Angst...

[rene]

Bin gerade auf einen Artikel aus der ZEIT gestoßen und wollte ihn mal ohne Kommentar verlinken.

Grüße, R.ené

[Ma Schmi]

AW: Angst...

Schöner Bericht.

Ein Besipiel dafür warum ich DIE ZEIT so gerne mag.

[Peter Bork]

AW: Angst...

Angst, oder besser noch Respekt vor einer Sache, die man angehen will ist meiner Meinung nach eine wichtige Voraussetzung besonders in unserem Sport. Nur mit dem gehörigen Respekt bereitet man sich so vor, daß man eine Sache auch sicher zu Ende bringt.

Wenn einer zu mir kommt und das Drachenfliegen erlernen will mit den Worten:“ Ich würde gern fliegen erlernen, aber ich habe Angst und mache mir bestimmt vor Angst in die Hosen“. Das sind meine Lieblingsschüler. Die Angst vor dem ins- Nichts- laufen und vor der Höhe wird während der Schulung und auch beim weiteren Fliegen langsam abgebaut, der Respekt sollte immer erhalten bleiben. Wenn dann ganz Harte zu mir kommen und auch noch das Fliegen neben ihren anderen harten Sportarten noch „abhaken“ wollen, lehne ich sie von Vornherein ab. In meiner über 25-jährigen Erfahrung als Fluglehrer waren das immer die schlechtesten Schüler, haben es kaum gelernt und oft gänzlich aufgegeben. (Vor einigen „Durchhaltern“ bewahre mich der Luftraum). Deshalb will ich auch jeden Schüler vorher kennen lernen.

Mut, die Angst zu überwinden, sollte bei unserem Sport nicht dazu gehören. Besser ist es, sich durch die kleinen Schritte/Flüge von seiner Angst bei dem nötigen Respekt zu befreien.

Sicher, ich grusele mich auch bei irgendwelchen Begebenheiten und habe Angst, aber diese Begebenheiten bewußt zu suchen, um dann stolz über die Überwindung zu sein, ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Ein Glücksgefühl stellt sich eher bei mir ein, wenn ich eine solche Begebenheit umgangen habe. Und ich denke dabei bleibe ich auch.

Peter

[UlrichPrinz]

AW: Angst...

Hi Peter,

> Wenn dann ganz Harte zu mir kommen und auch noch das Fliegen neben ihren anderen harten Sportarten noch „abhaken“ wollen, lehne ich sie von Vornherein ab. In meiner über 25-jährigen Erfahrung als Fluglehrer waren das immer die schlechtesten Schüler, haben es kaum gelernt und oft gänzlich aufgegeben. (Vor einigen „Durchhaltern“ bewahre mich der Luftraum).

Vielleicht hattest du einfach Pech oder irgendwelche Vorurteile bei dir verhindern,
dass du das neutraler siehst. Meine Einschätzung wäre genau Gegenteilig: Wenn
Leute in anderen Sportarten gut waren, besonders solche die mit Risiko und
Selbsteinschätzung zu tun haben, dann werden sie auch beim Fliegen eher schneller
lernen und letztlich besser fliegen. (Motorik, Coolness in kritischen Situationen etc.)
Ich habe schon in vielen Sportarten von vorangegangenen profitieren können,
auch beim Fliegen.

Komplette Kamikazekandidaten werden wohl meist schon durch die anderen
'harten' Sportarten davor natürlicherweise herausgefiltert. Die die übrig bleiben,
wissen meist, was Grenzen sind, und wie sie unter diesen Grenzen bleiben.

Ich hatte beim Fliegen in 300 Flügen in 2 Jahren nur ein paar mal "Angst".
"Respekt" habe ich immer noch, und den haben auch die Kandidaten, die du oben
ansprichst, auch wenn sie es nicht offen sagen.

Ich habe es ja schon öfter geschrieben wie ich das sehe: "Angst" lähmt und
verhindert schnelle und richtige Entscheidungen in kritischen Situationen.
"Respekt" macht Hellwach und hilft dabei, das richtige zu tun. Deswegen habe ich
immer schon versucht, jegliche Angst zu bekämpfen und es möglichst nie über den
Respekt-Level schwappen zu lassen, auch und gerade, wenn mal was schief läuft.

