AW: schwerer Unfall aufhören vs. weitermachen
Bedingt.
Ich habe mich 2006 auf die Fresse gelegt (Startfehler, linkes Handgelenk und rechte Schulter Trümmerbruch, leichte Schädelfraktur) bin danach aber noch bis 2011 weitergeflogen und habe dann aufgehört. Wegen des Unfalls? Sicher auch ein bisschen.
Wie Sepp schreibt - vorher ist man unzerstörbar, hinterher ist einem einfach klar, dass man einfach auch nur ein Batzen Materie ist, der sich bei entsprechender Gewalteinwirkung mehr oder weniger dauerhaft verformt - und dieses Wissen fliegt natürlich immer mit. Das hilft, Entscheidungen noch bedachter und klüger zu fällen, das nimmt einem aber auch ein bisschen den Spaß an der Sache.
Bei mir war es letztendlich eine Kombination aus verschiedenen Faktoren
- die Kinder sind gerade in dem Alter, in dem man schon was mit ihnen anfangen kann und in dem sie noch was mit einem anfangen wollen, und da ist GS-Fliegen einfach nicht ideal
- die Kosten für die Fliegerei sind trotz günstig eingkaufter Ausrüstung einfach ziemlich hoch
- mit 3D-Bogenschießen hat sich ein zweites Hobby ergeben, bei dem man gut abschalten kann, viel draußen ist und viele schräge, aber interessante Menschen trifft
Wenn du einen Rat willst:
- Steig erstmal wieder auf den Gaul, der dich abgeworfen hat. Mach ein paar ruhige, entspannte Winterflüge, lass dich von der Spätwinterthermik bisschen zupfen, und wenn es dann auch mal ein bissl rumpelt wirs du wissen, ob du es noch willst. Ich glaube, direkt wegen des Unfalls aufzuhören lässt dich immer mit dem Zweifel zurück, obs nicht doch noch gegangen wäre.
- Mach dir bewusst: Gleitschirmfliegen ist nicht zwingend Thermikfliegen. Auch wenn du nur Genussabgleiter in ruhiger Luft fliegst machst du etwas, wovon Menschen seit Jahrtausenden nur träumen konnten und was sich 99 Prozent der deutschen Bevölkerung nie trauen würden.
- Mach dir aber auch bewusst: Fliegen ist insgesamt gefährlich. Wenn ich hier schon wieder den SAUblöden Spruch lese, dass das gefährlichste am Fliegen die Fahrt zum Fluggebiet ist krieg ich echt das Kotzen. Wir haben in D meiner Daumenpeilung nach zwischen 10000 und 20000 aktive Gleitschirmflieger und davon pro Jahr ca. 10 Tote. Natürlich kann man sich die Zahlen mit viel Statistikgeblubber schönreden, aber letztendlich sterben pro Jahr 0,5 bis 1 Promille der aktiven Piloten, und zwar seit ich das verfolge ziemlich durchgehend alle Kompetenzstufen vom Schüler bis zum Profi. Mir war es das wert, aber man sollte sich hier nicht in die eigenen Tasche lügen.
Werd ich irgendwann wieder anfangen? Kann sein, muss nicht sein. Ich bin jetzt 44 und hab noch gut Zeit, mir das zu überlegen.
So, jetzt habe ich dir vermutlich kein Stück weitergeholfen. Letztendlich musst du es selber rausfinden. Ich wünsch dir viel Glück dabei...
Zitat von cooly
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Ich habe mich 2006 auf die Fresse gelegt (Startfehler, linkes Handgelenk und rechte Schulter Trümmerbruch, leichte Schädelfraktur) bin danach aber noch bis 2011 weitergeflogen und habe dann aufgehört. Wegen des Unfalls? Sicher auch ein bisschen.
Wie Sepp schreibt - vorher ist man unzerstörbar, hinterher ist einem einfach klar, dass man einfach auch nur ein Batzen Materie ist, der sich bei entsprechender Gewalteinwirkung mehr oder weniger dauerhaft verformt - und dieses Wissen fliegt natürlich immer mit. Das hilft, Entscheidungen noch bedachter und klüger zu fällen, das nimmt einem aber auch ein bisschen den Spaß an der Sache.
Bei mir war es letztendlich eine Kombination aus verschiedenen Faktoren
- die Kinder sind gerade in dem Alter, in dem man schon was mit ihnen anfangen kann und in dem sie noch was mit einem anfangen wollen, und da ist GS-Fliegen einfach nicht ideal
- die Kosten für die Fliegerei sind trotz günstig eingkaufter Ausrüstung einfach ziemlich hoch
- mit 3D-Bogenschießen hat sich ein zweites Hobby ergeben, bei dem man gut abschalten kann, viel draußen ist und viele schräge, aber interessante Menschen trifft
Wenn du einen Rat willst:
- Steig erstmal wieder auf den Gaul, der dich abgeworfen hat. Mach ein paar ruhige, entspannte Winterflüge, lass dich von der Spätwinterthermik bisschen zupfen, und wenn es dann auch mal ein bissl rumpelt wirs du wissen, ob du es noch willst. Ich glaube, direkt wegen des Unfalls aufzuhören lässt dich immer mit dem Zweifel zurück, obs nicht doch noch gegangen wäre.
- Mach dir bewusst: Gleitschirmfliegen ist nicht zwingend Thermikfliegen. Auch wenn du nur Genussabgleiter in ruhiger Luft fliegst machst du etwas, wovon Menschen seit Jahrtausenden nur träumen konnten und was sich 99 Prozent der deutschen Bevölkerung nie trauen würden.
- Mach dir aber auch bewusst: Fliegen ist insgesamt gefährlich. Wenn ich hier schon wieder den SAUblöden Spruch lese, dass das gefährlichste am Fliegen die Fahrt zum Fluggebiet ist krieg ich echt das Kotzen. Wir haben in D meiner Daumenpeilung nach zwischen 10000 und 20000 aktive Gleitschirmflieger und davon pro Jahr ca. 10 Tote. Natürlich kann man sich die Zahlen mit viel Statistikgeblubber schönreden, aber letztendlich sterben pro Jahr 0,5 bis 1 Promille der aktiven Piloten, und zwar seit ich das verfolge ziemlich durchgehend alle Kompetenzstufen vom Schüler bis zum Profi. Mir war es das wert, aber man sollte sich hier nicht in die eigenen Tasche lügen.
Werd ich irgendwann wieder anfangen? Kann sein, muss nicht sein. Ich bin jetzt 44 und hab noch gut Zeit, mir das zu überlegen.
So, jetzt habe ich dir vermutlich kein Stück weitergeholfen. Letztendlich musst du es selber rausfinden. Ich wünsch dir viel Glück dabei...
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