Preisbindung und deren Folgen

[12prinz12]

Ein ehemals sonniger Hersteller aus Innsbruck verpflichtet seit Januar 2008 seine deutschen FS zur Gegenzeichnung einer Preisbindung. D.h.: Wer jetzt Schirme mit mehr als 15% Rabatt verkauft, wird nicht mehr beliefert. Soweit die gutgemeinte Idee. Was passiert aber in der Realität bei solchen Knebelverträgen bzw. wie werden sie umgangen? Viele Beispiele großer Hersteller im Konsumgüterbereich beweisen, dass oft "der Schuss nach hinten losgeht".

Im Falle des Schirmes.....
a) Piloten kaufen ein neues Modell abzgl der 15% für € 2.950,-- (Aber wer zahlt heute noch diesen Preis? Und wer kauft einen Schirm, der schon in zwei Jahren einen Nachfolger findet und nimmt solch hohen Verlust in Kauf?).
b) Piloten kaufen das Modell für € 2.950,--, erhalten aber ohne Rechnung einen Gurt oder eine Reserve kostenlos dazu.
c) Piloten kaufen einen Schirm; es wird eine preislich korrekte Proformarechnung ausgestellt, der natürlich bar bezahlte Betrag liegt aber weit darunter, bei rund € 2.500,-- für den Neuschirm.
d) Piloten kaufen sogenannte Gebrauchtschirme, die aber in Wahrheit Neuschirme sind und zahlen ca € 2.200,--
e) Piloten kaufen im europäischen Nachbarland diese Neuschirme für € 2.200,--. Wer über seinen Club eine Sammelbestellung macht, kann nochmals € 100,-- raushandeln. Der Preis für das nachträgliche Gütesiegel rechnet sich in jedem Fall.

Aus Sicht des Betriebswirtes ein perfektes System zur Preisbindung.
Marktwirtschaftlich bzw in Realität aber fraglich, da schnell Wege gefunden werden, die das System umgehen. Der Markt hat seine festen Regulative, die die Preise festsetzen. So greift auch ein Dumping nicht gut. Die Mitte macht's.

Die freie Marktwirtschaft sollte auch im Schirmmarkt erhalten bleiben, sonst geht wieder das Gejammere über die Reimporte los. Letztlich sollte man es doch dem Handel überlassen zu entscheiden, wie hoch seine Marge sein soll, oder?

Auch andere Mütter haben schöne Töchter....

[Hosenscheißer]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Hallo.

Arbeitest du zufälligerweise für eine FS, die einen großen Süddeutschen See im Namen trägt??

Ich mein, wenn sich das dieser Hersteller antun möchte, möge er es tun. Der Markt wid das von selbst regeln.

Könnte aber durchaus ein legitimer Versuch sein, dem Produkt Gleitschirm bei der heutigen Geiz-ist-Geil-Mentalität seine Wertigkeit wieder zurückzugeben.

Andererseits: ich glaube 15% sind eh ein guter Nachlass und viele Piloten werden nicht einmal das bislang bekommen. Vielleicht wird das dann ja gleich Netto-Preis-Standard!

A.

[sny]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Hi,

Ist das jetzt eine Frage, einVorwurf oder eine Anleitung wie man eine "Rabatthöchstgrenze " umgeht?

Jeder soll das kaufen was und wie er will....
Ich kenne Piloten die kaufen ihren Schirm bei einer ach so teuren Flugschule, die bekommen den Schirm und wissen, wenn was ist dann hilft die Flugschule auch.
Nach dem Motto: Geh schau do hot a Leine wos... Der Verkäufer holt den Leinenplan, schaut nach was für Leine, bestellt sie, meldet sich wenn sie da ist, baut die kaputte aus und die neue wieder ein... die Leine kostet was, der Rest is Service...
Oder Check: Pilot gibt Schirm ab, wenn er fliegen will bekommt er einen Leihschirm, und Pilot holt Schirm wieder ab..
Das find ich ok... nicht jeder will sowas selbst machen...

Das mit den Re-Importen ist meistens nach dem Motto: ich kenn jemanden der kennt einen der hat den Schirm dort ums soundsoviel bekommen...
Ich kenne einen der eine Re-Import Schirm fliegt.
Der hat ihn tatsächlich um nochmals € 100.- günstiger bekommen als der beste Preis bei uns in Ö- dafür ist der xxx aber 1000km (Dur - Retour) mit dem Auto ihn holen gefahren.... is das nicht Idiotie?

