Im "anderen" Forum ist z.Zt. unter "Sicherheit" ein thread am Leben, der sich ausgiebig mit dem Thema "Eigenverantwortung" auseinandersetzt. In bekannter Manier wird gegen alle Reglementierer (der Feind) zu Felde gezogen und die Wichtigkeit der Eigenverantwortung in allen Farben und Nuancen sehr liebevoll geschildert. Treibt einem fast Tränen der Rührung ins Gesicht, wie einmütig und harmonisch dort echte Seelenverwandschaft gezeigt und praktiziert wird. Erleuchtendes Zitat dort:
...so, dann will ich mich mal als "falscher" outen...
im Prinzip habe ich gegen nichts etwas einzuwenden, was in diesem thread geschrieben wurde. Interessant ist für mich allerdings, was hier NICHT geschrieben bzw. im Zusammenhang mit dieser Diskussion immer wieder unter den Tisch gekehrt wird:
KEIN EINZIGER der Autoren in dem thread ist auf diesen Nebensatz von Pipo eingegangen, in dem es um den Zusammenhang zwischen Eigenverantwortung und Fremdgefährdung geht. Pipo selber benutzt dieses Zitat in seinem Eingangsposting auch nur als Aufhänger, um seine Argumentation gegen Regelungen und Einschränkungen auszuführen.
Fakt ist: An den Hängen wird's voller, und damit ist die Pflicht, die Sicherheit des Anderen in sein Tun und Handeln mit einzubeziehen, mindestens genauso schwerwiegend wie das Recht auf Ausübung der Eigenverantwortung (was hier eher im Sinne von "eigenem fun" ausgelegt wird). Die Tatsache, daß immer öfter Fälle von Kollisionen und Beinahekatastrophen bekannt werden (sh. z.B. Diskussion über die CRT Innsbruck oder Klaus Emde's Schilderung des Piloten, der sich mit einer Beinahkollision mit einem Jumbo brüstet), sollte uns zu denken geben.
Um es mal etwas überspitzt auszudrücken: Was Ralf Schuhmacher in Indianapolis macht, ist mir ziemlich egal (sein Hobby - sein Spass - sein Risiko) . Und von mir aus zahl ich ihm die Krankenhauskosten auch noch mit, mehr zerbröseln als einen der Tausenden von Mopedunfällen, die pro Jahr vom Gesundheitssystem mitbezahlt werden, kann's ihn auch nicht (das ist jetzt weder eine Gleichgültigkeit gegenüber Mopedunfällen noch eine Kritik daran, daß Mopedfahren vom Gesundheitssystem mitgetragen wird - ich bin selber Mopedfahrer). Diese Aussage auch nur, weil in o.e. thread sehr ausführlich auf die gesundheitlichen und versicherungstechnischen Folgen *für den eigenverantwortlichen selber* eingegangen wird, nicht aber *für seine Opfer.*
Allerdings hat sich Ralf Schuhmacher auf den öffentlichen Autobahnen nach den Regeln zu verhalten, die so gestaltet sind, daß alle Mitbenutzer darauf eine Überlebenschance haben. Es ist dabei wirklich egal, ob er Superkontrolle über sein Fahrzeug behält oder nicht. Wenn durch das Fahren an den Grenzen eines (der es kann) andere Leuten über ihre Grenzen kommen und dadurch geschädigt werden, ist es das Problem dieses einen und nicht der Anderen, die nicht aktiv gefährdet haben. Genau dafür gibt es Verkehrsregeln. Die werden dem einen oder anderen nicht passen, sind aber per Definition im Interesse ALLER Teilnehmer gemacht (§1 StVO).
Der Böblinger Test- und Todesfahrer hat dieses Prinzip nicht verstanden, und solange er das nicht tut, hat er meiner Meinung nach nichts auf öffentlichen Straßen zu suchen, völlig egal, wieviel Kontrolle er selber über sein Fahrzeug hat. Sollte Ralf Schuhmacher ebenfalls der Meinung sein, daß er auf Autobahnen fahren darf wie beim Indy 500, so wird auch er seinen Führerschein nicht lange behalten. Soll er dann in geschützten und von der Öffentlichkeit abgeschirmten Räumen tun, was er will und was er kann.
Diese Aussage kann man glaube ich 100% auf die Fliegerei übertragen. Und dieser Aspekt der Eigenverantwortung - dass wir nicht allein unterwegs sind und unseren eigenen Spass in einer Balance mit den Interessen der Mitbenutzer des Luftraumes halten müssen - wird viel zu wenig in Diskussionen wie diesen mit eingebracht. Es geht nur um den Einzelnen, nicht um das, was um ihn herum und durch ihn passiert.
Also Fazit: Eigenverantwortung natürlich, wichtig und schützenswert - aber nicht mehr schützenswert als das Interesse der Allgemeinheit in der Luft. Das sollten wir niemals aus dem Auge verlieren. Wer an seine Grenzen gehen will, soll das tun und tun können, aber dann so, daß eine Fremdgefährdung ausgeschlossen ist. Also entweder in einem abgeschlossenen und gesicherten Raum oder aber so, daß er zur vollen Verantwortung gezogen werden kann, wenn er sein Wohl über das Wohl Anderer stellt.
