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Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

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    Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

    Immer wieder wird die 'Dämpfung' bzw. 'Nickdämpfung' in unseren Diskussionen um Geräte(HG) erwähnt, die 'Dämpfung' in 35 Themen, davon als 'Nickdämpfung' in 23 Themen. Ein eigenes Thema gab es bisher nicht. Zum Vergleich: Mit dem Begriff 'Pitch' gibt es immerhin 7 Themen, und er wird in Beiträgen zu 138 Themen erwähnt.

    So wird z.B. der Dämpfung eine hohe Bedeutung beim Tuck beigemessen oder es wird vom Beitrag der Heckflosse zur Dämpfung gesprochen.
    Mein Eindruck ist allerdings, dass häufig auch Effekte der Nick-Stabilität bzw. des Pitch als Dämpfung verstanden oder bezeichnet werden.

    Dreht man eine Fläche gleichmäßig um eine Querachse, die z.B. durch ihren Massepunkt oder ihren Flächenschwerpunkt verläuft, so spürt man ein gegen das aufgewendete Drehmoment wirkende Nickdämpfungs-Moment. Das gilt auch während einer Umströmung der Fläche.
    Beschleunigt oder verzögert man die Drehung, so spürt man zusätzlich die Nick-Trägheit, bedingt durch die Masse und deren Verteilung über der Fläche.

    Es leuchtet ein, dass ein Flächenstück umso mehr zum Dämpfungs-Moment beiträgt, je weiter es von der Drehachse entfernt ist, je größer also der Hebel ist, über den die Luftkraft aufgrund der Drehung wirkt. Das trifft z.B. auf das Höhenleitwerk eines Rumpfflugzeugs zu, das etwa 1/4 bis 1/2 der Spannweite hinter dem Schwerpunkt liegt.

    Beim Drachen liegt eine Heckflosse am Ende des Kielrohrs nicht weiter zurück als die Flügelspitzen, so dass sein Beitrag zur Nickdämpfung nicht größer ist als der der Flügelspitzen, abgesehen davon, dass das Leitwerk starrer ist als die nachgiebigen Spitzen, insbesondere bei Flexiblen. Die dämpfende Wirkung einer Heckflosse ist beim Beginn einer Drehung also etwas stärker.

    Die Drehung einer Fläche erfolgt z.B. gewollt durch die Steuerung um die Querachse. Um die gewollte Drehung zu erzielen, muss das Steuer-Moment das Moment aus der Nickdämpfung und aus der Nick-Trägheit überwinden. Die Veränderung erfolgt verzögert und hat durch die kinetische Energie aus der Nick-Trägheit eine Nachwirkung. Diese Verzögerung kann als negativ empfunden werden, wenn das Flugzeug 'zu träge' reagiert, oder als angenehm, wenn das Flugzeug 'zu nervös' auf Steuerimpulse reagiert. Es reagiert aber nur dann 'zu nervös', wenn seine Nick-Stabilität zu gering ist, wenn schon kleinste Steuerwege (am Steuerbügel oder Steuerknüppel) das Momenten-Gleichgewicht um die Querachse empfindlich beeinträchtigen. Besser ist daher ein ungedämpft schnell reagierendes nick-stabiles Flugzeug als ein teilweise schon labiler Flugzustand, in dem nur noch die Dämpfung und Trägheit den Absturz verzögern.

    Die Drehung einer Fläche kann sich auch bei einer Veränderung der Anströmung durch das daraus entstehende Nick-Moment ergeben, z.B. beim Einflug in einen Aufwind. Hier kommt es erst bei einer nachwirkenden Drehung aus der Nick-Trägheit zu einer Nickdämpfung.
    Die enge und damit ruhige Einhaltung der Trimmfluglage mit ihrem Soll-Anstellwinkel wird hauptsächlich durch eine gute Nick-Stabilität mit einem steilen Moment-Gradienten, der für eine hohe Rückstellkraft sorgt, erreicht. Dies mag dann als eine gute Dämpfung empfunden werden, die zusammen mit der Nick-Trägheit aber nur zu einem kleinen Teil zu einem geradlinigen ruhigen Flug beiträgt.

    Zu einer schnellen Drehung einer Fläche kommt es z.B., wenn ein Drachen ein Männchen macht (gewollt oder ungewollt), er dann nach vorne abkippt und der Drehimpuls aufgrund der Massenträgheit nachwirkt. Dämpfung bremst die Drehung. Dies wird als Schutz vor einem hieraus evtl. entstehenden Tuck gesehen, zumal in einer solchen Situation keine anliegende Strömung mehr besteht, die ein (aufrichtendes) Nick-Moment erzeugen könnte. Hier kann Dämpfung tatsächlich einem ersten Überschlag entgegen wirken.
    Es kommt aber auch dann zu keinem vollständigen Überschlag, unabhängig von der Dämpfung, wenn der Schwerpunkt des Piloten und damit der Gesamtschwerpunkt, vorne bleibt. Wenn der Pilot also nicht schreckhaft die Arme streckt (obwohl das im ersten Moment auch noch nicht schädlich sein muss). Das Gerät dreht sich zwar ggf. etwas auf den Rücken (auch dann muss der Pilot unbedingt vorne bleiben, sich ggf. an der vorderen Unterverspannung festhalten, wenn er sich am Steuerbügel nicht mehr halten konnte), nimmt dann aber Fahrt auf, so dass ein aufrichtendes Nick-Moment entsteht. Der anschließende Abfangbogen ist umso kürzer, je mehr Pitch das Gerät hat. Reicht die Höhe nicht, ist natürlich sofort die Rettung zu werfen.
    Ein längsstabiler Flug wird nur durch Nick-Stabilität eingehalten und vor allem nach einer Störung auch wieder eingenommen, nicht dagegen durch Nickdämpfung.

    Auch bei jedem sich wiederholenden Überschlag eines Tucks dreht sich die Fläche einmal um 360 Grad, etwa im Zyklus von 1-2 Sekunden. Demnach könnte auch hier Nickdämpfung hilfreich sein. So, wie ich die Studien von Michael Schönherr in Erinnerung habe, verläuft ein Überschlag in folgenden Phasen: 1) Der Pilot konnte sich nicht (mehr) am Steuerbügel festhalten und fliegt über die Hinterkante des nach vorne drehenden Flügels nach unten. 2) Dann reißt er den Flügel hinter sich herum, der über ihm in einem Bogen so weit nach vorne schießt und sich erst schräg unter ihm verlangsamt, dass er wieder über die Hinterkante nach unten fällt etc. Bei diesem bogenförmigen Flugweg des Flügels entsteht eher eine anliegende Strömung, die je nach Pitch ein aufrichtendes Moment erzeugt, weniger eine dämpfende Querströmung. Auch bei solchen Überschlägen halte ich daher Nick-Stabilität für entscheidender als Nickdämpfung. Ein aufrichtendes Moment vergrößert den Flugbogen über dem Piloten, so dass er bestenfalls vor den Flügel fällt. Nickdämpfung unterstützt natürlich eine mögliche Beendigung der Überschläge.

    Bei einer von außen aufgeprägten starken Drehung der Strömung, die auch zu einem Tuck führen kann, wie z.B. eine Fallböe, entsteht kein Dämpfungsmoment, nur ein Nick-Moment, siehe oben.

