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Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

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    Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

    Hallo,

    im Thread bezüglich des "A-Schein-A-Schirm-Antrages von Andreas Schubert" wurde merhfach bemängelt, GS-Fliegen sei "überkommerzialisiert".
    Beim ersten Lesen habe ich refelxartig zur Zustimmung tendiert. Das klingt ja auch so ähnlich wie "Überentwicklung, sofort landen gehen!".
    In meinem Hinterkopf blieb aber noch ein großes Fragezeichen. Deswegen die Frage an diejenigen, die diese Ansicht vertreten:

    Wo hört ein "gesunder Kommerz" in unserem Sport auf und wo fängt die Überentwicklung an?

    Ich bin gespannt auf Eure Statements.

    Gruß Kai
    Gleitschirmfliegen macht glücklich
    www.mein-traumflug.com

    #2
    AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

    Da es um Kommerz beim Gleitschirmfliegen geht möchte ich sagen, der Flugsport fängt mit einer guten und fundierten Ausbildung an und endet dort wo die Abzocke beginnt.
    Wenn man sich so umhört kann die Abzocke schon in der frühesten Ausbildung beginnen.
    Es sind aber nicht nur die Abzocker es können auch vielfältige Argumente mitspielen die im Flugsport eigentlich nichts zu suchen haben,
    Eigennutz und Geldgier sowie Intoleranz sind schlechte Mitläufer im Flugsport, z.B. "Wasserkuppe" oder "Flugverbot wegen fremder Werbung auf dem Schirm" und, und, und .....

    pedro
    Zuletzt geändert von Pedro; 05.07.2011, 09:13.

    Kommentar


      #3
      AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

      Das Wichtigste für die Existenz des Gleitschirmsports ist, dass die, die uns die Schirme und das andere Material konstruieren und bauen, testen, importieren, verkaufen und jene, welche Schulungen anbieten, aber auch die Liftbetreiber usw. so viel Geld wie möglich damit verdienen und dadurch maximal motiviert sind, diese Aufgaben auch weiterhin wahrzunehmen. Ich gönne denen allen jeden Euro von ganzem Herzen - den sie sind es, die es uns möglich machen, zu fliegen.

      Kommentar


        #4
        AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

        Das Problem ist eher das es zu wenig kommerzialisiert ist.

        Wenn ich mir dir Kalkulationen der kleinen Schulen und Shops mal so durchdenke, dann frage ich mich wie man davon leben kann. Ich würde mal sagen weniger als 10% der Flugschul/Shop Besitzer haben eine Kaufmännische Ausbildung und somit wird dumping angeboten nur um etwas umzusetzen (Dummerweise kann man millionen umsetzen ohne auch nur 1 Euro gewinn zu machen). Daraus resultiert dann auch irgendwann schlechte Qualität und schlechte Ausbildung.

        Die besten Stilblüten schlägt da ja gerade das Checken, seit es Hinz und kunz machen dürfen. Wer für 80 Euro einen kompletten Check anbietet kann nicht vernünftig arbeiten oder er würde konkurs machen.

        Gruß

        Claus

        Kommentar


          #5
          AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

          Das sehe ich ähnlich wie Vibe. Die meisten Flugschulenbesitzer sind sehr gute Flieger und ich denke auch sehr gute Ausbilder. Nur haben sie leider wenig Ahnung von Marketing, Wirtschaftlichkeit, Kundenumgang, Organisation, ... das gehört aber zu einer guten Schule dazu.

          Dann gibt es die Schulen, bei denen es andersrum ist. Sehr gutes Marketing, sehr gewinnorientiert usw. und dann geht's halt nach dem Maximalprinzip: Maximaler Gewinn mit einem "gewissen" Aufwand. Ich denke, an der Stelle fängt das "überkomerzielle" wie es Kai nennt an.

          Ideal ist es dann, wenn man die Schule findet, die den Mittelweg anbietet: Kompetenter, pedagogisch talentierte Fluglehrer, gut organisiert und der Preis ist der Leistung angepasst.

          Gruß, rolX (www.rolx.de)

          Kommentar


            #6
            AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

            Zuerst würde ich gerne einmal wissen was wir hier unter "Überkommerzialisierung" überhaupt verstehen.
            Riesige Sponsor-Logos in jedem Schirm?

