Hallo,
nun, meine Kurzprognose, hier im Forum veröffentlicht am Freitag um halbe sechse, traf in etwa ein. Allerdings gab es Faktoren, die uns nicht in den Kram gepasst haben, dazu gleich mehr.
Wir, zwei Lechtal geile Flieger, hatten gestern zusammen im Chat (www.dhv-jugend.de -> Interaktiv) grosse Pläne mit Hilfe der TOP50-Karten geschmiedet. Wir hatten die zu erwartenden Windsituation mit in die Planung einbezogen und die Talwinde in Karte aufgenommen. Leider erwies sich das Lechtal in Sachen Wind nicht als gnädig. Ebenfalls stelle uns die zu erwartenden Schneesituation in den Hochalpen vor reichliche Überlegungen. Es liegt noch sehr viel Schnee oberhalb etwa 2200m!
Von der Jöchelspitze über die Klimmspitze sollte es über die Namloser Wetterspitze Richtung Fernpass gehen, dann weiter zur Mieminger Kette, wo die Hohe Munde auf uns wartete. Danach "mit Nenas Lied" im Ohr wieder heim....... irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Situation gegen 10 Uhr am Landeplatz in Bach:
Bewölkung:
Nach anfänglicher 8/8 ausgebreiteter Cumulusbewölkung mit Basis 2200m im Alpenvorland, mit Thermikeinsatz Auftrocknung der Grundschichtfeuchte und zunehmende Abtrocknung der Cumulusbewölkung auf 4-6/8, Basis ansteigend auf 2500m. Darüber einige dünne Cirrenfelder.
Wind:
Talwind aus Ost-Nordost mit 10-15 km/h und daher markant. Ausmachbarer Höhenwind am Wolkenbild war sehr gering aus nördlichen Richtungen. Bayerischer Nordwind (noch) nicht erkennbar.
Thermik:
Bereits um 8:30 Uhr während Einfahrt ins Lechtal heftige Konvektion am Kondensationsvorgang erkennbar, mit tiefer Basis und teils Fraktusfetzen in Hanglöchern.
Situation gegen 11 Uhr, Bergstation Jöchelspitze
Bewölkung:
Basis ansteigend auf deutlich über 2500m bei 4/8 Bewölkungsgrad, Ausbreitungstendenz lies auf Inversion schliessen. Hangwolken "rasten" von Ost-Südost dem Gipfel entgegen.
Wind:
Südwestwind mit etwa 20-25 km/h, später auf West drehend
Thermik:
Teils sehr kräftige Ablösungen, aber eher kurz andauernd
Situation gegen 12 Uhr, Oberer Startplatz bei Kräuterwiese
Bewölkung:
Basis ansteigend auf 2800m bei 2-4/8 Bewölkungsgrad, weiter Tendenz zur leichten Ausbreitung, zusätzlich Abschattungen am Hang.
