Gleitschirm: normale vs. leichte Version

[Born2Fly]

Wie sieht's da mit dem Zeolite GT aus? Auch ein Classic 1 Tuch?
Von den Checkintervallen sieht es da jedenfalls auch nicht anders aus.
Vielleicht hält der Schirm dann mal 2 Jahre.

Im typischen Bereich der Porositätsmessung hat dieser ein dickeres Tuch.

[TomK]

mein persönliches fazit zu thema aus +10 jahren praxiserfahrung mit GS leichttüchern: [...]

Der dreieinhalb Jahre alte Beitrag von DonP bietet doch noch immer eine sehr gute Entscheidungsgrundlage, um all die individuellen Bedürfnisse abzuklären. Aus allen heutigen Beiträgen kristallisiert sich langsam heraus, dass jeder Pilot folgende Hauptpunkte beim Kauf-Entscheid «leicht, semi-, oder robust» checken sollte.

- Wie geübt bin ich?
- Wie oft und wie lange bin ich jährlich in der Luft, bzw. am Groundhandlen?
- Wie abrasiv oder anspruchsvoll sind meine Hauptstart- und Landeplätze? Will ich dies evtl. anpassen?
- Gönn ich mir mehrere Schirme gleichzeitig, oder muss ein einziger Schirm alles abdecken?
- Habe ich sorglos eh immer Freude am Neuen, oder bin ich budgetbewusst?
- Brauche ich «garantierte» Maximalleistung oder optimale (Schirm-)Sicherheit?
- Will ich dafür etwas mehr in Wartung (z.B. 150 €/a) oder in Masse (-700g) investieren?
- Bin ich in Ausbildung, knapp bei Kasse, will aber trotzdem so optimal wie möglich Fliegen?
- Zählt dabei für mich nur der Schirm, oder auch das Ferienfeeling, die Kameradschaft und ein "gscheites", optimiertes Gurtzeug dazu?

Wie hier schon öfters erwähnt, gibt es für den «Durchschnitt-Piloten» nach vier Jahren Flugerfahrung und mit 20 bis 40 h/a kaum grosse Fallen beim Kaufentscheid. Ob schlussendlich ein Schirm zwei oder acht Jahre all die verlangten Anforderungen zu 80% bis 95% für einen Preis von 4€ bis 20€ pro Flug erfüllen wird, weiss man erst genau beim übernächsten Schirmkauf. IMO muss man dieses kleine «Blindkauf-Risiko» eingehen – oder warten, bis ein 6-jähriges Top-Modell als Ladenhüter mit null bis 15 Flügen für 777€ bei der Flugschule über den Ladentisch geht.

[Fly4live]

Also mein mittlerweile 2t Schirm für Winter, Düne bei Leichtwind oder wenn nur Abgleiter Wetter ist hat mittlerweile über 500 Stunden drauf, ist ein Skyman Crossalps, Baujahr 2017, mit dem so weit mir bekannt ist leichtesten Serientuch am Markt welches doppelt beschichtet ist, beim letzten Check 2021 ist er gerade noch durchgekommen wegen den Porositätswerten, Schirm wurde normal behandelt aber hat auch was gesehen.

[PeacefulFlying]

TomK: "- Zählt dabei für mich nur der Schirm, oder auch das Ferienfeeling, die Kameradschaft und ein "gscheites", optimiertes Gurtzeug dazu"

Thumbs up für diesen schönen Gedankengang, wird manchmal bei aller Schirm -Materialfokussierung etwas "verdrängt" ...

[FliegenWilli]

Schirme sollen für mich mind. 4 bis 5 Jahre halten. Bin eher Wenigflieger da abseits der Alpen, fliege aber umsomehr an der Winde. Das belastet die Leinen und Tuch (Innenrippen) etwas mehr als beim Bergfliegen. Leinen lassen sich nachtrimmen, das Schirminnenleben leider nicht. Daher verzichte ich lieber auf Light-Versionen. Und die Normalo-Versionen wiegen inzwischen auch keine 7kg mehr.
Für mehr als einen Schirm fehlt mir zu Hause der Platz und das Geld.

