Lieber Stephan Knips, ich selbst habe keinerlei Internetrecherche betrieben. Der Link wurde von Thermann (NOVA) geliefert. Auch hat NOVA selbst darauf hingewiesen, dass es sich bei Ziad um einen Händler handelt, der die Schirme zum Händlerpreis bekommt und dann an Flugschulen und Piloten "weiterleitet".
https://www.nova.eu/en/gliders/mentor-6-light/
Grad druebergestolpert.
Dank Robert von Nova, konnte ich gestern den Mentor 6 XS in einem gut 2 stündigen Flug antesten.
Mein Startgewicht lag bei etwa 83 Kg, und damit fast im oberen Drittel des Gewichtsbereichs von 70-90 Kg.
Gurtzeug: Lighness 2
Die Bedingungen am Tegelberg waren bei bedecktem Himmel und sehr leichtem Ostwind meist überaus schwach.
Nur selten blubberte mal eine zerissenes Bläschen hoch. Die meisten Piloten standen so auch recht bald wieder am Boden.
Start:
Ich hatte den Mentor 6 erst am Startplatz zum ersten Mal ausgepackt. Das Tuch fühlt sich sehr glatt und hochwertig an.
Die Leinen sind dünn, fallen aber sehr schön auseinander. Der Tragegurt ist vorbildlich konstruiert und liegt gut in der Hand. Hier ein klares (Sicherheits) Plus zum kürzlich getesteten Swift 5 bei der Startvorbereitung.
Ich musste gleich einen Vorwärtsstart bei fast Nullwind neben der O-Rampe hinlegen, aber der Schirm ließ sich auch bei ersten Versuch völlig unspektakulär Starten.
Thermik:
Die Kappe ist kompakt und spricht deutlich und knackig über die Tragegurte, weniger über die im Nutzbereich leichtgängigen Bremsen.
Im kleinen Winkelbereich ist die Pichstabilität für einen B-Schirm eher schwach. Turbulenzen in der Thermik werden deutlich weniger weggedämpft wie beim Swift sondern wollen eher aktiv gesteuert werden. Hier hatte ich das Gefühl, dass eine höhere Beladung der Geschmeidigkeit sehr dienlich gewesen wäre.
Ich hatte deshalb anfänglich nicht das Gefühl, dass der Mentor besonders effektiv in der Thermik sei, was aber offensichtlich eine Fehleinschätzung war.
Während einem einstündigen Vergleichkampf ums Obenbleiben mit einem Elan 2 einem Gin-GTO einem Maestro? und einem Alpina? (gute Piloten) konnte ich im Schnitt ganz oben mithalten. Ich war sehr angetan von der Steigleistung des Mentor in schwachen bis sehr schwachen inhomogenen Bedingungen.
Dabei lässt sich der Mentor präzise über die Bremsen steuern ohne dass er bei meiner Flächenbelastung übertrieben agil wäre.
Auch das hat mir besser gefallen als beim Swift.
Auf Gewichtsverlagerung spricht er weniger an, was mit der geringen Rollneigung korrespondieren mag.
Beim feinen Kurbeln hatte ich das Gefühl, dass er die Aussenbremse gerne ganz offen hat.
Dabei musste ich die Hand recht weit hochhalten, weil die Bremsen kurz eingestellt sind.
Hier lässt sich auch nicht mehr viel verlängern.
Dadurch wurde die Armhaltung auf Dauer beim Kurbeln anstrengend selbst wenn ich auf Klogriffhaltung umstelle.
Für Leute die halb gewickelt fliegen halte ich persönlich die Bremsleinen für zu kurz.
Gleiten:
Wenn man in den Beschleuniger tritt zeigt sich, warum Nova den Schirm als Streckengerät bewirbt.
Ich habe (im B-Segment) noch nie einen Schirm geflogen, bei dem sich der Beschleuniger so geschmeidig und angenehm treten lässt.
Auffallend spurstabiler als der Swift 5 zieht er dahin und man weiss plötzlich dass dies der Flugzustand ist, für den die Kappe gebaut wurde.
Halbbeschleunigt ist einfach nur geil. Kurz vollbeschleunigt war mir etwas mulmig, denn die Geschwindigkeit ist nicht das was ich gewohnt bin. Meine Vario war bei dem Fahrtwind jedenfalls zu leise.
Ein kurzer Entlaster war rechtzeitig zu bemerken und blieb ohne Folgen. Doppelplus!
Anstellwinkelsteuerung über den Beschleuniger geht wie geschmiert.
