Hallo,
ich möchte hier an Ali Schmid erinnern, der heute vor 25 Jahren abgestürzt ist.
Ali war einer der Pioniere der Drachenfliegerei und hat sich um die Sicherheit der Hängegleiter verdient gemacht wie kaum ein anderer.
In den Anfangsjahren war das Hängegleiter-Fliegen eine brandgefährliche Sache. Zum einen gab es noch keine standardisierte Festigkeitserprobung, manche Geräte zerlegten sich in der Luft, sobald abrupte Manöver geflogen wurden. Noch gravierender war die Neigung zum Unterschneiden (Tuck, "Flattersturz"): Bei niedrigen Anstellwinkeln gingen die Drachen auf die Nase und ließen sich nicht mehr herausdrücken (das ist etwa so, als ließe sich ein Gleitschirm nach einem Klapper nicht mehr öffnen). Es gab unzählige, oft tödliche Unfälle. Gleichzeitig wurde viel selbst gebastelt - ich erinnere mich an einen Freund, der sich einen Drachen aus Bambusrohr gebaut hat und zum Entsetzen seines Vaters (eines Segelfluglehrers) damit den Hang hinunter gestochen ist...
In dieser Situation hat Ali sowohl als Konstrukteur als auch später als Technikreferent des neugegründeten DHV Maßstäbe gesetzt. Schon 1978 hat er den ersten Flugmechanik-Meßwagen entwickelt, später wurden dann auch Festigkeitstests mit den Meßwagen durchgeführt. Noch vor der Gründung des DHV hat Ali das Prinzip des Gütesiegels, das aus unserem Sport heute gar nicht mehr wegzudenken ist, entworfen und dessen Erprobungskriterien entwickelt. Es ist nicht übertrieben zu sagen, daß Ali der Vater des Gütesiegels war. Innerhalb weniger Jahre konnte sich das Zulassungsverfahren etablieren und hunderte von Hängegleitern wurden mithilfe von Ali's Wagen vermessen. Das (inzwischen natürlich weiterentwickelte) Verfahren ist immer noch aktuell.
Anfang der 80er Jahre, der DHV hatte sich gegründet, das Zulassungsverfahren war etabliert, ergab sich mit der Entwicklung der ersten Ultraleichten ein neuer Zweig von Fluggeräten. Zwar war immer noch der DHV für deren Zulassung zuständig, aber es kristallisierten sich Rivalitäten heraus, die später zur Abspaltung der ULs führen sollten. Ein Ergebnis war, daß (aus heutiger Sicht abenteuerliche) Geräte unter Umgehung der Meßwagentests aufgrund rein rechnerischer Nachweise zugelassen wurden. Ali, der auch an der Entwicklung eines Entenflugzeuges saß, mußte den Ultraleichtschein machen. Die Schulung fand auf einer "Pseudo-Ente" statt, die auf dieser Basis zugelassen worden war. Es gab keine Alternative zu diesem Gerät, obwohl schon erhebliche Zweifel an der Flugstabilität der Kiste bestanden. Bei seinem Prüfungsflug am 15. 9. 1982 in Tannheim geriet die Maschine im Landeanflug in einen Vorwärtsüberschlag, Ali hatte keine Chance.
Ich kannte Ali aus meinem Segelflugverein. Als ich damals mit dem Segelfliegen anfing, war Ali zwar nicht mehr aktiv und hatte sich schon den Hängegleitern zugewandt. Aber er hielt den Kontakt zu unserem Verein. Ich erinnere ihn als einen ganz Netten, Hilfsbereiten, als einen "duften Kumpel". Bei meinen Segelfliegerfreunden ist die Erinnerung an Ali noch sehr lebendig.
Michael Schönherr, einer von Alis Mitstreitern von damals, hat seine Erinnerungen an Ali auf eine Webseite gestellt, auf die ich hier verweisen möchte:
Ansonsten finden sich kaum mehr Spuren. Es ist zu lange her. Vielleicht ist es an der Zeit, Ali dadurch zu ehren, daß sich diejenigen, die aus diesen Zeiten noch berichten können, die Geschichte zusammentragen, in welcher Form auch immer. Ich kann dazu wahrscheinlich inhaltlich nicht sehr viel beitragen, aber ich würde versuchen, die Dinge zusammenzutragen, wenn sich genügend "Urgesteine" der Drachenfliegerei fänden, die daran auch ein Interesse hätten (bitte eine PM an mich).
Die Geschichte ist es wert (und Ali hat es verdient!), nicht einfach vergessen zu werden!
