Swing Nyos L - ein Erfahrungsbericht
Erfahrungsbericht Swing Nyos (90 bis 112 kg)
Abfluggewicht 105 kg/ 110 kg Bericht von Jürgen Karthe
Piloten: Jürgen Karthe/ Ludwig Krey
mit freundlicher Unterstützung von www.moselglider.de und Swing Paragliders
Vorwort:
Zunächst gilt unser Dank www.moselglider.de , der uns kurzfristig ein Demogerät des Nyos in der Größe L zur Verfügung gestellt hat.
Die Philosophie der Entwickler zielte bei der Konstruktion des Swing Nyos auf das derzeit technisch Machbare ab. Der komplette Schirm einschließlich Leinen und Tragegurt ist neu entwickelt und technisch ausgefeilt . Der Nyos ist LTF B zertifiziert.
Weiteren Wert legt Swing auf die verwendeten Materialien, sowie die innenliegende Beschichtung des im auftriebsrelevanten Vordersegel verbauten Gleitschirmtuchs.
Überhaupt ist es Philosophie des Unternehmens, bestmögliche Verarbeitungsqualität an den Kunden weiterzugeben.
Ort:
Teneriffa – an 9 Tagen in knackiger Januarthermik
Verarbeitung und Konstruktion:
Das Segel wurde in einem 3-fachen 3-D Verfahren und technisch sehr aufwendig hergestellt.
So ist nun das Ober-/ und Untersegel der Eintrittskante im computergestützten Ballooning-Verfahren gerechnet und wird profiloptimierend schnitt-/ und nähtechnisch umgesetzt.
Dieses führt in Verbindung mit genau berechneten Zugentlastungsbändern und einem 3 Ebenen-Leinenkonzept zu einem stark präzisierten und optimierten Flügelprofil, mit maximal verringerten Verformungen durch Naht-/ und Aufhängungsverzug.
In Verbindung mit den formgebenden Stäbchen der Eintrittskante entstand dabei ein ansehnliches „Schwert“ der Lüfte.
Da nun auch die Austrittskante mit den Minirippen computergerechnet und aerodynamisch berechnet und konstruiert wurde, ergibt sich theoretisch kein Zufallswerk mehr.
Der Schirm hat eine projezierte Streckung von 5,8 und weist 59 Zellen auf.
Fazit: Wertarbeit in Entwicklung und Fertigung, sowie erstklassige Materialien bis ins Detail
Tragegurte/ Leinen
Der Tragegurt des Nyos wurde neu konstruiert und lässt vorweggenommen keine Kritik zu. Er besteht aus schmalem 12 mm Gurtband. Die Steuerschlaufe besteht aus einem neoprenartigem Material und kann wahlweise mit (hartem) Griffsteg oder auch ohne (herausnehmbar) bedient werden. Über dem Steuergriff befindet sich ein Wirbel, um ein Verdrehen der Steuerleine mit Schlaufenbildung zu verhindern.
Eine Besonderheit ist ein Griffsteg, der die zweigeteilte C-Ebene miteinander verbindet. Den Sinn und Zweck dieser Eigenheit werde ich unter „Flug“ näher beleuchten. Vorweggenommen ist es eine weitere Innovation des Gesamtwerkes Nyos – und nennt sich C-Brigde.
Das Beschleunigungssystem ist ebenfalls technisch innovativ. Es sorgt für ein äußerst progressives Beschleunigen des Schirms durch Profilverformung. So wird bei Betätigen zunächst die B Ebene leicht vorgespannt, bevor die Umlenkung A-und B (hier Stopper) und zuletzt nur noch die A-Ebene verkürzt wird.
Die Kappe:
Das die Segelfläche an der Eintritts-/ sowie an der Abströmkante genauestens berechnet und konstruiert wurde, sieht man ihr an. Das Segel steht faltenfrei und man sieht keine Nahtverzüge. Die Bremsanlenkung an der Kappe erfolgt differenziert abgestuft über sogenannte Raffringe – ebenfalls präzise berechnet und technisch hochwertig umgesetzt.