    Mit der geringeren Nickdämpfung einer kleineren Fläche begründet die DHV-Prüfstelle ihr Festhalten an den etwa 1990 von Bernd Schmidtler eingeführten absoluten Nick-Moment-Vorgaben der LTF (Gütesiegel), anstatt wie bei den Standards der HGMA und der BHPA (und wie in der Aerodynamik allgemein üblich) Beiwerte zu fordern. Auch Michael Schönherr hatte bis dahin u.A. Nick-Moment-Beiwerte ermittelt. Eine geringere Nickdämpfung soll nach Ansicht der DHV-Prüfstelle durch mehr Nick-Stabilität aufgewogen werden. Dies benachteiligt kleine Flächen, die die DHV-Anforderungen nur mit höherer Schränkung erfüllen können, wie z.B. aus den Datenblättern der Icaro Z9 zu ersehen ist. Höhere Mindest-Schränkung beeinträchtigt die Leistung und das Kurvenhandling. Dieser Nachteil wird allerdings ein wenig durch die meist steifere Struktur kleiner Flächen ausgeglichen. Aus dem Rahmen fällt bei den Z9 allerdings der 13.2, das zweitkleinste Modell, für das erstaunlicherweise die geringsten Sprog-Winkel genannt werden.
    Kehrt man die Argumentation oben um, so begnügt man sich bei großen Flächen mit weniger Nick-Stabilität, weil sie ein größeres Dämpfungsmoment erzeugen können. Nickdämpfung hat für die Flugsicherheit aber längst nicht die Bedeutung wie Nick-Stabilität. Und beide wirken auf ganz unterschiedliche Weise, so dass man das eine nicht durch das andere ausgleichen kann. Außerdem fallen auch die Störkräfte für kleine Flächen mit kleinen Massen geringer aus.

    Gegen Beiwerte wird auch eingewandt, dass man dazu noch die Größe der Fläche und die Bezugsflügeltiefe genau ermitteln müsse. Diese Hürde ist m.E. aber durch ein einfaches Mess- und Rechenschema zu überwinden. Schließlich sollten diese Werte auch wichtige und verlässliche Angaben im Datenblatt sein.

    Die Argumente der DHV-Prüfstelle gegen Beiwerte überzeugen mich daher nicht, auch wenn sich die Flächengrößen Flexibler meist zwischen 13 und 14 qm bewegen. Die Anerkennung der nach HGMA- und BHPA-Standards geprüften Geräte in Deutschland ist eine gute Gelegenheit, hier zu einer einheitlichen Auffassung zu kommen.
    Möglicherweise ist die Ungleichbehandlung verschieden großer Geräte durch das Gütesiegel auch eine Quelle für das Absenken der Sprogs (in Wettkämpfen). Denn ein kleines Gerät mit Sprogs etwas unterhalb des Gütesiegels ist vmtl. noch genau so nick-stabil, wie ein großes Gerät mit der Gütesiegel-Einstellung. Da aber ohne Messwagen nicht festzustellen ist, bis wohin gefahrlos abgesenkt werden könnte, taugt das obige Argument nicht, ein Absenken der Sprogs kleiner Geräte zu rechtfertigen. Vor einem Absenken ist daher in jedem Fall zu warnen!

    Ansonsten habe ich bei mir nur im 'Schlichting, Truckenbrodt: Aerodynamik des Flugzeugs, 2. Band, 1969' Nenneswertes zur Nickdämpfung gefunden, ein wenig auch im 1. Band, 1967.

    Was meint Ihr?

    Gruß, Bernhard

    PS 26.5.2013 zu den gemachten Einwänden:

    Wer die Bedeutung der Nick-Dämpfung aufwerten will, indem er versucht, die Notwendigkeit der Nick-Stabilität (statische Längsstabilität) herunter zu spielen, und behauptet, diese tauge nur für Schönwetterflüge (statische Verhältnisse), sei auch nur so 'populär', weil sie so leicht zu verstehen sei, und mit ausreichend Dämpfung ginge es auch fast ohne Nick-Stabilität, gefährdet nicht nur sich, sondern auch andere, und hat offensichtlich nicht verstanden, wie Nick-Stabilität entsteht, so dass sie zwingend zur Fliegerei gehört. Leider wird immer noch von vielen die Wirkung der Nick-Stabilität für Dämpfung gehalten bzw. als solche bezeichnet, z.B. bei der Wirkung einer Heckflosse, vmtl. weil uns Dämpfung aus dem Alltag geläufiger ist, z.B. bei gefederten Autos.

    Aber nur Nick-Stabilität führt aus jeder Flugsituation, auch aus dem Tuck, in den statischen Gleitflug zurück. Der Pilot muss sich jedoch stets mit seinem Schwerpunkt weit genug vorne halten (können), so dass die Bedingung für Nick-Stabilität erfüllt bleibt.

    Nick-Dämpfung spielt dabei lediglich bzw. immerhin eine unterstützende Rolle. Der Tuck verläuft durch Dämpfung langsamer, vielleicht 1/10 Sekunde, und bei ausreichender Nick-Stabilität kann man vielleicht schon vor oder nach dem ersten Überschlag in den Gleitflug zurückkehren. Es ginge aber auch ohne jede Dämpfung. Ohne Nick-Stabilität, also ohne einen weit genug vorne liegenden Schwerpunkt (Piloten), kommt es dagegen bei der kleinsten Störung sofort zum Überschlag, der sich dann laufend fortsetzt. Nick-Dämpfung bewirkt dann lediglich, dass die Überschläge etwas langsamer verlaufen.

    Mehr zum Tuck unter http://www.gleitschirmdrachenforum.d...matik-Abhilfen.
    Zuletzt geändert von Bernhard Wienand; 26.05.2013, 19:55. Grund: PS nachgetragen

    #2
    AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

    Hallo Bernhard,

    sehe ich im Großen und Ganzen ganz genauso.
    Auch auf die Gefahr hin, dass aus deinem Dämpfungs-Thread wieder ein Stabilitäts-Thread wird (gehört halt alles irgendwie zusammen) hier noch ein paar Anmerkungen bzw. Gedanken von mir:

    Tuckuntersuchung Schönherr:
    Soweit ich mich erinnere (finde den Artikel gerade nicht) hat Michael die ersten Drachenabwürfe an der Kochertalbrücke ausgewertet und analysiert. Bei diesen war der "Pilot" starr mit dem Drachen verbunden. Er wurde also NICHT um die Hinterkante geschleudert (wie man das so schön auf einigen Videos sehen kann).

    Absolute Momente oder Beiwerte:
    Da stimme ich vollkommen mit dir überein. Beiwerte wurden ja gerade deshalb eingeführt, um unterschiedliche aber ähnliche Flugzeuge miteinander vergleichen zu können. Selbiges gilt ja auch für Mach- und Re-Zahl. Solange die gleich sind, ist die Strömung am Flieger gleich. Habe Bernd Schmidtler an dieser Stelle nie richtig verstanden. Meines Erachtens liefert er auch keine stichhaltigen Argumente.

    Ich treibe solche Überlegungen gerne ins Extreme: Stellen wir uns vor, einen Drachen für ein Kind oder besser noch einen Modelldrachen mit sagen wir 2m-Spannweite DHV-zuzulassen. Auftrieb, Widerstand, Masse alles um mehrere Faktoren kleiner. Nur das Nickmoment soll genauso groß bleiben?
    Weiterhin frage ich mich, wie mit Doppelsitzern verfahren wird. Haben die die gleichen Grenzwerte wie Einsitzer? Dann müssten die ja deutlich "gefährlicher" sein als Einsitzer!

    In mir keimt langsam der Verdacht, dass es doch "nur" praktische Gründe hat, absolute Werte zu verwenden: Die sind eindeutig messbar! Drachen auf den Testwagen, Moment ablesen (evtl. noch auf einen Referenzpunkt umrechnen), Wert mit Limit vergleichen, fertig!
    Dagegen kann man Beiwerte nicht direkt messen. Wie du bereits geschrieben hast, benötigen wir dazu noch die Fläche und eine Referenzlänge. Und da liegt glaube ich der Hase im Pfeffer.... woher nehmen. Zumindest ist es aufwändig(er).
    Und Größenangaben von Herstellern glaube ich persönlich genauso wie deren Gleitzahlangaben ... nämlich gar nicht!

