Liebe Piloten der Forumsgemeinde, liebe Leser und autodidaktisch Interessierte,
gestern Abend mußte ich mit Verwunderung die Diskussion über o.g. Abstiegshilfe verfolgen.
Gerade rief mich ein ehemaliger Schüler, der im Kosovo als Zeitsoldat stationiert ist, an und bereichtete mir von einem ganz aktuellen tödlichen Unfall:
Eine Pilotin ist während der Schulung, trotz Funkkontakt mit dem Fluglehrer, nach einem halbseitigen Klapper abgestürzt. Es kam zu einem Sprialsturz, beim Aufprall brach sie sich das Genick.
Jetzt zu dem Unsinn der Diskussion:
Wenn Ihr Euch umbringen wollt, gibt es einfachere Methoden. Man könnte Pech haben und sich dabei einfach auch nur sehr schwer verletzten... .
Ein solches Manöver dürft Ihr wirklich nur mit Schwimmweste über Wasser trainieren. Außerdem sollte man es erst üben, wenn genug Flugerfahrung vorhanden ist. Als frisch gebackener A-Scheinpilot sollte man soetwas nicht tun, auch dann nicht, wenn es von irgendwelchen Schulen oder angeblichen Profis angeboten wird.
Wer solche Manöver fliegen kann, ist wirklich ein guter Pilot und ich kann mir vorstellen, dass dieses Manöver auch für einen Profi auf Anhieb kein Problem ist. Aber ein Profi ist derjenige deshalb noch lange nicht in Sachen Ausbildung solcher Manöver, denn da wird es sicher einen denkbar kleinen Erfahrungshorizont geben.
Ein Pilot, der sich selbst noch in der sogenannten autodidaktischen Lernphase des Gleitschirmfliegens befindet, geht hier unter Umständen ein lebensgefährliches Experiment mit sich ein und indem er dann noch von seinen Erfahrungen spricht, entsteht im Sinne eines deduktiven Ansatzes eine für meinen Geschmack zu gefährliche Darstellung des Manövers.
Keine Kritik für den Bericht, ich fand die Diskussion hochinteressant und werde sie bestimmt verfolgen.
Doch Vorsicht: Dieses Jahr wird vielleicht nicht nur in Deutschland das unfallreichste Jahr seit der Pionier und Gründerzeit unseres Sports.
Die schlechtesten Einstufungen für viele Geräte im DHV Gütesiegel sind die Reaktionen bei einseitigen Klappern.
Es gibt talentierte Piloten, die mit Training fast alle Geräte fliegen können und ich weiß auch, dass dieses Forum von vielen dieser Piloten gelesen wird. Aber es gibt noch viel mehr Piloten, die glauben anspruchsvolle Geräte fliegen zu können und schlußendlich sogar solche Manöver beim nächsten Thermikflug mal ausprobieren würden.
5 Piloten warnte ich mal vor einem Proton. Nicht weil der Schirm nicht gut wäre, weil er vielleicht eine 3 hätte bekommen sollen. Diese Piloten sind alle keine Profis und sie sind alle abgestürzt. 3 Piloten brauchten einen Hubschrauber. Nur einem Piloten aus unserem Verein, einem echten Semiprofi, gelang es, das Gerät voll auszufliegen und damit mehrere hundert Flugstunden "ohne Probleme" zu sammeln. Es kam nur bei einem dieser Unfälle zu einer Wirbelsäulenverletzung...
Klar gibt es Piloten unter uns, die sich zwar während der Autofahrt zum Fluggelände anschnallen und trotzdem meinen, sie müßten aufgrund ihrer jahrelangen Ausübung des Flugsports auch mal ihre Erfahrungen mit einem 2-3 er sammeln...
Zurück zum Thema:
Die meisten Piloten fliegen jedoch ganz selten, mal am Wochenende, ein- bis zweimal im Jahr im Urlaub. Für diese Piloten empfehle ich ein Performancetraining, kleine Klapper werden simuliert und man übt das Gegensteuern.
Die Steilspirale wird in kleinen Schritten trainiert, zuerst Dreikreisübung, dann Vierkreisübung etc. ...
Unsere Erfahrung zeigt, dass schon nach der Dreikreisübung gut die Hälfte aller Piloten mit den G-Kräften nicht zurecht kommt. Wer jedoch Spass daran findet, benötigt in der Regel vier bis acht Abflüge und ca. doppelt so viele Übungen, bis er pendelfrei ausleiten kann.
Erst wenn diese und weitere Thermikerfahrungen zugrunde liegen, sollte über weitere Manöver nachgedacht werden.
Leider werde ich Euch nicht alle Fragen, pädagogisch auch für Fluganfänger aufbereitet, kommentieren können. Daher möchte ich die Forumsgemeinde, insbesondere die Ligapiloten darum bitten, zu berücksichtigen, dass auch Wenigflieger auf hochmütige Ideen gebracht werden. Denkt mal an die SAT Diskussion...
So, unser Fliegerkollege aus dem Kosovo wird hier auch noch von dem Unfall berichten. Mein Beileid für diese Pilotin, die das Allermeiste vom Fliegen mit dem Gleitschirm sicher noch gar nicht wußte...
Wer mich nicht kennt und sich nicht vorstellen kann, auf welche Erfahrungen ich in o.g. Zusammenhang zurückgreifen kann, möge nachfragen, an dieser Stelle werde ich einmal mit Euch diskutieren...
