Land- und Meerwindtheorie falsch?

[Andreas Horn]

Hallo,
wir waren gerade in Marocko und auch wenn wir nicht fliegen konnten, hat man natürlich die Nase immer im Wind. Dabei ist mir etwas merkwürdiges aufgefallen.
Normalerweise sollte doch die Landmassen schneller von der Sonne erwärmt werden als das Meer und daher am Tage ein Seewind vorherrschen, der dann Nachts wenn das Meer länger warm bleibt und das Land schneller abkühlt vom Land zur See dreht.
ABER es war gerad umgekehrt.
Beobachtung: Mit dem Aufgang der Sonne setzte der Wind ein und wurde immer stärker. Dabei blies er kräftig Richtung Meer. Gegen elf fing er an zu drehen, so dass er bis Mittags zwei dann als Seewind vom Meer aus blies und gegen Abend einschlief.
Das war nicht an einem Tag so, sondern an allen vier Tagen gleich (Agadir)
Man hätte also Vormittags überhaupt nicht fliegen können (an der Küste).
Erklären kann ich mir den Wind nicht.
Wäre schön, wenn mir jemand den "Rechenfehler" aufzeigen könnte.
Danke
Sehnsüchtige Wintergrüße
und ein gutes Fliegerjahr
Andreas

PS: Anmerkung zur Flugsituation in Marocko in der Rubrik Fluggebiete

[WA]

AW: Land- und Meerwindtheorie falsch?

- Erklären kann ich mir den Wind nicht.

Bin kein Meteolüge, aber diese Wüsten kühlen sich dermaßen ab des Nachts, daß es einfach bis 11:00 Uhr Mittags braucht, bis sich das Land und darauf die Luft soweit erwärmt haben, bis sie die Meerestemperatur überlagert haben und damit eine Luftzirkulationsumkehr bewerkstelligen - denke ich mal.

WA

[Gast]

AW: Land- und Meerwindtheorie falsch?

Das muss ja nicht zwingend jeden Tag so sein, nur weil es sich um eine Küstenregion handelt. Der Land-/ Seewind ist eine regionale, kleinräumige Erscheinung, die vom großräumigen Wettergeschehen überlagert wird. Das Stärkere setzt sich dabei eher durch. Wenn der großräumige Wetterverlauf von starken Druckunterschieden geprägt ist, werden sich diese durchsetzen.

Du hast ja auch in den Alpen nicht jeden Tag Talwind, nur weil Berg und Tal vorhanden sind.

[luaas]

AW: Land- und Meerwindtheorie falsch?

Hallo Andreas,

da ist nichts ungewöhnliches dran.

Das typische Seewindsystem hat immer einen Tagesgang. Die Luft steigt über dem Wärmeren auf und fließt vom kälteren Bereich aus nach. Bis sich das Land entsprechend aufheizt, dass dieses System auch anspringt, kann es aber schon eine Weile dauern.

Nachts kehrt sich das i.d.R. um. In Marokko kann diese Brise vom Land aufs Meer raus aber sehr spät einsetzen, weil das Meerwasser dort strömungsbedingt eher kühl ist. Da dauert es halt, bis das Land noch kühler wird. Die geringste Temperatur an Land wird kurz vor Sonnenaufgang erreicht (nächtliche Auskühlung durch Ausstrahlung). Wenn die Luftmassen dann erst einmal in Bewegung sind, haben sie auch wieder ihre eigene Trägheit. D.h. die Masse kommt in Schwung, entwickelt mehr Kraft, und es braucht halt eine Weile, bis sie wieder die Gegenrichtung einschlägt.

Dafür kommt es in Marokko vor, dass man schon mal nachts bei Vollmond im Seewind soaren kann, weil der halt so lange nachbläst...

Außerdem hat auch an der Küste der überregionale Wind noch seine Bedeutung. Wenn dieser z.B. während deiner Reise eher aus Osten wehte, wird es halt entsprechend lange dauern, bis sich der Seewind dagegen durchsetzt - wenn überhaupt.

Lucian