Und für jeden selbst geholten Schirm gibts a ka Plakette... Oft ist der Importuer der Zulassungsinhaber... Dann rufst du an sagst i will a Güsi Peckerl, die Fragen dann wegen der Seriennummer und dann nix mit Güsi weil kein Schirm aus D oder Ö...

Und ja, Schirme aus dem Ausland (auch wenn sie manchmal anders heißen) sind meistens Baugleich... aber eben nur meistens...
Firma X bestellt 40 Stück Schirme während der Zulassung, leider fliegt der Schirm beim Load Test... Die 40 Schirme werden ins Ausland verkauft...
Firma Y bekommt 30 Schirme, die Querbänder auf der D-Ebene sind zu kurz genäht... Schirm fliegt normal, nur bei großen Frontklappern macht er leider eine stabile Rosette... Schirme werden im Ausland verkauft...
(Die Bsp sind natürlich frei erfunden....)

Warum fährt denn nicht jeder Autos von "Billigleasingfirmen"? Da gibts doch super Angebote. Bei uns in Ö -25% auf Liste und in D sogar -33% für jedes Auto... da kenn ich nämlich jemanden der kennt jemanden....

Wie immer wertfrei geschrieben.....

Schönen Tag

Martin

[pueckler]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Es gibt leider auch andere Hersteller, die Preisbindungen probieren. Mal abgesehen davon, dass sie schlichtweg verboten sind, sind sie auch ein Ausdruck von Dummheit. Denn diese Versuche zeigen, dass diese Hersteller / Importeure das Einmaleins des Marketings nicht begriffen haben.

Mag ja sein. dass es tatsächlich Piloten gibt, die nur oder primär über den Preis kaufen. (Welchen Wert messen sie ihrem Leben bei?) Fakt ist aber doch auch, dass das Feilschen als Ritual zum Geschäft gehört - allerdings erst nachdem ein Pilot sich für einen bestimmten Schirm oder eine Auswahl von möglichen Alternativen entschieden hat. Und dann gilt einmal mehr der Vertriebsgrundsatz: Nur schlechte Verkäufer drehen gleich am Preis.

Hersteller, die sich auf wenige aber wirklich gute Vertriebspartner / Flugschulen konzentrieren, scheinen interessanterweise kaum von Rabattschlachten betroffen zu sein. Das Nachsehen haben jene Hersteller / Importeure, die eine Penetrationsstrategie über viele Flugschulen fahren: Wo viele anbieten, kann der Pilot auch besonders gut feilschen. Jedenfalls dann, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt.

Und wenn ich mir den Markt anschaue, denke ich: Manche Lappen möchte ich nicht einmal geschenkt fliegen. Hängt nämlich immer noch mein Leben dran ...

[Greenling]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Wenn dann soein Hersteller auch noch einen Listenpreis aufruft der vollkommen übertrieben ist muss man sich wirklich überlegen mal die Marke zu wechseln.

Umso höher das Ross umso tiefer fällt man auch.
(Diese Erfahrung musste dieser H. auch schon machen)

Grüße Patrick

[foehnflieger]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Der einzige Preis an den ich mich binde ist der - den ich per Handschlag mit dem Verkäufer treffe, wer auch immer das ist

und die "unverbindliche Preisempfehlung" des Herstellers besagt ja genau dessen Zweck Handlungsspielraum erwünscht !!

ansonsten müsste es ja heissen "verbindlicher Verkaufspreis" des Herstellers
und der Schuß geht mit Sicherheit nach hinten los.....für den Hersteller, da auch die Piloten nicht endlos Teuros in der Tasche haben.

...Marketingkonzepte gibt es viele - aber die wenigsten funktionieren

[Micha0365]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Eigentlich ist das alles doch völlig egal.
Nicht der Hersteller macht den Preis, sondern der Markt.

Wenn der Preis für den "Sonnenschirm" höher liegt als das, was er mir subjektiv wert ist, dann kaufe ich mir halt eine andere Marke, bei der mir das Verhältnis von Preis und Leistung besser gefällt.

Der Hersteller kann und wird versuchen, mich in der Wahrnehmung des Wertes seiner Ware zu beeinflussen, damit ich bereit bin, dafür mehr zu bezahlen.
Das ist dann Werbung ...

[cashi]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Eigentlich sehr gute Idee, wird aber kaum greifen. Bei den Preisen. Der RA sollte auch mal 3.800 kosten, wurde aber schon vor den Leinenproblemen für 2.500 verkauft. Danach gabs den für unter 2.000 neu. Beim neuen Mentor pendelt es sich ähnlich ein, garantiert. Advance hat auch schon immer satte Preise, aber die bedingen sich durch absolut top Qualität und vor allem hohe Wiederverkaufspreise. Da zahle ich als Flieger genre vorab etwas mehr, am Ende rechnet sich das dann. Für den wie oben genannten "Sonnenhersteller" kann das schnell eine Sonnenfinsternis werden, das lernt jeder BWLer schon im ersten Semester.