            Zitat von rolx Beitrag anzeigen
            Die meisten Flugschulenbesitzer sind sehr gute Flieger und ich denke auch sehr gute Ausbilder. Nur haben sie leider wenig Ahnung von Marketing, Wirtschaftlichkeit, Kundenumgang, Organisation, ...
            Das trifft auf etwa 90% aller KMUs (kleinere und mittlere Unternehmen) zu. Eine ganze Branche lebt davon und bietet Dienstleistungen dazu an. Die wenigsten Flugschulen nutzen dies allerdings.

            O-Ton: "Ach, wir leben ganz gut von Mundpropaganda..." oder "Werbung? Ja, wir ham eh eine Homepage..."
            Gruß, Mike

            Kommentar


              #7
              AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

              Ich glaube viele unterscheiden unreflektiert zwischen Beruf (Büro oder whatever) und Hobby (Gleitschirmfliegen).

              Im eigenen beruflichen Umfeld ist ein Zuschlag für Sonntagsarbeit, geregelte Arbeitszeit, freie Wochenenden, irgendwann mal ne Gehaltserhöhung etc. selbstverständlich.

              Gleichzeitig wird oft den im Gleitschirmsport beruflich Tätigen bereits Abzocke vorgeworfen, wenn sie die Schirme nicht gleich zum eigenen Einkaufspreis weitergeben.

              Ich glaube es täte dem Verständnis ganz gut, wenn jeder mal die Ansprüche, die er an seine eigene Firma stellt bezüglich Bezahlung und Arbeitsbedingungen, auch den Fluglehrern, Gleitschirmverkäufern und Veranstaltern zubilligt.

              Ich jedenfalls gönne jedem Fluglehrer, der Verantwortung für die Gesundheit anderer übernimmt, Sonntags, Feiertags und über Wochehenden hinweg arbeitet, keinen geregelten Feierabend kennt und dessen Umsatz dann auch noch existentiell vom Wetter abhängt, jeden Euro, den er damit verdient.

              Und in das Abzocke-Gerede falle ich dann mit ein, wenn ich den ersten Gleitschirmverkäufer mit einem Ferrari sehe. Bis dahin sei es ihm gegönnt, dass er in seinem Beruf tatsächlich auch noch Geld verdient
              ______________________________________
              Grüße aus 0m GND,

              Flynix

              Kommentar


                #8
                AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

                Zitat von Flynix Beitrag anzeigen
                ...Und in das Abzocke-Gerede falle ich dann mit ein, wenn ich den ersten Gleitschirmverkäufer mit einem Ferrari sehe. Bis dahin sei es ihm gegönnt, dass er in seinem Beruf tatsächlich auch noch Geld verdient
                Ich glaub da gabs mal einen mit Porsche... tuts das auch? ;-)

                Ach was, wenn die Geschäfte anständig sind warum soll da nicht auch Gewinn abfallen? ;-)
                Es gibt genügend die Dir alles Mögliche verscherbeln, nur um Umsatz (und ggf. auch Gewinn) zu machen.
                Ärgerlich wird wenn man hinterher feststellt das man übel gelinkt wurde. Oft sind die Handschuhe nur bei dem Typen am teuersten...
                Ganz übel wirds wenn das Abhängigkeitsverhältnis der Flugschüler ausgenutzt wird, diese mit zu hohen Preisen ausgenommen werden.
                Hierbei wird das Geld bei so Sachen wie Handschuhen Gurtzeug und Rettung, dem Drumherum, gemacht. Bei den Schirmen scheinen die meisten Schüler inzwischen recht gut informiert zu sein. Also wird da ein Abschlag einkalkuliert und woanders (helm, Handschuhe, Vario Combi, etc..) wieder drauf geschlagen....


                (hoppala neuer editor?)

