Selbstverschuldete, oder erzwungene Baumlandung?
Gegen Ende des Jahres 2006 wurde ich Zeuge einer Baumlandung im Ausland. Die Einschätzung der beiden beteiligten Piloten ist leider gegensätzlich und ich würde gern den Vorfall von den sachkundigen Piloten unter Euch mal beleuchten lassen.
Flugsituation:
Prallhang mit östlicher Ausrichtung und Soaringmöglichkeit (laminarer O-S-O-Wind), nutzbare Hangbreite ca. 500 bis 700m. Es trug am Hang (in direkter Hangnähe) genauso gut, wie 150 m weiter draußen. In der Luft waren ca. 20 bis 25 Piloten, welche bis auf diesen Vorfall entspannt und in scheinbarer Harmonie das Soaring genießen konnten.
Die beiden Piloten bezeichne ich als GS 1 mit Flugrichtung Süd (Hang rechte Schulter) und GS 2 mit Flugrichtung Nord (Hang linke Schulter).
GS 3 bin ich selbst, ich fliege mit ca. 100 bis 150 m Abstand hinter GS 1 in die gleiche Flugrichtung und fast gleicher Flughöhe.
GS2 fliegt sehr dicht in Hangnähe (war bei dem laminar Wind auch kein Problem).
GS 1 fliegt weiter draußen mit gutem Abstand zum Hang, jedoch auf fast gleicher Höhe mit GS2. Beide hätten mit einem Abstand von ca. 20 bis 30m von Flügelspitze zu Flügelspitze gemessen aneinander vorbei fliegen können. Beide Piloten fliegen die Schirme unbeschleunigt. Ähnliche bis gleiche Flugsituationen hatten wir an diesem Tag recht häufig in der Gruppe und es war bis auf die Ausweichsituation der beiden ein entspanntes Fliegen.
GS 1 empfindet den Abstand für einen sicheren Vorbeiflug zu GS 2 zu gering und er fliegt eine Rechtskurve in Richtung Hang und damit direkt in die Flugbahn von GS 2.
Er zwingt GS 2 damit entsprechend zackig zu einem Ausweichmanöver. Der Abstand zwischen den beiden GS in Flugrichtung ist aufgrund der schnellen Annäherung schon zu diesem Zeitpunkt zu gering. Dadurch kommt es im Ausweichmanöver beider Piloten zu einer ganz leichten Berührung an den Flügelspitzen (ohne Folgen für Flugverhalten). Zugleich bleibt für GS 1 nicht ausreichend Abstand zum Hang, um entsprechend mit einer Linkskurve wieder vom Hang weg zu fliegen, es kommt zu einer Baumlandung(Kiefer) ohne Verletzungen des Piloten und ohne Schäden am Schirm, lediglich ist der Flugoverall durch einen kleinen Riss etwas lädiert.
Ich (GS 3) flog wie oben beschrieben in die gleiche Richtung wie GS 1 und auch auf ähnlicher Höhe mit einem Abstand in Flugrichtung zu GS 1 von ca. 100m.
Aus meinem Blickwinkel gesehen war ausreichend Abstand vorhanden, um sicher einen Vorbeiflug zu ermöglichen, ähnliche Situationen hatten wir an diesem Nachmittag haufenweise.
Ich kann verstehen, dass die Vorflugregel besagt, Hang linke Schulter weicht aus, jedoch nur in Situationen, welche andernfalls zu Berührungen und oder Kollisionen führen könnten. Erste Flugregel (so habe ich es gelernt): Defensiv fliegen, weicht mir der entgegenkommende Pilot nicht erkennbar aus, so weiche ich aus (egal, ob ich Vorflugrecht habe). Wie schon beschrieben, solche Situationen hatten wir in dieser Gruppe mehrfach und bei 20 bis 25 Piloten am Hang geht es eben zuweilen auch mal etwas enger zu, aber es war aus meiner Sicht bis auf den einen Fall zu keinem Zeitpunkt stressig, oder gefährlich.
Das anschließende Gespräch zwischen beiden Piloten hatte zum Inhalt:
GS 1 hatte Vorflugrecht und GS2 hätte entsprechend ausweichen müssen und damit sei GS 2 Verschulder der Baumlandung. Der aus Sicht andere Piloten ausreichende Abstand sei für GS 1 eben nicht ausreichend gewesen und somit hätte er ja näher an den Hang fliegen müssen (gem. Vorflugregel) und damit wäre er gezwungen gewesen dicht an den Hang zu fliegen und letztendlich in einer Kiefer zu landen.
Auch wenn eine ganz leichte Kurskorrektur vom Hang weg den Abstand vergrößert hätte und der Vorbeiflug damit noch sicherer gewesen wäre ist diese Alternative aus Sicht von GS 1 nicht akzeptabel, da ja die Vorflugregel anderes aussage und an diese müssen sich eben alle Piloten halten.
An diesem Tag war ich persönlich auch mehrfach in der gleichen Situation wie GS 1 und wenn ich bei entgegenkommenden Piloten keine Reaktion für Richtungswechsel erkennen konnte, so bin ich ausgewichen um mich selbst nicht in Gefahr zu bringen und auch den anderen Piloten nicht einer solchen auszusetzen. Ich kann selten wissen, ob der entgegenkommende Pilot die Flugregeln kennt, die Situation richtig einschätzen kann und ob er ausreichend gut fliegen kann, um auch schnell genug zu reagieren, also weiche ich lieber aus.
Ich habe versucht den Vorfall so objektiv wie möglich zu beschreiben und um die Flugsituation etwas verständlicher zu machen, habe ich zwei Grafiken angehängt.
Wie schätzt Ihr eine solche Situation ein und wie ist die rechtliche Lage bei dieser Art Vorfall?
Danke für Eure Antworten.
