arme-leute-winde

[kiebitz]

Liewe Fliecher,

ist vielleicht furchtbar illegal, was ich hier frage (oder vielleicht auch Blödsinn): Wir spielen am Übungshang mit einem 60-Meter-Seil und einer ganz offiziellen Schleppklinke rum. Das macht Spaß und bringt doch ein paar Meter Höhe mehr (ein paar Mal sogar den Einstieg in thermische Gefilde).

Ist aber immer mit furchtbarer Lauferei verbunden und - glaube ich - könnte irgendwie optimiert werden. Könnte mir irgendjemand Tipps geben? (Nehme gerne auch Warnungen, Stirnrunzeln oder Beschimpfungen entgegen. Soll ja nichts passieren dabei.)

Wobei ich auch gar nicht weiß, ob das verboten ist: Pilot hat den Schein und so richtig Windenschlepp ist das ja nicht. Da ich denke, dass doch einige von Euch ein paar dunkle Flecken auf ihrer Flieger-Vita haben (Auto-Schlepp und ähnliches) könnte ich mir vorstellen, dass es den einen oder anderen zu Bekenntnissen drängt. Stichwort Vergangenheitsbewältigung.

Kiebi

[ekke]

Handschlepp

DHV-Schleppbüro
Tel: 06654/353 Fax: -7771 e-mail: dhvschleppbuero@t-online.de
Wegen illegal und so die beste Adresse. Ruf da ruhig mal an!

ekke

[sphinx]

armeleuteschlepp

Hallo Kiebi, hast Du es schon mal mit ner Umlenkrolle probiert?
Dann must Du nur halb so schnell rennen, brauchst aber dafür mindestens 2-3 Leute zum ziehen. Ich habe festgestellt, dass meistens die Kraft nicht das Problem ist sondern die Geschwindigkeit.
Wenn Du ein 60 m Seil hast, einfach 60 m unterhalb vom Startplatz das Seil festmachen. An der Rolle 3 Seile (für 3 Leute) festmachen. Gezogen wird an der Rolle. Probleme mit outlock dürfte es auch nicht geben, da der Zug sofort weg ist, wenn alle loslassen.
Einziges Problem wäre, wenn der Wind so stark ist, dass der Schirm das Seil gleich vollspannt. Dann wird es gefährlich. Aber normalerweise sind beim Start schon 20m Seil übrig, die man zum Nachlassen(für den Notfall z.B plötzliche Ablösung) noch übrig hat.
Mail mir mal, wo Ihr so rumsoart.

Hendrik

[mad]

Hallo,

eine Umlenkrolle vereinfacht die Sache ganz erheblich. Noch besser geht ein Gummiseil das man auf ca. 60 kg vorspannt. Hab mir extra mal eins anfertigen lassen. Funktioniert ganz gut wenn wenn sich über ein paar Büsche schiessen will um an eine Hangkante zu gelangen. Vorsicht! Gummiseil lässt im Zug nicht nach wenn der Schirm ausbricht.

Flachlandfliegen macht erfinderisch

Gruss
Markus

https://www.paragliding-kochertal.de.vu

[tiefseetaucher]

Re: arme-leute-winde

Original geschrieben von kiebitz
Kiebi

Ach Markus,

wozu die Tarnung? Aber das näxte Mal können wir ein Auto auf den Flugplatz fahren, dann musst Du auch nicht mehr laufen ;-)))

Gruß

mAddin

[kiebitz]

Nööö Du, Maddin, der Markus bin ich nicht. Aber freut mich, dass auch andere ein bisschen Drachen steigen lassen.

Danke übrigens für die Tipps. Das mit der Umlenkrolle werden wir gleich ausprobieren. Gummiseil müssen wir erst auftreiben - Hosengummis wohl, oder Flugzeugträger...

@ Hendrik: Wir sind im Bayerischen Wald unterwegs. Da sind die Startrichtungen ziemlich eingeschränkt.


Viele Grüße
Kiebi

[Bjoern]

2 am Seil, einer in der Luft

Hi zusammen...

Das mit dem Seil machen wir ebenfalls schon sehr lange.
(1988 - da war das noch ein MUSS, um an einem Hügel etwas
höher hinauszukommen...)

Es hat sich gezeigt, dass 2 Leute am Seil das Ganze sehr vereinfachen.
("Y"-Gabelung mit 2 Griffen anknüpfen...)

Ein guter Griff (in der Länge durchgebohrtes Rundholz, Stück von einem Besenstiehl etc.) am Seil macht ebenfalls ne Menge bei der Kraftübertragung aus.

Auch sollte das Seil nicht zu lang sein oder sich nicht sehr stark dehnen.
Mit 30-40 Metern klappt das noch ganz gut.