    Heckflossen:
    Ein Spezl von mir fliegt einen normalen RCS mal mit mal ohne Heckflosse. Die Heckflosse ist bei diesem Gerät drehbar um die Vorderkante gelagert. Nur bei Entlastung des Piloten wird der Anstellwinkel der Flosse mittels Federmechanismus begrenzt. Im normalen Flug "weht" sie aus, d.h. hat keinen Anstellwinkel bzgl. der Anströmung. Somit kann sie auch kein Nickmoment und keine Nickdämpfung erzeugen. Trotzdem behauptet mein Spezl, einen deutlichen Einfluss der Flosse zu spüren. Mit Flosse würde der Drachen deutlich ruhiger fliegen.
    Ich kann es mir bisher nicht erklären. Das zusätzliche Gewicht und damit die "Nick-Trägheit" wird ja wohl kaum eine so große Rolle spielen?!

    Oh Mann, bis vor kurzem bin ich völlig unbelastet Drachen geflogen! Und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr wundere ich mich, dass das so problemlos funktioniert. Spannend!

    Gruß
    Profilpolare

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      #3
      AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

      2 kleine Anmerkungen:

      1) Das Leitwerk liegt sowohl beim Combat als auch beim Atos hinter dem Außenflügel, es hat also mehr Hebelarm als der Außenflügel:
      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: Combat_13,5_LW-Hebel_kl.jpg
Ansichten: 1
Größe: 12,1 KB
ID: 814450

      2) Zum Tuck haben sich schon viele kluge Leute Gedanken gemacht. Ich bin immer noch der Meinung, dass die Versuche von Christof aus dem Jahr 2004 (Video) schlüssig beweisen, dass der Tuck vorrangig ein Problem fehlender Längsstabilität durch hintenliegenden Schwerpunkt sind, nicht ein Problem fehlender Nickdämpfung. Sein Brett-Nurflügel hat eine super-geringe Nickdämpfung, und trotzdem kommt er sofort aus dem Tuck raus, wenn der Schwerpunkt nach vorne gebracht wird. Umgekehrt tuckt der Nurflügel stabil weiter, so lange der Schwerpunkt hinten liegt. (Christofs Meinung, dass es ohne weiteres möglich ist, die Basis festzuhalten, wird allerdings meiner Meinung nach der Dynamik der Tucks nicht gerecht.)

      Selbstverständlich ist Dämpfung auch hilfreich, das will ich nicht leugnen. Dass sie Flugkomfort bringt, ist auch völlig unbestreitbar (solange die Steuerung um die Querachse nicht zu sehr "gedämpft" wird, s. Bernhards Beitrag). Aber für die Sicherheit kommt es m.E. in erster Linie darauf an, dass auch in kritischen Momenten (Entlaster) ausreichende Längsstabilität vorhanden ist, dass also nicht nur eine Rotation nach vorne gedämpft wird, sondern dass eine Kraft erzeugt wird, die das Gerät aus dem Sturzflug wieder in den Normalflug bringt.

      Gruß
      C.
      Zuletzt geändert von czuelch; 09.03.2013, 23:28.

      Kommentar


        #4
        AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

        Hi Carsten, die Entfernung der Dämpfungsfläche hinter der Fläche ist nicht der ausschlaggebende Punkt. Die Dämpfungsfläche kann auf Grund ihrer Konstruktion alle berechenbaren Kräfte übertragen was die flexible Konstruktion des Gerätes nur bedingt kann. Untersuchungen haben gezeigt dass eine Positionierung der Dämpfungsfläche weiter hinten nicht zwingend notwendig ist, zumal ein längeres Kielrohr Probleme beim Landen verursachen kann. Der Spagat zwischen flexibel und starr ist mit keinem uns bekannten Parameter zu behandeln und wird uns noch lange auf Trapp halten.

        Gruß Tomas

        Kommentar


          #5
          AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

          Schon klar, Tomas. Ich wollte nur zeigen, dass das Leitwerk (etwas) mehr Hebelarm zur Verfügung hat als der Außenflügel. Ich persönlich finde das von Aeros praktizierte Konzept, die Längsstabilität und Dämpfung durch ein kleines Leitwerk an einem "praxisgerecht kurzen" Hebelarm zu unterstützen, eigentlich überzeugend. Man kann sich dadurch niedrigere Sprogeinstellungen am Flügel "leisten". Ich fände es noch überzeugender, wenn das Leitwerk leichter wäre. Ich bin der Meinung, dass das machbar wäre, ohne die nötige Robustheit zu beeinträchtigen. Da könnte es sich lohnen, mit erfahrenen Modellfliegern zu sprechen.

          Gruß
          C.

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            #6
            AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

            Zitat von Bernhard Wienand Beitrag anzeigen
            ...wenn seine Nick-Stabilität zu gering ist, wenn schon kleinste Steuerwege (am Steuerbügel oder Steuerknüppel) das Momenten-Gleichgewicht um die Querachse empfindlich beeinträchtigen. Besser ist daher ein ungedämpft schnell reagierendes nick-stabiles Flugzeug als ein teilweise schon labiler Flugzustand, in dem nur noch die Dämpfung und Trägheit den Absturz verzögern.
            Hallo Bernhard,

            hmm, das stimmt so aber sicher nicht.

            Beispiel:

            Bei einem Segelflieger liegt der Schwerpunkt etwa 5 cm vor dem Neutralpunkt. Der Hebelarm Schwerpunkt-Höhenleitwerk ist etwa 4 Meter.
            Fliegst Du mit Schwerpunkt im Neutralpunkt, so verringert sich der Hebelarm um lächerliche 1%. Bei gleichem Steuerknüppelausschlag bleibt auch das Steuermoment und damit die Steuerwirksamkeit nahezu gleich (1% geringer bei Indifferenz).

            In der Flugerprobung der SB13 war genau das Gegenteil von dem was Du schreibst der Fall. Die fehlende Dämpfung war ein Riesenproblem und ein höheres Stabilitätsmaß machte die Sache noch schlimmer.

            Es stimmt auch nicht, dass man indifferente Flugzeuge nicht steuern kann und sie deshalb unweigerlich abstürzen. Sie werden "zickig", weil man sich stets selbst aktiv um den richtigen Anstellwinkel und die richtige Flugbahn kümmern muss. Im Gegensatz zum stabil ausgelegten Flugzeug korreliert die Knüppelstellung dann nicht mehr mit einer (eingeschwungenen) Endgeschwindigkeit.

            Bei 0 Grad V-Stellung ist man im Querruder auch indifferent, hat aber viel Dämpfung und Trägheit. Kein Problem also, den Rollwinkel zu kontrollieren.

            Viele Grüße
            Bertram

            Kommentar


              #7
              AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

              Zitat von Profilpolare Beitrag anzeigen
              Ich treibe solche Überlegungen gerne ins Extreme: Stellen wir uns vor, einen Drachen für ein Kind oder besser noch einen Modelldrachen mit sagen wir 2m-Spannweite DHV-zuzulassen. Auftrieb, Widerstand, Masse alles um mehrere Faktoren kleiner. Nur das Nickmoment soll genauso groß bleiben?
              Die Faktoren sind aber leider NICHT gleich: Der Einfluß der Masseträgheiten ist bei manntragenden Fliegern ungleich größer.
              Deshalb hege ich auch Zweifel an der Annahme, Modellflieger würden sich bezüglich der Bewegungsabläufe nicht von manntragenden Flugzeugen unterscheiden (z.B. "wenn ein Modell nicht tuckt, dann tuckt auch der skalierte manntragende Flieger nicht").

