Speedriding!!!
So, gestern (25.3.07) hatte ich nun in Davos auch meine Speedriding-Premiere. Ich war mit zwei Kollegen unterwegs, hatte Ulli’s sehr gute Einführung, wie auch den Artikel von Dani Kalberer im Swiss Glider als Einführung ausführlich studiert. Wir waren selbstverständlich abseits der Piste unterwegs, und zwar in einem Gelände, wo man einerseits gefahrlos üben kann, und andererseits die Liftbetreiber damit einverstanden sind.
Hier einige Tipps und Eindrücke, die jenen helfen sollen, die sich auch überlegen, speedriding auch mal auszuprobieren.
1) Unbedingt probieren! Ich war auch lange skeptisch. Doch nun muss ich sagen, es hat sich mehr als gelohnt, da es einfach hammergeil ist!
2) So schwierig, gefährlich und ultradynamisch, wie ich mir das aufgrund der verschiedenen Videos mit Weitwinkel-Helmkameras vorgestellt habe, ist es nicht ganz. Die Profis fliegen halt in der Regel die ultrakleinen 8 oder 10qm Schirme und die Perspektive täuscht etwas. Mit einem 13er oder 14er geht es schon gemütlicher zu und her. Wählt man ein geeignetes Gelände ohne Hindernisse aus und schaltet das Hirn ein, so braucht man zuvor nicht zwingend sein Testament zu schreiben.
3) Zum obigen Punkt nochmals in anderen Worten: man kann sich, nein man MUSS sich, schrittweise an die Sache rantasten. Es ist sicher kein Fehler, den Anfang unter professioneller Instruktion zu machen. Wenn man sich informiert, erfahrene Kollegen hat und über eine sehr realistische Selbsteinschätzung verfügt, so ist es mE auch ohne Instruktion machbar (falls dies rechtlich erlaubt ist).
4) Die Schirme sind gutmütiger, als ich das zuerst befürchtet hatte. Geflogen bzw. gefahren bin ich den 13qm Nano von Gin und den 14qm Bullet von Ozone. Als sehr routinierter Gleitschirmpilot mit gutem Gefühl für den Schirm kommt man mit diesen Dingern zurecht. Sie sind nicht ultragiftig, haben recht lange Steuerwege und sind so stark gedämpft, dass man den Schirm kaum plötzlich ungewollt unter den Füssen hat. Andererseits, für Grobmotoriker ist das dennoch nichts. Man ist mit solchen Geräten mit 60-80km/h unterwegs, und sie nehmen bei entsprechenden Steuerinputs extrem schnell Schräglage auf.
5) Gestern hatte es zeitweilig auch noch ein bisschen Wind. Das kleine Ding mit den kurzen Leinen rockt schon recht über dem Kopf, biegt sich und arbeitet in sich… extrem klappresistent sind die Dinger also. Wenns doch klappt, so ist (wegen der kleinen Fläche) der Höhenverlust zwar enorm und der Öffnungsschlag heftig, sonst sei es aber nicht so schlimm, habe ich mir sagen lassen ;-) Ein Freipass, um in allen möglichen und unmöglichen Bedingungen zu fliegen, ist das aber logischerweise nicht.
6) Die Dinger fliegen noch VIEL schlechter, als ich mir das vorgestellt habe. Wenn man die Bremsen auslässt, so ist das etwa ein gebremster Fall gerade nach unten, mehr wie ein Fallschirm halt. In der Position des besten Gleitens, na ja, auch nicht gerade viel besser (beste GZ beim Nano etwa 3.5, beim Ozone etwa 4.5). Auf jeden Fall, mit dem Nano hatte ich 2x keine Chance, vom Weissfluhjoch nach Davos zu riden und musste jeweils oberhalb des Waldes eine (problemlose) Notlandung am steilen Hang hinlegen. Der Ozone fliegt etwas besser, mit dem hat es gereicht…
7) Starten ist easy. Kurzer Zug an den Gurten und schwupp, das Ding steht über dem Kopf. Etwas Fahrt aufnehmen, dann an der Bremse ziehen und es fliegt. Die Landung: weil man mit ausgelassenen Bremsen richtiggehend runterstürzt, kann man auch präzise Landen. Wichtig ist, dass man (wie Ulli beschreibt) vor dem Landen den Mumm hat, die Kiste wirklich fahren zu lassen (der Boden kommt brutal schnell näher) und dann im richtigen Zeitpunkt zu flaren. Gutes Timing ist unabdingbar, sonst besteht erhebliches Risiko des Einkraterns. Wer aber seinen Gleitschirm sauber beherrscht, hat gute Voraussetzungen, das sofort zu können.
