Wetter: Heute sehr starke Bora an der Adriaküste

[Stefan Hörmann]

Hallo,

heute weht an der Adria ein äusserst heftiger Borawind. Er erreicht derzeit schon Mittelwinde von 60 bis 80 km/h mit Böen an die 100 km/h. Das ist bei der Wetterlage mit solch einem starken Genuatief dann zwar nicht so ungewöhnlich, doch eben schon bemerkenswert.

tschüssle
Stefan

PS: Heute gutes Groundhandlingwetter hier auf der Alb. Gleich gehts raus

[Stefan Hörmann]

AW: Wetter: Heute sehr starke Bora an der Adriaküste

Hi nochmals,

bevor ich zum WÄHLEN und dann auf die Wiese gehe (heut guter Groundhandlingwind) noch ein paar Sätze
mehr zu Bora und dem Wetter grad in den Alpen.

Dieser sehr starke Wind hat eine Ursache, die auch in den Alpen zu
einer sehr phänomenalen Situation führen, nämlich zu einer total
gegensätzlichen Strömungskonstellation, auf die ich jetzt näher eingehe.

Während nach Durchgang der Kaltfront gestern an den Alpen der Wind in
tiefen Schichten über Nord auf Nordost bist Ost gedreht hat, ist er in
der Höhe auf Südwest geblieben. Bis etwa 3000m hinauf haben wir eine
ziemlich mächtige Nordostwindkomponente, darüber weht Südwestwind, der
aber bald markant drehen wird.

Ursache für diese sehr gegensätzliche Windströmung sind unterschiedliche
Positionen von Bodentief und Höhentrog (Höhentief). Während südlich der
Alpen die Genuazyklone (Bodentief) liegt und der Druck tief ist bzw, noch abnimmt, befindet sich über und etwas nördlich der Alpen der Höhentrog bei einem starken Bodenhoch. Dazwischen liegen die Alpen, die wie
eine Mauer diese beiden Druckgebilde und auch die jeweiligen Luftmassen stark abgrenzen.

Anhand folgender Boden- und Höhenwetterkarte kann man das ablesen. Dazu
habe ich einmal die Winde in den Boden- und Höhenschichten mit Pfeilen
markiert.



Übrigens:

Die an der Alpennordseite angelangte Polarluft, die bis 3000m
hochreichend ist, sorgt dafür dass an der Alpennordseite kein Föhn
aufkommt. Während nämlich bei Föhn den Wind viele hunter bis einige
tausend Meter auf wenig Distanz absinken lassen kann, ist dies nun nicht
möglich. Die schwere polare Kaltluftmasse füllt das Alpenvorland sehr
hochreichen mit stabiler Kaltluft unter Hochdruck auf. Die von Süden
über die Alpen strömende warme Luftmasse gleitet damit auf die "verlängerten"
Alpen auf.

Die Bora ist nun im Bereich der Genuazyklone schon sehr stark und das
liegt nicht nur am dalmatinischen Gebirge und dessen Hinterland, sondern
an der besonderen, flach auf das Meer auslaufenden Orografie. Der Wind
fällt dort nicht einfach wie bei Föhn ab, er gleitet ab. Dies meist
unter einer Inversion, unter der die gesamte Luftmasse, bedingt durch den Druckausgleich (Gradientwind) durchströmen muss. Wobei Inversion nicht immer der richtige Begriff ist. Sehr oft sind dies nämlich nur Schichten, in denen die Temperatur nicht zunimmt, sondern eher auf gleichem Niveau bleibt.

Hinweis: Hochdruck-Ostlagen sind deshalb oft so heftig, weil sich drei Kräfte summieren. Gradientkraft+Zentrifugalkraft+Corioliskraft. Bei Tiefdruck wirkt die Gradientkraft der Zentrifugalkraft.

Nun, dabei kommt es zu einer Beschleunigung der Luftmasse, ähnlich so
wie wir das aus den Alpen her in engen Talstellen kennen, nur dass hier
die Düse nicht horizontal sondern vertikal geprägt ist.

Düse = Konfluenz

Konfluenz: Zusammenströmen von Luftteilchen in Strömungsrichtung. Die
Luftmasse erfährt eine Massenbeschleunigung.

Gegensatz Difluenz: Auseinanderströmen von Luftteilchen. Die
Massenbeschleunigung wird verringert.

Difluenz und Konvergenz treten in der Atmosphäre in allen drei Dimensionen auf und wenn auch die Scherung mitspielt, wie gestern bei bei dieser sehr labilen und gegensätzlichen Strömung, dann kann es zu Tornados kommen, wie ebenfalls gestern über dem Starnbergersee, siehe hier:


Quelle: http://www.wetter-zentrale.com/cgi-b...pl?read=745700

Liebe Grüße
Stefan

http://www.gleitsegelwetter.de - Flugwetter nun auch für BW- und BY-Flachland