Wind:
Südwestwind mit etwa 20 km/h, später auf West drehend
Thermik:
Teils sehr kräftige Ablösungen, aber eher kurz andauernd mit Ruhepausen 5-10 min. Gegen 12 Uhr kurzer Einschlag auf West, danach bereits kurzfristig Rückenwind (Nord)
Der Flug:
Start gegen 12:15 Uhr. Die Thermik ist mässig und sehr unruhig. Es schiebt einen umher wie in der Waschmaschine. Flug auf Westseite in den Hausbart. Bart finden und eindrehen kein Problem. In 10 Min. auf 2600m gekurbelt und mit Adler gekreist. Thermik war mässig stark mit 2-4m/sek., jedoch eher unangenehm zu fliegen, da sehr viele kleine Störungen volle Aufmerksam erforderten. Mit 2600m Abflug nach Osten zum Bernhardseck. Fliegen entlang der vorderen Abrisskante und bockiges Steigen mit 2-3m/sek. Dort aufdrehen auf 2800 und weiter Richtung Heuberg, immer auf oder leicht über Kammniveau zwischen 2500 und 2800m. Der Bayerische Nordwind wird immer deutlicher spürbar. Vor allem in den Schneegebieten des Allgäuer Hauptkammes ist der Nordwind markant wahrzunehmen. Man wird recht stark nach Süden versetzt. Weiterflug Richtung Klimmspitze. Viele kleinere Bärte mit Steigwerten zwischen 2-4m/Sek. Allesamt sehr turbulent mit vielen kleinen Störungen die sich in Form von hartem Anschlag bemerkbar machen. Einen dieser Bärte drehe ich bis zur Basis aus, also auf etwa 2800m. Die Winde sind recht variabel, geprägt von sehr labiler (trocken-labil), thermisch sehr aktiver Luftmasse. Der Höhenwind aus Nordost ist deutlich zu spüren. 10-15 km/h Vorwärtsfahrt sind der Beleg. Der Nordwind schwappt immer wieder kräftig über den Allgäuer Hauptkamm und erzeugt eine markante Lee-Situation unterhalb Kamm. Der Nordostwind, kanalisiert und sehr hochreichend im Tal, erwies sich thermisch durchsetzt und ebenfalls recht turbulent.
Ich fliege raus aus dem Bart und gleite den Verhältnissen entsprechend ruhig.
Der Schirm wippt ohne Entlasten sanft auf und ab, ohne dabei zu nicken oder pendeln. Schirm wurde die ganze Zeit über konsequent aktiv gesteuert. Dieses komische "Auf und Ab" hatte ich bisher noch nicht erfahren. Es füllte sich an wie leichtes Anwippen auf dem Trampoulin. Wie gesagt, der Schirm pendelte und nickte nicht. Plötzlich "falle" ich wie ein Stein vom Himmel. Der Schirm dreht sehr dynamisch weg, ohne dass vom Schirm noch viel tragbares Profil zu erkennen ist. Ich drehe 2-3 Umdrehungen mit grosser Dynamik. Der Schirm beginnt sich zu "Profilieren", nach einer weiteren Drehung liegt Strömung an und ich pendle stark durch, fange die Kiste schlussendlich mit kurzem aber hartem Abbremsen ab. Beim Ausflug aus der besch***** Zone schien es, als ob mich "die Luft fressen will".
Fühlt sich so Lee an, bzw. wie kann man solche Totalzerstörer die aus dem Nichts zu kommen scheinen, entgegen wirken?
Nach dem ich den Schirm wieder im Griff hatte stellte ich Überlegungen an, ob bei dieser Windsituation und der durchaus heftigen Turbulenz der Streckenflug noch sinnvoll und ohne zu hohes Risko durchführbar ist.
-> Streckenflug wurde konsequenterweise abgebrochen.
Fazit:
Ein Flug in starker Frühjahrsthermik bei mehreren, markant auftretenden Windarten (Talwind, überregionaler Wind, Bayerischer Wind und Thermik) mit den entsprechenden Windscherungen und Leefallen. Hauptsächlich trat Richtungsscherung auf (Wechselhaftigkeit der Windrichtung)
edit 23:24h:
Nach mehrfachen Erfahrungen mit auch nur mässigen Winden aus West über Nord und Ost, möchte ich fast schon feststellen, dass das Lechtal eher ein Schwachwind-Fluggebiet ist.
Irgendwie ging es wo und wann bei Euch?
Jetzt würde mich es freuen, wenn Ihr mir ein wenig helft und aus Euren Flügen kurz das Erlebte postet, denn ich werde die Flugwettersituation einer ausführlichen Analyse unterziehen und da wäre ein gesamtheitliches Bild auch Eurer Erfahrungen des Flugtages hilfreich.
Würd mich freuen.