Und ich weiß jetzt schon genau, welche Argumente aus der SFMF Richtung kommen werden, aber (wie Markus Haubt schreibt) alles ist schon tausendmal durchgekaut worden - kommt mir bitte nicht mit "jeder Anfänger kann Dich auch abschießen" - es ist etwas anderes, eine Extremflugsituation bewußt und wiederholt unter Inkaufnahme der Gefährdung von anderen herbeizuführen, als einen Fehler zu machen, der durch die Betriebsgrenzen des Gerätes normalerweise unmöglich ist. Und wenn es tatsächlich der Fall ist, daß Anfänger sich so vertun können, daß sie sie ohne bewußt und aktiv eine Gefährdung anderer in Kauf zu nehmen dieses tun können, dann muß man halt an der Ausbildung was ändern, so daß es nicht mehr möglich ist. Aber das ist ja wieder eine Überreglementieung und unzumutbare Gängelung und damit auch nicht akzeptabel (antworten jetzt die vol libristen).
Ich finde diese Diskussionen langsam lächerlich und absurd. Wir sind doch hier nicht im Kindergarten? Langsam wird die Leistungsfähigkeit unserer Fluggeräte so groß, daß wir in der Tat ohne größere Problem in Konflikt mit dem kommerziellen Luftverkehr kommen können. Und spätestens dann ist nichts mehr mit eigenverantwortlichem und freiem Fliegen. Oder gehen jetzt die Piloten der großen Jumbos in den Streik, weil sie mehr fliegerische Freiheiten wollen und sich von der Luftaufsicht gegängelt fühlen? Werdet erwachsen, Front der freifliegendwollenden Piloten, und setzt euch bitte schön mit der einfachen Tatsache auseinander, die jeder professionelle Pilot in seiner ersten Stunde lernt: Daß die Hauptverantwortung (=EIGENVerantwortung), die man hat, darin liegt, die Luft unfallfrei zu halten. ALLES Andere ist zweitrangig.
So, jetzt habe ich hoffentlich genug "falsches" geschrieben, um mir meine wohlverdienten Prügel abzuholen.
P.S. @Ulrich Prinz: Wer auf dem SFM Forum zwischen "richtigen" und "falschen" Leuten unterscheidet, darf diesem Forum hier eine Menge unterstellen, aber bestimmt keine Ausgrenzung. Ich weiß, jetzt kommt sofort "nimms doch nicht so ernst" oder "war ja ganz anders gemeint," aber wenn man die Untertöne im SFM Forum mal bewußt mitliest, wird schon klar, was da für ein Selbstverständnis durchkommt... ist ja erstmal nichts negatives, nur muß man sehr aufpassen, daß man nicht aufhört, gewisse Dinge in Frage zu stellen. Nur mal so zum Nachdenken.
Zitat von UlrichPrinz
im Prinzip habe ich gegen nichts etwas einzuwenden, was in diesem thread geschrieben wurde. Interessant ist für mich allerdings, was hier NICHT geschrieben bzw. im Zusammenhang mit dieser Diskussion immer wieder unter den Tisch gekehrt wird:
Zitat von Pipo
KEIN EINZIGER der Autoren in dem thread ist auf diesen Nebensatz von Pipo eingegangen, in dem es um den Zusammenhang zwischen Eigenverantwortung und Fremdgefährdung geht. Pipo selber benutzt dieses Zitat in seinem Eingangsposting auch nur als Aufhänger, um seine Argumentation gegen Regelungen und Einschränkungen auszuführen.
Fakt ist: An den Hängen wird's voller, und damit ist die Pflicht, die Sicherheit des Anderen in sein Tun und Handeln mit einzubeziehen, mindestens genauso schwerwiegend wie das Recht auf Ausübung der Eigenverantwortung (was hier eher im Sinne von "eigenem fun" ausgelegt wird). Die Tatsache, daß immer öfter Fälle von Kollisionen und Beinahekatastrophen bekannt werden (sh. z.B. Diskussion über die CRT Innsbruck oder Klaus Emde's Schilderung des Piloten, der sich mit einer Beinahkollision mit einem Jumbo brüstet), sollte uns zu denken geben.
Um es mal etwas überspitzt auszudrücken: Was Ralf Schuhmacher in Indianapolis macht, ist mir ziemlich egal (sein Hobby - sein Spass - sein Risiko) . Und von mir aus zahl ich ihm die Krankenhauskosten auch noch mit, mehr zerbröseln als einen der Tausenden von Mopedunfällen, die pro Jahr vom Gesundheitssystem mitbezahlt werden, kann's ihn auch nicht (das ist jetzt weder eine Gleichgültigkeit gegenüber Mopedunfällen noch eine Kritik daran, daß Mopedfahren vom Gesundheitssystem mitgetragen wird - ich bin selber Mopedfahrer). Diese Aussage auch nur, weil in o.e. thread sehr ausführlich auf die gesundheitlichen und versicherungstechnischen Folgen *für den eigenverantwortlichen selber* eingegangen wird, nicht aber *für seine Opfer.*
Allerdings hat sich Ralf Schuhmacher auf den öffentlichen Autobahnen nach den Regeln zu verhalten, die so gestaltet sind, daß alle Mitbenutzer darauf eine Überlebenschance haben. Es ist dabei wirklich egal, ob er Superkontrolle über sein Fahrzeug behält oder nicht. Wenn durch das Fahren an den Grenzen eines (der es kann) andere Leuten über ihre Grenzen kommen und dadurch geschädigt werden, ist es das Problem dieses einen und nicht der Anderen, die nicht aktiv gefährdet haben. Genau dafür gibt es Verkehrsregeln. Die werden dem einen oder anderen nicht passen, sind aber per Definition im Interesse ALLER Teilnehmer gemacht (§1 StVO).
