Ich fliege seit 4 Jahren einen ProDesign Relax 36. Der diesjährige 2-Jahrescheck fiel nur noch mit befriedigender Note aus. D.h. es wird langsam Zeit, sich nach neuem Material umzusehen. Die Auswahl im 1-2er Segment ist ja riesengroß. Und so bin ich neben meinem Relax 36 an 2 Tagen unter vergleichbaren Wetterbedingungen noch 3 andere Schirme geflogen:
- Advance Epsilon 4 (28)
- Airwave Sport M
- ProDesign Effect 36
Flugtag: 13/14.09.02
Flugort: Stubaital (Kreuzjoch, Elfer)
Abfluggewicht: ca. 103kg
Flugtyp: Gelegenheitsflieger (30-40 Flüge pro Jahr)
- Gleitschirm: Advance Epsilon 4 (28)
Rückwärtsstart bei schwachem Gegenwind:
Die Kappe füllt sich zügig und gleichmäßig und läßt sich sehr einfach bis zum Scheitelpunkt führen. Beim Anbremsen spürte ich recht frühzeitig einen deutlichen Widerstand und zog nicht weiter. Ein Fehler, denn beim Umdrehen und Loslaufen holte mich die Kappe ein und fiel vorne über. Beim anschließenden Vorwärtsstart war ich entsprechend vorgewarnt. Das ungewöhnliche Bremsverhalten störte mich auch beim Normalflug.
Über die ersten 10cm Bremsweg existiert so gut wie kein Widerstand und dann ist alles plötzlich "bretthart". Dadurch empfinde ich kaum eine aussagekräftige Rückmeldung in unruhiger Luft. Und so wurde ich beim entspannten Geradeausflug über bewaldeten Gebiet von einem 2/3 Klapper überrascht. Diese Situation kam für mich an dieser Stelle so unerwartet, daß ich die anschließende 270 Grad Drehung und Gegenklapper trotz (zu späten) Gegenbremsversuch nicht verhindern konnte. Damit hatte sich dieser Schirm für mich disqualifiziert. Ich bin bislang keinen Schirm geflogen, unter dem ich mich derart unwohl gefühlt habe. Es fehlte mir zu jeder Zeit eine klare Rückmeldung von der Kappe. Ich verzichtete auf weitere Testmanöver und steuerte den Landeplatz an. Dabei fiel mir noch auf, daß bei ungebremster Fahrt (nicht beschleunigt) teilweise die untere Eintrittskante flatterte. Ist das normal? Desweiteren haben mir die langen Gurte mißfallen (was für ein Geschlabber), und die Vorrichtung für das Ohrenanlegen ist auch übertrieben ausgefallen.
- Gleitschirm: Airwave Sport M
Eigentlich ist der Sport M nur bis 100kg empfohlen. Es haben mir jedoch unabhängig 2 Flugschulen eindeutig trotz meines Abfluggewichtes von 103kg zum Sport M geraten. Subjektiv kam mir das Stück Stoff dennoch ziemlich kompakt vor. Das Handling beim Start und im Flug ist generell problemlos. Die Kappe ist ziemlich klappstabil, lediglich die Ohren flattern ab und zu bei Turbulenzen. Man spürt relativ gut, was die Luft um einen herum anstellt. Dadurch vermittelt der Schirm ein sicheres Fluggefühl. Imposant ist die Wendigkeit des Schirms. Wird eine Bremse deutlich gezogen und über 180 Grad Drehung gehalten, so befindet man sich schon am Eingang einer Steilspirale, die einmal begonnen recht dynamisch ausfällt und ein aktives Ausbremsen verlangt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß ein 50% Klapper ebenfalls etwas dynamischer ausfällt, als man es von "braven" Schirmen her kennt. Aber ich habe es nicht getestet. Ich würde den Airwave Sport als einen ausgewogenen
Allrounder-Schirm einstufen, der für ein sehr breites Clientel geeignet ist und auch Spaß am Akrofliegen bereitet. Diesen Schirm muß ich mir noch einmal genauer anschauen (besonders in stärkerer Thermik).