                Kommentar


                  #9
                  AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

                  servus leude,

                  ich denke, überkommerzialisierung fängt da an, wo auch der kleine betrug anfängt, die täuschung am kunden. mike und pipo haben ja schon schöne beispiele gebracht. mir ist noch in deutlicher erinnernung, wie auf einer homepage ein sicherheitstraining beworben wird mit: schon über 100.000 unfallfreie start und landungen. ja, stimmt, aber eine landung war halt nicht unfallfrei.
                  sich mit solch unsinnigen sicherheitsvorschlägen in aller munde zu bringen, versprechungen wie der zwei-wochen-schein und die leute in falscher sicherheit wiegen lassen, oder aber in abhängiger sicherheit halten: nur betreute flugreisen, sht, etc., halte ich für betrug. schade auch, daß flugschulen nicht zu ihren verunglückten schülern stehen können, zb. keine erklärungen, nachruf, o.ä. - das totschweigen.

                  eine gute werbung und daß sich das bild in der bevölkerung wandelt, daß es halt kein extremsport ist mit extrem vielen unfällen, mehr ausübende und mehr verständnis sind für alle positiv. sehr gut finde ich es wie es auf der dhv homepage steht: (sinngemäß) wie gefährlich das hobby ist, hat jeder selber in der hand.

                  solange man ehrlich ist, wäre jede werbung in ordnung.
                  jeder kennt unfallbilder von motorrädern, da wird nix verheimlicht oder verdreht. trotzdem gibt es 'n haufen motorradfahrer.

                  ps: stimmt h.m.m, das ausnutzen des abhängigkeitsverhältnisses, weil man es am anfang ja noch nicht besser weiß, ist auch ein guter punkt.
                  Zuletzt geändert von achilleos; 05.07.2011, 13:49. Grund: post scriptum
                  die antwort liegt irgendwo dazwischen
                  hauptsach´ ´s steigt!
                  adrian

                  Kommentar


                    #10
                    AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

                    Hallo!

                    Also ich vertrete (was wohl niemanden mehr erstaunen dürfte), in der Tat die These, daß das Gleitschirmfliegen "überkommerzialisiert" ist, in dem Sinne, daß das gesunde Maß abhanden gekommen ist.


                    1) Kommerzialisierung im Flugsport ist nicht selbstverständlich.

                    Während die Ursprünge der Motorfliegerei (von den allerersten Anfängen abgesehen) militärisch sind, hat der zivile Flugsport seine Wurzeln im Segelfliegen. Die Segelflugbewegung kam in den 1920er-Jahren auf, und sie war von Anfang an (zumal in Zeiten der Wirtschaftskrise) eine "Arme-Leute-Bewegung": Hauptsächlich Handwerker und Studenten haben die Segelfliegerei aufgebaut - die Ersteren waren als einzige in der Lage, die Geräte zu bauen, die Letzteren trieben die technologische Entwicklung mit kühnen Konstruktionen in den "Akademischen Fliegergruppen" voran. Die einzig mögliche Organisationsform war logischerweise der Verein. Die Flugzeuge wurden selbst gebaut, die Ausbildung erfolgte nach dem Prinzip von Try & Error, später konnten die fliegerischen Erfahrungen dann an den Nachwuchs weitergegeben werden. Viele der damaligen Vereine existieren heute noch (meiner z.B. wurde 1925 gegründet, geflogen werden konnte aber erst 1928, nachdem das erste selbstgebaute Flugzeug fertig war). Das ist der historische Hintergrund, warum die Segelflugausbildung auch heute noch fast ausschließlich von den Vereinen geleistet wird. Es existieren nur eine Handvoll Segelflugschulen, eine der renommiertesten, die Segelflugschule Hornberg (im Besitz des Baden-Württembergischen Luftsportverbands) wurde Anfang des Jahres geschlossen.

                    Diese vereinsbasierte Ausbildung ist eine echte Erfolgsgeschichte, sie hat sich bis heute in hohem Maße bewährt. Der einzige Vorteil der Flugschul-Ausbildung besteht darin, daß sie schneller und mit weniger Mühe absolviert werden kann. Der Vorteil hat aber auch eine Kehrseite: Die langsamere Ausbildung in den Vereinen hat sich als nachhaltiger und letztlich gründlicher erwiesen: Vereinsflugschüler fliegen konstanter als diejenigen, die schnell gelernt und schnell vergessen haben. (Im Fallschirmsport kenne ich mich nicht aus, aber auch hier findet ein Großteil der Ausbildung in den Vereinen statt.)