Der Böblinger Test- und Todesfahrer hat dieses Prinzip nicht verstanden, und solange er das nicht tut, hat er meiner Meinung nach nichts auf öffentlichen Straßen zu suchen, völlig egal, wieviel Kontrolle er selber über sein Fahrzeug hat. Sollte Ralf Schuhmacher ebenfalls der Meinung sein, daß er auf Autobahnen fahren darf wie beim Indy 500, so wird auch er seinen Führerschein nicht lange behalten. Soll er dann in geschützten und von der Öffentlichkeit abgeschirmten Räumen tun, was er will und was er kann.
Diese Aussage kann man glaube ich 100% auf die Fliegerei übertragen. Und dieser Aspekt der Eigenverantwortung - dass wir nicht allein unterwegs sind und unseren eigenen Spass in einer Balance mit den Interessen der Mitbenutzer des Luftraumes halten müssen - wird viel zu wenig in Diskussionen wie diesen mit eingebracht. Es geht nur um den Einzelnen, nicht um das, was um ihn herum und durch ihn passiert.
Also Fazit: Eigenverantwortung natürlich, wichtig und schützenswert - aber nicht mehr schützenswert als das Interesse der Allgemeinheit in der Luft. Das sollten wir niemals aus dem Auge verlieren. Wer an seine Grenzen gehen will, soll das tun und tun können, aber dann so, daß eine Fremdgefährdung ausgeschlossen ist. Also entweder in einem abgeschlossenen und gesicherten Raum oder aber so, daß er zur vollen Verantwortung gezogen werden kann, wenn er sein Wohl über das Wohl Anderer stellt.
Und ich weiß jetzt schon genau, welche Argumente aus der SFMF Richtung kommen werden, aber (wie Markus Haubt schreibt) alles ist schon tausendmal durchgekaut worden - kommt mir bitte nicht mit "jeder Anfänger kann Dich auch abschießen" - es ist etwas anderes, eine Extremflugsituation bewußt und wiederholt unter Inkaufnahme der Gefährdung von anderen herbeizuführen, als einen Fehler zu machen, der durch die Betriebsgrenzen des Gerätes normalerweise unmöglich ist. Und wenn es tatsächlich der Fall ist, daß Anfänger sich so vertun können, daß sie sie ohne bewußt und aktiv eine Gefährdung anderer in Kauf zu nehmen dieses tun können, dann muß man halt an der Ausbildung was ändern, so daß es nicht mehr möglich ist. Aber das ist ja wieder eine Überreglementieung und unzumutbare Gängelung und damit auch nicht akzeptabel (antworten jetzt die vol libristen).
Ich finde diese Diskussionen langsam lächerlich und absurd. Wir sind doch hier nicht im Kindergarten? Langsam wird die Leistungsfähigkeit unserer Fluggeräte so groß, daß wir in der Tat ohne größere Problem in Konflikt mit dem kommerziellen Luftverkehr kommen können. Und spätestens dann ist nichts mehr mit eigenverantwortlichem und freiem Fliegen. Oder gehen jetzt die Piloten der großen Jumbos in den Streik, weil sie mehr fliegerische Freiheiten wollen und sich von der Luftaufsicht gegängelt fühlen? Werdet erwachsen, Front der freifliegendwollenden Piloten, und setzt euch bitte schön mit der einfachen Tatsache auseinander, die jeder professionelle Pilot in seiner ersten Stunde lernt: Daß die Hauptverantwortung (=EIGENVerantwortung), die man hat, darin liegt, die Luft unfallfrei zu halten. ALLES Andere ist zweitrangig.
So, jetzt habe ich hoffentlich genug "falsches" geschrieben, um mir meine wohlverdienten Prügel abzuholen.
P.S. @Ulrich Prinz: Wer auf dem SFM Forum zwischen "richtigen" und "falschen" Leuten unterscheidet, darf diesem Forum hier eine Menge unterstellen, aber bestimmt keine Ausgrenzung. Ich weiß, jetzt kommt sofort "nimms doch nicht so ernst" oder "war ja ganz anders gemeint," aber wenn man die Untertöne im SFM Forum mal bewußt mitliest, wird schon klar, was da für ein Selbstverständnis durchkommt... ist ja erstmal nichts negatives, nur muß man sehr aufpassen, daß man nicht aufhört, gewisse Dinge in Frage zu stellen. Nur mal so zum Nachdenken.
Kommentar