An steilen Hängen hat der "ZIEHER" ein starkes Problem.
Er muss irgendwie zum Stehen kommen.
Deshalb NIEMALS als Pilot unter Zug ausklinken.

Meinen Vater hat´s mal so den Hang runtergebretzelt, dass ich Angst hatte zu landen...*lach*
Klinkte ich doch bei hohem Zug aus (er war in starker Vorlage und es hat ihn förmlich aus den Socken geschmissen...)

Am Besten ruft der Pilot "STOOOOP!" und der "ZIEHER" stoppt sich selber am Seil festhaltend langsam ab.
Dann klinkt der Pilot aus.

Was beim Windenschlepp absolut verboten ist - das leichte Anbremsen des Schirm in der Steigphase - kann hier für den "ZIEHER" Vieles erleichtern.
Passt aber bitte auf, dass Ihr nicht zu weit zieht.

Bremszug ist nicht gleich Höhengewinn, ok ???

Soll ja keiner auf den Rücken krachen.

Nochwas:
Bitte keine selbstgebauten Klinken verwenden !!!
Ein Fliegerkumpel kam einmal mit einer Selbstbauklinke aus einem alten Auto-Sicherheitsgurtschloss an.
Sah auf den ersten Blick toll aus, löst aber nicht unter Zug aus !!!

Bitte ebenfalls NIE das Seil einfach durch den Brustgurt ziehen und nach dem "Klinken" (was es ja dan nicht gibt) vom ZIEHER durchziehen lassen.
(Er hält einfach ein Ende des Seils fest...)

Das lose Seilende wird wild um sich schlagen und dem Pilot eine Narbe im Gesicht verpassen, die er lange behalten wird.

(Alles schon gesehen...)

Mit einer zugelassenen Klinke und 1 oder 2 gefühlvollen ZIEHERN ist das Ganze eigentlich kein Problem.

Verboten sollte es auch nicht sein.

Gruss Björn


@ sphinx:
Das mit der Rolle klingt gut. Wird demnächst probiert.

@ mad:
Also ich persönlich würde mich an einem Gummiseil nicht wohlfühlen. Wenn da mal was passiert und das Ding trotzdem immer weiter zieht... Aua.

[Lukas]

Armeleute Winde

Hi beisammen,

Ich möchte Euch dringend vor allzu "mutigen" Versuchen mit Gummiseilen warnen.

Das Ganze funktioniert bei Modellflugzeugen recht gut, aber da kommts auf die Sicherheit und eine vernünftige Startphase auch nicht an.
Folgende Probleme:
1. der Kraftverlauf während des Gummiseil-Schlepps: Zum Start/Schleppbeginn ist die Zugkraft stark, mit zunehmender Höhe nimmt der Zug ab.
Genau umgekehrt wäre es vernünftig!
2. Ein Nachlassen der Zugkraft (bei irgendwelchen Problemen) ist überhaupt nicht mehr möglich!

-> deshalb -> ein Handschlepp mit sachkundigen Leuten und guten Windverhältnissen kann funktionieren, aber von Gummi-Patenten würde ich die Finger lassen!
ABSOLUT!

Ich habe mir auch schon solche Gedanken (wie "Selbststartvorrichtung" usw.) gemacht - ist aber alles Blödsinn.

Auch habe ich etwa 100 - 200 Autoschleppsstarts mit dem Drachen gemacht, und vielleicht 50 mal einen Gleitschrim mit dem Auto hochgezogen und in die Thermik befördert.
Dazu benutze ich eine Billigst-Eigenbau-Schleppvorrichtung (meistens im Ausland), mit Zugkraftmeßeinrichtung, Sollbruchstelle und Kappvorrichtung.
In Australien ist das ist eine ganz normale Sache.
In D gibt es auch mehrere DHV zugelassene Schleppsysteme (z. B.: Wujasin und Schuhwerk).

Gruß
Lukas

[kiebitz]

Schleppsysteme

Hi Lukas,

sehr interessant, was Du schreibst. Wo kann ich näheres über die DHV-zugelassenen Schleppsysteme "Wujasin" und "Schuhwerk" erfahren? Im Internet finde ich einen Drachenflieger Johannes Wujasin und seitenlange Abhandlungen über das Schuhwerk der Nationalen Volksarmee.