                    Auch die Gerätewartung findet von einigen Teilbereichen abgesehen (Avionik- und Triebwerksüberholung) vornehmlich in Eigenleistung statt: Die Vereine sind über die DAeC-Landesverbände als "Luftfahrttechnische Betriebe" vom Luftfahrtbundesamt zertifiziert und anerkannt. Auch soetwas wie Fallschirmpacken findet vornehmlich durch speziell ausgebildete Vereinsmitglieder statt. In Einzelfällen geht diese Vereinsarbeit bis hin zur Reparatur von Totalschäden! Der einzige Bereich, der notwendig kommerziell ist, ist der der Geräteherstellung. (Auch wenn bei den GS-Fliegern alles anders wäre: Die Hersteller gäbe es genauso!)

                    Der Vergleich zeigt: Die Strukturen, die das Gleitschirmfliegen prägen, sind nicht "gottgegeben", nicht einmal "logisch", sondern Ergebnis von Entscheidungen und Weichenstellungen, die in den späten 70er- und frühen 80er-Jahren im Wesentlichen vom DHV gestaltet wurden. Und ich bin sicher, eine genauere Betrachtung jener Zeit würde viele personelle Verflechtungen zwischen Flugschulen, die damals wie Pilze aus dem Boden schossen, und dem (damals noch reinen Drachenflieger-) Verband aufzeigen.


                    2) Kommerzialisierung heißt nicht automatisch Professionalität

                    Die Qualitätsunterschiede in allen Bereichen des Gleitschirmsports sind hinlänglich bekannt. Sowohl im Bereich der Ausbildung, als auch bei der Gerätewartung (Checks), als auch bei SiKus wurden zahllose Mängel und Skandälchen bekannt. Eines der Probleme resultiert daraus, daß Flugschulen sowohl ausbilden, als auch Geräte und Modebekleidung verkaufen, als auch Gerätewartung anbieten, oft personell nur durch Hilfkräfte über Wasser gehalten. Qualitätseinbußen in einzelnen Bereichen (leider eher anderswo als beim Vertrieb todschicker Klamotten) sind daher alles andere als erstaunlich.

                    Die Hürden, selbst zum Anbieter zu werden, sind niedrig bis inexistent: Wer zwei alte Tische und eine Garage hat, kann sein Glück (und das seiner Kunden) als Checkbetrieb herausfordern, eine wirksame Kontrolle findet nicht statt. Qualitätssicherungssysteme, die in der "echten" Welt längst zur betrieblichen Selbstverständlichkeit gehören, sind in der GS-Branche so gut wie nicht zu finden. Selbst hinlänglich beschriebene, eklatante Qualitätsprobleme (wie die mangelhafte Verfügbarkeit von Rettungsbooten bei SikKus) führen keineswegs dazu, daß diese Zustände behoben werden - stattdessen häufen sich Jahr für Jahr die immer gleichen Berichte über die immer gleichen Unfälle bzw. Beihnaheunfälle auf.

                    Es gibt einen weitverbreiteten gedanklichen Kurzschluß: Professionalisierung sei die logische Folge der kommerziellen Orientierung der, wie man ja auch so schön sagt, "Profis". Dieser Kurzschluß ist im Bereich der Gleitschirmfliegerei höchst fragwürdig! Und man muß sogar weiter fragen, ob die mangelhafte Professionalität in einzelnen Bereichen (z.B. bei Checks) nicht geradezu von diesen kommerziellen Strukturen herbeigeführt bzw. begünstigt wird.


                    3) Die Ausbildung ist von Verkaufsinteressen überlagert bzw. hart ausgedrückt interessensgesteuert.

                    Der typische frischgebackene Scheininhaber hat am Tag seiner A-Schein-Prüfung etwa 6.000.- € auf den Tisch geblättert. Er hat 90 % des Geldes bei der Flugschule abgeliefert, aber weniger als ein Viertel davon für die Ausbildung selbst ausgegeben. Der Rest verteilt sich auf Schirm, GZ, Retter, Helm, Stiefel, evtl. Vario und Klamotten. Sowie auf einen kleinen Anteil für Übernachtung und Lebenshaltung. Aus der Sicht der Flugschule macht also der Materialverkauf 2/3 bis 3/4 des Umsatzes aus.