Hier ist den Konstrukteuren gelungen, was man sich ins Pflichtenheft geschrieben hat. Alle Nähte sind innenliegend und das Gesamtwerk ist schon optisch eine Augenweide, insbesondere für Piloten mit technischem Anspruch und Sinn für Innovation.
Start:
Der Vorflugcheck ist beim Nyos einfach und überschaubar. Die A-Leinen sind farbig abgesetzt und farbige Markierungen am Tragegurt erleichtern das Aufnehmen der Gurte. Die Leinen sind sehr gut überschaubar – lediglich die Liros- Galerieleinen bedürfen ein wenig mehr Aufmerksamkeit hinsichtlich Schlingenbildung.
Der Nyos von Swing lässt sich durch die formvorgebenden Stäbchen in der Eintrittskante leicht vorfüllen. Legt man das Segel gerade aus, befüllt sich das Segel, bei leichtem Zug auf der A-Ebene, gleichmäßig über die komplette Eintrittskante. Bei zu starkem Zug bleibt die Mitte etwas zurück und es kommt zu einer kurzzeitigen, aber schwach ausgeprägten Rosette. Sollte der Schirm einen starken Anfangsimpuls benötigen (Nullwind), so ist ein leicht pfeilförmiges Auslegen sinnvoll.
Der Nyos steigt ohne signifikante Verzögerung in den Zenith und ist hierbei gut zu führen. Kurz vor dem Zenith benötigt der Schirm nach unserer Erfahrung eine kurze, aber deutliche Stabilisierung über die Bremse, da er sonst leicht vorschießen kann (Pitch).
Das Segel ist nach sehr kurzer Gewöhnung sehr einfach und unkompliziert zu starten. Der Kappe merkt man deutlich ihre Güte an. Die Abhebegeschwindigkeit wurde als gering bis mittel erfahren.
Flug:
Vorweggenommen – der Nyos besitzt ein sportlich, knackiges Handling und erfordert ein fortgeschrittenes Pilotenkönnen.
Im Trimmflug haben wir die Rollstabilität des Nyos noch als recht angenehm wahrgenommen. Geht man auf die Bremsen, ändert sich dieser Eindruck jedoch.
Die Bremsen am Nyos greifen direkt und nahezu ohne Verzögerung und der Schirm schaukelt bei grobmotorischen Vorgaben sehr schnell auf. Der Pilot sollte also auf die Präzision des Schirmes, mit entsprechendem Gefühl und mit dem entsprechenden Können ausgestattet sein. Aber dann entfaltet sich das ganze Potential dieses Schirmes.
Auch um die Hochachse benötigt der Nyos ein ebensolches, feines Handling, sonst kommt es zu leichtem Vorziehen und Pitchbewegungen, sowie zum Anstellen des Segels.
Das Profil des Nyos wirkt hart, ist klappstabil und der Schirm zeigt über die Tragegurte gut an, was in der Luft los ist.
Lässt man den Schirm weitgehend und ohne viel Einsatz der Bremse fliegen, so entfaltet er sein wahres Potential und dazu fliegt er sehr stabil und spurtreu. Die Trimmgeschwindigkeit wurde von mir mit ca. 39 km/h gemittelt.
Eine Eigenheit beim Nyos ist, dass er sein bestes Gleiten leicht beschleunigt erreicht, also bei deutlich mehr als 40 km/h. Das Beschleunigungssystem ist leichtgängig und sehr effektiv.
Das lässt Schirm und Piloten nach entsprechender Eingewöhnung sicherlich in neue Dimensionen vorstoßen. Bei Trimmflug dürfte nach unserer Erfahrung eine Gleitzahl um 10 bereits realistisch sein. Das Segel gleitet markant gut.
Der Nyos ist ein erstklassiges Thermiksegel. Er setzt auch schwaches Steigen markant gut um und lässt sich mit hoher Präzision und flach in den Aufwind setzen. Bei weitflächiger Thermik kann der Schirm sogar gut über die sogenannte C-Bridge gesteuert werden. Die einseitige, gleichmäßige Profilverformung auf der C-Ebene über die Bridge sorgt für ein äußerst flaches Drehen ohne leistungsminderndes Bremsen und dem damit verbundenen Kurvensinken.