8) Starts und Landungen zu Fuss mit diesen Dingern: nein danke! Für einen Start müsste es schon extrem viel Wind haben. Sonst muss man rennen wie ein Aff, und wenn es Dich dabei auf die Schnauze haut… aua! Mit dem Nano möchte ich auch nicht unbedingt zu Fuss landen, mit dem Ozone sehe ich das schon eher. Allerdings müsste man sehr, sehr präzise flaren, sonst kann es auch blöd ausgehen.
9) Aufs Skikönnen kommt es (vor allem für die ersten Versuche) nicht besonders draufan. Ich bin aber ein sehr guter Skifahrer, der über Jahre jeden Winter Dutzende von Skitouren in anspruchsvollstem Gelände gemacht hat, darum täusche ich mich da vielleicht. Am ehesten kommt es wohl noch beim Start drauf an, dass man einige schnelle Korrekturen machen kann. Viel wichtiger, wie oben schon gesagt, ist ein gutes Gefühl für den Schirm, sonst wird es wirklich gefährlich.
10) Als Abschluss repetiere ich das Wichtigste: für die ersten Versuche unbedingt geeignetes Gelände auswählen, dann kann man allenfalls auch autodidaktisch lernen. Ausgeprägte Feinmotorik am Gleitschirm ist Pflicht, defensive Herangehensweise ebenfalls. Einverständnis des Liftbetreibers und Infos einholen bei Locals eine Selbstverständlichkeit.
Mir hat es wirklich super gefallen, es war ganz bestimmt nicht das letzte Mal! Ganz herzlichen Dank Fritz und Ulli fürs Mitnehmen, die Tipps und das Material!
Gruss,
Marcel
PS: Gestern kam auf dem Schweizer Fernsehen im Sportpanorama noch ein Beitrag zu einem Speedride von Eiger, Mönch und Jungfrau (Riders Mathias Roten und Ueli Kestenholz). Ich bin zwar immer noch gegen solche Heli-Unternehmungen, aber ein schöner Beitrag ist es trotzdem. Siehe hier: http://www1.sf.tv/sfsport/sportpanorama/index.php (und dann etwas runterscrollen).
So, gestern (25.3.07) hatte ich nun in Davos auch meine Speedriding-Premiere. Ich war mit zwei Kollegen unterwegs, hatte Ulli’s sehr gute Einführung, wie auch den Artikel von Dani Kalberer im Swiss Glider als Einführung ausführlich studiert. Wir waren selbstverständlich abseits der Piste unterwegs, und zwar in einem Gelände, wo man einerseits gefahrlos üben kann, und andererseits die Liftbetreiber damit einverstanden sind.
Hier einige Tipps und Eindrücke, die jenen helfen sollen, die sich auch überlegen, speedriding auch mal auszuprobieren.
1) Unbedingt probieren! Ich war auch lange skeptisch. Doch nun muss ich sagen, es hat sich mehr als gelohnt, da es einfach hammergeil ist!
2) So schwierig, gefährlich und ultradynamisch, wie ich mir das aufgrund der verschiedenen Videos mit Weitwinkel-Helmkameras vorgestellt habe, ist es nicht ganz. Die Profis fliegen halt in der Regel die ultrakleinen 8 oder 10qm Schirme und die Perspektive täuscht etwas. Mit einem 13er oder 14er geht es schon gemütlicher zu und her. Wählt man ein geeignetes Gelände ohne Hindernisse aus und schaltet das Hirn ein, so braucht man zuvor nicht zwingend sein Testament zu schreiben.
3) Zum obigen Punkt nochmals in anderen Worten: man kann sich, nein man MUSS sich, schrittweise an die Sache rantasten. Es ist sicher kein Fehler, den Anfang unter professioneller Instruktion zu machen. Wenn man sich informiert, erfahrene Kollegen hat und über eine sehr realistische Selbsteinschätzung verfügt, so ist es mE auch ohne Instruktion machbar (falls dies rechtlich erlaubt ist).
4) Die Schirme sind gutmütiger, als ich das zuerst befürchtet hatte. Geflogen bzw. gefahren bin ich den 13qm Nano von Gin und den 14qm Bullet von Ozone. Als sehr routinierter Gleitschirmpilot mit gutem Gefühl für den Schirm kommt man mit diesen Dingern zurecht. Sie sind nicht ultragiftig, haben recht lange Steuerwege und sind so stark gedämpft, dass man den Schirm kaum plötzlich ungewollt unter den Füssen hat. Andererseits, für Grobmotoriker ist das dennoch nichts. Man ist mit solchen Geräten mit 60-80km/h unterwegs, und sie nehmen bei entsprechenden Steuerinputs extrem schnell Schräglage auf.