                    Wer als Interessent um den Fliegenhonig der Flugschulwerbung schwirrt, hat für sich diese Rechnung in der Regel noch nicht aufgemacht. Er schaut zunächst nach den Kursgebühren und ist entzückt über deren "Sozialverträglichkeit". Oftmals sind (neben geografischer Nähe) die reinen Ausbildungskosten sogar das entscheidende Kriterium für die Auswahl der Flugschule. Das bedeutet, daß sich die Flugschulen einen harten Konkurrenzkampf darum liefern, die Ausbildungskosten niedrig zu halten. D.h. in der konsequenz wird die personalintensive Ausbildung vom Materialverkauf quersubventioniert, es ist eine Mischkalkulation. Das bedeutet aber auch: Ein Schüler, der keine Ausrüstung kauft, ist für die Flugschule uninteressant, eventuell zahlt sie bei ihm sogar noch drauf. Das kommerzielle Interesse der Flugschule ist also - notwendigerweise! - primär, dem Schüler das Material zu verkaufen. Die Schulung selbst ist (betriebswirtschaftlich gesehen) zweitrangig (was natürlich nicht heißt, daß es keine Fluglehrer gäbe, die ihren Job ernstnähmen), die Schulung gewinnt zwangsläufig den Charakter einer Verkaufsveranstaltung.

                    Keine Schule kann sich dieser Logik entziehen, aber es gibt Flugschulen, die es hinnehmen, wenn Schüler mit brauchbaren Gebrauchtausrüstungen ankommen. Wir kennen jedoch auch Berichte, daß anderenorts solche Schüler nicht wohlgelitten sind. Ich weiß von einem Fall, wo eine Flugschülerin, die sich als Einzige im Kurs die Ausrüstung nicht leisten konnte, massiv gemobbt wurde, bis hin zu gezielten Funkanweisungen, die sie fortwährend in den Übungshang einbomben ließ!

                    Aber auch ohne solche mafiösen Exzesse hat der Drang zum Materialverkauf Rückwirkungen auf die Qualität der Schulung selbst. Auch völlig untalentierte Flugschüler sind potentielle Ausrüstungskäufer, man wird sie in den seltensten Fällen wegschicken, selbst wenn für die Fluglehrer klar ersichtlich ist, daß es für sie einfach zu gefährlich wäre, diesen Sport auszuüben. Hinzu kommt, man muß die potentiellen Käufer bei Laune halten. Anstrengung und Leistung abzuverlangen, ist da konterproduktiv, das Organisieren von "Spaß" und "geselligem Beisammensein" dagegen obligatorisch. Man geht z.B. an durchwachsenen Tagen an den Übungshang und zeigt das Rückwärtsaufziehen. Ein paar Talentierte begreifen die Anfänge, wer damit nicht gleich klarkommt, dem erspart man die weitere Mühe achselzuckend. Man wird Schülern auch nicht vehement klarmachen wollen, welche Risiken sie mit diesem Sport eingehen, sie könnten es sich anders überlegen. Ein geschöntes Bild ist einfach umsatzkompatibler. Selbst vor derart offenkundigen Absurditäten wie der, einem Flugschüler in höchsten Tönen die Vorzüge eines Competition-GPS-tralala-Varios anzupreisen, macht man da nicht halt, während gleichzeitig i.d.R. noch nicht einmal die Grundzüge des ominösen "aktiven Fliegens" vermittelt werden. Kurzatmige Grauhaarige quälen sich in niegelnagelneuen topmodischen Overalls den Weg zum Startplatz hinauf, verstehen aber die Tücken des stark abgebremsten Landeanflugs nicht im Ansatz...

                    Für die Flugschulen ist das im Übrigen kein Problem, schlecht ausgebildete Neupiloten zu entlassen: Sie lieben unselbständige, unsichere Klienten. Mit denen läßt sich auch weiterhin Geld verdienen. Den hier und da durchaus worhandenen Ehrgeiz des Fluglehrers, wirklich mündige, qualifizierte und der Selbstverantwortung auch gewachsene Schüler zu entlassen, honoriert ihm niemand!

                    Am Ende produziert man Schüler, die noch nicht einmal wissen, was sie noch nicht wissen und können... Sie sind keine "Piloten", man hat sie nur dazu ernannt. Im besten Fall merken sie das schnell und unfallfrei, im schlechtesten Fall nie. Aber ihnen das drastisch klarzumachen, kann sich keine Flugschule leisten!


