ich stand dann irgendwo in der "Prärie" mit zittrigen Knien....
                aber das Interessante, Angst hatte ich in diesem Moment keine, erst hinterher
                bei den nächsten Flügen...


                Gruß
                Beppo

                PS: Rettungsgeräte waren damals noch kein Thema und geholfen
                hätte er wohl auch nicht mehr.

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                  #9
                  AW: Absturz

                  Bei meinem Unfall 1996 nach einem massiven Klapper in 10-15m Höhe hatte ich zwei bis drei Sekunden zwischen Kappenstörung und Aufschlag. Während ich erfolglos an der linken Steuerleine zerrte, um wieder etwas Druck in den Schirm zu bekommen, starrte ich zum Boden, der rasant näher kam, ohne dass ich mich jedoch an ein Gefühl von Panik oder Todesangst erinnern könnte. Ich dachte ganz nüchtern, so schnell gings noch nie runter, ob das wohl ohne Verletzung abgeht? (ging es nicht - Oberarm und Handgelenk gebrochen) An den Aufprall selbst kann ich mich nicht erinnern. Das Licht ging wieder an etwa 10 min nach dem Aufschlag, als ein Helfer meine Beine hoch lagerte. Erstaunlicherweise erlebten die Anderen mich in diesen 10 min nicht als bewusstlos!

                  Gruß
                  Bernd

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                    #10
                    AW: Absturz

                    Ich habe mal gedacht ich mache einen Abgang in einer Schneeflanke weil der Sturm den Schnee bodennah so getrieben hat dass ich meine Ski nicht mehr sehen konnte und alles in Bewegung schien. Es war ganz klar Absturzgelände mit geringer Überlebenschance.
                    Währenddessen war ich recht cool, aber aber danach und noch Jahre immer wieder mal in einer ruhigen Minute hatte ich ein ziemliches Scheissgefühl. Angst vor'm Sterben eben.

                    Ich glaube dass die Handlungs und Erlebensstruktur während eines Unfalles nicht viel mit der Verarbeitung danach zu tun hat.

                    Während einer extremen Stresssituation gibt es anscheinend Leute die handlungsfähig bleiben und im besten Fall auch richtig reagieren, und solche die die Angst blockiert.
                    Erstere sind potentiell die Überreagierer, letztere die Kandidaten die die Rettung nicht werfen obwohl sie Zeit hätten.

                    Für ein persönlich optimales Risikomanagement muss man sich meiner Meinung nach ohne Eitelkeiten klar machen zu welchem Typ man gehört und entsprechend individuelle Strategien erarbeiten und trainieren.

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                      #11
                      Fast-Absturz am Krippenstein, !"Speed System" am Monte Baldo :

                      Hab´grad im Flugbuch nachgeguckt : 22.07.1989 - Schirm ITV 923 - Wind (lt. pocket-Windmesser) bis 40 km/h :
                      Kam problemlos weg - nach ein paar Minuten - war ich - ohne Vorwarnung - plötzlich in einer steilen Rechtskurve - "in a paar Sekunden krachst mit 70 - 80 in den Boden !!" - parallell zum Hang - oder schon a bisserl später ? habe ich die linke Hand ganz nach unten gerissen - Schirm wieder gegen den Wind gedreht - Beine aus dem "Strecker" genommen - die beiden vorne angebrachten "Trimmer" - waren auf "schnell" - geöffnet - nie nach oben geguckt - und der Schirm ging ohne Vorwärtsfahrt (gegenüber dem Boden) senkrecht nach unten - wie ein Fahrstuhl - ned besonders rasant, aber doch - "Top"Landung in Latschen - nix getan - Helfer rennen herbei und der eine sagt "Deine ganze rechte Schirmhälfte war eingeklappt " - tja, bei der ganzen Ausbildung hatte nie jemand irgend was von einem "Klapper" erwähnt und in den 119 Flügen vorher hatte es halt nie "geklappt"...