Viele Grüße
Kiebi

[Bernd]

Kontrolle der Startmannschaft

hallo zusammen,
ich hab mich auch mal von ein paar begeisteten Kumpels (Nichtfliegern) zu Fuß schleppen lassen. Meine Erfahrung ist die, dass es schwer sein kann, die Startmannschaft zu kontrollieren. Die ziehen in ihrer Begeisterung was das Zeug hält, ohne sich darum zu kümmern, was hinter ihnen passiert! Hauptsache, ordentlich gezogen! Ist ja auch schwierig, beim Rennen nach hinten zu schauen! Deshalb meine Empfehlung: versichert Euch gewissenhaft, dass der Pilot die Startmannschaft unter Kontrolle hat!!!! Mit Umlenkrolle ist die Situation sicher besser, weil langsamer gezogen werden kann und die Bodentruppe sich weniger aufs Laufen konzentrieren muss und deshalb mehr auf den Piloten achten kann.

Viel Spaß und unfallfreies Schleppen!

Bernd FN

[Bjoern]

Da hast Du sicher Recht.
Nichtflieger zerren durchaus heftiger und für den Piloten unkontrollierter am Seil, da sie die Folgen nicht einschätzen können und teilweise auch nicht verstehen, was da gerade im Moment passiert, warum der Schirm fliegt /steigt/outlockt usw.

Björn

https://www.gleitschirmfreunde-untertaunus.de

[Oliver]

Umlenkrolle

Hallo,

seid vorsichtig mit der Umlenkrollenmethode. Ihr habt dann ja ein Ende des Schleppseiles am Boden verankert. Wenn der Pilot nicht klinkt und die Verankerung überfliegt, haut es ihn Sekunden später ungespitzt in den Boden. Vielleicht wäre es sicherer, wenn man das feste Ende mit einer Kamm- oder Curryklemme befestigen, die beim im Notfall beim Drüberfliegen auslöst.

Grüße von Oliver

[tiefseetaucher]

Re: Umlenkrolle

Original geschrieben von Oliver
Curryklemme

Hallo Oliver,

kann ich mir das als überdimensionale Pommes/Curry- gabel mit zwei Zinken vorstellen? Dann wäre das in der Tat sehr sinnvoll.

Gruß

Martin

[Lukas]

Re: Schleppsysteme

Hi Kiebitz,

im Internet habe ich (auf die Schnelle) leider auch keine Adresse für die Abrollwinden vom Herrn Schuhwerk gefunden. Ich glaube er heisst Christof oder Christian Schuhwerk.
Ruf halt mal beim DHV an. Dort bekommst Du bestimmt geholfen.

Wujasin baut (baute?) elektrische Schleppsysteme, bei denen das komplette Seil ausgelegt wird.
Hab da ne Adresse, aber ohne Gewähr:

Johann Wujasin
Neue Str.1
14163 Berlin
Tel.: 030 3231623

Grüße

Lukas

Original geschrieben von kiebitz
Hi Lukas,

sehr interessant, was Du schreibst. Wo kann ich näheres über die DHV-zugelassenen Schleppsysteme "Wujasin" und "Schuhwerk" erfahren? Im Internet finde ich einen Drachenflieger Johannes Wujasin und seitenlange Abhandlungen über das Schuhwerk der Nationalen Volksarmee.

Viele Grüße
Kiebi

[kiebitz]

gute tipps!

Danke Lukas,

ich probier's mal bei Wujasin und mit den anderen Tipps, die ich hier bekommen habe. Ich freu' mich sehr darüber und glaube, dass das viel Spaß machen wird.

Wir sind eigentlich in erster Linie Bergflieger. Aber an soundsoviel Tagen im Jahr geht unser Hausberg eben nicht. Und so richtigen Windenschlepp zu organisieren, fehlt uns ein bisschen die Power: das Geld für eine Koch 4, der Schnauferer für den Lauf durch die Geländeinstanzen und die wirklich begeisterten Windenflieger gibt's bei uns auch nicht (meist kann man über unserem Startgelände ja doch die eine oder übernächste Stunde hängen oder auch mal 50 km machen - warum dann schleppen?).

Aber gerade für die Neuen, die noch Spaß am selbstverdienten Höhenmeter haben, wär's nicht verkehrt. Das hat was von der ganz alten Flieger-Romantik, den Sperrholz-Schulgleitern, die mit dem Gummiband 300 Meter runter aber nur 30 Meter rauf geflogen sind. Den Lilienthal haben sie auch ausgelacht.

Ein wirklich kluger Mensch hat sich mal Gedanken draüber gemacht, wie wenig intensiv das Erlebnis Höhe für einen Pistenfahrer in einem der großen Skigebiete noch sein kann. Gehen wir Gleitschirmflieger nicht den selben hedonistischen Weg? Inflation der Events, maximal rausholen, minimal investieren? Die Spirale drehen und drehen und weiter drehen...

Auf einem Liftseil hab' ich noch nie einen Vogel sitzen sehen.


Vielleicht ein Spinner...

...Kiebi