Rogallo mit Cut-Away System: Tauglich für jedermann?

[andyjaeggi]

Grüezi

Wäre ein Cut-Away System mit einem Rogallo-Retter ein taugliches System für jedermann?



Zum Akro-Fliegen habe ich ein Base-Rettungssystem welches den Gleitschirm vom Gurzeug trennt und den Base-Schirm auslöst. Ich bin sehr zufrieden damit, hat sich auch im Ernstfall bewährt. Ich hätte gerne auch im Streckenflug-Gurtzeug ein Cut-Away System. Das Base-System hat aber auch Nachteile:
- hohes Gewicht
- zusätzliche "normale" Rettung ist empfohlen

Die Vorteile eines Cut-Away Systems liegen auf der Hand:
- Schnelle öffnung
- keine Scheren-Stellung
- Gleitschirm nicht im Weg

Kürzlich habe ich ein Video gesehen mit einer Rogallo-Rettung als Cut-Away. Das scheint mir eine optimale Lösung. Weil:
- nur 1 Retter
- kein zusätzliches Gewicht
- alle Vorteile des Cut-Away (siehe oben)

Das wäre doch eine ideale Lösung, auch für normale Sitz- und Liegegurtzeuge. Was meint ihr, würdet ihr sowas kaufen?

Hier der Vergleich einer Öffnung:
- Cut-Away mit Rogallo: https://youtu.be/pibN8NiP3m4
- Normaler Retter aus Spiralsturz: https://youtu.be/S2U6ubCyJes

Gruss
Andy

[Clob]

AW: Rogallo mit Cut-Away System: Tauglich für jedermann?

meine meinung (die muss keiner teilen)...:

nope.
zu teuer
zu schwer
kein bedarf

[nikolaus]

AW: Rogallo mit Cut-Away System: Tauglich für jedermann?

meine meinung (die muss keiner teilen)...:

nope. zu teuer zu schwer kein bedarf

Tu ich auch nicht, im Gegenteil. "Zu teuer" und "zu schwer" wirst Du nicht beurteilen können, sofern Du nicht bei Sky nachgefragt hast. "kein bedarf" kannst Du ja vermutlich eh`nur für Dich selbst entscheiden.

Wenn das zwischen 2-3 Hundert extra kostet und 2-3 Hundert Gramm zusätzlich wiegt, wäre ich spätesten mit der nächsten Gurtzeug-Anschaffung dabei. Allerdings denke ich, dass Cut-Away-Systeme grundsätzlich noch einen Zweitretter an Bord haben sollten, weil es sonst bei Öffnugsfehlern im schlimmsten Fall völlig ungebremst in den Boden geht. Da die Öffnungssichert wiederum deutlich größer ist, wenn der Hauptschirm den Innencontainer des Retter mitnimmt, würde mir als Zweitretter eine Leichtrettung reichen.

LG Jochen

[marcel1]

AW: Rogallo mit Cut-Away System: Tauglich für jedermann?

Die Diskussion über Vor- und Nachteile des Cut-aways sind bereits ausführlich (Forensuche Cut-away mal machen) durch. Die Meinungen gehen natürlich wie immer auseinander, allerdings kann man bereits aus dieser Tatsache herleiten, daß es kein System für jedermann ist und es auch Situationen gibt, wo so ein Cut-away eben Nachteile hat. Das optimale Rettungssystem für alle gibt es nicht.

"Zu teuer" und "zu schwer" wirst Du nicht beurteilen können, sofern Du nicht bei Sky nachgefragt hast. "kein bedarf" kannst Du ja vermutlich eh`nur für Dich selbst entscheiden.
Wenn das zwischen 2-3 Hundert extra kostet und 2-3 Hundert Gramm zusätzlich wiegt

Wenn er schon eine Rogallo teuer findet, dann kann er das natürlich für sich schon jetzt so entscheiden, denn preiswerter wird das mit dem notwendigerweise angepaßten Gutzeug ja nicht.