- Gleitschirm: ProDesign Effect 36
Der Nachfolger vom Relax fliegt sich im Prinzip genauso wie sein Vorgänger. Und das ist genau das Fluggefühl, welches ich als Gelegenheitsflieger zu schätzen gelernt habe. Ich fliege nun seit über 4 Jahren (ca. ca. 150 Flüge) mit dem Relax und hatte bislang nicht eine kritische Situation oder großen Klapper gehabt, trotz diverse Strecken- und Starkwindflüge (Belluno, Lac d'Annecy, Gerlitzen, Emberger Alm, Achensee). Der Effect erschien zum ersten Mal im Jahr 2000, er steht aber leistungsmäßig den aktuellen 1-2er nicht entscheidend nach. Das Flughandling ist schwer in Worte zu fassen. Am besten fliegt man ganz leicht angebremst. Dadurch bekommt man über die Steuerleinen eine exakte Rückmeldung von der Kappe. Die Bremskraft wächst gleichmäßig mit zunehmenden Steuerleinenzug an. Dabei gibt es keine Druckschwellen zu überwinden, wie etwa beim Epsilon 4. Das gesamte Steuerverhalten ist sehr "sanft" (Smooth) und gleichmäßig. Die Klappstabilität ist sehr bemerkenswert. Ich konnte deutlich sehen, wie unterhalb der Serles mehrere Schirme mit Turbulenzen zu kämpfen hatten und auch Klapper hinnehmen mußten. Das wollte ich jetzt wissen und steuerte das gleiche Aufwindband an. Mir fiel auf, daß besonders der felsige Bereich direkt am Pinnistal gemieden wurde. Auch hier flog ich absichtlich mit dem Effect hinein. Hier ging es sehr bockig zu aber auch am schnellsten nach oben. Ich fühlte mich dennoch immer als Herr der Lage und die Kappe wedelte lediglich ab und zu etwas mit den Ohren. Durch entsprechende Gewichtsverlagerung hat man in der Thermik das Gefühl sich mit dem Effect intuitiv wie ein Blatt im Aufwind verhalten zu können. Das hört sich vielleicht blöd an, aber ich kann es nur so erklären.
Der Effect ist nicht so wendig wie z. B. der Airwave Sport, aber subjektiv etwas spritziger als mein derzeitiger Relax. Mit diesem Kompromiss aus Stabilität und Wendigkeit kann ich mich gut anfreunden, denn ich gehöre definitiv nicht zu der Gruppe der Akroflieger. Obwohl der Effect mit einer Trimmspeed von 37km/h angegeben ist, war ich im Vergleich zu anderen 1-2ern um mich herum einen Tick langsamer unterwegs. Nun ja, man kann nicht alles haben.
- Gleitschirm: ProDesign Relax 36
Mein derzeitiger Schirm (über 4 Jahre alt) wird nicht mehr gebaut.
Deshalb erspare ich mir den Flugbericht. Nur dies: Am ersten der beiden Testtage habe ich mit dem "alten" Relax mal eben einen 4 Stunden Streckenflug Kreuzjoch-Burgstall-Brandstattalm-Burgstall-Elfer-Serles-Elfer-Serles-Neustift hingelegt. Wozu brauche ich da einen neuen Schirm? Zweifel!
Was habe ich an diesen beiden Tagen gelernt:
1) Testberichte lesen ist gut, selbst testen ist besser
2) Ich habe nicht gedacht, daß 1-2er Schirme derart unterschiedliche Flugverhalten haben
3) Eine Offenbarung bringen die neuen Schirmgenerationen nicht mit sich. Man braucht sich um seiner gut erhaltenen Arcus, Effect, X-Act usw. nicht zu schämen. Fliegt sie so lange sie halten, ihr verpaßt nicht viel.
Blue Skies
Matthias
- Advance Epsilon 4 (28)
- Airwave Sport M
- ProDesign Effect 36
Flugtag: 13/14.09.02
Flugort: Stubaital (Kreuzjoch, Elfer)
Abfluggewicht: ca. 103kg
Flugtyp: Gelegenheitsflieger (30-40 Flüge pro Jahr)
- Gleitschirm: Advance Epsilon 4 (28)
Rückwärtsstart bei schwachem Gegenwind:
Die Kappe füllt sich zügig und gleichmäßig und läßt sich sehr einfach bis zum Scheitelpunkt führen. Beim Anbremsen spürte ich recht frühzeitig einen deutlichen Widerstand und zog nicht weiter. Ein Fehler, denn beim Umdrehen und Loslaufen holte mich die Kappe ein und fiel vorne über. Beim anschließenden Vorwärtsstart war ich entsprechend vorgewarnt. Das ungewöhnliche Bremsverhalten störte mich auch beim Normalflug.
