Wills Wing Sport 3

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  • Konrad Lüders
    Registrierter Benutzer
    • 05.06.2001
    • 388
    • Leipzig

    #31
    Hallo Steffen,
    entschuldige die späte Antwort, hatte lange nicht ins Forum geschaut.
    Den Sport3 habe ich vor ziemlich genau einem Jahr bei Carsten abgeholt und seitdem damit etwa 40 Flüge gemacht mit 60 Stunden. Vorher flog ich viele Jahre AEROS Combat und danach 6 Jahre Moyes Litespeed RX4. Mit den Jahren (demnächst 70) ließen die Kräfte nach, dem wollte ich damit Rechnung tragen. Mit fast 10kg weniger Masse lässt er sich am Boden deutlich leichter beherrschen als seine Vorgänger. Die Turmhochleister habe ich mir zuvor natürlich auch angeschaut, bin dann aber davon abgekommen und wollte einen beherzteren Schnitt machen. So habe mich für einen modernen Intermediate entschieden. Über den WW S3 wurde ja schon viel geschrieben und viel gelobt. Einen Probeflug hatte ich damit nicht unternommen. Vom Probefliegen halte ich nicht viel. Man braucht immer längere Zeit, um sich mit einem neuen Gerät vertraut zu machen. Den Testbericht von Alex Ploner hatte ich mir durchgelesen, auch die Berichte von anderen Piloten über die Flugeigenschaften. Wie sind nun meine Erfahrungen nach dem ersten Jahr damit?
    Der S3 ist ein gelungener Entwurf für einen Intermediate, der eher nach oben schielt. Die Streckung ist geringer als beim Turmhochleister, man erwartet gutmütigere Flugeigenschaften. Das bestätigte sich. Beim Startlauf lässt er sich gut führen und hebt früh ab. Das deutlich geringere Gewicht macht sich angenehm bemerkbar. Ich hatte stets 1/4 der VG dabei gespannt. Der erste Start war am Hang in Laucha. Zunächst musste ich beherzt steuern, bis ich die VG ganz öffnete. Dann sind die Steuerkräfte angenehm. Meine Turmlosen davor waren noch etwas agiler, aber ein Intermediate sollte ja auch nicht zu feinfühlig reagieren. Bei der ersten Landung war ich überrascht, wie schnell der Drachen Fahrt aufnimmt. Beim Moyes stieg bei offener oder wenig gespannter VG der Bügeldruck bei Fahrtaufnahme immer sehr schnell an. Man hatte dann gleich ein Gefühl dafür, dass man schneller unterwegs ist, was man ja im Endanflug beabsichtigt. Diese Rückkopplung ist beim S3 kaum da, weil der Bügeldruck nur geringfügig zunimmt. Man ist plötzlich überrascht davon, dass man in Bodennähe plötzlich schnell unterwegs ist. Es dauert dann doch eine Weile, bis die Fahrt soweit abgenommen hat, dass man den Drachen rausdrücken kann zur Landung. Das artete bei mir aus zum Wellenflug, weil ich mehrmals nacheinander rausdrücken wollte und im Ansatz spürte, dass ich noch zu schnell war. Also wieder rannehmen, wieder rausdrücken, wieder rannehmen, dann ging es aber doch. Mittlerweile klappt es meistens mit einer schönen Landung, weil die Strömung sehr spät abreißt (knapp halbe VG). Also das Landen ist deutlich entspannter geworden.
    Wie sieht es in der Thermik aus?
    Mit dem S3 steige ich schneller als die Konkurrenz! Ich kann enger kreisen, weil mit geringerer Geschwindigkeit. Bei ruhiger Thermik kreise ich mit etwa der Geschwindigkeit des geringsten Sinkens (knapp unter 40km/h laut Compeo). Dabei muss ich ziemlich drücken, um ihn so langsam zu fliegen, gleichzeitig noch deutlich stützen. Bei ganz schwacher Thermik macht das aber aus einem Nullschieber ein Steigen. In stärkerer Thermik habe ich einen Vorteil beim Zentrieren, weil der Flügel ein gutes Feedback gibt vor dem Strömungsabriss. Man kann den Drachen regelrecht ums Eck würgen, wenn man in das Thermikzentrum kreist und damit das Steigen schnell zentrieren. Wenn ein Ligapilot über mir kreist, weiß er, dass er bald Platz machen muss, weil ich schneller steige. Beim folgenden Geradeausflug mache ich ihm dann höflich Platz, wenn er an mir vorbei fliegt. Das ist dann die andere Seite der Medaille. Wenn man sportlich unterwegs ist auf Strecke, merkt man schnell den Unterschied im Gleitwinkel. Mit voll gespannter VG kann man den S3 recht schnell fliegen. Das geht auch aus dem Testflugbericht hervor und ist die Begründung für die hohe Einstufung mit DHV3. Der Bügeldruck ist dabei ziemlich gering, verglichen mit meinem Moyes. Bei dem musste die VG bis zum Anschlag gezogen werden, um flott unterwegs zu sein. Bei höheren Geschwindigkeiten fliegen mir die Turmlosen davon, mein Vorteil beim Kreisen schwindet allmählich, aber sicher. Also bin ich etwas langsamer unterwegs, daran musste ich mich aber erst gewöhnen. Nun ist Streckenfliegen ein komplexer Vorgang, viel entscheidet das Pilotenkönnen. Mit 1200km in der letzten XC-Saison konnte ich ganz gut in der HG-Liga mithalten und auch in der Turmdrachenklasse, und freue mich schon auf die nächste Streckenflugsaison.
    Du erwähntest die Flosse an meinem Kielrohr. Die stammt von einem Combat-Leitwerk. Mein Moyes bereitete mir im UL-Schlepp durch Gieren häufig Probleme. Nach Montage der Flosse waren diese beseitigt. Der S3 benötigt sicherlich nicht die Flosse. Ich habe sie aber trotzdem dabei, weil sie generell den Geradeausflug etwas beruhigt. Da ich sehr oft mit Videokameras fliege, ist das wünschenswert. Im UL-Schlepp ist der S3 sehr angenehm, weil auch hier der geringe Bügeldruck vorteilhaft wirkt. Mit Flosse ist es dann total easy hinter dem UL zu bleiben. Mittlerweile ist die Flosse auch zu einer Art Markenzeichen von mir geworden, hat eben hohen Erkennungswert.
    Gibt es etwas zu bemeckern am S3? Beim Zusammenlegen stört der Turm mit den Luffleinen. Ich hänge sie jetzt nicht mehr aus. Das klappt ganz gut, wenn das Segel sorgfältig gerollt wird. Dann stört es, dass bei zusammengefalteten Flügeln dieses Bündel auf dem Trapez entweder nach rechts oder links kippt. Das sind aber Kleinigkeiten, ansonsten bin ich hoch zufrieden mit meiner Wahl.
    Ich antworte gerne auf weitere Fragen, beste Grüße
    Konrad