So long
Udo
Gegen Ende des Jahres 2006 wurde ich Zeuge einer Baumlandung im Ausland. Die Einschätzung der beiden beteiligten Piloten ist leider gegensätzlich und ich würde gern den Vorfall von den sachkundigen Piloten unter Euch mal beleuchten lassen.
Flugsituation:
Prallhang mit östlicher Ausrichtung und Soaringmöglichkeit (laminarer O-S-O-Wind), nutzbare Hangbreite ca. 500 bis 700m. Es trug am Hang (in direkter Hangnähe) genauso gut, wie 150 m weiter draußen. In der Luft waren ca. 20 bis 25 Piloten, welche bis auf diesen Vorfall entspannt und in scheinbarer Harmonie das Soaring genießen konnten.
Die beiden Piloten bezeichne ich als GS 1 mit Flugrichtung Süd (Hang rechte Schulter) und GS 2 mit Flugrichtung Nord (Hang linke Schulter).
GS 3 bin ich selbst, ich fliege mit ca. 100 bis 150 m Abstand hinter GS 1 in die gleiche Flugrichtung und fast gleicher Flughöhe.
GS2 fliegt sehr dicht in Hangnähe (war bei dem laminar Wind auch kein Problem).
GS 1 fliegt weiter draußen mit gutem Abstand zum Hang, jedoch auf fast gleicher Höhe mit GS2. Beide hätten mit einem Abstand von ca. 20 bis 30m von Flügelspitze zu Flügelspitze gemessen aneinander vorbei fliegen können. Beide Piloten fliegen die Schirme unbeschleunigt. Ähnliche bis gleiche Flugsituationen hatten wir an diesem Tag recht häufig in der Gruppe und es war bis auf die Ausweichsituation der beiden ein entspanntes Fliegen.
GS 1 empfindet den Abstand für einen sicheren Vorbeiflug zu GS 2 zu gering und er fliegt eine Rechtskurve in Richtung Hang und damit direkt in die Flugbahn von GS 2.
Er zwingt GS 2 damit entsprechend zackig zu einem Ausweichmanöver. Der Abstand zwischen den beiden GS in Flugrichtung ist aufgrund der schnellen Annäherung schon zu diesem Zeitpunkt zu gering. Dadurch kommt es im Ausweichmanöver beider Piloten zu einer ganz leichten Berührung an den Flügelspitzen (ohne Folgen für Flugverhalten). Zugleich bleibt für GS 1 nicht ausreichend Abstand zum Hang, um entsprechend mit einer Linkskurve wieder vom Hang weg zu fliegen, es kommt zu einer Baumlandung(Kiefer) ohne Verletzungen des Piloten und ohne Schäden am Schirm, lediglich ist der Flugoverall durch einen kleinen Riss etwas lädiert.
Ich (GS 3) flog wie oben beschrieben in die gleiche Richtung wie GS 1 und auch auf ähnlicher Höhe mit einem Abstand in Flugrichtung zu GS 1 von ca. 100m.
Aus meinem Blickwinkel gesehen war ausreichend Abstand vorhanden, um sicher einen Vorbeiflug zu ermöglichen, ähnliche Situationen hatten wir an diesem Nachmittag haufenweise.
Ich kann verstehen, dass die Vorflugregel besagt, Hang linke Schulter weicht aus, jedoch nur in Situationen, welche andernfalls zu Berührungen und oder Kollisionen führen könnten. Erste Flugregel (so habe ich es gelernt): Defensiv fliegen, weicht mir der entgegenkommende Pilot nicht erkennbar aus, so weiche ich aus (egal, ob ich Vorflugrecht habe). Wie schon beschrieben, solche Situationen hatten wir in dieser Gruppe mehrfach und bei 20 bis 25 Piloten am Hang geht es eben zuweilen auch mal etwas enger zu, aber es war aus meiner Sicht bis auf den einen Fall zu keinem Zeitpunkt stressig, oder gefährlich.
Das anschließende Gespräch zwischen beiden Piloten hatte zum Inhalt:
GS 1 hatte Vorflugrecht und GS2 hätte entsprechend ausweichen müssen und damit sei GS 2 Verschulder der Baumlandung. Der aus Sicht andere Piloten ausreichende Abstand sei für GS 1 eben nicht ausreichend gewesen und somit hätte er ja näher an den Hang fliegen müssen (gem. Vorflugregel) und damit wäre er gezwungen gewesen dicht an den Hang zu fliegen und letztendlich in einer Kiefer zu landen.
Auch wenn eine ganz leichte Kurskorrektur vom Hang weg den Abstand vergrößert hätte und der Vorbeiflug damit noch sicherer gewesen wäre ist diese Alternative aus Sicht von GS 1 nicht akzeptabel, da ja die Vorflugregel anderes aussage und an diese müssen sich eben alle Piloten halten.
An diesem Tag war ich persönlich auch mehrfach in der gleichen Situation wie GS 1 und wenn ich bei entgegenkommenden Piloten keine Reaktion für Richtungswechsel erkennen konnte, so bin ich ausgewichen um mich selbst nicht in Gefahr zu bringen und auch den anderen Piloten nicht einer solchen auszusetzen. Ich kann selten wissen, ob der entgegenkommende Pilot die Flugregeln kennt, die Situation richtig einschätzen kann und ob er ausreichend gut fliegen kann, um auch schnell genug zu reagieren, also weiche ich lieber aus.
Ich habe versucht den Vorfall so objektiv wie möglich zu beschreiben und um die Flugsituation etwas verständlicher zu machen, habe ich zwei Grafiken angehängt.
Wie schätzt Ihr eine solche Situation ein und wie ist die rechtliche Lage bei dieser Art Vorfall?
Danke für Eure Antworten.
So long
Udo
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