Vielleicht sind unsere Wort-/Sinn-Belegungen auch nur etwas verschoben, jeder
interpretiert da für sich etwas leicht anderes mit hinein, denke ich...

Viele Grüsse und angstfreie Flüge,
wünscht Ulli

[MalteJ]

AW: Angst...

@Ulli,

wie nennst du denn das Gefühl, das du hast wenn du oben bist und dir ganz fest wünschst am Boden zu stehen?
Ich hatte das Gefühl diesen Sommer, aber ich würde nicht sagen, dass ich in dem Moment gelähmt war. Über Respekt ging es aber hinaus.
Ich würde sagen ich hab Schiss gehabt.

Die neue Abstufung wäre also
Respekt
Schiss
Angst

oder?

Grüße,
Malte

[Dirty-13]

AW: Angst...

Als relativ unerfahrener Pilot habe ich noch vor jedem Start "Respekt", wo mein Gehirn mir sagt, ich solle es nicht tun, während mein Körper den Schirm auslegt und das Gurtzeug anlegt.

Vor einer Woche bin ich aber erstmals in eine Situation gekommen, wo ich mir während des Fluges wünschte, mit dem Packsack auf dem Rücken zu Fuß talwärts marschieren zu dürfen. Ich war aber nunmal da oben in einer für mich schwer zu beherrschbaren Lage und hatte ein Gefühl, das weder mit "Respekt" oder "nur Schiss" zu beschreiben war. Trotz allem war ich mit meinen Gedanken klar und analytisch bei der Sache, was ja den Ergebnissen der Angstforscher durchaus entspricht. Selbst nach der schlußendlich geglücklten Notlandung habe ich noch gewohnheitsgemäß meine Ausrüstung gepackt und bin danach erst innerlich zusammengebrochen und mußte über das Geschehene nachdenken.

An einen Ausstoß von Dopamin kann ich mich allerdings nicht erinnern. Kein Glücksgefühl, sondern eher schlechte Laune.

Einen Tag später wollte ich auch keine noch größere Herausforderung , sondern mußte durch ruhige Abgleiter das Vertrauen ins Fliegen wiedergewinnen, was den Ergebnissen ja eindeutig widerspricht.

Ich denke, daß die Angstforscher nicht zwischen "Respekt", "Schiss" oder "Angst" unterscheiden. Aber einen gewissen Ausstoß bestimmter Chemikalien in meinem Hirn möchte ich mir bei den nächten Flügen sicher ersparen...

[paralu]

AW: Angst...

zu mir hat mal einer gesagt und ich weis mittlerweile was er damit sagen wollte:

"ES GIBT KEINE GUTEN FLIEGER, ES GIBT NUR ALTE FLIEGER"

oder:

"LIEBER SICH WÜNSCHEN OBEN ZU SEIN UND UNTEN STEHEN, ALS OBEN ZU FLIEGEN UND SICH WÜNSCHEN UNTEN ZU SEIN"

über diese sätze sollten sich einige flieger mal einen kopf machen und versuchen es umzusetzen, dann würden in der regel auch weniger unfälle passieren die hätten vermieden werden können ( egoistentum einiger gs u. hg`s )


DAS ANDERE RECHTS !?!
satz eines fluglehrers


mfg ludwig

[Fliegergue]

AW: Angst...

Ja Angst! Genau das ist mein Stichwort!
Ich hab jetzt knapp über 50 Flüge und vor kurzem meinen Sopi gemacht.
Die Klapper die man beim Prüfungsflug machen muss waren die einzigen die ich bis jetzt überhaupt hatte.

Ich muss sagen ich sch*** mich in unruhiger Thermik dermassen an dass ich bei turbulenter Luft sofort Landen geh.
Sobald ich ein kleines Rascheln hör oder den Steuerleinendruck kurz verlier, verkrampf ich mich so dass ich danach fast einen Muskelkater habe.

Ich würde nur zugern mal ein bisschen dynamischer Fliegen und auch mal Wingovern probiern und ich denk mir immer ach was soll sein heute probierst mal ein bisschen, aber wenns dann so weit is dann flieg ich wieder schön meine Kreise oder soare am Hang und das wars dann wieder und wenns pockig ist dann ab zum Landeplatz.
Ich versuch von Zeit zu Zeit ein wenig zu spiralen, das funktioniert auch schon ganz gut. Ich hab nur folgendes Problem: Beim Ausleiten, wenns noch gar keine richtige Spirale ist, also beim Herantasten haut alles super hin. Sobald ich aber mal eine Spirale mit so 10-12 Meter hab, schleudert es mich beim Ausleiten dermaßen raus dass ich danach fast eine frische U-Hose brauch. Deshalb trau ich mich in die Spirale nicht so richtig rein, weil ich vorm Ausleiten wieder ANGST habe.
Also meine Ängste bestehen darin das mir der Schirm klappt und dass es mich runter haut.

