AW: Starttechnik
'Die Sache sollte nicht komplizierter gemacht werden, als sie ist.'
Auch so ein Satz, der immer stimmt, für sich allein aber nichts aussagt.
Ähnlich wie 'Wenn man weiß, wie es geht, ist es ganz einfach.'.
Ja, der Drachenstart ist so einfach, dass man es sich sofort zutraut, wenn man es sieht, und 99,9% der Starts auch gut gehen.
Er ist aber auch so schwierig, dass er in Lehrbüchern behandelt wird und das BMVI den DHV beauftragt hat, Drachenpiloten so zu schulen, dass möglichst wenig passiert.
Und auch der routinierte Pilot findet das Starten einfach, bis er einen Startunfall hat.
So erging es auch mir, so dass ich begann, meine Starts zu untersuchen, und dabei feststellen musste, dass auch meine früheren Starts nicht so sicher waren, wie sie sich angefühlt hatten. Den Ausschlag aber, den Startvorgang beim Drachen genau zu studieren und auch für andere zu beschreiben, gab der tödliche Startunfall 2017, wenige Wochen nach meinem Startunfall.
Natürlich fliegt und startet man nicht mit dem Lehrbuch in der Hand und steht nicht mit dem Winkelmesser am Start, wie jemand über meine Zeichnung zum Anstellwinkel lästerte. Sondern anhand von Anleitungen entwickeln sich Bilder im Kopf, die dann sekundenschnell abgerufen werden können.
Das Bild hier soll überhaupt erst einmal zeigen, welche Anstellwinkel Drachen zum Abheben tatsächlich brauchen und ab wann es gefährlich wird, und was überhaupt hoher und niedriger Anstellwinkel bedeutet, denn sonst findet man nur sehr vage bis keine Angaben, wie etwa die pauschalen 20 Grad des DHV, die in seinen Filmen aber gar nicht vorkommen.
Des weiteren soll das Bild verdeutlichen, welche kleineren Anstellwinkel leistungsstärkere Geräte brauchen und auch nur haben dürfen.
Schließlich zeigt das Bild, mit welch geringeren, und damit sichereren Anstellwinkeln sich starten lässt, wenn man eine höhere Anströmgeschwindigkeit erreichen kann, z.B. bei mehr Gegenwind. Bei wenig Wind ist mehr zu riskieren, denn erlaufen kann man maximal 25 bis 30 km/h.
Der geeignete Anstellwinkel für den Beginn des Startlaufs lässt sich anhand des Anstellwinkels der Flügelspitze erkennen, also ganz ohne Winkelmesser: Sie muss für den Hangstart etwa 5 Grad angestellt sein, für den Windenschlepp etwa 0 Grad, für den UL-Schlepp zwischen 0 und 5 Grad. Der auf die Flügelwurzel (Kielrohr) bezogene Anstellwinkel entspricht dann der Schränkung des unbelasteten Flügels plus 0 bis 5 Grad. Diese Faustformel passt für jedes Gerät und jede VG-Stellung.
Auf keinen Fall darf man glauben, wie manchmal suggeriert wird, dass der Anstellwinkel zu Beginn des Startlaufs nicht so wichtig sei, da sich der Flügel beim Startlauf selbst seinen richtigen Anstellwinkel suche.
Wer anschaulich sehen will, wie Drachenstart geht, und wie wichtig dabei der Anstellwinkel ist, der sehe sich den Film von Konrad Lüders an: vimeo.com/49822399. Das ist das Beste, was ich dazu bisher kenne. Die eingeblendeten Winkel stimmen (nicht so wie bei den DHV-Filmen). Da geht es auch um das 'den Anstellwinkel mitnehmen' und die Vermeidung des Griffwechsels. Auch sieht man, was passiert, wenn man mit einem zu hohen Anstellwinkel beginnt, und man kann sich ausmalen, wie böse dies in den Felsen links hätte enden können. Zur Straffheit der Aufhängung zu Beginn des Starts wird, weil unwichtig, überhaupt nichts gesagt.