Über die Bremse kann der Nyos mit ebenfalls wenig Leistungseinbuße aggressiv in die Thermik gesteuert werden. Hierbei sind alle Radien ohne ein Schieben oder selbständiges Aufrichten zu erfliegen.
Im Kurvenflug und in der Umsetzung des Steigens liegt die große Stärke des Nyos und dürfte ihn mit an die Spitze des derzeit in der B-Klasse Machbaren setzen.
Eine Besonderheit beim Nyos ist das Beschleunigungssystem. Die Umlenkung befindet sich am B-Gurt und wirkt auf A-und B-Ebene. Dieses führt nicht einfach nur zu einer Veränderung des Anstellwinkels, sondern es bewirkt eine berechnete Profilverformung. Zunächst bewirkt das Betätigen eine Vorspannung auf die B-Ebene und wirkt dann im Folgenden auf A-/ und B-Ebene und zuletzt auf die A-Ebene.
Dieses bewirkte nach unseren Messungen und unserem Erleben eine progressive und leicht verzögerte – angenehm empfundene - Zunahme der Geschwindigkeit.
Die C-Bridge im Tragegurt (rot) dient der Kontrolle des Segel- Vorwanderns (Pitch) im beschleunigten Flug. Durch Varieren des Zuges nach Außen/ Innen/ Unten, mit der einhergehenden leichten Profilveränderung ist eine Kontrolle sehr gut möglich und erlaubt sogar leichte Richtungskorrekturen, ohne Bremseinsatz.
Alles das macht den Swing Nyos sehr interessant für Piloten mit größeren Streckenflugambitionen.
Einklapper:
Der Swing Nyos ist im Normalflug sehr klappstabil und die Kappe formstabil und gierresistent.
Seitliche Einklapper (2/3) lassen den Nyos nicht aus der Richtung bringen und öffnen zumeist impulsiv, ohne nennenswerte Gegenklapper. Aber auch ein weiches Öffnungsverhalten Zelle für Zelle konnte mehrfach beobachtet werden.
Jedoch kam es auch vor, dass sich der Stabilo leicht verhängte und die Störung nachfolgend aktiv über die Stabiloleine/ bzw. Bremse beseitigt werden musste.
Einen Frontstall leitete der Schirm selbständig und ohne Eingreifen, sowie ohne Folgereaktionen aus.
Beschleunigtes Fliegen:
Wie schon beschrieben, ist das beschleunigte Gleiten eine Stärke des Nyos. Es flattert nichts und der Schirm fliegt über den ganzen Beschleunigungsweg stabil und richtungstreu. Auf dem gesamten Beschleunigerweg ist das System leichtgängig zu bedienen und sehr gut längere Zeit zu halten. Das maximale Sinken ist dabei auch vollbeschleunigt sehr gering.
In Trimmgeschwindigkeit wurde ein Sinken von 1,0 bis 1,1 m/s ermittelt. Dieses Sinken nimmt im ersten Drittel des Beschleunigerweges nur um max. 0,1 bis 0,2 m/s zu, was bei einer Geschwindigkeit um ca. 45 km/h das beste Gleiten des Nyos im leicht beschleunigtem Zustand erklärt.
Rolle auf Rolle legte der Nyos um ca. 12 – 13 km/h zu, wobei die Sinkwerte auf maximal 2,1 m/s zunahmen. Das sind sehr gute Werte, die eine Ausrichtung des Segels auf leistungsorientierte Piloten und/ oder Strecken-/ Wettbewerbspiloten widerspiegelt.
Ohren anlegen:
Das Ohren anlegen gestaltete sich beim Nyos sehr leicht. Der Schirm legt die Ohren sauber an. Der Zugwiderstand ist sehr gering. Die Ohren öffnen verzögert und Zelle für Zelle beim Lösen der Bremsen. Ein kurzer Impuls über die Bremse beschleunigt das Öffnen, in der beschriebenen Art.
Vollbeschleunigt und mit angelegten Ohren ist das Sinken recht gering und wurde um -2,5 m/s gemittelt.