Hat von euch jemand einen Tipp für mich wie ich das in den Griff kriegen kann??
Fällt mir ausserdem gar nicht leicht das so öffentlich zuzugeben mich kenne doch einige, aber is ja egal. was solls, vielleicht gibts ja noch mehr solche wie mich und jeder behält das für sich.

grüße euch fliegergue

[MalteJ]

AW: Angst...

Hat von euch jemand einen Tipp für mich wie ich das in den Griff kriegen kann??

Wenn du Angst vor Klappern hast, würde ich an deiner Stelle keine Wingover üben, sondern Klapper!
Klapper sind in ausreichend Höhe eigentlich völlig harmlos (zumindest bei den niedrig klassifizierten Schirmen die wir so fliegen).
Die Angst vor Klappern verliert man am besten, indem man sie ein paar mal übt (glaub mir, ich weiß wovon ich spreche )
Du fliegst einfach raus und in einer Höhe von sagen wir mal min. 300m (damit man nicht direkt Angst bekommt, dass zu wenig Höhe da ist) bereitest du dich auf den bevorstehenden Klapper vor (ich setz mich dabei grade ins Gurtzeug, häng nich so rum und versuch meine Beine unters Gurtzeug zu drücken, damit die beim Abdrehen nicht so rumbaumeln - sieht doof aus und gibt das Gefühl der Unsicherheit).
Jetzt greifst mit einer Hand an sämtliche A-Gurte einer Seite (also Ohrenanlege-A-Gurt und mittleren A-Gurte - der Handrücken zeigt zum Gesicht, Faust um die Schäkel)
Jetzt überprüfst du, ob du auch wirklich nur die A-Gurte in der Hand hast.
Der Blick geht zum Horizont!!!
Und dann gehts los.
Die Hand reißt du so weit es geht runter und lässt unten los (du guckst immer noch zum Horizont und nicht zum Flügel!).
Du merkst, wie es dich schon zur eingeklappten Seite dreht.
Jetzt gibst du mit der anderen Hand soviel Bremse, dass du nicht weiter abdrehst.
Du stoppst wirklich nur die Drehbewegung. Versuch nicht den Schirm in eine andere Richtung zu zwingen. Sorg nur dafür, dass er wieder gerade aus fliegt. So ziehst du nicht zu weit und kannst die Strömung nicht abreißen.
Jetzt wo der Flügel stabil ist, darfst du nach oben schauen.
Du siehst wie stark der Flügel eingeklappt ist (wenn du die A-Gurte nicht stark genug runtergerissen hast, siehst du, dass du gar keinen Klapper mehr hast und der schon wieder raus ist).
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten den Klapper rauszukriegen.
Wenn er eher klein ist, bremse die eingeklappte Seite einfach leicht an und warte bis der Flügel sich langsam aufrollt.
Wenn der Klapper größer ist macht es Sinn starke Pumpimpulse zu geben, so dass die Luft in den eingeklappten Flügel hineingedrückt wird. Dazu nimmst du die Bremse und reißt sie so schnell es geht bis etwa auf Sitzbretthöhe und führst den Arm dann wieder hoch - so als ob du etwas unter dir schlagen wolltest.

Und dann?
Dann nix! Der Flügel ist wieder offen!

Weitere Übungen wären die A-Gurte unten zu lassen und den eingeklappten Flügel zu stabilisieren (so eine Art Verhängersimulation) oder einfach die Bremsen loslassen und eine Seite einklappen lassen, nichts tun, das Gewicht neutral lassen und warten, bis der Flügel wieder offen ist (es kann sein, dass du eine steile 270° Kurve fliegst, bis wieder alles normal ist).