Die Steuerung über die hinteren Tragegurte funktioniert ergonomisch gut ist aber nicht so effektiv. Im Gegensatz zum Swift 5 scheint mir der Mentor 6 mehr Last auf den hinteren Leinenebenen zu haben.
Klapperchen und so:
1/3 beschleunigt mit mäßiger Vehemenz den A-Gurt runtergezogen ergibt einen Klapper, der markant nur den vorderen Bereich betrifft.
Hinten bleibt die Kappe gefüllt und geht sofort wieder auf. 45° abdrehen, durchpendeln, weiter gehts.
So stelle ich mit vor, dass das RAST funktioniert.
In der Thermik habe auch ich das schon mehrfach bemängelte Ohrenklappen selbst bei den eher harmlosen Bedingungen bemerken können.
Wenn es auch nicht sicherheitstechnisch relevant sein mag, bringt es doch Unruhe ins System und führt durchs Pendeln dann leicht zu weiterem Öhrchenschlagen.
Unwillkürlich habe ich mich gefragt, wie das wohl in wirklich ekligen Bedingungen aussieht und ich bin vielleicht zu Unrecht skeptisch.
Das gibt es in deftigen Turbulenzen genau so auch mit anderen Schirmen, aber bitte nicht bei Rentnerthermik.
Meiner Meinung nach ein deutlicher ästhetischer Schwachpunkt bei einem B-Schirm und ich frage mich, was sich die Testpiloten bei diesem Trimm gedacht haben.
Andere Schirme leisten auch gut, ohne dass sie solches Verhalten nötig hätten.
Beim Mentor Light soll das ja angeblich abgestellt sein. Gut so!
Der Stallpunkt kann bei ruhiger Luft meines Erachtens nicht versehentlich erreicht werden. Wer den Schirm überzieht, dem kann nicht mehr geholfen werden.
Lässt man ich dann schießen zeigt sich, dass die Pichstabilität bei größeren Ausschlägen gut ist.
Fazit.
Harmonische runde B-Streckenmaschine für etwas erfahrenere Piloten. Beschleunigtes Gleiten ist eine Schau. Ich glaube ich bin etwas zu leicht für den Schirm.
Bitte im Hinterkopf behalten: Ich hatte an dem Tag keinen Bart über 2m/s. Harte Thermik und besser Eingewöhnung würden fast sicher andere Eindrücke generieren.
Geändert von Willi Wombat (26.05.2019 um 19:42 Uhr)
Danke für diesen gut geschriebenen und, meines Erachtens, sehr ehrlichen Bericht! So stelle ich mir einen Testbericht vor, abseits der Lobhudelei in diversen Magazinen und Blogs (lu-glidz.blogspot.co.at ist hier auch ausgenommen, denn er schreibt auch sehr ehrlich und offen über Dinge die ihm weniger gefallen haben)
Zwischenzeitlich könnte ich den Flügel etwas mehr kennen lernen und an einem SIV Training teilnehmen.
Das Ohreneinrollen hat sich sehr schnell eingestellt. Entweder habe ich mich so schnell an den Schirm gewöhnt oder die Leinen haben sich mit der Belastung leicht angepasst.
An die Tragegurte habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Starten geht Vorwärts und Rückwärts einfach. Beides mit leichtem Rückenwind bis straffen Wind von vorn.
Der Mehrwert der Verbindung BC Gurte konnte ich immer noch nicht finden. Vollbeschleunigt geht es zumindest, dass man mit viel Kraft und unruhe im Gurtzeug eine Reaktion an der Kappe bewirkt. Persönlich arbeite ich lieber mit dem Fussbeschleuniger und dem Gewicht. Es fühlt sich geschmeidiger und effizienter an. Welcher Flugstil da effektiver ist, weiss ich jedoch nicht.
Damit ich Rolle auf Rolle beschleunigt fliegen kann, habe ich die Beschleunigerleinen am Tragegurt durch jene mit Kugel ersetzt. Leider greift die Kugel und damit auch die grösseren Kräfte bereits auf erster Beschleunigerstufe. Damit hat sich das davor erfreulich leichtgänge Beschleunigen verabschiedet... naja, so bleibt man wenigstens fit...
Das SIV Teaining hat gezeigt, dass der Schirm (für mich) super beherrschbar ist. Einzig die beschleunigten Klapper im Liegegurt sollten nicht verschlafen werden. Twist. Folge, bei turbulenten Bedingungen im Vollgas vielleicht nicht gerade das Picknick ausbreiten. Wenn man konzentriert fliegt, kann die Richtung fast gehalten werden und einen Höhenverlust gibt ebenfalls kaum.
