Neu und gleich die erste Frage

[Südtirolflieger]

Hi,
erstmal möchte ich mich vorstellen: Mein Name ist Johannes Kohler, ich bin 15 Jahre alt und komme aus Südtirol, genauer gesagt Welschnofen (nähe Bozen im Herzen der Dolomiten). Ich interessiere mich allgemein für die Fliegerei und nun vor einem halben Jahr hat mich das Paraglidefieber gepackt. Nun will ich es auch lernen.
Meine Eltern sind zwar nicht strickt dagegen, jedoch sagen sie, dass dieser Sport sehr gefährlich ist. Stimmt das. Mein Vater sagt, die größte Gefahr besteht darin, dass der Schirm während des Fluges zusammenklappt. Kann das sein, was kann man dagegen tun?
Freue mich auf eure Antworten und möchte euch im Voraus danken.

Johannes Kohler

[Geier]

AW: Neu und gleich die erste Frage

Hi Johannes

Die erste Frage: willst Du dauerhaften Stress mit Deinen Erziehungsberechtigten?
Um die zum Teil berechtigten Sorgen Deiner Eltern zu zerstreuen, besteht die Möglichkeit, sich mal zusammen die ersten Versuche an einem Übungshang bei einer guten Flugschule anzuschauen. Die Ausbildung erfolgt Schritt für Schritt und dort lernt man dann auch das "aktive fliegen" um die Klapper weitgehendst zu vermeiden. Vom Alter her dürftest Du sogar schon mit der Ausbildung für einen Pilotenschein fürs Segelfliegen anfangen. Klar, alle Sportarten bergen ein gewisses Verletzungsrisiko. Dann dürftest Du z.B. auch kein Fussball spielen.
Wenn Deine Eltern zustimmen sollten, buch doch erst einmal einen Schnupperkurs. Du wirst dann ganz schnell feststellen, ob dieser Sport Deine Erwartungen erfüllt. Dann würde Schritt für Schritt die eigentliche Ausbildung folgen. Suche Dir dann schon einmal einen Sponsor für Deinen Sport. Die Ausbildung und dann der daraus vermutliche Kauf einer (gebrauchten) Ausrüstung leert schnell Dein Sparschwein.

Jochen

[pumadompteur]

AW: Neu und gleich die erste Frage

Servus Johannes,

die meisten Sportarten sind in dem Mass gefährlich, wie man bereit ist, unkalkulierbare Risiken auf sich zu nehmen. Ich habe vor über einem Jahr zusammen mit meinem damals 16-Jährigen Sohn das Drachenfliegen begonnen und verstehe sehr gut, welche Sorgen sich deine Eltern machen. Die Statistik spricht zumindest in Deutschland dafür, daß Gleitschirm- bzw. Drachenfliegen kein besonders hohes Risiko beinhaltet.

Wenn man sich an die Sicherheitsgrundsätze hält, die man bei der Ausbildung eingebläut bekommt und im Zweifel lieber einmal zuviel am Startplatz abbaut, ist man sicher auf der richtigen Spur. Man muß sich dessen bewußt sein, daß beim Fliegen Fehler schnell tödlich enden können. (Ist beim Motorradfahren übrigens genauso der Fall)

Information ist alles, und ein sanftes Heranführen der Eltern an die Thematik Fliegen wie von Jochen vorgeschlagen sicher das Beste. Vielleicht kannst du ja deine Eltern auch für das Fliegen begeistern

Fliegergrüße

Robert

[langhaarrocker]

AW: Neu und gleich die erste Frage

Mein Vater sagt, die größte Gefahr besteht darin, dass der Schirm während des Fluges zusammenklappt. Kann das sein, was kann man dagegen tun?