Jo, das wärn so die Übungen für den Selbstversuch.
Falls du irgendwie während des Unternehmens nicht mehr weiterweißt, wie stark du wo ziehst, dann machs wie bei CSI Miami "Hände hoch!".
Viel schiefgehen kann eigentlich wenig (manche gehen dafür in ein Sicherheitstraining - teilweise berechtigt. Allerdings glaube ich, dass man das nicht braucht, wenn man weiß, dass man nicht in Panik verfällt und in einer solchen Situation überlegt handeln kann).

Gibt noch n paar andere Übungen, aber da wärs nicht schlecht n See, ne Schwimmweste und ein Rettungsboot zu haben (nur für den Fall!).

So, das wars jetzt mit meinen Hobby-Fluglehrer-Tipps

Viel Spaß beim Testen,
Malte

PS: Du hast ne Rettung dabei! Vergiss das nicht!

[manfred.ullrich]

AW: Angst...

Also meine Ängste bestehen darin das mir der Schirm klappt und dass es mich runter haut.
Hat von euch jemand einen Tipp für mich wie ich das in den Griff kriegen kann??

Drachenfliegen

Gruß, Manfred

[sonnenscheiner]

AW: Angst...

hi,
hast Du schon mal an ein Sichherheitstraining gedacht? Ansonsten würde ich dir viele Flüge an soften Tagen bzw. einfachen Gebieten empfehlen. Gib der Sache Zeit und setz dich nicht unter Druck. Hilfreich ist sicher auch sich Fliegerfreunde zu suchen, die ähnliche Bedingungen schätzen wie du.

Ich denke mentale Hoch- und Tiefpunkte hat fast jeder schon gehabt, der länger fliegt.

[Stefan_Schumacher]

AW: Angst...

DrachenfliegenGruß, Manfred

Damit tauscht man dann die Aussichten in gebrochene Knochen bei der Landung, oder?

;-)
Stefan

[Stefan_Schumacher]

AW: Angst...

Hat von euch jemand einen Tipp für mich wie ich das in den Griff kriegen kann??
Fällt mir ausserdem gar nicht leicht das so öffentlich zuzugeben

Ich hatte früher mal Angst, bei uns am Abend durch den dunklen Wald zu gehen, als ich das bewusst gemerkt habe, bin ich bewusst sehr langsam durch den Wald gegangen. Da war ich in der Grundschule. Genauso hab ich das später auch mit anderen Dingen gemacht.

Die Angst verlierst Du nur, indem Du Dich immer wieder diesen Situationen aussetzt und Dir bewusst machst, dass die Angst eigentlich unbegründet ist.

Also, die A-Leinen so lange runterziehen bis Du Spaß an der Reaktion Deines Schirms auf Klapper hast, und so lange Spiralen ausleiten, bis Du den Schwung, der beim Ausleiten der Spirale auftritt für den Übergang in die entgegengesetzte Richtung zum Spiralen ausnutzt.

Im Klartext, setzt Dich genau den Situationen immer wieder aus, allerdings mit ein wenig mentalem Vortraining.

Dann wird es auch mit der Angst. ;-)

Viel Spaß beim Üben
Stefan

[Liebernickel]

AW: Angst...

Ich meine auch, das man mit "langsamen" Herantasten an die Sache immer sicherer
wird.

Anfangs immer das gleiche Fluggebiet und ruhige Bedingungen. Das wird dann von
selbst langweilig und Du beginnst zu probieren.

Sollte das nicht der Fall sein und die Angst bleiben, solltest Du selbstkritisch nach-
denken, ob Fliegen für Dich der richtige Sport ist.

Mir geht es z.B. beim Motorradfahren so, da habe ich die Angst nie überwunden und
es lassen - beim Gleitschirmfliegen gibt es zumindest keine größeren Probleme.

[manfred.ullrich]

AW: Angst...

Also meine Ängste bestehen darin dass mir der Schirm klappt und dass es mich runter haut.
Hat von euch jemand einen Tipp für mich wie ich das in den Griff kriegen kann??

Drachenfliegen

Damit tauscht man dann die Aussichten in gebrochene Knochen bei der Landung, oder?

Zugegeben, das Landen ist die - im Vergleich zum GS-Fliegen - hohe Kunst beim Drachenfliegen.
Aber mit Können, Rädern und Bremsschirm kann man das Risiko stark mindern.

Und wenn es böig ist, sieht der Vergleich sowieso ganz anders aus.

http://home.arcor.de/manfred.ullrich/dateien/windboe1.htm

Gruß, Manfred