              Das mit der absoluten Momentenvorgabe hat Bernhard oben ja schon erklärt: Wurde ursprünglich vom DHV hemdsärmlig als "Strafzoll" wegen der sehr geringen Dämpfung kleiner Flächen eingeführt (weil Dämpfung stark überproportional mit der Größe eingeht).

              Kommentar


                #8
                AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

                Zitat von BeKu Beitrag anzeigen
                Die Faktoren sind aber leider NICHT gleich: Der Einfluß der Masseträgheiten ist bei manntragenden Fliegern ungleich größer.
                Deshalb hege ich auch Zweifel an der Annahme, Modellflieger würden sich bezüglich der Bewegungsabläufe nicht von manntragenden Flugzeugen unterscheiden (z.B. "wenn ein Modell nicht tuckt, dann tuckt auch der skalierte manntragende Flieger nicht").
                Das ergibt für mich keinen Sinn: Masseträgheit ist doch dämpfend, oder? Also müsste der große Drachen tuckfester sein als der (korrekt getrimmte) Modellflieger. Es ist aber umgekehrt, solange der Schwerpunkt stimmt, tuckt der Modellflieger nicht. Den Grund hast Du m.E. schon in einem früheren thread benannt, nämlich das Fehlen einer starren Verbindung von Pilot und Drachen. Der Drachen ist ohne dranhängenden Pilot (z.B. beim Entlaster, Männchen etc.) viel schwanzlastiger, und das führt dazu, dass Längsstabilität verloren geht. Ist nun nicht genügend Schränkungsreserve oder sonstiges Pitch-up (Stichwort Leitwerk) vorhanden, kann es zum Überschlag kommen (thinks me...)

                Die von Dir immer wieder erwähnte SB-13 war ein Sonderfall. Sie hat auch nicht getuckt, sondern führte Nickschwingungen in einer Frequenz und Amplitude aus, die das Fliegen und vor allem das Landen unangenehm machten. Soweit ich weiß, ist nie richtig klar geworden, warum sie diese Nickschwingungen ausführte; es gibt ja auch manntragende Brettnurflügel, z.B. Fauvel, die dieses Problem nicht haben. Drachen haben es auch nicht.

                Grüße
                Carsten

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                  #9
                  AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

                  Danke für Euer Interesse und Eure Anmerkungen.

                  Hallo Profilpolare,

                  habe eben mal wieder in die auszugsweisen Sonderdrucke der DHV-Infos 39-44 von März 87 bis März 88 geschaut, in denen Michael Schönherr anhand vermessener Abwurfversuche den Tuck analysiert.

                  Die Tuck-Frequenz ist kleiner, als ich mich erinnert habe. Sie liegt bei etwa 1 Sekunde.

                  Sie haben sowohl mit festem Pilotengewicht (Gewichtsscheiben an den Trapezecken) als auch losem Pilotengewicht (Schwenkbereich zur Basis mit Ketten einstellbar) gearbeitet.

                  Wesentlicher Parameter, der über einen Tuck entscheidet, sind die Lufflines und die Swivel außen (Gerät Sierra II). Auch mit schlackerndem Piloten kam es überraschend zu keinem oder nicht immer zum Tuck (wird nicht ganz klar).

                  Die Negativkräfte im unteren Totpunkt der Rotation, wenn der Flügel in Rückenlage auf 0 abgebremst wird, sind über -4g. Einmal im Tuck kann sich also kein Pilot mehr an der Basis festhalten.

                  Von Dämpfung ist nirgendwo die Rede.

                  Insgesamt sehr gute stimmige Analyse. Etwas missverständlich m.E. die Ausführungen zur Druckpunktwanderung.

                  Die Messungen auf dem Messwagen ergeben Messdosenwerte, die dann zu eichen sind. Primär habe ich dann z.B. das Nick-Moment. Die Beiwerte sind Ableitungen (gespreizt 'Derivate') aus den Messwerten anhand des Staudrucks, der Flächengröße, der Flächentiefe, evtl. Re etc. Aber erst die Beiwerte kennzeichnen die aerodynamische Güte eines Flugzeugs, wie eben auch seine Nick-Stabilität, nicht die Absolutwerte. Bei ideal starren Flächen sind diese Beiwerte von der Geschwindigkeit (abgesehen von Re) unabhängig. Bei aeroelastischen Flächen aber nicht. Bei positiver Last, die die Schränkung erhöht, fliege ich mit einer Super-Nick-Stabilität, die aber Leistung kostet und im Erntsfall, wenn der Anstellwinkel kleiner und evtl. negativ wird nichts bringt, weil sich die Schränkung dann abgeflacht hat und das Nick-Moment bzw. sein Beiwert in den Keller geht oder gar negativ werden kann.

                  Ich finde, eine Prüfstelle sollte nicht nur die Gewichts- und Flächenangaben des Herstellers übernehmen, sondern diese ja nicht ganz unwichtigen Größen selbst messen (im Beisein des Herstellers bzw. Händlers). Das Gewicht wird zwar gemessen, später wird aber 'nach Angabe des Herstellers' veröffentlicht, die fast immer geschönt ist. Die Flächengröße ist bis auf etwa 0,05 qm einfach durch 2 Trapeze und ein Dreieck (Flügelspitze) zu messen. Das ist m.E. einfacher als das Vermessen der Segelhinterkante. Mit der Spannweite ergibt sich schon die mittlere Flügeltiefe, die als Bezugstiefe genügt. Mit wenig mehr Aufwand (z.B. dem Ranis-Programm) kann man sogar die genaue Bezugsflügeltiefe und den Neutralpunkt ermitteln.

                  Das mit den absoluten Momentwerten ist natürlich pragmatisch und hat sich ja auch so lange einigermaßen bewährt, so lange noch nicht das Letzte an Leistung aus den Gestellen heraus gequetscht wurde.
                  Es war auch wohl eine Erleichterung gegenüber der aufwendigen und auf den ersten Blick umständlich wirkenden Analyse nach Schönherr anhand von Körper-Verschiebungs-Diagramm (KVD) und Steuer-Kraft-Diagramm (KVD), die aus dem Moment-Verlauf abgeleitet wurden.

                  Warum die Flosse Deines RCS-Spezis den Flug beruhigt? Zum einen erhöht sie nicht unerheblich das Massen-Trägheitsmoment um die Querachse, egal wie sie steht. Das macht die Drehungen träger. Kann sie bei positiven Anstellwinkeln nach oben auswehen, erzeugt sie natürlich weder einen negativen Beitrag zum Nick-Moment noch bei einer aufrichtenden Drehung ein negatives Dämpfungsmoment. Negativ heißt kopflastig. Bei negativen Anstellwinkeln ergeben sich positive Momente, die dann ja auch sehr gewünscht sind. Zum Glück sind negative Anströmwinkel selten.

                  Hallo Carsten,

                  Danke für den Hinweis zur Combat-Flosse, das sah auf Fotos für mich anders aus. Hat dann natürlich einen besseren Hebel, könnte aber beim Landen etwas behindern.

                  Wie Du schon sagst: Die Flosse ist zwar nicht gerade schwer, aber bezogen auf ihre Fläche schwerer als der Flügel. Das könnte bei starken Entlastern (Aufhängung mehr als lose) Probleme mit der Nick-Stabilität geben. Du bist Dir ja sicher, so etwas könnte man noch leichter bauen.

                  Hallo Tomas,

                  würde die Flosse nicht missverständlich Dämpfungsflosse nennen. Sie bringt in erster Linie einen Beitrag zum Nick-Moment. Das mag dann zwar als dämpfend empfunden werden, die geringeren Nick-Bewegungen kommen aber aus dem stärkeren Rückstellmoment bei Abweichungen vom Soll-Anstellwinkel.

