AW: Menschliche "Flugleistungen"
Tja, Rob, ich versuch's mal
Einerseits finde ich es selber gut, sich ein Ziel zu stecken, während des Fluges darauf hin zu arbeiten und sich am Ende auch darüber zu freuen. Andererseits wird es kritisch, wenn man - dopamingesteuert (also schon mit Überschneidung zum Bereich Suchtverhalten) - ein solches Ziel zu wichtig nimmt und über die Vernunft stellt, also beispielsweise dafür ein Lee oder eine Front in Kauf nimmt. Und ein echtes Problem hat für mich, wer sich dieses Ziel von außen stecken lässt: Punkte zu vergleichen und gar deren Vergabemodalitäten wichtig zu nehmen ist da ein klares Indiz. Dünnhäutig auf Hinterfragen zu reagieren auch, frag' mal einen Suchtberater
Ich habe auf diesem Gebiet allerlei Selbstbeobachtung hinter mir und ich habe Grund zur Annahme, dass ich da keineswegs einen exotischen Sonderfall gesehen habe. Es gab mal eine Zeit, da habe ich selber wie wild Punkte gezählt und eifersüchtig auf die der anderen im Verein oder Buddykreis geschielt. Ich kann mich sogar an Posts von mir aus jenen Anfangsjahren erinnern, in denen ich beklagt hatte, dass einer mit Geld für Quixada-Flüge im OLC viel leichter "erfolgreich" werden könne als einer, der zwischen Arbeit und Familie nur an den Hausberg kommt, wo der doch sicher ein genauso toller Pilot sei, so dass man doch was am System ändern müsse... - klingelt da was?
Mir ist die Frage ("warum willst Du über Deine soundsoviel Punkte sprechen?", bzw. "warum sind die Dir so wichtig?") ja auch schon gestellt worden, und instinktiv habe ich sie natürlich sofort zurück gewiesen und als "arrogant" abgestempelt. Allerdings, "Denial is not a river in Egypt", war das wohl eine bestens dokumentierte Abwehrreaktion: einmal überrissen, dass der Fragesteller (in dem Fall die Fragestellerin) mich keineswegs runtermachen, sondern bloß verstehen wollte, habe ich die Frage zugelassen - und keine ehrliche Antwort gefunden, die irgendwas mit Lebensqualität zu tun gehabt hätte
Es gibt da einen interessanten TED-Speech ("A simple way to break a bad habit"), dessen Kernbotschaft lautet: "Versuch' nicht gleich, die von Dir hinterfragte Angewohnheit zu ändern, sondern entwickele statt dessen eine achtsame Neugier, wie es Dir bei deren Ausleben ergeht". Ein Raucher stellt so, statt gleich zum nächsten Schritt (Aufhören) zu springen und dort durch alle möglichen Frustphasen zu laufen, zunächst erstaunt fest, dass es einfach besch... schmeckt, was eine viel nachhaltigere Wirkung hat, weil es durch Neugier statt Belehrung getriggert worden ist.
So was Ähnliches hatte ich auch gemacht, also bewusst erforscht, was speziell beim Punktezählen in Kopf und Bauch vorgeht. Und das war nichts Gesundes. Nun ist "gesund/ungesund" ja kein Wertepaar wie "gut/böse", also nicht moralisch oder ethisch belastet, sondern bloß ein Indikator dafür, wo es sich unter Berücksichtigung von Maß und individueller Konstitution hinzugucken lohnt. Ich habe es für sehr erleichternd befunden, dem nur noch sehr geringe Aufmerksamkeit zu schenken und statt dessen nach anderen Arten von Gewinn zu suchen.
Natürlich will ich das teilen. Übrigens sehr viel gelassener als unterstellt: dass ich hier viel von Lebensqualität und keineswegs von Charakterdefiziten spreche, hat einen Grund (dass bisweilen trotzdem Letzteres herausgelesen und aufgeregt gekontert wird, auch - aber dafür bin nicht ich verantwortlich ). Freilich verhält es sich damit wie mit der Entscheidung, den eigenen Alkoholkonsum stark einzuschränken: unstrittig gut für einen selber, nicht zwingend von jedem nachzumachen, durchaus mit einer gewissen Feindseligkeit von vielen abgelehnt - und definitiv nicht unbedingt in einem Rotweinforum (gemeint sind die Punkteregel-Threads) angebracht. Die letztgenannte Erkenntnis ist allerdings nach wie vor pragmatisch, wertfrei und keineswegs "arrogant", wird aber von den Rotweintrinkern durchaus so wahrgenommen.
Zur Frage, warum ich Flüge in den XC stelle: weil es welche sind, die ich mit irgend jemandem (Mitfliegern am gleichen Tag, wo man gegenseitig wissen will, wer wann wohin abgebogen ist; Tandempassagiere, die "ihren" Flug vorzeigen wollen; Freunde, die während eines Urlaubs daheim geblieben sind...) teilen möchte. Von meinen Flügen steht etwa ein Zehntel drin. Einige ganz besondere sogar mit voller Absicht nicht (also nicht nur "brauche ich nicht zeigen", sondern "will ich verbergen"), wenn es zum Beispiel um noch in der Erschließung befindliche Startplätze und Fluggebiete geht.