Grob vereinfacht gesagt passieren Klapper dann, wenn Wind aus irgendwelchen Gründen nicht mehr von unten, sondern von oben auf einen Teil des Gleitschirms bläst. Der von oben angeblasene Teil des Gleitschirms weht nach unten, das ist der Klapper.
Damit so etwas passieren kann, musst Du mit dem Gleitschirm erst einmal in turbulente Luft geraten, in der auf kleinem Raum Wind aus verschiedenen Richtungen wirbelt. Typische Gründe, warum so etwas passieren kann sind z.B. Bereiche im Windschatten oder sehr böige Winde, z.B. durch übermäßig starke Thermik verursacht.
Damit ergibt sich schon die erste Maßnahme, die man gegen Klapper ergreifen kann: Man vermeidet es in turbulenter Luft zu fliegen. Schon während der Ausbildung lernt man solche Situationen zu erkennen.
Ein Klapper als solches ist zunächst auch nicht wirklich schlimm, man stürzt dadurch nicht direkt ab. Normalerweise fliegt der Schirm kurzzeitig etwas schlechter (es geht etwas steiler bergab), macht vielleicht eine Kurve, klappt dann aber von selbst wieder auf und fliegt einfach weiter. Gefährlich werden Klapper vor allem dann, wenn sie in Bodennähe passieren und man falsch reagiert. Dann hat der Schirm nicht mehr genügend Platz sich selbst zu stabilisieren und man kann unliebsame Bodenberührungen erleben. Denn es ist der Boden, der weh tut, nicht die Luft.

Klapper sind zwar tatsächlich die häufigste unmittelbare Ursache für schwere Unfälle. Doch kommen Klapper nicht aus dem Nichts, die allerallermeisten Klapper laufen harmlos ab und jeder Klapper hat seine Vorgeschichte. Meist ist erst die Kombination von Fliegen in zu unruhiger Luft + Bodennähe + falsche Reaktion, die wirklich in einem Unfall enden.

Phil

[Südtirolflieger]

AW: Neu und gleich die erste Frage

Hi,
thx für die schnellen Antworten. Ja also wie gesagt, grundsätzlich erlauben es meine Eltern ja, aber ich möchte halt nicht, dass sie jedes Mal wenn ich fliegen gehe zu Hause sitzten und um mich Angst haben...

MfG Johannes

[gliderchris]

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Hallo Johannes.
Bin auch ein Südtiroler (am Fuße des Kronplatzes).
Hast du schon mal einen Tandemflug gemacht? Falls nicht, kannst du dich einfach bei mir melden und einen Tandemflug mit mir machen. Habe auch einen Fliegerkollege in Deutschnofen (Manni R.)..
Wie gesagt, wenn du Lust hast melde dich einfach bei mir unter chris.niederkofler@alice.it dann geb ich dir meine Handynummer und ich gebe dir Infos bzw. Schulung bei uns hier in Südtirol und so...


Grüße

Chris

[Oberlender]

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Hallo Johannes,


ich find es super, dass dir deine Eltern dies erlauben. Ich hätte kaum mit 16 Jahren mit dem fliegen beginnen dürfen, auch finanziell wäre es kaum dringelegen.

Eigentlich bin ich ganz froh, dass ich erst mit 27 Jahren zum Gleitschirm griff. Ich denke Gleitschirmfliegen gehört zu einer Gruppe Sportarten, bei denen man eine gewisse Reife haben sollte. Die hätte ich als Teenager wohl nicht gehabt.

Gleitschirmfliegen bedeutet Entscheidungen treffen und zwar allein. Es sagt dir nach der Schulung keiner mehr, was du tun und lassen sollst. Wie ist dein Charakter - bist du ein kleiner Draufgänger oder der ruhige Überlegte? Risikofreudig oder eher der Sicherheitsfanatiker? Je nachdem sieht dein Flugstil aus mit dem entsprechenden Unfallrisiko. Unfall? Ja, passiert ab und an. Klapper in grosser Höhe sind eigentlich kein Problem. Klapper in Bodennähe können bös enden - wir fliegen und können abstürzen. Eine harte Landung hat wohl jeder mal. Ne Baumlandung - auch das kann vorkommen. Und in seltenen Fällen steht der Pilot aber nicht mehr auf..