Schöne Grüße
Rüdiger
ich möchte hier an Ali Schmid erinnern, der heute vor 25 Jahren abgestürzt ist.
Ali war einer der Pioniere der Drachenfliegerei und hat sich um die Sicherheit der Hängegleiter verdient gemacht wie kaum ein anderer.
In den Anfangsjahren war das Hängegleiter-Fliegen eine brandgefährliche Sache. Zum einen gab es noch keine standardisierte Festigkeitserprobung, manche Geräte zerlegten sich in der Luft, sobald abrupte Manöver geflogen wurden. Noch gravierender war die Neigung zum Unterschneiden (Tuck, "Flattersturz"): Bei niedrigen Anstellwinkeln gingen die Drachen auf die Nase und ließen sich nicht mehr herausdrücken (das ist etwa so, als ließe sich ein Gleitschirm nach einem Klapper nicht mehr öffnen). Es gab unzählige, oft tödliche Unfälle. Gleichzeitig wurde viel selbst gebastelt - ich erinnere mich an einen Freund, der sich einen Drachen aus Bambusrohr gebaut hat und zum Entsetzen seines Vaters (eines Segelfluglehrers) damit den Hang hinunter gestochen ist...
In dieser Situation hat Ali sowohl als Konstrukteur als auch später als Technikreferent des neugegründeten DHV Maßstäbe gesetzt. Schon 1978 hat er den ersten Flugmechanik-Meßwagen entwickelt, später wurden dann auch Festigkeitstests mit den Meßwagen durchgeführt. Noch vor der Gründung des DHV hat Ali das Prinzip des Gütesiegels, das aus unserem Sport heute gar nicht mehr wegzudenken ist, entworfen und dessen Erprobungskriterien entwickelt. Es ist nicht übertrieben zu sagen, daß Ali der Vater des Gütesiegels war. Innerhalb weniger Jahre konnte sich das Zulassungsverfahren etablieren und hunderte von Hängegleitern wurden mithilfe von Ali's Wagen vermessen. Das (inzwischen natürlich weiterentwickelte) Verfahren ist immer noch aktuell.
Anfang der 80er Jahre, der DHV hatte sich gegründet, das Zulassungsverfahren war etabliert, ergab sich mit der Entwicklung der ersten Ultraleichten ein neuer Zweig von Fluggeräten. Zwar war immer noch der DHV für deren Zulassung zuständig, aber es kristallisierten sich Rivalitäten heraus, die später zur Abspaltung der ULs führen sollten. Ein Ergebnis war, daß (aus heutiger Sicht abenteuerliche) Geräte unter Umgehung der Meßwagentests aufgrund rein rechnerischer Nachweise zugelassen wurden. Ali, der auch an der Entwicklung eines Entenflugzeuges saß, mußte den Ultraleichtschein machen. Die Schulung fand auf einer "Pseudo-Ente" statt, die auf dieser Basis zugelassen worden war. Es gab keine Alternative zu diesem Gerät, obwohl schon erhebliche Zweifel an der Flugstabilität der Kiste bestanden. Bei seinem Prüfungsflug am 15. 9. 1982 in Tannheim geriet die Maschine im Landeanflug in einen Vorwärtsüberschlag, Ali hatte keine Chance.
Ich kannte Ali aus meinem Segelflugverein. Als ich damals mit dem Segelfliegen anfing, war Ali zwar nicht mehr aktiv und hatte sich schon den Hängegleitern zugewandt. Aber er hielt den Kontakt zu unserem Verein. Ich erinnere ihn als einen ganz Netten, Hilfsbereiten, als einen "duften Kumpel". Bei meinen Segelfliegerfreunden ist die Erinnerung an Ali noch sehr lebendig.
Michael Schönherr, einer von Alis Mitstreitern von damals, hat seine Erinnerungen an Ali auf eine Webseite gestellt, auf die ich hier verweisen möchte:
Ansonsten finden sich kaum mehr Spuren. Es ist zu lange her. Vielleicht ist es an der Zeit, Ali dadurch zu ehren, daß sich diejenigen, die aus diesen Zeiten noch berichten können, die Geschichte zusammentragen, in welcher Form auch immer. Ich kann dazu wahrscheinlich inhaltlich nicht sehr viel beitragen, aber ich würde versuchen, die Dinge zusammenzutragen, wenn sich genügend "Urgesteine" der Drachenfliegerei fänden, die daran auch ein Interesse hätten (bitte eine PM an mich).
Die Geschichte ist es wert (und Ali hat es verdient!), nicht einfach vergessen zu werden!
Schöne Grüße
Rüdiger
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