                      ´88 - selber Schirm, aber noch ohne "Trimmer" - Monte Baldo - starker Wind, aber total laminar (!) - Super Rückwärtsstart - auffi, auffi - plötzlich die Erkenntnis, dass der Boden unter den Fussspitzen eher nach vorne wegrinnt - OK, Gurten vorne a bisserl einknicken - geht nach a paar Minuten nimmer (Kraft !) - Sch...iirgendwann kommt´s Lee ? - aber im Rucksack hast ja 2 Reserve-Karabiner ? - ´raus damit ! - nur ned fallenlassn ! im Fangschloss - oder war´s darüber ? - eingehängt - - na, und mit diesen "Griffen" konnte ich die Frontgurten längere Zeit `runterziehen - bei dem damaligem (!) Schirm bis zu 10 - mehr ? cm ohne Frontstall möglich - na, und dann gings Gott sei Dank vorwärts - bin dann - bis zum Trimmer-Einbau - immer mit diesen beiden eingehängten Karabs geflogen...und den Schirm hab´I no imma....

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                        #12
                        AW: Absturz

                        Ich kann eure Erfahrungen nur bestätigen.

                        Ich bin vor einem Jahr bei sehr böigem Wetter bei einem Toplandeversuch auf 2500 m.ü.M. in einer kurve gegen den Hang, mit ca. 40-50Km frontal in den Hang gekracht.

                        Ich war gedanklich bei meinem Landeanflug als ich in sehr turbulente, Leeähnliche Luftströmung geflogen bin. Das ganze gin relativ schnell. ca3-4sec. Ich hab zwar am Anfang eine gewisse Angst gespürt, aber eigentlich war ich sehr ruhig und mir war bewusst, dass ich mir jetzt mindestens weh tue. Der Aufschlag, mit dem Arsch voraus, war ein zimlicher Knall. Ich hatte die ersten paar Sekunden nach dem Aufschlag kein Gefühl mehr in den Beinen, und mir gingen sofort Gedanken von einem Rollstuhl durch denn Kopf geschossen. Was mich erstaunt hat, ich war zwar verrückt auf mich selber, aber bin sehr ruhig gewesen und hab genau gewusst, dass mein Rücken kaputt war. Ich hab nachher drei Telefone gemacht bis der REGA Heli da war.
                        Die Ärtze und mein Freundeskreis haben erwähnt, dass ich mehr als nur Glück gehabt habe. Ich bin überzeugt, dass Gott hier seine Finger im Spiel gehabt hat.

                        Ich denke, sehr positiv an diesen Unfall zurück, denn ich habe zimlich viel aus knapp 5sec. gelernt.

                        PS: Ich habe fast einen Wanderer, der gemütlich neben dem Wanderweg gehockt ist und sich ausgeruht hat, abgeschossen! Er war ein wenig verwirrt, als ich neben ihm lag und in angeschaut hatte.
                        POISON Virus infisziert

                        Bei Nebenwirkung und akuten Entzugserscheinungen wenden Sie sich bitte an die nächste Bergbahn.

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                          #13
                          AW: Absturz

                          Hallo,
                          leider ;-) kann ich zu diesem Thema auch was beitragen!

                          Als ich bei meinem Absturz in 2002 registrierte, dass ich meinen Schirm nach Totalzerstörer, Folgeklapper und Verhänger mit beginnendem Spiralsturz in ca. 300m Höhe nicht mehr zum Fliegen bringe, war ca. 0,5sec später die Rettung draußen, der Zeitraum des 1.Ereignisses kam mir auch sehr lange, intensiv vor. Dies hat aber meiner Meinung nach sehr viel mit dem Adrenalinausstoß zu tun, der ja bekanntlich die Sinne "etwas" schärft.... und damit auch das Empfinden intensiviert. Von einem Blockieren der Reaktion oder Angst hatte ich bei mir nichts bemerkt.
                          Mit dem Retter bin ich dann in einem Wildbach gelandet, nun begann eine recht lustige Pararaftingtour, bei der mich mein mit ca. 20qm wasser gefüllter Retter den Bach entlang zog, dummerweise war ich so in den Leinen verheddert, dass ein befreien nicht möglich war.
                          Nach einigen Halteversuchen am Ufer, hab ich mich dann mit der Situation abgefunden, dass ich spätestens in der Staustufe, ca. 3km weiter unten, jämmerlich ersaufen werde, wenn mich niemand rettet. Mit dem möglichen bevorstehen des eigenen Todes, hat sich auch bei mir eine eigenartig ruhige Stimmung eingestellt, ich war keinen Moment panisch und hatte keine Todesangst, hab mich auf mein Gurtzeug gelegt und bin dahin getrieben.
                          Meine Gedanken gingen durch mein bisheriges leben, hab ich alles richtig gemacht?
                          Hey, fliegen war immer supergeil...etc. Die Vorstellung dass ich jetzt beim fliegen ersaufen soll, war irgendwie unreal....
                          So pervers es klingt, im nachhinein hab ich diese Minuten (bei mir waren es nicht nur Sekunden..), dieses Gefühl „mit sich im reinen zu sein“ (wie Wolfgang sagt) genossen und möchte diese Erfahrung in meinem Leben nicht mehr missen.
                          Ich habe dadurch gelernt viele Dinge klarer und einfacher zu sehen....