                  Hallo Bertram,

                  Du meinst wohl, dass der Schwerpunkt eines Segelflugzeugs etwa 5 cm vor dem Gesamtneutralpunkt liegt, der sich je nach Flächenverhältnis zu etwa 90% aus dem Neutralpunkt der Tragfläche und 10% aus dem der Höhenflosse ergibt. Er liegt also kurz hinter dem Neutralpunkt der Tragfläche.
                  Wenn sich der Schwerpunkt, der ja mit dem Druckpunkt im stationären Flug übereinstimmen muss, nun dem Gesamtneutralpunkt nähert, wird ein Flugzeug immer kippeliger um die Querachse, egal wie weit man noch von der Heckflosse entfernt ist. Kleinste Schwerpunktverschiebungen führen dann zu extremen Anstellwinkelveränderungen.
                  Das kann man theoretisch (und auch praktisch mit Bordrechnern) ausregeln, am wirksamsten mit dem Höhenruder, beim Drachen etwas mit Pendelstabilität. Wir fordern für den Drachen aber, und so ist es bei eigentlich allen Flugzeugen, Eigenstabilität. Das Gerät soll von sich aus, ohne regelnden Eingriff des Piloten, einen bestimmten Anstellwinkel einhalten bzw. stets zu ihm zurückkehren.

                  Hatt die SB-13 nicht (auch) Probleme mit Schwingungen der Tragflächen, typisch für gepfeilte Nurflügel? Man hat es nach meiner Erinnerung dadurch gelöst oder abgemildert, dass man den tragenden Hauptholm vorne etwas nach hinten, hinter die t/4-Linie gerückt hat, vorne etwas vor. Das hat nichts mit der Nick-Stabilität zu tun, mit der Nurflügel auch meist kämpfen.

                  Noch einmal zur Unterscheidung:
                  Bei der Nick-Stabilität und dem Nick-Moment bewegt man sich in der Dimension der Kraft bzs. des Moments. Bei Abweichung vom Sollwert des Anstellwinkel entsteht ein Rückstellmoment.
                  Bei der Nick-Dämpfung und Nick-Trägheit bewegt man sich in der Dimension der Energie (Kraft mal Weg). Bei Dämpfung wird Energie in Wärme umgewandelt, z.B. durch Reibung. Masse nimmt durch Beschleunigung, für die auch Energie aufzuwenden ist, z.B. der Schub, kinetische Energie auf, die sie bei einer Verzögerung wieder abgibt (es sei denn, zwischendurch ist Energie durch Dämpfung 'verloren' gegangen bzw. in Wärme umgewandelt worden).
                  Natürlich treten Dämpfung und Trägheit bei Nick-Bewegungen auf, sie haben aber nichts mit dem Sollwert des Anstellwinkels zu tun, wie das Nick-Moment.

                  Daher bitte auseinander halten, vor allem Nick-Stabilität von Dämpfung und Trägheit, aber auch Trägheit von Dämpfung.

                  Und jetzt bin ich selbst irgendwie träge und gedämpft und etwas instabil (bin leider dick erkältet, es grassiert hier).

                  Gruß, Bernhard

                  PS 12.3.: Bertram, noch zu Deinem Vergleich mit der Roll-Stabilität bzw. Roll-Dämpfung:
                  Bei 0 V-Stellung und einem Schwerpunkt genau auf Höhe des Angriffspunktes der Luftkraft habe ich eine labile bzw. indifferente Roll-Situation. Diese kann man mit dem Querruder in der Tat kontrollieren und dort kommt einem dann bei den großen Spannweiten die große Rolldämpfung und Rollträgheit gelegen, sie verlangsamt und verzögert das Rollen, so dass dem Piloten mehr Zeit zum Reagieren bleibt. Seitliche Verschiebungen des Schwerpunkts sind unkritisch. Reine Gewichts-Kurvensteuerung ist bekanntlich kaum möglich. Abweichungen von der normallen waagerechten Solllage verschärfen sich nicht. Das wäre dann so, als wenn ich eine Kugel auf einer Ebene jonglieren muss. Maßgeblich dafür ist, dass die Strömung etwa parallel zur Rollachse (Längsachse) steht.
                  Tatsächlich ist bei Segelflugzeugen die V-Stellung eher positiv und der Schwerpunkt liegt unter dem Flügel (meist Schulter- oder Hochdecker, Ausnahme SB-13), so dass man auch um die Rollachse Eigenstabiltät hat.
                  Bei labiler Nick-Situation, wenn also der Schwerpunkt genau im Neutralpunkt liegt, ist es im Prinzip erst einmal genau so. Die Nickdämpfung und -trägheit sind aber sehr viel geringer als die Rolldämpfung und -trägheit, besonders von Nurflügeln. Solange der Schwerpunkt nicht hinter dem Neutralpunkt liegt, verschärfen sich Abweichungen von der Solllage (Soll-Anstellwinkel) ebenfalls nicht und ließen sich aerodynamisch über eine Höhenruder bei ständiger Aufmerksamkeit noch ausregeln. Gerät oder liegt der Schwerpunkt aber nur wenig hinter dem Neutralpunkt, verstärken sich Abweichungen. Das wäre dann so, als wenn ich eine Kugel auf einer leicht nach oben gewölbten Fläche jonglieren muss. Maßgeblich dafür ist, dass die Strömung senkrecht zur Nickachse (Querachse) steht. Natürlich würden es einem Dämpfung und Trägheit auch in dieser kitzligen Situation etwas leichter machen, aber so ein Ritt wird von keinem Piloten schon über eine nur kurze Dauer durchzuhalten sein.
                  Daher wird um die Querachse Eigenstabilität gefordert, der Schwerpunkt muss ausreichend vor dem Neutralpunkt liegen, die Schränkung muss dann so stark sein, damit daraus kein Sturzflug entsteht, sondern der gewünschte Gleitwinkel. Es gibt natürlich auch Nickdämpfung und -trägheit, aber die ist, wenn überhaupt, zweitrangig.
                  Zuletzt geändert von Bernhard Wienand; 12.03.2013, 20:13. Grund: PS 12.3.

                  Kommentar


                    #10
                    AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

                    Zitat von czuelch Beitrag anzeigen
                    Das ergibt für mich keinen Sinn: Masseträgheit ist doch dämpfend, oder? Also müsste der große Drachen tuckfester sein als der (korrekt getrimmte) Modellflieger. Es ist aber umgekehrt, solange der Schwerpunkt stimmt, tuckt der Modellflieger nicht...
                    Hallo Carsten,

                    natürlich hast du recht, dass Massenträgheit zunächst hemmend gegen eine Zunahme der Nickgeschwindigkeit wirkt. Wenn der Stein aber – durch welche Art von fieser Turbulenz auch immer – erst mal ins Rollen gekommen ist, setzt die Trägheit – ganz im Gegensatz zur Dämpfung – alles daran, den Drachen weiter rotieren zu lassen (wie bei einem Lkw, der ins Schleudern kommt).
                    Dämpfung hingegen bekämpft direkt und ohne Umwege genau das, was man nicht haben möchte: das schnelles Durchrotieren.

                    Ich bezweifle, dass ein maßstabsgetreues Modellflugzeug (mit dann deutlich geringerer Flächenbelastung) zum Beispiel beim Männchen die exakt gleichen Ausschläge/Amplituden wie das manntragende Original macht (mal abgesehen davon, dass zudem auch die Aerodynamik wegen unterschiedlicher Reynoldszahlen verschieden ist).

