AW: WANTED!Alte Hasen, die schon lange fliegen & bereitwillig Erfahrung teilen wollen
Hallo Nadine,
hier meine fünf Minuten für deine Umfrage
Wie lange fliegst Du schon?
Seit Anfang 1988: Gleitschirmkurs über Rotpunkt gebucht und dabei war man bei den Fetzenfliegern auf Salewa Wing.
Was hat sich im Bereich Material verändert?
Aus reiner Abstiegshilfe für Bergsteiger und Extremsportler ist echtes Fliegen und ein Breitensport für fast Jedermann geworden
Wie ist das für Dich erlebbar?
Das Starten war früher elendig schwer: Man konnte überhaupt nur von steilen Hängen mit mehr als 30% Gefälle (30cm bergab auf einen Meter vorwärts = Gleitzahl 1:3) und mit Vollgasrennerei / Reinspringen ins Gurtzeug abheben. Beim Startabbruch gabs so oft blaue Flecken und mangels Protektor immer wieder einen wehen Steiss- oder man fiel komplett auf die Nase.
Dagegen ist das heute wirklich easy: Aufziehen, Bremsen & Kontrolle - Start. Dazu reichte die Zeit halt in den Anfangsjahren nicht.
Man muss heute nicht mehr rechnen und beim Flug bangen dass man wegen der schlechten Gleitzahl (1 zu 3) den Bergfuss überhaupt erreicht. In den Anfangsjahren waren selbst viele Drei - und Viertausender einfach nicht befliegbar weil sie nicht steil genug waren. Die Schirme hatten ja oft nur sieben Zellen.
War früher der Parkplatz im Tal das oft unerreichbare Traumziel so ist es heute der 100km - Flug.
Dafür war die Ausrüstung damals sauleicht und winzig klein - alles zusammen etwa wie ein Schlafsack von 5kG, wobei heute 15kG und mehr zusammenkommen. Retter hatten wir nicht - eingeklappt ist da am Schirm eh' nie was und die Leinen an den zwei Gurten pro Seite hatten das Format von Bergstiefelschnürsenkeln: Flach und breit :-)
Wo siehst Du die Gefahren dabei?
Ende der Achtziger sind halt zuerst nur einige wenige fitte Bergsteiger geflogen - oft an Stelle des Abstiegs von einer Bergtour. Die waren einigermassen mit dem Wetter vertraut und haben auch so einen Startabbruch bzw. harte Landung ausgehalten. Von vielen Seilbahngipfeln gings wegen der schlechten Geräteleistung eh' nicht gut zu starten.
Heute dagegen sieht - etwas überspitzt - der typische Gleitschirmfliegeraspirant so aus: Etwa Mitte vierzig, leicht bis sehr unsportlicher Büromensch - aber mit dem nötigen Kleingeld für eine niegelnagelneue Ausrüstung (War das jetzt zu bös ? Ich bitte um Entschuldigung.).
Man benutzt zum Aufstieg zu den paar wenigen in einem Jahr durchgeführten Urlaubsflügen die Seilbahn und ist meist nicht in Übung.
Die Zahl der Gleitschirmflieger hat sich - anfangs als Exoten bestaunt - zu einem Breitensport entwickelt. und leider damit auch die Unfallzahlen: Vom verstauchten Knöchel bis zu tragischen Unglücksfällen gingen die Zahlen damals rasant nach oben.
Der anfangs völlig unregulierte und Schein- / Zulassungsfreie Gleitschirmflugsport musste daher reguliert werden: Geräte werden zertifiziert und regelmässig geprüft, Lizenzen und Sicherheitsausrüstung gehören zur Pflicht. Die Zahl der Unfälle im Verhältnis zur doch sehr grossen Zahl der Fetzenflieger ist ja dadurch auch gottseidank um einiges zurückgegangen.
Was glaubst Du kommt noch?
Die Geräte werden weiter an Leistung zulegen und noch sicherer werden: Freilich - so schnell wie in den ersten vier Erfolgsjahren ab 1986 (von Gleitzahl drei zu Gleitzahlen über sechs) wird es nicht mehr gehen, aber zwei bis drei Prozent Steigerung sind jedes Jahr wieder drin.
Es werden viel mehr Leute als noch vor wenigen Jahren mit dem Schirm auf 'Wanderschaft' gehen - mal 30, mal 50 und noch mehr km fliegen. Luftwandern als Breitensport kann man heute mit Anfängergeräten praktizieren :-) (Besitz eines B - Scheins vorausgesetzt).
Hat sich etwas im Bezug auf zusammensein mit der Natur etwas verändert? (positiv- negativ)
Was ist für Dich seh- und spürbar?
Das Naturerlebnis der ersten Bergsteiger - Gleitschirmjahre ist manchmal einem Massenbetrieb gewichen, analog dem Touren- und Pistenschifahren. Ist man früher auf spontan entdeckten Naturstartplätzen möglichst in Gipfelnähe gestartet gehts heute meist Seilbahnnah auf extra ausgewiesene Gleitschirmstartplätzen los. Aber ein paar km davon weggeflogen wirds wieder ruhig.
Das Gleitschirmfliegen ist halt nicht mehr nur bequeme Abstiegsmöglichkeit des Bergweltgeniessers, sondern Selbstzweck geworden. Oft auch auf dem umgekehrten Weg: Von unten nach oben:
Wie war ich damals (1990) geschockt als ich den sonst stundenlangen Aufstieg auf einen Zugspitzhohen Gipfel von unten nach oben in zehn, fünfzehn Minuten zurückgelegt hatte.
Die Berge zum Anfassen nah erleben gehört für mich noch immer noch zu den schönsten Aspekten des Gleitschirmfliegens. Wenns mal gerade passt eine Zwischenlandung am Berg einlegen und dann entspannt weiterfliegen.