                          Wünsch euch absturzfreie Flüge und besseres :-) Wetter

                          Carpe Diem
                          Ralf

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                            #14
                            AW: Absturz

                            Zitat von Markus Schmidt
                            Während einer extremen Stresssituation gibt es anscheinend Leute die handlungsfähig bleiben und im besten Fall auch richtig reagieren, und solche die die Angst blockiert ... Für ein persönlich optimales Risikomanagement muss man sich meiner Meinung nach ohne Eitelkeiten klar machen zu welchem Typ man gehört und entsprechend individuelle Strategien erarbeiten und trainieren.
                            Hatte im April 2000 eine (selbst verschuldete) Situation, in der ich hätt den Notschirm sofort werfen müssen (nach Strömungsabriss, "Kaskade" und am Ende einem sackflugähnlichen Zustand aus ca. 300 m runtergekommen - mit sehr viel Glück und dank weichem Boden ist mir nix ernstes passiert).

                            Hab hinterher versucht zu analysieren, warum ich die Rettung nicht zog. Eine "Blockade" in dem Sinne wars nicht, ich hatte die ganze Zeit hantiert, versucht gegenzusteuern (was natürlich in dem Falle völlig kontraproduktiv war) und am Ende irgendwo zwischen 100 und 50 m (wo´s also nun wirklich dringlichst Zeit für die Rettung gewesen war) sogar noch versucht den Sackflug auszuleiten - und als ich dann kapierte, dass ich jetzt gleich einschlage (in Rückenlage) noch versucht Füße und Arme nach unten Richtung Boden zu bringen, um nicht die ganze Aufprallenergie ins Kreuz und Becken zu kriegen.

                            Hab jede Sekunde noch genau in Erinnerung, alles stimmte auch mit dem überein, was die Kumpels gesehen hatten. Hatte während des Absturzes eigentlich gar keine Emotionen, auch keine Angst, keine Panik, kein "Friedensgefühl" oder ein "mit dem Tod abfinden" - erst kurz überm Boden streifte mich flüchtig der Gedanke, dass das jetzt das Ende sein könnte.
                            Es war wohl vorrangig Unerfahrenheit, wohl auch meine gewisse Art von Dickkopf, nie aufgeben zu wollen ("das Sch***ding muss jetzt wieder fliegen...!"), ich war auch einfach der Meinung, immer noch Zeit zu haben - wie es auch Tommi weiter oben angerissen hat.
                            Im DHV-Info 131, Seiten 55/56, hat Karl Slezak diesen "Zeitlupen-Effekt" hervorragend erläutert, hab das Heft grad nochmal vorgekramt.
                            Gelernt hab ich daraus, dass ich mich in unliebsamen Situationen nicht (nur) auf den Schirm, sondern auch auf meine verfügbare Höhe konzentriere und spätestens nach dem zweiten nicht erfolgreichen Versuch, die Möhre wieder zum Fliegen zu kriegen, den roten Griff ziehe.
                            Hab dann ein Jahr später ein sehr gutes ST mit Retterwerfen überm Wasser besucht und kann das nur jedem empfehlen, ebenso dieses "mentale Training" (immer mal wieder in Gedanken durchspielen, wann und wie usw.). Hat mir nicht zuletzt auch jetzt vor paar Tagen geholfen, nach einem verbockten Manöver überm See zu entscheiden "jetzt ist Schicht im Schacht, raus mitm Zeug".

                            viele Grüße und sichere Flüge wünscht euch allen

                            Tina
                            Zuletzt geändert von Bettina Ebeling; 24.08.2005, 06:57. Grund: tippfehler rausgemacht
                            Das Vertrauen der Unschuldigen ist das mächtigste Werkzeug des Lügners. (Stephen King)

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