negativ steuern - wasn das?

[helmriek]

hallo kenner und könner,
ich habe mir gerade einen anakis 2 gekauft. Der will "negativ" gesteuert werden.
Was das bedeuten soll, habe ich schon mal rausgekriegt: Beidseitig 30 % anbremsen, dann gewichtsverlagerung nach innen, dann außenbremse auf.
Schön und gut, aber was bewirkt das, welchen vorteil hat das?
Lernt mich mal was!
Danke!

[soundglider]

AW: negativ steuern - wasn das?

Wer sagt dir denn sowas?

Pauschal mit Brems-Prozentangaben und Reihenfolge würd ich das niemals unterschreiben, es kommt immer drauf an in welcher Situation du dich gerade befindest!

Zur Erklärung:

Die Bremsen:
Wenn du angebremst fliegst und die Außenbremse aufmachst, beschleunigst du den Außenflügel und der Flügel giert in eine Kurve. Gleichzeitig hast du aber als Pendel weniger Energie weil du ja schon angebremst bist. Somit ist die Schräglage anfangs dann eher gering.
Umgekehrt, wenn du im Trim fliegst und die Innenbremse ziehst, bremst du den Innenflügel. Du als Pendel hast überschüssige Energie, dadurch geht der Schirm leichter in die Schräglage.
Jetzt zum Gewichtseinsatz:
Legst du dein Gewicht auf die Innenseite, nimmst du auf der Außenseite Gewicht weg, dort hat der Schirm also mehr "überschüssigen" Auftrieb, der Schirm rollt in eine Schräglage. Gleichzeitig wird die Innenseite durch die höhere Belastung leicht beschleunigt.
In der Kombination wirds jetzt etwas komplexer:
Normalerweise legst du dein Gewicht nach innen und ziehst innen, dadurch geht der Schirm schön in die Kurve, manche Schirme nicken dabei aber auch gerne ein bisschen nach vorne (sie "graben"), wenn das Verhältnis zwischen Gieren und Rollen unausgewogen ist. Das kann man entweder durch kurzen Input auf der Außenbremse unterbinden, oder gleich durchs Einleiten der Kurve über die Außenbremse. Beim Einleiten über die Außenbremse hat der Schirm allerdings deutlich weniger Dynamik. Du kannst beim Kurvenflug dein Gewicht auch auf die Außenseite legen, damit den Außenflügel beschleunigen und mit der Innenbremse das Rollen unterbinden und das Gieren verstärken. So kann man z.B. sehr flach kreisen.
Hier gilt also: Experimentieren!!
Wenn die Kurve mal eingeleitet ist, steuer ich am liebsten über die Außenbremse (der Anakis 1 hat das immer gern gemocht), das ist aber Geschmacksfrage.

[Klaus Sattelberger]

AW: negativ steuern - wasn das?

Hallo Helmut,
das "negative" Steuern wird beim Landeanflug empfohlen.
Leicht angebremst fliegt jeder Schirm stabiler, vor allem in unruhiger Luft. Wenn Du leicht angebremst fliegst und eine Kurve durch zusätzliches Bremsen an der Innenbremse einleitest, dann macht das den Schirm noch langsamer - also die Geschwindigkeit rückt näher an den Stallpunkt.
Da ist es dann besser die Außenbremse zu lösen - gleichzeitig die Innenbremse halten -anstatt innen noch zusätzlich nachzuziehen.
Diese Technik funktioniert auch beim Thermikkreisen gut!
Gruß Klaus

[Kranfahrer]

AW: negativ steuern - wasn das?

Normalerweise legst du dein Gewicht nach innen und ziehst innen, dadurch geht der Schirm schön in die Kurve, manche Schirme nicken dabei aber auch gerne ein bisschen nach vorne (sie "graben"), wenn das Verhältnis zwischen Gieren und Rollen unausgewogen ist. Das kann man entweder durch kurzen Input auf der Außenbremse unterbinden, oder gleich durchs Einleiten der Kurve über die Außenbremse. Beim Einleiten über die Außenbremse hat der Schirm allerdings deutlich weniger Dynamik.

Hallo soundglider,
das ist mir an meinem Schirm auch aufgefallen. Wenn ich 180 Grad am Hang sehr eng herum will, fängt er halt an zu graben. Ist das Graben ein Merkmal von (niedrigklassifizierten) Schirmen, die wenig auf Gewichtsverlagerung reagieren und mehr über die Bremsen gesteuert werden? Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt; das Graben verhindern über die Außenbremse geht immer, aber dann geht die Kurve oft schon zu weit vom Hang weg (wie oben auch bereits erwähnt->zu wenig Dynamik).
Mfg

[soundglider]

AW: negativ steuern - wasn das?

Ist das Graben ein Merkmal von (niedrigklassifizierten) Schirmen, die wenig auf Gewichtsverlagerung reagieren und mehr über die Bremsen gesteuert werden?

Nein, ich denke die Tendenz zum Graben ist ein relativ komplexes Zusammenspiel verschiedener Konstruktionsparameter. Grundsätzlich beeinflussen aber eine höhere Streckung und eine niedrige Rolldämpfung das Kurvenflugverhalten positiv, somit tendiert wahrscheinlich ein höherklassifizierter XC-Schirm eher weniger zum graben als ein niedrig klassifizierter. Verallgemeinern kann man das aber wohl nicht (z.B. Miniwing oder Acroschirm = Guter Anspruch auf Gewicht, geringe Dämpfung, hohes Kurvensinken/Graben). Bei Speedschirmen ist ganz extremes Graben ("Dive") ja sogar erwünscht.