5) Gestern hatte es zeitweilig auch noch ein bisschen Wind. Das kleine Ding mit den kurzen Leinen rockt schon recht über dem Kopf, biegt sich und arbeitet in sich… extrem klappresistent sind die Dinger also. Wenns doch klappt, so ist (wegen der kleinen Fläche) der Höhenverlust zwar enorm und der Öffnungsschlag heftig, sonst sei es aber nicht so schlimm, habe ich mir sagen lassen ;-) Ein Freipass, um in allen möglichen und unmöglichen Bedingungen zu fliegen, ist das aber logischerweise nicht.
6) Die Dinger fliegen noch VIEL schlechter, als ich mir das vorgestellt habe. Wenn man die Bremsen auslässt, so ist das etwa ein gebremster Fall gerade nach unten, mehr wie ein Fallschirm halt. In der Position des besten Gleitens, na ja, auch nicht gerade viel besser (beste GZ beim Nano etwa 3.5, beim Ozone etwa 4.5). Auf jeden Fall, mit dem Nano hatte ich 2x keine Chance, vom Weissfluhjoch nach Davos zu riden und musste jeweils oberhalb des Waldes eine (problemlose) Notlandung am steilen Hang hinlegen. Der Ozone fliegt etwas besser, mit dem hat es gereicht…
7) Starten ist easy. Kurzer Zug an den Gurten und schwupp, das Ding steht über dem Kopf. Etwas Fahrt aufnehmen, dann an der Bremse ziehen und es fliegt. Die Landung: weil man mit ausgelassenen Bremsen richtiggehend runterstürzt, kann man auch präzise Landen. Wichtig ist, dass man (wie Ulli beschreibt) vor dem Landen den Mumm hat, die Kiste wirklich fahren zu lassen (der Boden kommt brutal schnell näher) und dann im richtigen Zeitpunkt zu flaren. Gutes Timing ist unabdingbar, sonst besteht erhebliches Risiko des Einkraterns. Wer aber seinen Gleitschirm sauber beherrscht, hat gute Voraussetzungen, das sofort zu können.
8) Starts und Landungen zu Fuss mit diesen Dingern: nein danke! Für einen Start müsste es schon extrem viel Wind haben. Sonst muss man rennen wie ein Aff, und wenn es Dich dabei auf die Schnauze haut… aua! Mit dem Nano möchte ich auch nicht unbedingt zu Fuss landen, mit dem Ozone sehe ich das schon eher. Allerdings müsste man sehr, sehr präzise flaren, sonst kann es auch blöd ausgehen.
9) Aufs Skikönnen kommt es (vor allem für die ersten Versuche) nicht besonders draufan. Ich bin aber ein sehr guter Skifahrer, der über Jahre jeden Winter Dutzende von Skitouren in anspruchsvollstem Gelände gemacht hat, darum täusche ich mich da vielleicht. Am ehesten kommt es wohl noch beim Start drauf an, dass man einige schnelle Korrekturen machen kann. Viel wichtiger, wie oben schon gesagt, ist ein gutes Gefühl für den Schirm, sonst wird es wirklich gefährlich.
10) Als Abschluss repetiere ich das Wichtigste: für die ersten Versuche unbedingt geeignetes Gelände auswählen, dann kann man allenfalls auch autodidaktisch lernen. Ausgeprägte Feinmotorik am Gleitschirm ist Pflicht, defensive Herangehensweise ebenfalls. Einverständnis des Liftbetreibers und Infos einholen bei Locals eine Selbstverständlichkeit.
Mir hat es wirklich super gefallen, es war ganz bestimmt nicht das letzte Mal! Ganz herzlichen Dank Fritz und Ulli fürs Mitnehmen, die Tipps und das Material!
Gruss,
Marcel
PS: Gestern kam auf dem Schweizer Fernsehen im Sportpanorama noch ein Beitrag zu einem Speedride von Eiger, Mönch und Jungfrau (Riders Mathias Roten und Ueli Kestenholz). Ich bin zwar immer noch gegen solche Heli-Unternehmungen, aber ein schöner Beitrag ist es trotzdem. Siehe hier: http://www1.sf.tv/sfsport/sportpanorama/index.php (und dann etwas runterscrollen).
Kommentar