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    • Bernhard Wienand
      Registrierter Benutzer
      • 27.02.2007
      • 1001
      • Bernhard Wienand
      • Hamburg

      #32
      'Wenn ein Ligapilot über mir kreist, weiß er, dass er bald Platz machen muss, weil ich schneller steige.'

      Hallo Konrad,

      ist Deine Flächenbelastung so gering oder sind die Liga-Piloten so schwach? ;-)

      Grüße, Bernhard

      Kommentar

      • winDfried
        Registrierter Benutzer
        • 21.11.2003
        • 1620
        • Winfried O.
        • Rheinhessen

        #33
        Zitat von Bernhard Wienand
        'Wenn ein Ligapilot über mir kreist, weiß er, dass er bald Platz machen muss, weil ich schneller steige.'

        Hallo Konrad,

        ist Deine Flächenbelastung so gering oder sind die Liga-Piloten so schwach? ;-)

        Grüße, Bernhard
        Bernhard, weder noch!
        Der Konrad ist besonders präzise und effizient, das beste Steigen zu zentrieren.
        Das war auch früher schon so, als er noch Combat oder Litespeed geflogen ist.
        Mit dem etwas langsameren und großflächigeren Sport, steigt er darum sehr gut.
        Es lohnt sich aber für den ausweichenden Ligapiloten mit Konrad weiter zu kreisen,
        weil das erleichtert im besten Steigen drin zu bleiben (und nicht den Bart vorzeitig zu verlieren, wie mir das allzu oft passiert).

        Merke: Kooperativer Flugstil führt für alle zu besseren Ergebnissen.
        (Und: Wer von "Auskurbeln" labert, ist ein schlechter Pilot).

        Grüße, W.

        Kommentar

        • Vilenya
          Registrierter Benutzer
          • 14.05.2011
          • 21
          • Aline
          • Sauerlach

          #34
          Da ich ab und an nach meiner Einschätzung des Sport 3 (135) gefragt werde, ergänze ich hier mal die Beschreibung des mittelgroßen Sport 3 von Konrad und kann das dann einfach weitergeben

          Zum meinem Hintergrund der Einschätzung:
          Leichtgewicht: 52kg, 162cm, Ich fliege seit 2011 und war schon in recht vielen Gebieten und Bedingungen unterwegs. Meine Vergleichsdrachen sind: Impuls 14, Finsterwalder Lightfex, Minifox, Laminar Easy 12, Sting 118, MastR S, Moyes Litespeed RX 3
          Sport 3 135 laut XC mit 88 Flügen und 206 Stunden

          Ich habe nach dem Litespeed einen neuen Drachen gesucht, weil ich ein wenig unzufrieden war mit dem schweren Gewicht des Drachen und dem immensen Bügeldruck (halt schwierig als Leichtgewicht). Ich konnte 2020 bei Carsten Friedrichs den Sport am Tegelberg probefliegen und war direkt überzeugt.