Steilspirale:
Hierbei ist der Nyos in seinem Element. Drehfreudig und agil taucht der Schirm nach Belieben ab. Ich konnte ihn sehr gut kontrollieren und bis ca. 10 m/s keine Eigendynamik feststellen. Auch hier fliegt sich der Nyos sehr präzise und vorgabentreu. Das Außensegel sollte dabei leicht gestützt werden.
Die Ausleitung dauerte aufgrund der Dynamik des Nyos in der Regel 2 Kreise, erfolgt dann aber weich und überschaubar und ohne große Nickbewegungen.
Landung:
Das Landen mit dem Nyos geht so präzise, wie der Flug. Durch sein markant gutes Gleiten und das Umsetzen der Überfahrt in Höhe, macht das Ausflaren des Schirmes richtiggehend Spaß. Die Landegeschwindigkeit lässt sich gut variieren. Lässt man die Bremsen aus, beschleunigt der Schirm ohne in Pendelbewegungen zu geraten schnell und gleichmäßig. Auch lässt sich der Schirm gut aushungern und zeigt den Stallpunkt gut an.
Das Abreißen der Strömung erfolgt weich, ungefähr auf Gesäßhöhe.
Unser Fazit:
Der Swing Nyos ist ein tolles und technisch sehr versiertes Fluggerät, dass einen erhöhten Anspruch an den Piloten stellt und nicht für den einfachen Umstieg von der A-Klasse auf die B-Klasse empfohlen werden kann.
Wir empfehlen den Nyos für Piloten, die regelmäßig und oft fliegen und ein feines Händchen für das Fluggerät haben, technikbegeistert sind und quirliges Verhalten mögen. Und….das Potential des Schirmes will erst einmal erflogen werden – und davon hat es nach unserer Meinung viel.
Der Nyos offeriert darüber hinaus eine sportliche Eleganz und Direktheit, wie man sie in der B-Klasse nicht erwarten würde – und er fliegt insbesondere in der Thermik ganz vorne mit. Das Gleiten ist herausragend gut und ist vollbeschleunigt ebenfalls wettbewerbstauglich – insbesondere über die differenzierte Anlenkung der C-Brigde ist er dabei gut zu kontrollieren.
Der Nyos sollte nach unserer Einschätzung im Mittelbereich oder an der Gewichtsobergrenze geflogen werden.
Zubehör:
1 Zellenpacksack
1 T-Shirt
1 Rucksack
Anmerkung in eigener Sache: Der Swing Nyos wurde von uns im unmittelbaren Vergleich mit einem anderen, topaktuellen B-Schirm mit identischer Gewichtsauslegung geflogen. Direkte Vergleiche sollen hier aufgrund der Unterschiedlichkeit der Pilotenausrichtung nicht angestellt werden. Es zeigten sich keine Leistungsunterschiede im Gleiten, das Thermikhandling und das beschleunigte Fliegen sind die herausragenden Stärken des Nyos.
Der Nyos kann nicht ohne Weiteres mit dem Swing Mistral verglichen werden - das Fluggefühl ist ein komplett anderes - der Flügel baut auch nicht auf den Mistral auf, sondern ist eine komplette Neuentwicklung.
Insgesamt unterstrich der Nyos seine sportlich und direkt ausgelegte Grundcharakteristik für die Zielgruppe der Leistungs-/ und Wettkampfpiloten im B-Segment. Natürlich sind die geschilderten Flugerfahrungen subjektiv, sind aber nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Der Erfahrungsbericht soll lediglich als Anhaltspunkt für interessierte Piloten dienen. Der Testbericht wurde von Genuß-/ und kleineren Streckenpiloten, sowie Durchschnittspiloten, firmenunabhängig verfasst. Die Testpiloten sind langjährig auf diversen Schirmen der B-Klasse erfahren und Vielflieger mit wechselnden Schirmen. Bei Fragen oder Anregungen stehen wir gern zur Verfügung unter glider@freenet.de
Technische Daten:
Nyos L
LTF Musterprüffung B
CEN Musterprüfung B
Streckung 5,8
Streckung projiziert 4,4
Schirmgewicht (kg) 5,3
Max. Geschwindigkeit (km/h) 53 -55
Trimmgeschwindigkeit (km/h) 39 ±1
Quellen und technische Datenblätter:
Bilder zum Schirm:
Abfluggewicht 105 kg/ 110 kg Bericht von Jürgen Karthe
Piloten: Jürgen Karthe/ Ludwig Krey
mit freundlicher Unterstützung von www.moselglider.de und Swing Paragliders
Vorwort:
Zunächst gilt unser Dank www.moselglider.de , der uns kurzfristig ein Demogerät des Nyos in der Größe L zur Verfügung gestellt hat.