Die maßgeblichen Helfer beim Start sind der Gegenwind, wie auch die Hangneigung, wie das andere Bild zeigt. Gegenwind reduziert die Geschwindigkeit, die ich erlaufen muss, und die Hangneigung gamma erhöht die Hangabtriebskraft G * sin(gamma) in Richtung des Hangs und verringert die vom Auftrieb auszugleichende Gewichtskomponente G * cos(gamma) senkrecht zum Hang.
Eine zusätzliche Beschleunigung durch aktives Anlaufen (Anschieben des Flügels, keine Gehschritte) zu Beginn des Startlaufs bringt nur etwas, wenn ich dies bis zu einer hohen Geschwindigkeit (z.B. 18 km/h) schaffe, und dann auch nur an sehr flachen Hängen (10 Grad Hangneigung), und dort auch nur bei einem Gegenwind von 10 bis 20 km/h.
Noch zum Beschleunigen des Flügels (über die Aufhängung):
Solange sich der Flügel noch nicht selbst trägt, wird er genauso beschleunigt wie der Pilot. Dies geht bis zu einer Anströmgeschwindigkeit von ca. 18 km/h (für 1/4 G ist 1/2 v erforderlich). Steigt der Flügel durch eine flachere Flugbahn gegenüber dem Piloten hoch, bis sich die Aufhängung strafft, beschleunigt er nicht weiter, denn die 18 km/h genügen ihm für sein Gewicht. Erst wenn er durch das Gewicht des Piloten zusätzlich belastet wird, wird er herunter gezogen und auch weiter beschleunigt. Dieser Zug geht senkrecht nach unten. Nur wenn der Pilot mit über 18 km/h durch aktives Anlaufen über die Hangabtriebskraft hinaus beschleunigt, was wohl kein Pilot kann, würde er ihn über die Aufhängung auch noch etwas nach vorne in Richtung der Hangneigung ziehen.
Gruß, Bernhard
'Die Sache sollte nicht komplizierter gemacht werden, als sie ist.'
Auch so ein Satz, der immer stimmt, für sich allein aber nichts aussagt.
Ähnlich wie 'Wenn man weiß, wie es geht, ist es ganz einfach.'.
Ja, der Drachenstart ist so einfach, dass man es sich sofort zutraut, wenn man es sieht, und 99,9% der Starts auch gut gehen.
Er ist aber auch so schwierig, dass er in Lehrbüchern behandelt wird und das BMVI den DHV beauftragt hat, Drachenpiloten so zu schulen, dass möglichst wenig passiert.
Und auch der routinierte Pilot findet das Starten einfach, bis er einen Startunfall hat.
So erging es auch mir, so dass ich begann, meine Starts zu untersuchen, und dabei feststellen musste, dass auch meine früheren Starts nicht so sicher waren, wie sie sich angefühlt hatten. Den Ausschlag aber, den Startvorgang beim Drachen genau zu studieren und auch für andere zu beschreiben, gab der tödliche Startunfall 2017, wenige Wochen nach meinem Startunfall.
Natürlich fliegt und startet man nicht mit dem Lehrbuch in der Hand und steht nicht mit dem Winkelmesser am Start, wie jemand über meine Zeichnung zum Anstellwinkel lästerte. Sondern anhand von Anleitungen entwickeln sich Bilder im Kopf, die dann sekundenschnell abgerufen werden können.
Das Bild hier soll überhaupt erst einmal zeigen, welche Anstellwinkel Drachen zum Abheben tatsächlich brauchen und ab wann es gefährlich wird, und was überhaupt hoher und niedriger Anstellwinkel bedeutet, denn sonst findet man nur sehr vage bis keine Angaben, wie etwa die pauschalen 20 Grad des DHV, die in seinen Filmen aber gar nicht vorkommen.
Des weiteren soll das Bild verdeutlichen, welche kleineren Anstellwinkel leistungsstärkere Geräte brauchen und auch nur haben dürfen.