Persönlich halte ich schon ein Rogallo System nicht für ein System "für jedermann", insofern gilt das natürlich umso mehr für ein Rogallo-Cutaway system. Es wird gerne vergessen, daß nicht alle Leute Vielflieger und Acrofreaks sind. Jedes System braucht seine fachgerechte Wartung.

Das heißt, daß das keine sinnvolle Weiterentwicklung ist. Man ersetzt die Quickouts durch ein automatisches System, was wieder seine eigenen Vor- und Nachteile hat. Für die richtige Klientel sicher durchaus interessant. Ich halte die Zielgruppe und somit das Potential für die Verkaufszahlen aber für relativ klein.

[Gast]

AW: Rogallo mit Cut-Away System: Tauglich für jedermann?

@ Andy: Der große Unterschied zwischen dem Retterwurf beim Acro- und Streckenfliegen liegt darin, dass beim Acrofliegen die Sicherheitshöhen einigermaßen definiert sind. In der Praxis weißt Du beim Acrofliegen immer einigermaßen, wie viel Luft Du unter Dir hast. Dieses Wissen macht es Dir mental relativ einfach, Dich vom Hauptschirm zu lösen, da Du ja weißt, dass das Cut-Away auf jeden Fall schnell genug auslösen wird.

Beim XC-Fliegen kann es gut sein, dass die Problemsituation in einer Höhe eintritt, in der eine tragende Öffnung des Retters (egal welches Systems) nicht sicher ist, oder Du es zumindest nicht sicher abschätzen kannst. In dieser Situation des teilweisen Übersichts- und Kontrollverlusts ist es eine massive mentale Hemmschwelle, sich vom Schirm (der ja auch in kollabiertem Zustand massiv bremst) zu trennen und würde mit Sicherheit die eine oder andere Auslösung des Cut-Away-Retters verhindern. Das wäre fatal.

Dieses mentale Problem wird alle anderen (auch objektiven!) Vorteile immer überlagern und deshalb werden Cut-Aways außerhalb der Acro-Szene kaum erfolgreich sein.

[nikolaus]

AW: Rogallo mit Cut-Away System: Tauglich für jedermann?

Persönlich halte ich schon ein Rogallo System nicht für ein System "für jedermann", insofern gilt das natürlich umso mehr für ein Rogallo-Cutaway system.

Theoretisch könnte ein Rogallo-Cutaway-System die Rogallo-Retter zum System "für jedermann" machen, weil zumindest ein wesentliches Problem, die Trennung vom Hauptschirm, dabei entfiele. Natürlich wird die gesamte Aufhängung komplexer, und muss auch sicher verstanden sein (wie auch schon Trennkarabiner mit automatischer Beschleunigertrennung).

Das Argument von JN

In dieser Situation des teilweisen Übersichts- und Kontrollverlusts ist es eine massive mentale Hemmschwelle, sich vom Schirm (der ja auch in kollabiertem Zustand massiv bremst) zu trennen und würde mit Sicherheit die eine oder andere Auslösung des Cut-Away-Retters verhindern. Das wäre fatal.

scheint mir im Nachhinein viel gravierender, als im zunächst dachte. Die Angst vor den ca. 15 Metern Freifall könnte man ja versuchen, sich abzutrainieren oder zur Not auszublenden, was aber im strikten Widerspruch zur Notwendigkeit stünde, diese Rettung unterhalb von 30 Metern über Grund auf keinen Fall mehr auszulösen, sondern im Sekundenbruchteil auf den Zweitretter "umzuswitchen". Das mühsam verbreitete "reflexartige Retterwerfen" als Standardverhalten würde mit so einem System in zu geringer Höhe tödlich enden. Man müsste folglich bei jedem bodennahen Fliegen permanent seine Aufmerksamkeit darauf richten, welcher Retter in dieser Lage zu ziehen wäre, und das wird in der Praxis kaum jemand durchhalten oder auch nur wollen.

Schade, weil ich es ansonsten für das am schnellsten und zuverlässigsten tragfähige Rettungssystem halte.

LG Jochen