                    Aber uns geht es doch auch gar nicht um vermeidbare Männchen in absolut ruhiger Luft, sondern um die Sicherheit beim Drachenfliegen in schwerer, realistischer Turbulenz.
                    Die weltweite stochastische Verteilung der für Drachen potentiell gefährlichen Turbulenzen wirst du ganz sicher nicht 1:10 skaliert mit genau gleicher stochastischer Verteilung auf diversen heimischen Modellflugplätzen wiederfinden. D.h., sogar wenn sich ein Modellflieger in ruhiger Luft ähnlich verhielte wie sein großer Bruder, so ließe dies noch lange keinen Schluss über die tatsächliche Tuck-Resistenz beim realen Drachenfliegen in hierfür potentiell gefährlichen Turbulenzen zu, weil diese eben ganz sicher nicht ähnlich skaliert und ganz sicher nicht in gleicher stochastischer Verteilung auftreten. Diese Annahme wäre ein grober Fehler und ein Trugschluss.

                    Dust Devils gibt es schließlich auch nicht in 1:10 Skalierungen speziell für 1:10 Modellflieger am Modellflugplatz.

                    Viele Grüße
                    Bertram

                    PS: Zur SB13 schreib' ich später noch was.

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                      #11
                      AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

                      Zitat von Bernhard Wienand Beitrag anzeigen
                      Du meinst wohl, dass der Schwerpunkt eines Segelflugzeugs etwa 5 cm vor dem Gesamtneutralpunkt liegt, der sich je nach Flächenverhältnis zu etwa 90% aus dem Neutralpunkt der Tragfläche und 10% aus dem der Höhenflosse ergibt. Er liegt also kurz hinter dem Neutralpunkt der Tragfläche...usw...usw...usw...

                      Hallo Bernhard,

                      klar spreche ich vom Gesamt-NP, wenn’s um die statische Längsstabilität geht. Was sonst.
                      (Dabei ist es völlig überflüssig zu spekulieren, aus welchen Anteilen Tragfläche/HLW er sich ableitet.)

                      Und ich bleib dabei: Bei indifferenten Flugzeugen führen kleinste Steuerknüppelwege eben nicht zu vergleichsweise hohen Steuer-Nickmomenten und unweigerlich zum Absturz. Deine Behauptung stimmt einfach nicht.
                      (Da tut es auch nichts zur Sache, ob moderne Kampfjets Bordcomputer nutzen, damit bei statisch instabiler Auslegung den Piloten komfortable Stabilität vorgegaukelt wird.)

                      Eigentlich sollte dieser Thread lauten:
                      „Kann man mit einfacher Statik hochkomplexe Dynamik erklären?“

                      Eine rein statische Betrachtung beim dynamischen Tuck ist genauso unsinnig, wie eine statische Bewertung der Stabilität eines Kinderkreisels: der müsste ja – statisch betrachtet - umfallen. Nur würde hier jedem Dummkopf auffallen, dass eine statische Betrachtung Blödsinn ist.

                      In der Flugmechanik spricht man (bei dem NP/Stabilitätsmaß-Geraffel) schließlich von statischer Längsstabilität, weil es sich um eine rein statische Betrachtung für stationäre Gleichgewichtszustände handelt, die nun mal für dynamische, instationäre Vorgänge nichts taugt.
                      Der Tuck ist aber dynamisch und hochgradig instationär.

                      Das Flugverhalten der SB13 finde ich deshalb faszinierend, weil es ganz eindringlich zeigt, dass statische Längsstabilität - sogar im horizontalen Geradeausflug bei ganz moderaten Störungen - überhaupt keine Bewertung des dynamischen Verhaltens (der s.g. dynamischen Längsstabilität) zulässt.
                      Im Gegenteil: Hier führt die unbedarfte Deutung statischer Längsstabilität in die Irre.

                      Die Zusammenhänge bei der SB13 im Normalflug sind nun aber wesentlich einfacher als die beim „herrenlosen“ Kopfüber-Drachen in schwerer Turbulenz: kein Zweimassensystem, keine Schlabber-Flügel, keine Kopfüber-Rotation, kein Pilot, der in Panik „schwerelos“ am Steuerknüppel hängt.
                      (Und nein, Aeroelastizität und deine Ausführungen zu Pfeilung, Holmgestaltung, 1/4tel-Linie etc., waren nicht das Problem der SB13.)

                      Wenn eine heftige Böe deinen RC-Segler ordentlich durchschüttelt, auf den Kopf stellt, und dir dabei der lose Akku unten rausfällt und mit völlig unbekanntem Zug auf dem Akkukabel, völlig unbekanntem Angriffspunkt am Rumpf, völlig undefiniert halb schwerelos neben deinem „Restmodell“ umher baumelt, würdest du nach dem Absturz doch auch nicht darüber lamentieren, dass doch noch vor wenigen Sekunden der intakte Modellflieger eine super statische Längsstabilität im stationären Geradeausflug besaß?
                      Wen um Gottes Willen interessiert hier die Statik des intakten Fliegers, wenn’s den Flieger schon lange in zwei Teile zerlegt hat?
                      Bei der Beschreibung instationärer Bewegungsabläufe unbeirrt simpelste Statik eines stationären Gleichgewichtszustandes zu bemühen ist – tut mir leid - schlichtweg grottenfalsch.

                      Beim Tuck geht es um hochkomplexe transiente Mehrkörper-Dynamik gekoppelt mit hochkomplexer Aerodynamik eines flexiblen Tragflügels mit z.T. abgerissener Strömung. Zudem haben wir auch keinen blassen Schimmer, wie die transienten 3D-Strömungsfelder potentiell gefährlicher Turbulenzen überhaupt aussehen. Und wann dann ein Drachen tucken darf und ab wann nicht mehr, wissen wir auch nicht.
                      Das allerbeste numerische Tuck-Simulationsmodell darfst du getrost in die Tonne treten, solange du nicht weißt, wie die unterschiedlichen Anregungen aussehen, und was das Ziel der ganzen öden Rechnerei überhaupt sein soll.

                      Dass Pitch-up und Dämpfung beim Tuck eher hilfreich sind, wissen wir schon sehr, sehr lange. Ist seit vielen Jahren Binsenweisheit und mittlerweile Schnee von gestern.

                      Die Pitch-Vorgaben der LTF sind im Prinzip genau das Gleiche wie Geschwindigkeitsbeschränkungen auf kurvenreichen Landstraßen. Man weiß nur: mehr Pitch bei Nullauftrieb ist eher hilfreich beim Tuck. Langsamer fahren auch. Es gibt kein 100% sicher oder 100% unsicher. Es gibt nur Bestehen der LTF oder nicht bestehen. Strafzettel riskieren oder nicht riskieren. Nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die völlig unbekannten Fahrbahnverhältnisse (Rollsplitt/Eis/Schnee <=> schwere Turbulenz) und sonstige Fahrzeugeigenschaften (Reifenzustand, Schwerpunkthöhe, Fahrerverhalten usw. <=> Flexibilität, Dämpfung, Pilot hängt hoch/tief, Turmaufhängung ja/nein, Pilotenreaktion usw.) entscheiden darüber, ob man aus der Kurve fliegt oder eben nicht. Geschwindigkeitsbeschränkungen sind lediglich eine ganz einfache pragmatische, administrative Handhabe, um überhaupt „irgendwie“ zur Unfallvermeidung beizutragen. Mit Wissenschaft haben Geschwindigkeits- und Pitch-Vorgaben herzlich wenig zu tun.
                      Zu unterschiedlich sind auch die denkbaren Unfallszenarien und zu vermessen wäre die Annahme, dass lediglich der Parameter „Geschwindigkeit“ bzw. „Pitch-up“ die einzig relevanten Größen seien.