[MRB]

Obwohl ich ausschliesslich Leichtschirme fliege, finde ich diese Frage und damit die Beurteilung sehr komplex. In der Frage nach Veränderungen durch Alterung spricht dagegen, dass die meisten Vielflieger, die in 3-4 Jahren ihren Schirm so (ab-) nutzen, nur eine verschwindend kleine Gruppe darstellen. Da haben die meisten doch schon wieder ein neues Spielzeug, da ihnen Vorteile suggeriert wurden.
Zuladung, Gurtzeug, veränderte meteorologische Bedingungen, Tagesform und so fort machen einen Vergleich für Normalpiloten uneinschätzbar. Ich hätte z.B. nie gedacht welche Auswirkung die Alterung und die Dimension der Profilstäbchen ausmachen!
Die Profis und Konstrukteure weisen immer wieder darauf hin welch höhere passive Sicherheit Leichtschirme haben, nehme ich das war? Und die Leichtschirmfrage stellt sich ausserhalb Europas deutlich weniger.
Also Alles in Allem hat mich diese Fragestellung persönlich nicht weitergebracht. Ich habe mich für Leichtschirme entschieden, weil sie leichter zu tragen sind, einfacher und spielerischer zu starten und zu fliegen sind und weil ich mich unter dem Schirm, für den ich mich dann entschieden habe, wohl fühle.
Erstaunlich ist, dass die Nachfrage nach Leichtschirmen mittlerweile schon die A Klasse dominiert.

[Vibe]

Leichtschirm ist wie SUV. So gut wie keiner braucht einen (weil er wirklich H&F macht) aber alle wollen einen weil es eben Hip ist.

[shoulders]

Naja - H&F boomt mit nie da gewesenen Zuwachsraten, wohingegen das jahrzehntelange Pantoffelfliegen am immer gleichen Homespot zurück geht...

[Fly4live]

Leichtschirm ist wie SUV. So gut wie keiner braucht einen (weil er wirklich H&F macht) aber alle wollen einen weil es eben Hip ist.

Mit Hip hat das gar nichts zu tun, es hat einfach unschlagbare Vorteile und wenn man etwas aufpasst wenig Nachteile.

[Born2Fly]

Leichtschirm ist wie SUV. So gut wie keiner braucht einen (weil er wirklich H&F macht) aber alle wollen einen weil es eben Hip ist.

Was braucht man schon wirklich?

Der Großteil meiner Fliegerkollegen macht fast ausschließlich H&F.
Natürlich gibt es auch viele die gar kein H&F machen und dennoch eine leichte Ausrüstung bevorzugen. Der Vergleich mit dem SUV ist allerdings schon sehr weit hergeholt.

[PeacefulFlying]

....ja stimmt,weil nen SUV alles andere, als leicht ist😅

[EMR]

Naja - H&F boomt mit nie da gewesenen Zuwachsraten [ ... ]

Definitiv.
Vor ein paar Jahren noch: sobald die Bahnen zu waren, hatte man am Col Rodella Platz.
Heuer war's dort oben voll wie sonstwie.

[Im Lee is schee!]

Naja - H&F boomt mit nie da gewesenen Zuwachsraten, wohingegen das jahrzehntelange Pantoffelfliegen am immer gleichen Homespot zurück geht...

Als die Bahnen in der Coronazeit zu hatten war das auch der einzige Weg in den Alpen in die Luft zu kommen. Inzwischen hat sich das alles wieder relativiert und viele von denen fahren mit ihrer 2,5kg Plastiktüte mit der Bahn hoch.

Ich hab nichts gegen H&F und sehe auch ein, das da weniger Gewicht mehr ist aber ich habe was dagegen, das Leichtbau im Gleitschirmsport als der Heilsbringer für alle Unterkategorien empfohlen wird.
Weder ein Streckenflieger noch ein Speedflyer noch ein Akropilot braucht leichtes Material und wenn einer meint, er kann nur mit einem <3,5kg Schirm gut starten, sollte er vielleicht mal wieder auf die Wiese gehen.

Und noch was: Bei einer Flächenbelastung von 5kg/m² braucht mir keiner erzählen das er 50gr weniger an Material relevant spürt.
Ein Leichtschirm ist anders konstruiert und gebaut als die normale Version, deswegen fliegt er sich anders und nicht wegen des geringeren Gewichtes.

[Vibe]

Mit Hip hat das gar nichts zu tun, es hat einfach unschlagbare Vorteile und wenn man etwas aufpasst wenig Nachteile.

Ja passt alles solange man bitte immer nur zu Hause auf seiner Almwiese startet und landet.

Wenn man wie ich Gleitschirm fliegt und sich trotzdem die Welt ansehen möchte, dann ist es mit deinen Vorteilen sehr schnell vorbei.

[shoulders]

Ich habe einen ausgewiesenen Leichtschirm sechseinhalb Jahre/165h über drei Kontinente gezerrt und auch ein Dutzend Erstbefliegungen damit gemacht. Der war im Dschungel, in der Felswüste, fuhr auf allen möglichen Ladenflächen und Autodächern mit und lag monatelang auf einer afrikanischen Farm herum. Zum Freestylen wurde er auch regelmäßig genutzt. Dritter Check immer noch gut. Expeditionen verträgt das Material, bloß Grobmotoriker nicht.