Die Philosophie der Entwickler zielte bei der Konstruktion des Swing Nyos auf das derzeit technisch Machbare ab. Der komplette Schirm einschließlich Leinen und Tragegurt ist neu entwickelt und technisch ausgefeilt . Der Nyos ist LTF B zertifiziert.
Weiteren Wert legt Swing auf die verwendeten Materialien, sowie die innenliegende Beschichtung des im auftriebsrelevanten Vordersegel verbauten Gleitschirmtuchs.
Überhaupt ist es Philosophie des Unternehmens, bestmögliche Verarbeitungsqualität an den Kunden weiterzugeben.
Ort:
Teneriffa – an 9 Tagen in knackiger Januarthermik
Verarbeitung und Konstruktion:
Das Segel wurde in einem 3-fachen 3-D Verfahren und technisch sehr aufwendig hergestellt.
So ist nun das Ober-/ und Untersegel der Eintrittskante im computergestützten Ballooning-Verfahren gerechnet und wird profiloptimierend schnitt-/ und nähtechnisch umgesetzt.
Dieses führt in Verbindung mit genau berechneten Zugentlastungsbändern und einem 3 Ebenen-Leinenkonzept zu einem stark präzisierten und optimierten Flügelprofil, mit maximal verringerten Verformungen durch Naht-/ und Aufhängungsverzug.
In Verbindung mit den formgebenden Stäbchen der Eintrittskante entstand dabei ein ansehnliches „Schwert“ der Lüfte.
Da nun auch die Austrittskante mit den Minirippen computergerechnet und aerodynamisch berechnet und konstruiert wurde, ergibt sich theoretisch kein Zufallswerk mehr.
Der Schirm hat eine projezierte Streckung von 5,8 und weist 59 Zellen auf.
Fazit: Wertarbeit in Entwicklung und Fertigung, sowie erstklassige Materialien bis ins Detail
Tragegurte/ Leinen
Der Tragegurt des Nyos wurde neu konstruiert und lässt vorweggenommen keine Kritik zu. Er besteht aus schmalem 12 mm Gurtband. Die Steuerschlaufe besteht aus einem neoprenartigem Material und kann wahlweise mit (hartem) Griffsteg oder auch ohne (herausnehmbar) bedient werden. Über dem Steuergriff befindet sich ein Wirbel, um ein Verdrehen der Steuerleine mit Schlaufenbildung zu verhindern.
Eine Besonderheit ist ein Griffsteg, der die zweigeteilte C-Ebene miteinander verbindet. Den Sinn und Zweck dieser Eigenheit werde ich unter „Flug“ näher beleuchten. Vorweggenommen ist es eine weitere Innovation des Gesamtwerkes Nyos – und nennt sich C-Brigde.
Das Beschleunigungssystem ist ebenfalls technisch innovativ. Es sorgt für ein äußerst progressives Beschleunigen des Schirms durch Profilverformung. So wird bei Betätigen zunächst die B Ebene leicht vorgespannt, bevor die Umlenkung A-und B (hier Stopper) und zuletzt nur noch die A-Ebene verkürzt wird.
Die Kappe:
Das die Segelfläche an der Eintritts-/ sowie an der Abströmkante genauestens berechnet und konstruiert wurde, sieht man ihr an. Das Segel steht faltenfrei und man sieht keine Nahtverzüge. Die Bremsanlenkung an der Kappe erfolgt differenziert abgestuft über sogenannte Raffringe – ebenfalls präzise berechnet und technisch hochwertig umgesetzt.
Hier ist den Konstrukteuren gelungen, was man sich ins Pflichtenheft geschrieben hat. Alle Nähte sind innenliegend und das Gesamtwerk ist schon optisch eine Augenweide, insbesondere für Piloten mit technischem Anspruch und Sinn für Innovation.