                    4) Der Markt ist übersättigt und auf unlautere Werbung angewiesen

                    In Deutschland buhlen ausweislich der DHV-Flugschuldatenbank 82 (in Worten: Zweiundachzig!) Flugschulen um die Gunst der Fußgänger. Viele Flugschulen bewegen sich am Rande ihrer Existenzfähigkeit und können nur unter Einsatz saisonaler Hilfskräfte irgendwie überleben. Sie brauchen jedes "Frischfleisch", dessen sie habhaft werden können.

                    Eine regelrechte Fliegenleim-Infrastruktur hat sich um die Flugschulen herum etabliert. Die Tandempfründe sind mancherorts abgesteckt wie großstädtische Rotlichtviertel. Man weitet die Definition, wer geeignet sei als Gleitschirmflieger, auf nahezu jedermann aus, Fluglehrer "beraten", wie kürzlich berichtet, Rentnerehepaare dahingehend, wie schnell auch sie es erlernen könnten. Daran, Interessenten eine ehrliche Entscheidungsfindung zu ermöglichen, ist niemand interessiert, denn das würde den Anteil derer, die rechtzeitig erkennen, daß es für sie dann doch nicht das Richtige ist, erhöhen. Das kann bzw. will sich keiner leisten.

                    Diese Situation ist aufgrund des völlig übersättigten, aufgedunsen Anbietersektors praktisch nicht auflösbar. Für 82 Fluschulen ist nicht genug Platz in Deutschland. Wer auf Teufel komm raus Kunden aquirieren muß, kann es sich nicht erlauben, mit ihnen ehrlich umzugehen. Um ein gesundes Maß zu erreichen, müßte der Markt auf vielleicht 25 Flugschulen schrumpfen. Erst dann könnten die Flugschulen es sich überhaupt erlauben (wenn sie es denn wollten), ehrlich mit potentiellen Kunden umzugehen und Piloten auszubilden, die sich ihrer Grenzen und der Risiken des Fliegens klar bewußt sind.


                    5) Diese Kommerzialisierung ist selbst unfallverursachend

                    In der Summe trägt diese hochgradige Kommerziallisierung ihrerseits zum Unfallgeschehen bei. Der übersättigte Zustand des Markts ist nur um den Preis zu haben, daß man den Leuten Flausen in den Kopf setzt. Hochgradig unsichere Scheinabsolventen stehen neben solchen, die sich für unverletzbar halten. Beide sind in hohem Maße gefährdet. Ein gesundes Mittelmaß: Profunde Ausbildung und gesunder Respekt ist hingegen die Ausnahme. Fehlendes Risikobewußtsein und die Unfähigkeit zur präzisen Risikoabschätzung sind systemisch gesehen die Unfallursache Nr. 1 - und genau um diese Bereiche (die womöglich abschrecken und gewiß höchste Anstrengung erfordern) wird, um den Umsatz nicht zu gefährden, in der Ausbildung am vehementesten herumgeeiert und -taktiert.

                    Die Natur ist geduldig. Doch irgendwann kommt der Moment, wo sie leidenschaftslos die Frage aufwirft, wer der Chef im Ring ist. Zuviele sind auf diesen Augenblick nicht vorbereitet. Man wollte ihnen nur die Glitzerseite zeigen: Die schöne Seite wurde organisiert als Erlebnis, als Event - die Kehrseite hingegen nur als graue Theorie. Was sollten die Newbies da schon anderes tun als ihren Lehrern zu glauben?


                    Gruß Rüdiger

                    Kommentar


                      #11
                      AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

                      ruewa - immer wieder ein Genuss!
                      Gabi Leixner und Harald E. Wolf - 1st pilot's mental and coaching center. Since 1995

                      Kommentar


                        #12
                        AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

                        Zitat von Vibe Beitrag anzeigen
                        Das Problem ist eher das es zu wenig kommerzialisiert ist.

                        Wenn ich mir dir Kalkulationen der kleinen Schulen und Shops mal so durchdenke, dann frage ich mich wie man davon leben kann. Ich würde mal sagen weniger als 10% der Flugschul/Shop Besitzer haben eine Kaufmännische Ausbildung und somit wird dumping angeboten nur um etwas umzusetzen
                        Wo wird denn "Dumping" angeboten?
                        Habe ich bisher noch nicht erlebt.
                        Ich finde unseren Sport relativ teuer.