Liebe Grüsse
Stefan 'Cumulonimbus' Hörmann
PS: Frag nicht was das Forum für Dich tun kann. Frag Dich, was Du für das Forum tun kannst. (In Anlehnung an Willy Brand)
nun, meine Kurzprognose, hier im Forum veröffentlicht am Freitag um halbe sechse, traf in etwa ein. Allerdings gab es Faktoren, die uns nicht in den Kram gepasst haben, dazu gleich mehr.
Wir, zwei Lechtal geile Flieger, hatten gestern zusammen im Chat (www.dhv-jugend.de -> Interaktiv) grosse Pläne mit Hilfe der TOP50-Karten geschmiedet. Wir hatten die zu erwartenden Windsituation mit in die Planung einbezogen und die Talwinde in Karte aufgenommen. Leider erwies sich das Lechtal in Sachen Wind nicht als gnädig. Ebenfalls stelle uns die zu erwartenden Schneesituation in den Hochalpen vor reichliche Überlegungen. Es liegt noch sehr viel Schnee oberhalb etwa 2200m!
Von der Jöchelspitze über die Klimmspitze sollte es über die Namloser Wetterspitze Richtung Fernpass gehen, dann weiter zur Mieminger Kette, wo die Hohe Munde auf uns wartete. Danach "mit Nenas Lied" im Ohr wieder heim....... irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Situation gegen 10 Uhr am Landeplatz in Bach:
Bewölkung:
Nach anfänglicher 8/8 ausgebreiteter Cumulusbewölkung mit Basis 2200m im Alpenvorland, mit Thermikeinsatz Auftrocknung der Grundschichtfeuchte und zunehmende Abtrocknung der Cumulusbewölkung auf 4-6/8, Basis ansteigend auf 2500m. Darüber einige dünne Cirrenfelder.
Wind:
Talwind aus Ost-Nordost mit 10-15 km/h und daher markant. Ausmachbarer Höhenwind am Wolkenbild war sehr gering aus nördlichen Richtungen. Bayerischer Nordwind (noch) nicht erkennbar.
Thermik:
Bereits um 8:30 Uhr während Einfahrt ins Lechtal heftige Konvektion am Kondensationsvorgang erkennbar, mit tiefer Basis und teils Fraktusfetzen in Hanglöchern.
Situation gegen 11 Uhr, Bergstation Jöchelspitze
Bewölkung:
Basis ansteigend auf deutlich über 2500m bei 4/8 Bewölkungsgrad, Ausbreitungstendenz lies auf Inversion schliessen. Hangwolken "rasten" von Ost-Südost dem Gipfel entgegen.
Wind:
Südwestwind mit etwa 20-25 km/h, später auf West drehend
Thermik:
Teils sehr kräftige Ablösungen, aber eher kurz andauernd
Situation gegen 12 Uhr, Oberer Startplatz bei Kräuterwiese
Bewölkung:
Basis ansteigend auf 2800m bei 2-4/8 Bewölkungsgrad, weiter Tendenz zur leichten Ausbreitung, zusätzlich Abschattungen am Hang.