CU
Shoulders
Tja, Rob, ich versuch's mal
Einerseits finde ich es selber gut, sich ein Ziel zu stecken, während des Fluges darauf hin zu arbeiten und sich am Ende auch darüber zu freuen. Andererseits wird es kritisch, wenn man - dopamingesteuert (also schon mit Überschneidung zum Bereich Suchtverhalten) - ein solches Ziel zu wichtig nimmt und über die Vernunft stellt, also beispielsweise dafür ein Lee oder eine Front in Kauf nimmt. Und ein echtes Problem hat für mich, wer sich dieses Ziel von außen stecken lässt: Punkte zu vergleichen und gar deren Vergabemodalitäten wichtig zu nehmen ist da ein klares Indiz. Dünnhäutig auf Hinterfragen zu reagieren auch, frag' mal einen Suchtberater
Ich habe auf diesem Gebiet allerlei Selbstbeobachtung hinter mir und ich habe Grund zur Annahme, dass ich da keineswegs einen exotischen Sonderfall gesehen habe. Es gab mal eine Zeit, da habe ich selber wie wild Punkte gezählt und eifersüchtig auf die der anderen im Verein oder Buddykreis geschielt. Ich kann mich sogar an Posts von mir aus jenen Anfangsjahren erinnern, in denen ich beklagt hatte, dass einer mit Geld für Quixada-Flüge im OLC viel leichter "erfolgreich" werden könne als einer, der zwischen Arbeit und Familie nur an den Hausberg kommt, wo der doch sicher ein genauso toller Pilot sei, so dass man doch was am System ändern müsse... - klingelt da was?
Mir ist die Frage ("warum willst Du über Deine soundsoviel Punkte sprechen?", bzw. "warum sind die Dir so wichtig?") ja auch schon gestellt worden, und instinktiv habe ich sie natürlich sofort zurück gewiesen und als "arrogant" abgestempelt. Allerdings, "Denial is not a river in Egypt", war das wohl eine bestens dokumentierte Abwehrreaktion: einmal überrissen, dass der Fragesteller (in dem Fall die Fragestellerin) mich keineswegs runtermachen, sondern bloß verstehen wollte, habe ich die Frage zugelassen - und keine ehrliche Antwort gefunden, die irgendwas mit Lebensqualität zu tun gehabt hätte
Es gibt da einen interessanten TED-Speech ("A simple way to break a bad habit"), dessen Kernbotschaft lautet: "Versuch' nicht gleich, die von Dir hinterfragte Angewohnheit zu ändern, sondern entwickele statt dessen eine achtsame Neugier, wie es Dir bei deren Ausleben ergeht". Ein Raucher stellt so, statt gleich zum nächsten Schritt (Aufhören) zu springen und dort durch alle möglichen Frustphasen zu laufen, zunächst erstaunt fest, dass es einfach besch... schmeckt, was eine viel nachhaltigere Wirkung hat, weil es durch Neugier statt Belehrung getriggert worden ist.
So was Ähnliches hatte ich auch gemacht, also bewusst erforscht, was speziell beim Punktezählen in Kopf und Bauch vorgeht. Und das war nichts Gesundes. Nun ist "gesund/ungesund" ja kein Wertepaar wie "gut/böse", also nicht moralisch oder ethisch belastet, sondern bloß ein Indikator dafür, wo es sich unter Berücksichtigung von Maß und individueller Konstitution hinzugucken lohnt. Ich habe es für sehr erleichternd befunden, dem nur noch sehr geringe Aufmerksamkeit zu schenken und statt dessen nach anderen Arten von Gewinn zu suchen.
Natürlich will ich das teilen. Übrigens sehr viel gelassener als unterstellt: dass ich hier viel von Lebensqualität und keineswegs von Charakterdefiziten spreche, hat einen Grund (dass bisweilen trotzdem Letzteres herausgelesen und aufgeregt gekontert wird, auch - aber dafür bin nicht ich verantwortlich ). Freilich verhält es sich damit wie mit der Entscheidung, den eigenen Alkoholkonsum stark einzuschränken: unstrittig gut für einen selber, nicht zwingend von jedem nachzumachen, durchaus mit einer gewissen Feindseligkeit von vielen abgelehnt - und definitiv nicht unbedingt in einem Rotweinforum (gemeint sind die Punkteregel-Threads) angebracht. Die letztgenannte Erkenntnis ist allerdings nach wie vor pragmatisch, wertfrei und keineswegs "arrogant", wird aber von den Rotweintrinkern durchaus so wahrgenommen.
Zur Frage, warum ich Flüge in den XC stelle: weil es welche sind, die ich mit irgend jemandem (Mitfliegern am gleichen Tag, wo man gegenseitig wissen will, wer wann wohin abgebogen ist; Tandempassagiere, die "ihren" Flug vorzeigen wollen; Freunde, die während eines Urlaubs daheim geblieben sind...) teilen möchte. Von meinen Flügen steht etwa ein Zehntel drin. Einige ganz besondere sogar mit voller Absicht nicht (also nicht nur "brauche ich nicht zeigen", sondern "will ich verbergen"), wenn es zum Beispiel um noch in der Erschließung befindliche Startplätze und Fluggebiete geht.
CU
Shoulders
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