Ich wünsche Euch unfallfreie Flüge
Andreas Schubert, Fluglehrer
gestern Abend mußte ich mit Verwunderung die Diskussion über o.g. Abstiegshilfe verfolgen.
Gerade rief mich ein ehemaliger Schüler, der im Kosovo als Zeitsoldat stationiert ist, an und bereichtete mir von einem ganz aktuellen tödlichen Unfall:
Eine Pilotin ist während der Schulung, trotz Funkkontakt mit dem Fluglehrer, nach einem halbseitigen Klapper abgestürzt. Es kam zu einem Sprialsturz, beim Aufprall brach sie sich das Genick.
Jetzt zu dem Unsinn der Diskussion:
Wenn Ihr Euch umbringen wollt, gibt es einfachere Methoden. Man könnte Pech haben und sich dabei einfach auch nur sehr schwer verletzten... .
Ein solches Manöver dürft Ihr wirklich nur mit Schwimmweste über Wasser trainieren. Außerdem sollte man es erst üben, wenn genug Flugerfahrung vorhanden ist. Als frisch gebackener A-Scheinpilot sollte man soetwas nicht tun, auch dann nicht, wenn es von irgendwelchen Schulen oder angeblichen Profis angeboten wird.
Wer solche Manöver fliegen kann, ist wirklich ein guter Pilot und ich kann mir vorstellen, dass dieses Manöver auch für einen Profi auf Anhieb kein Problem ist. Aber ein Profi ist derjenige deshalb noch lange nicht in Sachen Ausbildung solcher Manöver, denn da wird es sicher einen denkbar kleinen Erfahrungshorizont geben.
Ein Pilot, der sich selbst noch in der sogenannten autodidaktischen Lernphase des Gleitschirmfliegens befindet, geht hier unter Umständen ein lebensgefährliches Experiment mit sich ein und indem er dann noch von seinen Erfahrungen spricht, entsteht im Sinne eines deduktiven Ansatzes eine für meinen Geschmack zu gefährliche Darstellung des Manövers.
Keine Kritik für den Bericht, ich fand die Diskussion hochinteressant und werde sie bestimmt verfolgen.
Doch Vorsicht: Dieses Jahr wird vielleicht nicht nur in Deutschland das unfallreichste Jahr seit der Pionier und Gründerzeit unseres Sports.
Die schlechtesten Einstufungen für viele Geräte im DHV Gütesiegel sind die Reaktionen bei einseitigen Klappern.
Es gibt talentierte Piloten, die mit Training fast alle Geräte fliegen können und ich weiß auch, dass dieses Forum von vielen dieser Piloten gelesen wird. Aber es gibt noch viel mehr Piloten, die glauben anspruchsvolle Geräte fliegen zu können und schlußendlich sogar solche Manöver beim nächsten Thermikflug mal ausprobieren würden.
5 Piloten warnte ich mal vor einem Proton. Nicht weil der Schirm nicht gut wäre, weil er vielleicht eine 3 hätte bekommen sollen. Diese Piloten sind alle keine Profis und sie sind alle abgestürzt. 3 Piloten brauchten einen Hubschrauber. Nur einem Piloten aus unserem Verein, einem echten Semiprofi, gelang es, das Gerät voll auszufliegen und damit mehrere hundert Flugstunden "ohne Probleme" zu sammeln. Es kam nur bei einem dieser Unfälle zu einer Wirbelsäulenverletzung...
Klar gibt es Piloten unter uns, die sich zwar während der Autofahrt zum Fluggelände anschnallen und trotzdem meinen, sie müßten aufgrund ihrer jahrelangen Ausübung des Flugsports auch mal ihre Erfahrungen mit einem 2-3 er sammeln...
Zurück zum Thema:
Die meisten Piloten fliegen jedoch ganz selten, mal am Wochenende, ein- bis zweimal im Jahr im Urlaub. Für diese Piloten empfehle ich ein Performancetraining, kleine Klapper werden simuliert und man übt das Gegensteuern.
Die Steilspirale wird in kleinen Schritten trainiert, zuerst Dreikreisübung, dann Vierkreisübung etc. ...
Unsere Erfahrung zeigt, dass schon nach der Dreikreisübung gut die Hälfte aller Piloten mit den G-Kräften nicht zurecht kommt. Wer jedoch Spass daran findet, benötigt in der Regel vier bis acht Abflüge und ca. doppelt so viele Übungen, bis er pendelfrei ausleiten kann.
Erst wenn diese und weitere Thermikerfahrungen zugrunde liegen, sollte über weitere Manöver nachgedacht werden.
Leider werde ich Euch nicht alle Fragen, pädagogisch auch für Fluganfänger aufbereitet, kommentieren können. Daher möchte ich die Forumsgemeinde, insbesondere die Ligapiloten darum bitten, zu berücksichtigen, dass auch Wenigflieger auf hochmütige Ideen gebracht werden. Denkt mal an die SAT Diskussion...
So, unser Fliegerkollege aus dem Kosovo wird hier auch noch von dem Unfall berichten. Mein Beileid für diese Pilotin, die das Allermeiste vom Fliegen mit dem Gleitschirm sicher noch gar nicht wußte...
Wer mich nicht kennt und sich nicht vorstellen kann, auf welche Erfahrungen ich in o.g. Zusammenhang zurückgreifen kann, möge nachfragen, an dieser Stelle werde ich einmal mit Euch diskutieren...
Ich wünsche Euch unfallfreie Flüge
Andreas Schubert, Fluglehrer
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