Hallo Nadine,
hier meine fünf Minuten für deine Umfrage
Wie lange fliegst Du schon?
Seit Anfang 1988: Gleitschirmkurs über Rotpunkt gebucht und dabei war man bei den Fetzenfliegern auf Salewa Wing.
Was hat sich im Bereich Material verändert?
Aus reiner Abstiegshilfe für Bergsteiger und Extremsportler ist echtes Fliegen und ein Breitensport für fast Jedermann geworden
Wie ist das für Dich erlebbar?
Das Starten war früher elendig schwer: Man konnte überhaupt nur von steilen Hängen mit mehr als 30% Gefälle (30cm bergab auf einen Meter vorwärts = Gleitzahl 1:3) und mit Vollgasrennerei / Reinspringen ins Gurtzeug abheben. Beim Startabbruch gabs so oft blaue Flecken und mangels Protektor immer wieder einen wehen Steiss- oder man fiel komplett auf die Nase.
Dagegen ist das heute wirklich easy: Aufziehen, Bremsen & Kontrolle - Start. Dazu reichte die Zeit halt in den Anfangsjahren nicht.
Man muss heute nicht mehr rechnen und beim Flug bangen dass man wegen der schlechten Gleitzahl (1 zu 3) den Bergfuss überhaupt erreicht. In den Anfangsjahren waren selbst viele Drei - und Viertausender einfach nicht befliegbar weil sie nicht steil genug waren. Die Schirme hatten ja oft nur sieben Zellen.
War früher der Parkplatz im Tal das oft unerreichbare Traumziel so ist es heute der 100km - Flug.
Dafür war die Ausrüstung damals sauleicht und winzig klein - alles zusammen etwa wie ein Schlafsack von 5kG, wobei heute 15kG und mehr zusammenkommen. Retter hatten wir nicht - eingeklappt ist da am Schirm eh' nie was und die Leinen an den zwei Gurten pro Seite hatten das Format von Bergstiefelschnürsenkeln: Flach und breit :-)
Wo siehst Du die Gefahren dabei?
Ende der Achtziger sind halt zuerst nur einige wenige fitte Bergsteiger geflogen - oft an Stelle des Abstiegs von einer Bergtour. Die waren einigermassen mit dem Wetter vertraut und haben auch so einen Startabbruch bzw. harte Landung ausgehalten. Von vielen Seilbahngipfeln gings wegen der schlechten Geräteleistung eh' nicht gut zu starten.
Heute dagegen sieht - etwas überspitzt - der typische Gleitschirmfliegeraspirant so aus: Etwa Mitte vierzig, leicht bis sehr unsportlicher Büromensch - aber mit dem nötigen Kleingeld für eine niegelnagelneue Ausrüstung (War das jetzt zu bös ? Ich bitte um Entschuldigung.).
Man benutzt zum Aufstieg zu den paar wenigen in einem Jahr durchgeführten Urlaubsflügen die Seilbahn und ist meist nicht in Übung.
Die Zahl der Gleitschirmflieger hat sich - anfangs als Exoten bestaunt - zu einem Breitensport entwickelt. und leider damit auch die Unfallzahlen: Vom verstauchten Knöchel bis zu tragischen Unglücksfällen gingen die Zahlen damals rasant nach oben.
Der anfangs völlig unregulierte und Schein- / Zulassungsfreie Gleitschirmflugsport musste daher reguliert werden: Geräte werden zertifiziert und regelmässig geprüft, Lizenzen und Sicherheitsausrüstung gehören zur Pflicht. Die Zahl der Unfälle im Verhältnis zur doch sehr grossen Zahl der Fetzenflieger ist ja dadurch auch gottseidank um einiges zurückgegangen.
Was glaubst Du kommt noch?
Die Geräte werden weiter an Leistung zulegen und noch sicherer werden: Freilich - so schnell wie in den ersten vier Erfolgsjahren ab 1986 (von Gleitzahl drei zu Gleitzahlen über sechs) wird es nicht mehr gehen, aber zwei bis drei Prozent Steigerung sind jedes Jahr wieder drin.
Es werden viel mehr Leute als noch vor wenigen Jahren mit dem Schirm auf 'Wanderschaft' gehen - mal 30, mal 50 und noch mehr km fliegen. Luftwandern als Breitensport kann man heute mit Anfängergeräten praktizieren :-) (Besitz eines B - Scheins vorausgesetzt).
Hat sich etwas im Bezug auf zusammensein mit der Natur etwas verändert? (positiv- negativ)
Was ist für Dich seh- und spürbar?
Das Naturerlebnis der ersten Bergsteiger - Gleitschirmjahre ist manchmal einem Massenbetrieb gewichen, analog dem Touren- und Pistenschifahren. Ist man früher auf spontan entdeckten Naturstartplätzen möglichst in Gipfelnähe gestartet gehts heute meist Seilbahnnah auf extra ausgewiesene Gleitschirmstartplätzen los. Aber ein paar km davon weggeflogen wirds wieder ruhig.
Das Gleitschirmfliegen ist halt nicht mehr nur bequeme Abstiegsmöglichkeit des Bergweltgeniessers, sondern Selbstzweck geworden. Oft auch auf dem umgekehrten Weg: Von unten nach oben:
Wie war ich damals (1990) geschockt als ich den sonst stundenlangen Aufstieg auf einen Zugspitzhohen Gipfel von unten nach oben in zehn, fünfzehn Minuten zurückgelegt hatte.
Die Berge zum Anfassen nah erleben gehört für mich noch immer noch zu den schönsten Aspekten des Gleitschirmfliegens. Wenns mal gerade passt eine Zwischenlandung am Berg einlegen und dann entspannt weiterfliegen.
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