Schließlich zeigt das Bild, mit welch geringeren, und damit sichereren Anstellwinkeln sich starten lässt, wenn man eine höhere Anströmgeschwindigkeit erreichen kann, z.B. bei mehr Gegenwind. Bei wenig Wind ist mehr zu riskieren, denn erlaufen kann man maximal 25 bis 30 km/h.
Der geeignete Anstellwinkel für den Beginn des Startlaufs lässt sich anhand des Anstellwinkels der Flügelspitze erkennen, also ganz ohne Winkelmesser: Sie muss für den Hangstart etwa 5 Grad angestellt sein, für den Windenschlepp etwa 0 Grad, für den UL-Schlepp zwischen 0 und 5 Grad. Der auf die Flügelwurzel (Kielrohr) bezogene Anstellwinkel entspricht dann der Schränkung des unbelasteten Flügels plus 0 bis 5 Grad. Diese Faustformel passt für jedes Gerät und jede VG-Stellung.
Auf keinen Fall darf man glauben, wie manchmal suggeriert wird, dass der Anstellwinkel zu Beginn des Startlaufs nicht so wichtig sei, da sich der Flügel beim Startlauf selbst seinen richtigen Anstellwinkel suche.
Wer anschaulich sehen will, wie Drachenstart geht, und wie wichtig dabei der Anstellwinkel ist, der sehe sich den Film von Konrad Lüders an: vimeo.com/49822399. Das ist das Beste, was ich dazu bisher kenne. Die eingeblendeten Winkel stimmen (nicht so wie bei den DHV-Filmen). Da geht es auch um das 'den Anstellwinkel mitnehmen' und die Vermeidung des Griffwechsels. Auch sieht man, was passiert, wenn man mit einem zu hohen Anstellwinkel beginnt, und man kann sich ausmalen, wie böse dies in den Felsen links hätte enden können. Zur Straffheit der Aufhängung zu Beginn des Starts wird, weil unwichtig, überhaupt nichts gesagt.
Die maßgeblichen Helfer beim Start sind der Gegenwind, wie auch die Hangneigung, wie das andere Bild zeigt. Gegenwind reduziert die Geschwindigkeit, die ich erlaufen muss, und die Hangneigung gamma erhöht die Hangabtriebskraft G * sin(gamma) in Richtung des Hangs und verringert die vom Auftrieb auszugleichende Gewichtskomponente G * cos(gamma) senkrecht zum Hang.
Eine zusätzliche Beschleunigung durch aktives Anlaufen (Anschieben des Flügels, keine Gehschritte) zu Beginn des Startlaufs bringt nur etwas, wenn ich dies bis zu einer hohen Geschwindigkeit (z.B. 18 km/h) schaffe, und dann auch nur an sehr flachen Hängen (10 Grad Hangneigung), und dort auch nur bei einem Gegenwind von 10 bis 20 km/h.
Noch zum Beschleunigen des Flügels (über die Aufhängung):
Solange sich der Flügel noch nicht selbst trägt, wird er genauso beschleunigt wie der Pilot. Dies geht bis zu einer Anströmgeschwindigkeit von ca. 18 km/h (für 1/4 G ist 1/2 v erforderlich). Steigt der Flügel durch eine flachere Flugbahn gegenüber dem Piloten hoch, bis sich die Aufhängung strafft, beschleunigt er nicht weiter, denn die 18 km/h genügen ihm für sein Gewicht. Erst wenn er durch das Gewicht des Piloten zusätzlich belastet wird, wird er herunter gezogen und auch weiter beschleunigt. Dieser Zug geht senkrecht nach unten. Nur wenn der Pilot mit über 18 km/h durch aktives Anlaufen über die Hangabtriebskraft hinaus beschleunigt, was wohl kein Pilot kann, würde er ihn über die Aufhängung auch noch etwas nach vorne in Richtung der Hangneigung ziehen.
Gruß, Bernhard
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