          Eckdaten: 12,5 m², Hook-In: 61-95kg, Gewicht: 25kg gewogen mit allen Packsachen

          Der Drachen ist im DHV Geräteportal (Musterprüfung nach LTF, über HGMA und vereinfachte Musterprüfung über DHV)

          Bodenhandling/Aufbauen
          Dank seinen gepackten 25kg trägt man den Drachen schon fast gerne Der kleine Drachen hat passenderweise ein kleines Trapez.
          Beim Aufbauen funktioniert alles normal einfach. Es gibt drei Kleinigkeiten, die etwas stören
          - Wie Konrad schrieb, kippt der Drachen gerne beim Aufstellen
          - Die vierte Segellatte lässt sich bei gespanntem Segel kaum einführen (am besten vorher soweit möglich und später nachschieben)
          - Die Lufflineeinhängung oben am Turm ist für kleine Piloten echt unpraktisch! Man muss vor dem Ausbreiten der Flügel eine sehr geschickte Position finden, um alleine dranzukommen.

          Start
          Ich finde er liegt sehr neutral auf den Schulten, mit einem kleinen Hauch Hecklastigkeit.
          Bei guten Bedingungen ist das Starten einfach. Ansonsten würde ich sagen nicht ganz anfängertauglich - aber vielleicht auch darin begründet, dass die kleinen Größen immer einen Tick anspruchsvoller in Allem sind. Bei Nullwind ist die Abhebestrecke meines Empfindens wie beim Turmhochleister. Das leichte Gewicht macht das Laufen aber einfach. Mit 0 VG ist der Drachen beim Start sehr locker, damit lässt sich dann meines Empfindens aber ganz gut auch böiger, ungleichmäßiger Wind handeln.

          Landung
          Dank des geringen Bügeldrucks fällt es nicht schwer, mit ausreichender Geschwindigkeit anzufliegen. Ich musste zu Beginn eher darauf achten, nicht „zu schnell“ zu werden. Zwar kann man beim Intermediate auch etwas Höhe wegziehen, das geht aber nur bedingt und mit Speed angeflogen gleitet der Drachen im Endanflug und Bodeneffekt überraschend gut. Der Bereich des Ausdrückens ist sehr groß, aber nicht sehr einfach zu spüren. Der Litespeed Bügeldruck ließ viel deutlicher nach, aber wenn man da im kurzen Fenster aber etwas spät dran war, gabs unweigerlich einen „Bauchplatscher“. Beim Sport kann man im Zweifel etwas warten und das noch gut auslaufen, denn der Drachen macht beim Drücken noch schön auf.

          Flug
          Der Drachen ist sehr agil. Ich finde ihn wesentlich wendiger als den Litespeed und wendiger als meine vorherigen Drachen (evtl. außer den sehr kleinen Sting). Mit VG wird er natürlich „träger“. Wenn man in der Thermik gerne optimiert und nachzentriert, kann man durch das Handling mit dem Sport auch gut anderen davonsteigen. Man kann ihn in der Thermik sehr langsam fliegen und um die Kurve würgen, muss dann aber auf jeden Fall umso mehr stützen. Bei schnellem Kreisen muss man kaum bis nicht stützen.
          Im Schnellflug mit VG geht es relativ richtungsstabil ohne Giertendenz. Es ist auch für mich kein Problem, ihn über 80 zu fliegen. Gefühlt hat er ein sehr gutes Gleiten für einen Intermediate, natürlich im nicht zu hohen Geschwindigkeitsbereich. Bei Gegenwind und hoher Geschwindigkeit (aber sowieso auch mit kleinem Gerät und leichtem Pilot) muss man natürlich Abstriche in Kauf nehmen.

          Streckenflug: Durch die angenehme Gleitleistung, die Agilität beim irgendwo „ausgraben“, ermüdungsarmes Schnellfliegen bei geringem Bügeldruck und angenehmen Landeeigenschaften kann man damit einfach gut auf Strecke gehen.


          Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: DSC09895a.jpg Ansichten: 0 Größe: 129,0 KB ID: 945174

          Gibt es weitere, moderne Alternativen in der Sport3 135 Gewichtsklasse? Soweit ich aktuell weiß nicht so richtig:
          • Icaro Alto S: Klingt interessant, ist etwas größer. Zwar schreibt Icaro, dass der Drachen DHV 2-3 Certification hat, aber die kleine Größe scheint nicht mustergeprüft zu sein, Ich habe ihn weder in der DHV-geprüften Datenbank noch im Geräteportal gefunden. 13,75m², Hook-In 60-85kg, 27kg ohne Packsack https://www.icaro2000.com/Products/H.../Alto/Alto.htm
          • Den Moyes Gecko gibt es leider nur in mittlerer (14,4m²) und großer Größe https://www.moyes.com.au/products/ha...specifications
          • Der SHE 1 12.7 könnte vom Modell ganz interessant sein, wenn auch sicher eher ein Turmhochleister. Aber mit einem Startgewicht ab 98kg für mich nicht zu erreichen (zum Vergleich Sport 3 135 Startgewicht ab 85kg).https://service.dhv.de/db1/technicda...ype=1&template setid=-1&idtype=-3799
          • Aeros Discus und MastR S sind eher Turmhochleister und schon etwas ältere Konstruktionen, mustergeprüft 2013 (nur der mittlere und große!) bzw, 2009. Der Orbiter S wurde bereits 2008 geprüft und ist mit 13,73m² größer.
          Zuletzt geändert von Vilenya; 09.02.2025, 21:12.

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