Start:
Der Vorflugcheck ist beim Nyos einfach und überschaubar. Die A-Leinen sind farbig abgesetzt und farbige Markierungen am Tragegurt erleichtern das Aufnehmen der Gurte. Die Leinen sind sehr gut überschaubar – lediglich die Liros- Galerieleinen bedürfen ein wenig mehr Aufmerksamkeit hinsichtlich Schlingenbildung.
Der Nyos von Swing lässt sich durch die formvorgebenden Stäbchen in der Eintrittskante leicht vorfüllen. Legt man das Segel gerade aus, befüllt sich das Segel, bei leichtem Zug auf der A-Ebene, gleichmäßig über die komplette Eintrittskante. Bei zu starkem Zug bleibt die Mitte etwas zurück und es kommt zu einer kurzzeitigen, aber schwach ausgeprägten Rosette. Sollte der Schirm einen starken Anfangsimpuls benötigen (Nullwind), so ist ein leicht pfeilförmiges Auslegen sinnvoll.
Der Nyos steigt ohne signifikante Verzögerung in den Zenith und ist hierbei gut zu führen. Kurz vor dem Zenith benötigt der Schirm nach unserer Erfahrung eine kurze, aber deutliche Stabilisierung über die Bremse, da er sonst leicht vorschießen kann (Pitch).
Das Segel ist nach sehr kurzer Gewöhnung sehr einfach und unkompliziert zu starten. Der Kappe merkt man deutlich ihre Güte an. Die Abhebegeschwindigkeit wurde als gering bis mittel erfahren.
Flug:
Vorweggenommen – der Nyos besitzt ein sportlich, knackiges Handling und erfordert ein fortgeschrittenes Pilotenkönnen.
Im Trimmflug haben wir die Rollstabilität des Nyos noch als recht angenehm wahrgenommen. Geht man auf die Bremsen, ändert sich dieser Eindruck jedoch.
Die Bremsen am Nyos greifen direkt und nahezu ohne Verzögerung und der Schirm schaukelt bei grobmotorischen Vorgaben sehr schnell auf. Der Pilot sollte also auf die Präzision des Schirmes, mit entsprechendem Gefühl und mit dem entsprechenden Können ausgestattet sein. Aber dann entfaltet sich das ganze Potential dieses Schirmes.
Auch um die Hochachse benötigt der Nyos ein ebensolches, feines Handling, sonst kommt es zu leichtem Vorziehen und Pitchbewegungen, sowie zum Anstellen des Segels.
Das Profil des Nyos wirkt hart, ist klappstabil und der Schirm zeigt über die Tragegurte gut an, was in der Luft los ist.
Lässt man den Schirm weitgehend und ohne viel Einsatz der Bremse fliegen, so entfaltet er sein wahres Potential und dazu fliegt er sehr stabil und spurtreu. Die Trimmgeschwindigkeit wurde von mir mit ca. 39 km/h gemittelt.
Eine Eigenheit beim Nyos ist, dass er sein bestes Gleiten leicht beschleunigt erreicht, also bei deutlich mehr als 40 km/h. Das Beschleunigungssystem ist leichtgängig und sehr effektiv.
Das lässt Schirm und Piloten nach entsprechender Eingewöhnung sicherlich in neue Dimensionen vorstoßen. Bei Trimmflug dürfte nach unserer Erfahrung eine Gleitzahl um 10 bereits realistisch sein. Das Segel gleitet markant gut.
Der Nyos ist ein erstklassiges Thermiksegel. Er setzt auch schwaches Steigen markant gut um und lässt sich mit hoher Präzision und flach in den Aufwind setzen. Bei weitflächiger Thermik kann der Schirm sogar gut über die sogenannte C-Bridge gesteuert werden. Die einseitige, gleichmäßige Profilverformung auf der C-Ebene über die Bridge sorgt für ein äußerst flaches Drehen ohne leistungsminderndes Bremsen und dem damit verbundenen Kurvensinken.
Über die Bremse kann der Nyos mit ebenfalls wenig Leistungseinbuße aggressiv in die Thermik gesteuert werden. Hierbei sind alle Radien ohne ein Schieben oder selbständiges Aufrichten zu erfliegen.