                      Wie es heute überhaupt kein Problem darstellt Autos zu bauen, die per Bilderkennung Geschwindigkeitsbeschränkungen haarscharf beachten, so kann man natürlich mit viel Aufwand exakte Pitch-Vorgaben gerade noch haarscharf erfüllen (LTF-Stempel <=> kein Strafzettel). Bezüglich der tatsächlichen Sicherheit ist das allerdings nur eine äußerst naive Scheuklappen-Sichtweise, weil eben mehr Pitch-up trotzdem noch sicherer wäre (wie noch langsamer fahren eben auch sicherer ist), und neben Pitch-up vor allem die völlig unbekannten Turbulenzverhältnisse und noch sehr viele andere Faktoren eine wesentliche Rolle spielen. (Zum Beispiel auch, ob sich die Segeltucheigenschaften gegenüber dem getesteten Gerät aufgrund von Alterung/Gebrauch unbemerkt verändert haben.)

                      Das was man Hängegleiter nennt, ist nun mal ein exotisches „Zweikörper-Fluggerät“ ohne richtigem Leitwerk und damit vergleichsweise sehr geringer Dämpfung. Ein (kleines) Dilemma, das wir hier mit viel Prosa auch nicht auflösen werden. Die Fläche des Tragflügels eines Segelfliegers ist deutlich kleiner als die Tragfläche eines Drachens. Aber das Leitwerk und der Hebelarm sind gewaltig (kein Vergleich mit der Spielzeugflosse des Combat).

                      Wir wissen auch schon lange wie Gleiter aussehen müssen, die nicht Tuck-gefährdet sind: konventionelle Segelflieger ("Weibchen" eines Segelfliegers siehe hier bei 4:33 Minuten) und UL-Segelflieger (z.B. Archaeopterix), gut möglich auch „Einmassen-Nurflügel“ wie die SB13 oder der Swift (ich weiß es nicht, hab‘ zumindest noch keinen tucken gesehen).

                      Ich habe nicht die Zeit, um hier mit einigen mit Zeit gesegneten Forumsteilnehmern mithalten zu können. Ich mag auch kein langatmiges „Um-den-heißen-Brei-reden“ und hoffe, dass ich dies jetzt nicht selbst getan habe.
                      Bitte nicht böse sein, aber wir drehen uns schon seit geraumer Zeit nur im Kreis und mir bleibt auch der tiefere Sinn der Diskussion verborgen.


                      Nix für ungut,
                      Bertram


                      Anmerkung:
                      Im Übrigen gibt es bei einem Drachen wegen der Nichtlinearitäten der Auftriebs- und Momentenkurve (insbesondere im für den Tuck wichtigen Anstellwinkelbereich um den Nullauftrieb) weder einen (definitionsgemäß ortsfesten) Neutralpunkt, noch ein Stabilitätsmaß.
                      Zuletzt geändert von BeKu; 15.03.2013, 22:40. Grund: so halt

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                        #12
                        AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

                        Daß hier Tacheles geredet wird, gefällt mir sehr. Nur so kommt man weiter.

                        Wenn der Tuck einmal zugange ist, herrscht stabiles Chaos - soweit einverstanden, verehrte Diskutanten.

                        Nun fliegen aber Flugzeuge nur, weil es eine Schwerpunktvorlage gibt - tunlichst vor dem Gesamtneutralpunkt - und einen Leitwerkshebelarm - hier 2 x per Pfeilung links und rechts - sowie ein Leitwerksvolumen - in [m²], aus dem die Kraft x Hebel der 2Leitwerksarme in Nm (Newtonmeter) kommt .

                        Über dessen Anstellwinkel (Schränkung) und Profilierung (im Bereich Außenflügel) wird entschieden, ob die Kiste überhaupt ins Chaos tuckt.

                        Um nun dem relativ kleinen Leitwerk in Form der Außenflügel die Arbeit zu erleichtern - denn noch mehr Schränkung führt nur zum noch früheren lokalen Strömuungsabriß dieser Leitwerke, und zwar auf der Profil-Unterseite -, wird im Flügel-Mittelteil des Drachens per eingesteckter Segellatten ein S-Schlag-Profil mit positivem Cm0 erzwungen und verwendet, das sogestalt in der Lage ist, sich im Wesentlichen ohne größere Lastigkeitsänderungen selbst in der Luft zuhalten, allerdings dafür auch auf rund 0,3 Ca (Auftriebsbeiwert) zu verzichten (~1,0ca statt möglichen ~1,3ca).

                        Mit der relativ starken Außenflügelschränkung wird ja die Schwerpunktvorlage dergestalt ausgeglichen, daß, wenn der Drache die Nase senkt, die mit dem System mehr oder weniger starr verbundenen Leitwerke Abtrieb erzeugen - oben per Druck und unten per Sog, was aber irgendwann nicht mehr geht, weil die praktischen, aber hier lokal zu dicken Nasen-Flügelrohre als realer Nasenprofil-Radius durch das unmittelbar dahinter stark einfallende Segel kontraproduktiv einen Strömungsabriß provozieren, worauf es tuckt..., weil das Profil die Arbeit einstellt: Halbsymmetrisch und spitzer an der Nase sollte es an dieser Stelle daher schon zugehen, z.B. mit einem Wortmann-Höhen-Leitwerks-Segelflugzeug-Profil samt Top-Auftriebsgradienten.

                        Und meine 2. Forderung ist die, daß der Drache auch ohne Pilotengewicht eigenstabil fliegen können muß, damit bei Entlastern nicht urplötzlich genau so der Tuck eingeleitet wird.

                        Schwerpunktvorlage und Leitwerks-Volumen i.V.m. -Helbelarm(en) übernehmen die ständig wirksame automatische Feinregulierung, die an sich auch schon das ganze Geheimnis des Fliegens ist. Wer wann wo was zusätzlich dämpft, ist zumindest ein zentrales Höhenleitwerk "am Stiel". Genau das hat A.I.R. gebaut und einige sind dem gefolgt. Prinzip Nurflügel Ade.

                        Gruß hob

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                          #13
                          AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

                          Hallo Bertram,

                          dafür, dass Du mit Deiner Zeit rechnen musst, hast Du Dich aber ganz schön weitschweifig ausgelassen, wobei Du von einem Extrem ins andere fällst.

                          Man kann natürlich auf dem Neutralpunkt reiten, aber das wäre ein Eiertanz, den man tunlichst meiden sollte.
                          Die Nickdämpfung, die eine Drehgeschwindigkeit bremst, hilft Dir dabei aber nicht, denn bei Beginn einer Abweichung von der Soll-Fluglage ist die Drehgeschwindigkeit mehr oder weniger null. Hier hilft zunächst die Nick-Trägheit, die dann aber nachwirkt. Wäre die Drehgeschwindigkeit schon so hoch, dass nennenswerte Dämpfung entstünde, wäre es längst zu spät für eine Regelung.
                          Es gibt natürlich Systeme, die ohne statische Stabilität geregelt werden, z.B. schon wenn ein Mensch steht. Ohne dass wir es merken, regeln wir kleinste Abweichungen vom Lot aus, damit wir nicht umfallen. Vielleicht, sogar wahrscheinlich, fliegen so auch Vögel.
                          Wir Freizeitpiloten, auch Piloten der Verkehrsluftfahrt, schaffen das aber nicht, das Flugzeug wird durch ausreichende statische Nick-Stabilität abgesichert. Kunstflug- und Militärpiloten muten sich mehr zu.