                        Eine Fahrausbildung ist wesentlich billiger zu bekommen, bei viel höheren Kosten für das Ausbildungsunternehmen.

                        Zitat von Vibe Beitrag anzeigen

                        Die besten Stilblüten schlägt da ja gerade das Checken, seit es Hinz und kunz machen dürfen. Wer für 80 Euro einen kompletten Check anbietet kann nicht vernünftig arbeiten oder er würde konkurs machen.

                        Gruß

                        Claus
                        Wer checken darf und wie schreibt der Hersteller vor. "Hinz und Kunz" dürfen schon immer Checks machen, Du tust ja gerade so als wäre das erst seit kurzem so.
                        Warum jetzt 80 Euro besonders billig sein sollen verstehe ich nicht wirklich.
                        Eine Auto HU beim TÜV in Deutschland kostet weniger, bei Messinstrumenten die wahrscheinlich das zehnfache kosten.

                        Warum also sind 80 Euro Dumping?
                        Findest Du die TÜV Preise in Deutschland dann auch Dumping?

                        Zitat von Ruewa Beitrag anzeigen
                        Diese vereinsbasierte Ausbildung ist eine echte Erfolgsgeschichte, sie hat sich bis heute in hohem Maße bewährt. Der einzige Vorteil der Flugschul-Ausbildung besteht darin, daß sie schneller und mit weniger Mühe absolviert werden kann. Der Vorteil hat aber auch eine Kehrseite: Die langsamere Ausbildung in den Vereinen hat sich als nachhaltiger und letztlich gründlicher erwiesen: Vereinsflugschüler fliegen konstanter als diejenigen, die schnell gelernt und schnell vergessen haben. (Im Fallschirmsport kenne ich mich nicht aus, aber auch hier findet ein Großteil der Ausbildung in den Vereinen statt.)
                        Für mich persönlich hat das Gleitschirmfliegen mehr etwas mit Alpinismus zu tun als mit dem Segelfliegen. Im Alpininismus hat es sich bewährt nicht Vereine mit der Ausbildung/Guiding zu betrauen, sondern Bergführer/Bergschulen. Ausserdem kann jeder mehr oder weniger tun und lassen was er will, das hat sich auch bewährt.

                        Was sagst Du jetzt?
                        Zuletzt geändert von Forix; 05.07.2011, 15:56.

                        Kommentar


                          #13
                          AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

                          Zitat von Forix Beitrag anzeigen
                          Was sagst Du jetzt?
                          Nix mehr...

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                            #14
                            AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

                            Zitat von wolfgang62
                            Das ist, gelinde gesagt, Bloedsinn!
                            Ich wäre da mal etwas zurückhaltender.
                            Was wäre es denn "ungelinde" gesagt?

                            Vielleicht kannst Du mir erklären, woher Du speziell den Überblick hast.
                            Du kennst (mutmasslich) vielleicht ein / zwei, vielleicht auch drei Schulen. Davon je nach Örtlichkeit auch eine etwas grössere. Wie es anderswo zugeht, weisst Du auch mit Bestimmtheit?

                            Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass einige FS ganz schön zu knabbern haben und schon aus rein geographischen Gründen nicht mit 15 oder gar mehr Schülern pro WE, den Sommer über, kalkulieren können.

                            Gruß
                            Bernd

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                              #15
                              AW: Gleitschirmfliegen überkommerzialisiert?

                              Zitat von harald e. wolf Beitrag anzeigen
                              ruewa - immer wieder ein Genuss!
                              Wenn ich in mancher Sichtweise anders denke (ist auch Egal) ist doch oft viel dran an seinen Texten.
                              Aussagen die mir jedenfalls logischer & kompetenter als bei so manch anderen Poster erscheinen.
                              Vor allem keine Schönmalerei. Aufgrund der Länge der Texte teilweise mir etwas Anstrengend zu lesen.
                              Doch häufig kann ich dafür viel darüber nachdenken. Mir hat das in so mancher Hinsicht die Augen geöffnet.
                              Zuletzt geändert von Slipstream; 05.07.2011, 17:23.

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