Im Kurvenflug und in der Umsetzung des Steigens liegt die große Stärke des Nyos und dürfte ihn mit an die Spitze des derzeit in der B-Klasse Machbaren setzen.
Eine Besonderheit beim Nyos ist das Beschleunigungssystem. Die Umlenkung befindet sich am B-Gurt und wirkt auf A-und B-Ebene. Dieses führt nicht einfach nur zu einer Veränderung des Anstellwinkels, sondern es bewirkt eine berechnete Profilverformung. Zunächst bewirkt das Betätigen eine Vorspannung auf die B-Ebene und wirkt dann im Folgenden auf A-/ und B-Ebene und zuletzt auf die A-Ebene.
Dieses bewirkte nach unseren Messungen und unserem Erleben eine progressive und leicht verzögerte – angenehm empfundene - Zunahme der Geschwindigkeit.
Die C-Bridge im Tragegurt (rot) dient der Kontrolle des Segel- Vorwanderns (Pitch) im beschleunigten Flug. Durch Varieren des Zuges nach Außen/ Innen/ Unten, mit der einhergehenden leichten Profilveränderung ist eine Kontrolle sehr gut möglich und erlaubt sogar leichte Richtungskorrekturen, ohne Bremseinsatz.
Alles das macht den Swing Nyos sehr interessant für Piloten mit größeren Streckenflugambitionen.
Einklapper:
Der Swing Nyos ist im Normalflug sehr klappstabil und die Kappe formstabil und gierresistent.
Seitliche Einklapper (2/3) lassen den Nyos nicht aus der Richtung bringen und öffnen zumeist impulsiv, ohne nennenswerte Gegenklapper. Aber auch ein weiches Öffnungsverhalten Zelle für Zelle konnte mehrfach beobachtet werden.
Jedoch kam es auch vor, dass sich der Stabilo leicht verhängte und die Störung nachfolgend aktiv über die Stabiloleine/ bzw. Bremse beseitigt werden musste.
Einen Frontstall leitete der Schirm selbständig und ohne Eingreifen, sowie ohne Folgereaktionen aus.
Beschleunigtes Fliegen:
Wie schon beschrieben, ist das beschleunigte Gleiten eine Stärke des Nyos. Es flattert nichts und der Schirm fliegt über den ganzen Beschleunigungsweg stabil und richtungstreu. Auf dem gesamten Beschleunigerweg ist das System leichtgängig zu bedienen und sehr gut längere Zeit zu halten. Das maximale Sinken ist dabei auch vollbeschleunigt sehr gering.
In Trimmgeschwindigkeit wurde ein Sinken von 1,0 bis 1,1 m/s ermittelt. Dieses Sinken nimmt im ersten Drittel des Beschleunigerweges nur um max. 0,1 bis 0,2 m/s zu, was bei einer Geschwindigkeit um ca. 45 km/h das beste Gleiten des Nyos im leicht beschleunigtem Zustand erklärt.
Rolle auf Rolle legte der Nyos um ca. 12 – 13 km/h zu, wobei die Sinkwerte auf maximal 2,1 m/s zunahmen. Das sind sehr gute Werte, die eine Ausrichtung des Segels auf leistungsorientierte Piloten und/ oder Strecken-/ Wettbewerbspiloten widerspiegelt.
Ohren anlegen:
Das Ohren anlegen gestaltete sich beim Nyos sehr leicht. Der Schirm legt die Ohren sauber an. Der Zugwiderstand ist sehr gering. Die Ohren öffnen verzögert und Zelle für Zelle beim Lösen der Bremsen. Ein kurzer Impuls über die Bremse beschleunigt das Öffnen, in der beschriebenen Art.
Vollbeschleunigt und mit angelegten Ohren ist das Sinken recht gering und wurde um -2,5 m/s gemittelt.
Steilspirale:
Hierbei ist der Nyos in seinem Element. Drehfreudig und agil taucht der Schirm nach Belieben ab. Ich konnte ihn sehr gut kontrollieren und bis ca. 10 m/s keine Eigendynamik feststellen. Auch hier fliegt sich der Nyos sehr präzise und vorgabentreu. Das Außensegel sollte dabei leicht gestützt werden.