Paragliden braucht viel Zeit. Extrem viel Zeit. Andere Hobbys liegen fast nicht mehr drin wenn du den Sport mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betreiben willst.

Das sind meine Gedanken, die ich mir vor Beginn der Schulung gestellt habe.
Es gibt Menschen die sehen grundsätzlich ein mögliches Gefahrenpotential nicht oder verdrängen es erfolgreich. Man kann es auch "Unbekümmertheit" nennen.

Deshalb: Gleitschirmfliegen ist eine Risikosportart. Sei dir das immer bewusst.

Viel Spass.

[snowfly]

AW: Neu und gleich die erste Frage

Hallo Johannes

Hi,
...aber ich möchte halt nicht, dass sie jedes Mal wenn ich fliegen gehe zu Hause sitzten und um mich Angst haben...

Du wärst da nicht der einzige Gleitschirmflieger der sich jedesmal wenns zum Fliegen geht als standard Verabschiedung
ein "Pass frei auf" oder "sei vorsichtig" anhören darf.

Nach ein paar Jahren wird das aber langweilig wenn du jedesmal lebend
und grinsend heimkommst und verkommt zu Floskel.


Viel Spass
Snowfly

[Südtirolflieger]

AW: Neu und gleich die erste Frage

Hi, thx für eure Antworten.

MfG Johannes

[mrschurli]

AW: Neu und gleich die erste Frage

Eine Art der Gefährdung mit einer anderen zu vergleichen ist Schwachsinn. Motorradfahren ist eben auf eine andere Art gefährlich als Gleitschirmfliegen. Beim Motorradfahren spielt aber noch der Faktor Straßenverkehr eine Rolle, wo dein Leben auch vom korrekten und "fehlerarmen" (fehlerfrei ist keiner) Verhalten anderer abhängt, da kannst du noch so defensiv fahren. In der Luft ist um Zehnerpotenzen weniger los als auf der Straße. Da legst du dein Leben nicht in die Hände von anderen, wie auf der Straße, sondern das Gefahrenpotential ist mehr oder minder fast ausschließlich von einem selbst abhängig. Technisches Versagen denke ich kommt gleich selten vor wie wo anders und meinstens sind Unfälle menschlicher Natur.

Ach ja, genau dieser erwähnte Gedankengang bracht mich dazu mir selbst zu sagen, dass das Motorrad jetzt ein wenig aus dem Zentrum meiner Freizeitgestaltung gerückt ist und ich, wenn möglich schon diesen Herbst, den Paragleit-Grundkurs machen will.

Interessant wäre doch ein Vergleich der verschiedenen Freizeitaktivitäten und in diesem Zusammenhang stehenden Unfällen mit Unfallschwere mit Angabe der Anzahl der ausübenden Personen.

[Kheezzna]

AW: Neu und gleich die erste Frage

Beim Motorradfahren spielt aber noch der Faktor Straßenverkehr eine Rolle, wo dein Leben auch vom korrekten und "fehlerarmen" (fehlerfrei ist keiner) Verhalten anderer abhängt, da kannst du noch so defensiv fahren. In der Luft ist um Zehnerpotenzen weniger los als auf der Straße.

Ui, wenn du dich da mal nicht täuschst....wenn an einem guten Tag und einem schönen Hang ca. 50 Schirme in einem laminaren Aufwind soaren, oder an einem HotsPot im Hausbart 25 Piloten gleichzeitig kurbeln, weils grad ein gutes Startfenster war - dann gilt es SEHRWOHL auf sich und die anderen aufzupassen, - vergiss nicht, dass wir keine Leitlinien haben, und dass wir uns in 3 Dimensionen bewegen....schonmal einen Mückenschwarm gesehn, .............so ungefähr schaut das dann aus - is jetz übertrieben aber der Vergleich gefällt mir.

Weiters hat ein Motorrad Bremsen, die wenns sein muss das Gerät bis zum Stillstand verzögern - wenn du beim Gleitschirm bremst bis zum Stillstand, ist der nimmer flugfähig