Wind:
Südwestwind mit etwa 20 km/h, später auf West drehend
Thermik:
Teils sehr kräftige Ablösungen, aber eher kurz andauernd mit Ruhepausen 5-10 min. Gegen 12 Uhr kurzer Einschlag auf West, danach bereits kurzfristig Rückenwind (Nord)
Der Flug:
Start gegen 12:15 Uhr. Die Thermik ist mässig und sehr unruhig. Es schiebt einen umher wie in der Waschmaschine. Flug auf Westseite in den Hausbart. Bart finden und eindrehen kein Problem. In 10 Min. auf 2600m gekurbelt und mit Adler gekreist. Thermik war mässig stark mit 2-4m/sek., jedoch eher unangenehm zu fliegen, da sehr viele kleine Störungen volle Aufmerksam erforderten. Mit 2600m Abflug nach Osten zum Bernhardseck. Fliegen entlang der vorderen Abrisskante und bockiges Steigen mit 2-3m/sek. Dort aufdrehen auf 2800 und weiter Richtung Heuberg, immer auf oder leicht über Kammniveau zwischen 2500 und 2800m. Der Bayerische Nordwind wird immer deutlicher spürbar. Vor allem in den Schneegebieten des Allgäuer Hauptkammes ist der Nordwind markant wahrzunehmen. Man wird recht stark nach Süden versetzt. Weiterflug Richtung Klimmspitze. Viele kleinere Bärte mit Steigwerten zwischen 2-4m/Sek. Allesamt sehr turbulent mit vielen kleinen Störungen die sich in Form von hartem Anschlag bemerkbar machen. Einen dieser Bärte drehe ich bis zur Basis aus, also auf etwa 2800m. Die Winde sind recht variabel, geprägt von sehr labiler (trocken-labil), thermisch sehr aktiver Luftmasse. Der Höhenwind aus Nordost ist deutlich zu spüren. 10-15 km/h Vorwärtsfahrt sind der Beleg. Der Nordwind schwappt immer wieder kräftig über den Allgäuer Hauptkamm und erzeugt eine markante Lee-Situation unterhalb Kamm. Der Nordostwind, kanalisiert und sehr hochreichend im Tal, erwies sich thermisch durchsetzt und ebenfalls recht turbulent.
Ich fliege raus aus dem Bart und gleite den Verhältnissen entsprechend ruhig.
Der Schirm wippt ohne Entlasten sanft auf und ab, ohne dabei zu nicken oder pendeln. Schirm wurde die ganze Zeit über konsequent aktiv gesteuert. Dieses komische "Auf und Ab" hatte ich bisher noch nicht erfahren. Es füllte sich an wie leichtes Anwippen auf dem Trampoulin. Wie gesagt, der Schirm pendelte und nickte nicht. Plötzlich "falle" ich wie ein Stein vom Himmel. Der Schirm dreht sehr dynamisch weg, ohne dass vom Schirm noch viel tragbares Profil zu erkennen ist. Ich drehe 2-3 Umdrehungen mit grosser Dynamik. Der Schirm beginnt sich zu "Profilieren", nach einer weiteren Drehung liegt Strömung an und ich pendle stark durch, fange die Kiste schlussendlich mit kurzem aber hartem Abbremsen ab. Beim Ausflug aus der besch***** Zone schien es, als ob mich "die Luft fressen will".
Fühlt sich so Lee an, bzw. wie kann man solche Totalzerstörer die aus dem Nichts zu kommen scheinen, entgegen wirken?
Nach dem ich den Schirm wieder im Griff hatte stellte ich Überlegungen an, ob bei dieser Windsituation und der durchaus heftigen Turbulenz der Streckenflug noch sinnvoll und ohne zu hohes Risko durchführbar ist.
-> Streckenflug wurde konsequenterweise abgebrochen.
Fazit:
Ein Flug in starker Frühjahrsthermik bei mehreren, markant auftretenden Windarten (Talwind, überregionaler Wind, Bayerischer Wind und Thermik) mit den entsprechenden Windscherungen und Leefallen. Hauptsächlich trat Richtungsscherung auf (Wechselhaftigkeit der Windrichtung)
edit 23:24h:
Nach mehrfachen Erfahrungen mit auch nur mässigen Winden aus West über Nord und Ost, möchte ich fast schon feststellen, dass das Lechtal eher ein Schwachwind-Fluggebiet ist.
Irgendwie ging es wo und wann bei Euch?
Jetzt würde mich es freuen, wenn Ihr mir ein wenig helft und aus Euren Flügen kurz das Erlebte postet, denn ich werde die Flugwettersituation einer ausführlichen Analyse unterziehen und da wäre ein gesamtheitliches Bild auch Eurer Erfahrungen des Flugtages hilfreich.
Würd mich freuen.
Liebe Grüsse
Stefan 'Cumulonimbus' Hörmann
PS: Frag nicht was das Forum für Dich tun kann. Frag Dich, was Du für das Forum tun kannst. (In Anlehnung an Willy Brand)
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