Die Ausleitung dauerte aufgrund der Dynamik des Nyos in der Regel 2 Kreise, erfolgt dann aber weich und überschaubar und ohne große Nickbewegungen.
Landung:
Das Landen mit dem Nyos geht so präzise, wie der Flug. Durch sein markant gutes Gleiten und das Umsetzen der Überfahrt in Höhe, macht das Ausflaren des Schirmes richtiggehend Spaß. Die Landegeschwindigkeit lässt sich gut variieren. Lässt man die Bremsen aus, beschleunigt der Schirm ohne in Pendelbewegungen zu geraten schnell und gleichmäßig. Auch lässt sich der Schirm gut aushungern und zeigt den Stallpunkt gut an.
Das Abreißen der Strömung erfolgt weich, ungefähr auf Gesäßhöhe.
Unser Fazit:
Der Swing Nyos ist ein tolles und technisch sehr versiertes Fluggerät, dass einen erhöhten Anspruch an den Piloten stellt und nicht für den einfachen Umstieg von der A-Klasse auf die B-Klasse empfohlen werden kann.
Wir empfehlen den Nyos für Piloten, die regelmäßig und oft fliegen und ein feines Händchen für das Fluggerät haben, technikbegeistert sind und quirliges Verhalten mögen. Und….das Potential des Schirmes will erst einmal erflogen werden – und davon hat es nach unserer Meinung viel.
Der Nyos offeriert darüber hinaus eine sportliche Eleganz und Direktheit, wie man sie in der B-Klasse nicht erwarten würde – und er fliegt insbesondere in der Thermik ganz vorne mit. Das Gleiten ist herausragend gut und ist vollbeschleunigt ebenfalls wettbewerbstauglich – insbesondere über die differenzierte Anlenkung der C-Brigde ist er dabei gut zu kontrollieren.
Der Nyos sollte nach unserer Einschätzung im Mittelbereich oder an der Gewichtsobergrenze geflogen werden.
Zubehör:
1 Zellenpacksack
1 T-Shirt
1 Rucksack
Anmerkung in eigener Sache: Der Swing Nyos wurde von uns im unmittelbaren Vergleich mit einem anderen, topaktuellen B-Schirm mit identischer Gewichtsauslegung geflogen. Direkte Vergleiche sollen hier aufgrund der Unterschiedlichkeit der Pilotenausrichtung nicht angestellt werden. Es zeigten sich keine Leistungsunterschiede im Gleiten, das Thermikhandling und das beschleunigte Fliegen sind die herausragenden Stärken des Nyos.
Der Nyos kann nicht ohne Weiteres mit dem Swing Mistral verglichen werden - das Fluggefühl ist ein komplett anderes - der Flügel baut auch nicht auf den Mistral auf, sondern ist eine komplette Neuentwicklung.
Insgesamt unterstrich der Nyos seine sportlich und direkt ausgelegte Grundcharakteristik für die Zielgruppe der Leistungs-/ und Wettkampfpiloten im B-Segment. Natürlich sind die geschilderten Flugerfahrungen subjektiv, sind aber nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Der Erfahrungsbericht soll lediglich als Anhaltspunkt für interessierte Piloten dienen. Der Testbericht wurde von Genuß-/ und kleineren Streckenpiloten, sowie Durchschnittspiloten, firmenunabhängig verfasst. Die Testpiloten sind langjährig auf diversen Schirmen der B-Klasse erfahren und Vielflieger mit wechselnden Schirmen. Bei Fragen oder Anregungen stehen wir gern zur Verfügung unter glider@freenet.de
Technische Daten:
Nyos L
LTF Musterprüffung B
CEN Musterprüfung B
Streckung 5,8
Streckung projiziert 4,4
Schirmgewicht (kg) 5,3
Max. Geschwindigkeit (km/h) 53 -55
Trimmgeschwindigkeit (km/h) 39 ±1
Quellen und technische Datenblätter:
Bilder zum Schirm:
Schickt Swing jetzt schon Tester vor, nur um lancierte Werbetexte im DHV-Forum zu platzieren?
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