                          Bevor wir uns mit verschiedensten und kaum zu beschreibenden Formen der dynamischen Stabilität befassen, sollten wir erst einmal die statische Längsstabilität verstanden haben und für sie sorgen. Statisch ist nur ihr Ziel, eine statische Fluglage, und damit hilft sie gerade in dynamischen Flugphasen. Und, um erst einmal bescheiden mit dynamischen Phasen anzufangen: Jede Abweichung von und jede Rückkehr zur Soll-Fluglage ist schon ein dynamischer Vorgang. Jeder Übergang von einer stationären Fluglage in eine andere (durch Steuerung um die Querachse) ist ein dynamischer Vorgang.

                          Ein besonderes Kapitel ist natürlich der Tuck des Drachens mit dem 'herum baumelnden' Piloten. Michael Schönherr hat den Tuck schon ganz gut beschrieben. Vielleicht kannst Du die Beschreibung ja noch verfeinern und die Phase(n) herausarbeiten und hier vorstellen, bei denen die Nickdämpfung eine maßgebliche Rolle spielt.

                          Der Neutralpunkt einer Fläche wird nicht durch einen stark nicht-linearen Auftriebsverlaufs eines flexiblen Flügels verändert, denn der Momentverlauf leitet sich vom Auftriebsverlauf ab, ist also gleichsinnig nicht-linear, dM/dalfa = - (xN - xS) * dA/dalfa bzw. (dM/dalfa)/(dA/dalfa) = - (xN - xS) (Stabilitätsmaß mal Bezugsflügeltiefe).
                          Der Neutralpunkt verlagert sich mit der Art der Strömung: Bei anliegender Strömung liegt er bei etwa 1/4 der Profiltiefe, bei abgelöster turbulenter Strömung (z.B. ebene Platte) bei etwa 1/2 bzw. im Flächenschwerpunkt.

                          Hallo Hob,

                          Du sprichst noch die gefährliche Ablösung der Strömung an der Unterseite des negativ angestellten Höhenleitwerks bzw. Außenflügels des Drachens an, die ja auch zum plötzlichen Abtauchen führt (evtl. dem Flair zum Verhängnis geworden).
                          Ein spitzere Flügelnase kann das Problem aber noch verschärfen.

                          Die Nick-Stabilität des Flügels allein wurde bisher 'ausgeblendet', vielleicht, weil sie ja nur selten und dann kurzzeitig während eines starken Entlasters eine Rolle spielt.
                          Aber wie viele Flügel mit einem hinteren Schwerpunkt könnten betroffen sein und wie oft mag dies schon zu einem Tuck geführt haben?

                          Gruß, Bernhard

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                            #14
                            AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

                            Zitat von Bernhard Wienand Beitrag anzeigen
                            Hallo Bertram,

                            dafür, dass Du mit Deiner Zeit rechnen musst, hast Du Dich aber ganz schön weitschweifig ausgelassen, wobei Du von einem Extrem ins andere fällst.

                            Man kann natürlich auf dem Neutralpunkt reiten, aber das wäre ein Eiertanz, den man tunlichst meiden sollte.
                            Die Nickdämpfung, die eine Drehgeschwindigkeit bremst, hilft Dir dabei aber nicht, denn bei Beginn einer Abweichung von der Soll-Fluglage ist die Drehgeschwindigkeit mehr oder weniger null. Hier hilft zunächst die Nick-Trägheit, die dann aber nachwirkt. Wäre die Drehgeschwindigkeit schon so hoch, dass nennenswerte Dämpfung entstünde, wäre es längst zu spät für eine Regelung.
                            Es gibt natürlich Systeme, die ohne statische Stabilität geregelt werden, z.B. schon wenn ein Mensch steht. Ohne dass wir es merken, regeln wir kleinste Abweichungen vom Lot aus, damit wir nicht umfallen. Vielleicht, sogar wahrscheinlich, fliegen so auch Vögel.
                            Wir Freizeitpiloten, auch Piloten der Verkehrsluftfahrt, schaffen das aber nicht, das Flugzeug wird durch ausreichende statische Nick-Stabilität abgesichert. Kunstflug- und Militärpiloten muten sich mehr zu.

                            Bevor wir uns mit verschiedensten und kaum zu beschreibenden Formen der dynamischen Stabilität befassen, sollten wir erst einmal die statische Längsstabilität verstanden haben und für sie sorgen. Statisch ist nur ihr Ziel, eine statische Fluglage, und damit hilft sie gerade in dynamischen Flugphasen. Und, um erst einmal bescheiden mit dynamischen Phasen anzufangen: Jede Abweichung von und jede Rückkehr zur Soll-Fluglage ist schon ein dynamischer Vorgang. Jeder Übergang von einer stationären Fluglage in eine andere (durch Steuerung um die Querachse) ist ein dynamischer Vorgang.

                            Ein besonderes Kapitel ist natürlich der Tuck des Drachens mit dem 'herum baumelnden' Piloten. Michael Schönherr hat den Tuck schon ganz gut beschrieben. Vielleicht kannst Du die Beschreibung ja noch verfeinern und die Phase(n) herausarbeiten und hier vorstellen, bei denen die Nickdämpfung eine maßgebliche Rolle spielt.

                            Der Neutralpunkt einer Fläche wird nicht durch einen stark nicht-linearen Auftriebsverlaufs eines flexiblen Flügels verändert, denn der Momentverlauf leitet sich vom Auftriebsverlauf ab, ist also gleichsinnig nicht-linear, dM/dalfa = - (xN - xS) * dA/dalfa bzw. (dM/dalfa)/(dA/dalfa) = - (xN - xS) (Stabilitätsmaß mal Bezugsflügeltiefe).
                            Der Neutralpunkt verlagert sich mit der Art der Strömung: Bei anliegender Strömung liegt er bei etwa 1/4 der Profiltiefe, bei abgelöster turbulenter Strömung (z.B. ebene Platte) bei etwa 1/2 bzw. im Flächenschwerpunkt.

                            Hallo Hob,

                            Du sprichst noch die gefährliche Ablösung der Strömung an der Unterseite des negativ angestellten Höhenleitwerks bzw. Außenflügels des Drachens an, die ja auch zum plötzlichen Abtauchen führt (evtl. dem Flair zum Verhängnis geworden).
                            Ein spitzere Flügelnase kann das Problem aber noch verschärfen.
                            Die Nick-Stabilität des Flügels allein wurde bisher 'ausgeblendet', vielleicht, weil sie ja nur selten und dann kurzzeitig während eines starken Entlasters eine Rolle spielt.
                            Aber wie viele Flügel mit einem hinteren Schwerpunkt könnten betroffen sein und wie oft mag dies schon zu einem Tuck geführt haben?

                            Gruß, Bernhard

                            Hallo Bernhard,

                            ja, das dachte ich mir, daß eingehakt werden würde - von wem auch immer. Ist ja auch grundsätzlich richtig, aber:

                            Nee, das ist mir eindeutig zu dick, obwohl ein großer Nasenradius prinzipiell gut gegen Strömungsabrisse ist. Es muß eleganter gehen, etwa so wie beim umgedrehten Höhenleitwerk des ULF-1 von Heiner Neumann u.a. (Galaxy z.B. auch). Profile mit moderater Mittellinienwölbung von ~2% der lokalen Flügeltiefe können das einfach besser als rein symmetrische, nicht viel, aber immerhin doch bessser - Widerstandsbilanz. die Strömung muß und soll rasch anliegen: Immerhin liefert sie an der unteren Saugseite 2/3 der lokalen Profilleistung.

                            Gruß hob

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                              #15
                              AW: Nickdämpfung: Was kann sie, was kann sie nicht?

                              Die ganze Kiste hängt auf Gedeih' und Verderb' an den Stromlinien der Flügelspitzen, angewiesen auf ungestörten E nergie-Nachschub, hier: Abtrieb - welch eine unausweichliche "Verschwendung"!

                              Gruß hob

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