Wingover, flache Stalls, flyback, Vrille, 180 negativ gehen super. Sackflug muss ich noch üben. Der Schirm kann es jedoch schon :-)
Einzig der B-Stall braucht Aufmerksamkeit. Leinen sind von innen zu greifen und beim Greifen, versuchen die äusseren Leinen stärker zu ziehen. Dann geht es einigermassen um 50 oder vielleicht auch 100m Höhe abzubauen.
Der Schirm hat keine "bösen" Eigenheiten. Mit wenig und korrektem Piloteninput ist der Mentor 6 sogar richtig brav.
Geändert von Goofy (30.06.2019 um 13:14 Uhr)
So, nach nun fast 15 Stunden in der Thermik, am Boden und an der Küste auf dem Mentor 6 auch von mir mal ein kurzes Statement.
Tragegurte und Start: Die Tragegurte mit den Durchläufern sind gewöhnungsbedürftig, das hat man aber recht schnell raus und dann sind sie auch übersichtlich. Beim Start wird ja geraten die A Leinen über den Leinenschlössern zu greifen. Das mache ich so schon seit Jahren und ich nehme auch grundsätzlich nur die mittleren. Ein kurzer Impuls und der Schirm füllt sich und zieht schön nach oben, auch bei viel Wind (DK) konnte ich kein Schiessen feststellen, ein paar Schritte entgegengehen und er steht von alleine im Zenit, läßt sich schön stabilisieren und starten. Vorwärtsstart habe ich keinen gemacht.
Thermik: Meine Zeit in der Thermik war durchweg bestimmt von recht turbulenten und kleinräumigen Thermiken. Beim Einfliegen in die Thermik gab es kein Aufstellen, eher so ein ganz eichtes "annicken" mit anschließendem Reinziehen in die Thermik, sehr angenehm. In der Thermik läuft der M6 am besten, mit leichter Innen- und offener Außenbremse, etwas Gewicht auf die Innenseite und er kreist sich in die Thermik ein. In der recht bockigen hangnahen Thermik gab es den einen oder anderen kleinen Klapper, aber ohne irgendwelche Spirenzchen, in freier Luft, bzw. in der Höhe war Ruhe. Die von manchen beschrieben Stabiloeinroller konnte ich vielleicht 1 - 2 mal vermuten( gesehen habe ich sie nicht) ansonsten konnte ich keine feststellen. Ich kenne die weichen Ohren noch vom M4, da haben sie mich gestört. Ich fliege den Schirm (L) recht gut belastet im oberen Drittel.
Ohren habe ich keine gezogen (vergessen)
Geschwindigkeit: Subjektiv gefühlt flott unterwegs, besonders beschleunigt.
Spirale: Recht einfach zu fliegen, geht recht zügig rein, läßt sich gut dosieren und mit etwas Außenbremse, auch recht leicht wieder ausleiten, ich empfand das als eine positiv "bekannte Mentoreigenschaft"
Beschleunigtes Fliegen: Beschleunigt geflogen bin ich ihn an der Küste, "what a fun", extrem leicht zu tretender und damit kraftsparender Beschleuniger (ohne Kugel) bis 50% kein bis kaum vermehrtes Sinken festzustellen, erst durchgetreten geht es etwas abwärts. Insgesamt sehr spurtreu und stabil, auch in Böen. Beschleunigt habe ich mit dem Popometer und den C- Gurten gesteuert, die Durchläufer auf B habe ich gar nicht benutzt, ist auch recht schwer zu ziehen, wenige cm Ausschlag über den Gurt ( Handhebel) reichte völlig aus um den Schirm auf Spur zu halten. Das Vollgasfliegen an der Düne war ein reines Vergnügen.
Landen - völlig easy, Bremsweg ist recht lang, wickeln war bei mir nicht erforderlich.
Gleiten: Nicht meßbar und daher völlig subjekiv: ziemlich gut. Einige Flachstücke an der Küste habe ich noch nie so gut bewältigt. lag es an mir, am Schirm oder am Wetter - Who Knows?
Lediglich das reine Starkwindhandling über die C- Gurte ist nicht mehr so gut wie beim M5, man braucht deutlich mehr Kraft den Schirm zu kontrollieren und zu stallen und man tut sich insgesamt etwas schwerer damit. Kiten am Strand Handling ,mit Bremse, oder die Düne hochgehen mit den C ging dagegen völlig problemlos und auch an der Küste konnte ich das o.g. Stabieintrollen nicht feststellen.
Ich fühle mich unter dem M6 bis dato gut aufgehoben, also einfach selber mal fliegen und eigene Erkenntnisse sammeln
Gruß Ivo
„Kann ich mein Leben mal kurz speichern und was ausprobieren?“
NOVA Team Pilot