[Andy B.]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Bin ja kein Jurist - aber ich denke so eine Preisbindung ist verboten (vertikale Preisbindung ist denke ich nur bei Büchern in D erlaubt). Insofern braucht sich da niemand daran zu halten beziehungsweise müsste der Hersteller verklagt werden (von wem? ).

Vielleicht irre ich mich ja auch....?

[Vibe]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Du irrst Dich.

Warum sollte es verboten sein. Verboten ist es nur dann, wenn damit ein Monopol geschaffen würde. Ansonsten kann ich als Hersteller/Verkäufer einer Ware meinen Preis bestimmen.

Bestes Beispiel sind hier Luxus-Markenartikel wie Uhren,Schmuck,Lederwaren etc.. etc

Gruß

Claus

[Hosenscheißer]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Hallo.

Es geht ja auch nicht darum, ob es verboten ist, eine Preisbindung einzufordern.

Wer kann mir verbieten, jemanden mein Produkt zu liefern, wenn er nicht nach meinen Vorgaben (zB Mindespreisvorstellungen) handelt?

Erfordert aber ein gewisses Selbstvertrauen des Herstellers, dass er meint, dass dann die potiellen Kunden (die den Schirm bei nicht-konformen Verkäuferen kaufen hätten wollen) dann zu wem anderen gehen und dort sein Produkt kaufen. Denke einmal, dass ein Teil sicher was anderes kaufen wird.

A.

[Andy B.]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Bestes Beispiel sind hier Luxus-Markenartikel wie Uhren,Schmuck,Lederwaren etc.. etc

Was Du meinst ist eine UVP - und die ist Unverbindlich (genau so wie das auch Listenpreise sind...). Deine Anmerkung mit dem Monopol bezieht sich auf Preisabsprachen bei Händlern und/oder Herstellern.

Ausser im Buchhandel lässt sich in D soweit ich weiß nur durch exklusiven Direktvertrieb ein Preis vorschreiben - wenn man es nämlich selbst herstellt und verkauft.
Und das ist im Fall eines Monopols natürlich auch nicht so ohne weiteres möglich...

[Vibe]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Was Du meinst ist eine UVP - und die ist Unverbindlich (genau so wie das auch Listenpreise sind...). Deine Anmerkung mit dem Monopol bezieht sich auf Preisabsprachen bei Händlern und/oder Herstellern.

Ausser im Buchhandel lässt sich in D soweit ich weiß nur durch exklusiven Direktvertrieb ein Preis vorschreiben - wenn man es nämlich selbst herstellt und verkauft.
Und das ist im Fall eines Monopols natürlich auch nicht so ohne weiteres möglich...

Wenn man einen entsprechenden Marktwert hat, dann kann man als Hersteller sehrwohl dem Verkäufer die Preise diktieren. Wenn ein Juwelier, der von Rolex offiziell beliefert wird, auch nur bei einer Uhr erwischt wird das er sie billiger verkauft, dann bekommt er nie wieder welche. Das ist selbstverstänndlich absolut rechtens, da niemand Rolex vorschreiben kann an wen sie verkaufen. Das gleiche gilt für JaegerLeCoultre, Lange&Söhne etc,etc....

Das sich das in der Gleitschirm Branche nicht umsetzen läßt steht dabei auf einem anderen Blatt.

Gruß

Claus

[ekke]

AW: Preisbindung und deren Folgen

...Wenn ein Juwelier, der von Rolex offiziell beliefert wird, auch nur bei einer Uhr erwischt wird, dass er sie billiger verkauft, ...

...es sei denn, ich geb meine alte Rolex in Zahlung.

[Richard S.]

AW: Preisbindung und deren Folgen

Wenn man einen entsprechenden Marktwert hat, dann kann man als Hersteller sehrwohl dem Verkäufer die Preise diktieren. Wenn ein Juwelier, der von Rolex offiziell beliefert wird, auch nur bei einer Uhr erwischt wird das er sie billiger verkauft, dann bekommt er nie wieder welche.

Das gilt nicht nur für Luxusuhren, sondern auch für nahezu alle etwas hochwertigeren Markenartikel, vor allem im Textilbereich. Es sei denn, es sind Auslauf- oder Vorjahresmodelle oder speziell hergestellte Sortimente, die mit Scheinpreisnachlässen auf den Markt geschmissen werden...