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Zu welcher Jahreszeit (in welchem Monat) gibt es in Europa eigentlich die meisten Gewitter? Und sind Gewitter im Gebirge häufiger als im Flachland?
Viele Grüße
Gerd
Zu welcher Jahreszeit (in welchem Monat) gibt es in Europa eigentlich die meisten Gewitter? Und sind Gewitter im Gebirge häufiger als im Flachland?
Viele Grüße
Gerd
Hallo Gerd,
Die Gewitterhäuffigkeit ist stark abhängig von der Region in Europa, ebenso der Zeitpunkt in der sie auftreten. In der Regel, je weiter südlich in Europa, desto früher im Jahr sind Luftmassengewitter (Wärmegewitter) zu erwarten.
Bei uns in Deutschland beginnt die Gewittersaison etwa ab Ende März, Anfang April, wenn die thermische Durchmischung der unteren Troposphäre vollzogen werden kann und die Luftmassen schon ausreichend erwärmt und angefeuchtet aus Südwesten nach Mitteleuropa strömen können.
Gelegentlich treten jedoch auch schon in der thermisch inaktiven Zeit Gewitter auf, also im Winterhalbjahr. Dabei treten zwei Typen von Gewittern auf. So die Frontgewitter, die recht selten auftreten. Die häufigsten Gewitter im Winter treten im Bereich der Rückseite auf, wenn hochreichend sehr kalte Polarluft einströmt. Die Rückseitengewitter müssten streng genommen auch als Luftmassengewitter definiert werden. Sicher sind vielen die heftigen Schneeschauer in Erinnerung, die hier und da auch mit kurzen Wintergewittern vonstatten gegangen sind.
Zur Häufigkeit der Gewitter in den Alpen. Da muss ich etwas weiter ausholen.
Die Häufigkeit ist sehr stark abhängig von der Großwetterlage in Europa. Der wichtigste Faktor ist die Konstellation der Wellen in den Nordhemisphäre. Die Welle ist grob gesagt die Amplitude des Starkwindbandes das wie ein Gürtel über der Nordhemisphäre verläuft. Verläuft diese Welle in starken Auf- und Abwärtsbewegungen, also hat sie eine hohe Amplitude, spricht man von meridionaler Strömungskonstellation. Bei sehr flachen Wellen mit geringer Amplitude ist eine zonale Strömungskonstellation gegeben.
Meine Beobachtung zeigen deutlich, dass die Gewitterhäufigkeit in den Alpen stark von dieser Strömungskonstellation abhängen. Seit etwa November/Dezember 2002 dominiert mit nur kurzen Unterbrechungen von einigen Wochen diese meriodionale Strömungskonstellation das Wettergeschehen in gesamt Europa. Die Tiefdruckgebiete ziehen eher von Nord nach Süd und umgekehrt von Süd nach Nord.
Gerade ebei einer südlichen oder südwestlichen Anströmung kommt es auch nur bei leichten Höhenwinden zu einem leichten Föhneffekt, der sich auf die zugeführten Luftmassen stark auswirkt. Beim Überströmen über die Alpen wird sehr häufig die eigentlich feuchte Subtropenluft umkonfiguriert, sprich sie wird durch Absinken abgetrocknet. Da Feuchte der tragendste Parameter für die Gewitterentstehung ist, fehlt der Motor des Ganzen.
Die Gewitterhäufigkeit in Nord- und Westdeutschland ist bisher aufgrund der sehr häufigen Südwesteinschübe subtropischer Luft wie schon letztes Jahr auch in diesem Jahr um ein Vielfaches höher als im Alpenraum.
Ideale Wetterlagen für hohe Gewitterhäufigkeit in den Bergen wäre Hochdruckeinfluss über Mitteleuropa mit Zufuhr feuchter Luftmassen aus Westen, OHNE dass eine Front mit im Spiel ist die rasch die feuchte Warmluft wieder wegpustet, so wie dies letztens oft geschehen ist. Nur bei lagernder feucht-labiler Luftmasse ohne großen Windeinfluss und ohne Föhneffekte sind abendliche Wärmegewitter in der Häufigkeit vom Flachland nicht zu übertreffen. Ebenso können Westwindwetterlagen günstig sein.
Eine pauschale Aussage ist also nicht so einfach und hängt von mehreren Faktoren ab, die ich mal kurz versucht habe anzuschneiden.
Bei uns in Deutschland beginnt die Gewittersaison etwa ab Ende März, Anfang April, wenn die thermische Durchmischung der unteren Troposphäre vollzogen werden kann und die Luftmassen schon ausreichend erwärmt und angefeuchtet aus Südwesten nach Mitteleuropa strömen können.
Hallo Stefan,
vielen Dank für die Super-Erklärungen. Kurze Nachfrage, was heißt, "wenn die thermische Durchmischung der unteren Troposphäre vollzogen werden kann"
Hallo Volker,
kann die Links leider nicht öffnen. Sollte man doch wahrscheinlich einfach anklicken können, oder?
Hallo Stefan,
vielen Dank für die Super-Erklärungen. Kurze Nachfrage, was heißt, "wenn die thermische Durchmischung der unteren Troposphäre vollzogen werden kann"
Guten Morgen Gerd,
damit ist der Zeitpunkt gemeint, ab dem die Sonne genug Kraft hat ein Warmluftpaket am Boden soweit zu erwärmen, dass es bei günstigen Bedingungen zur Gewitterauslösung durch Bodenerwärmung kommen kann. Das bedeutet dann auch, dass die Luftschicht in den unteren 1500m (Alpen bis ca. 2000m) komplett durchmischt ist.
Und was es noch alles braucht, dass es zu einem Gewitter oder zur Überentwicklung kommt, das kannst Du dann in der nächsten Frage fragen. :-)
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