Über die ersten 10cm Bremsweg existiert so gut wie kein Widerstand und dann ist alles plötzlich "bretthart". Dadurch empfinde ich kaum eine aussagekräftige Rückmeldung in unruhiger Luft. Und so wurde ich beim entspannten Geradeausflug über bewaldeten Gebiet von einem 2/3 Klapper überrascht. Diese Situation kam für mich an dieser Stelle so unerwartet, daß ich die anschließende 270 Grad Drehung und Gegenklapper trotz (zu späten) Gegenbremsversuch nicht verhindern konnte. Damit hatte sich dieser Schirm für mich disqualifiziert. Ich bin bislang keinen Schirm geflogen, unter dem ich mich derart unwohl gefühlt habe. Es fehlte mir zu jeder Zeit eine klare Rückmeldung von der Kappe. Ich verzichtete auf weitere Testmanöver und steuerte den Landeplatz an. Dabei fiel mir noch auf, daß bei ungebremster Fahrt (nicht beschleunigt) teilweise die untere Eintrittskante flatterte. Ist das normal? Desweiteren haben mir die langen Gurte mißfallen (was für ein Geschlabber), und die Vorrichtung für das Ohrenanlegen ist auch übertrieben ausgefallen.
- Gleitschirm: Airwave Sport M
Eigentlich ist der Sport M nur bis 100kg empfohlen. Es haben mir jedoch unabhängig 2 Flugschulen eindeutig trotz meines Abfluggewichtes von 103kg zum Sport M geraten. Subjektiv kam mir das Stück Stoff dennoch ziemlich kompakt vor. Das Handling beim Start und im Flug ist generell problemlos. Die Kappe ist ziemlich klappstabil, lediglich die Ohren flattern ab und zu bei Turbulenzen. Man spürt relativ gut, was die Luft um einen herum anstellt. Dadurch vermittelt der Schirm ein sicheres Fluggefühl. Imposant ist die Wendigkeit des Schirms. Wird eine Bremse deutlich gezogen und über 180 Grad Drehung gehalten, so befindet man sich schon am Eingang einer Steilspirale, die einmal begonnen recht dynamisch ausfällt und ein aktives Ausbremsen verlangt. Ich könnte mir durchaus vorstellen, daß ein 50% Klapper ebenfalls etwas dynamischer ausfällt, als man es von "braven" Schirmen her kennt. Aber ich habe es nicht getestet. Ich würde den Airwave Sport als einen ausgewogenen
Allrounder-Schirm einstufen, der für ein sehr breites Clientel geeignet ist und auch Spaß am Akrofliegen bereitet. Diesen Schirm muß ich mir noch einmal genauer anschauen (besonders in stärkerer Thermik).
- Gleitschirm: ProDesign Effect 36
Der Nachfolger vom Relax fliegt sich im Prinzip genauso wie sein Vorgänger. Und das ist genau das Fluggefühl, welches ich als Gelegenheitsflieger zu schätzen gelernt habe. Ich fliege nun seit über 4 Jahren (ca. ca. 150 Flüge) mit dem Relax und hatte bislang nicht eine kritische Situation oder großen Klapper gehabt, trotz diverse Strecken- und Starkwindflüge (Belluno, Lac d'Annecy, Gerlitzen, Emberger Alm, Achensee). Der Effect erschien zum ersten Mal im Jahr 2000, er steht aber leistungsmäßig den aktuellen 1-2er nicht entscheidend nach. Das Flughandling ist schwer in Worte zu fassen. Am besten fliegt man ganz leicht angebremst. Dadurch bekommt man über die Steuerleinen eine exakte Rückmeldung von der Kappe. Die Bremskraft wächst gleichmäßig mit zunehmenden Steuerleinenzug an. Dabei gibt es keine Druckschwellen zu überwinden, wie etwa beim Epsilon 4. Das gesamte Steuerverhalten ist sehr "sanft" (Smooth) und gleichmäßig. Die Klappstabilität ist sehr bemerkenswert. Ich konnte deutlich sehen, wie unterhalb der Serles mehrere Schirme mit Turbulenzen zu kämpfen hatten und auch Klapper hinnehmen mußten. Das wollte ich jetzt wissen und steuerte das gleiche Aufwindband an. Mir fiel auf, daß besonders der felsige Bereich direkt am Pinnistal gemieden wurde. Auch hier flog ich absichtlich mit dem Effect hinein. Hier ging es sehr bockig zu aber auch am schnellsten nach oben. Ich fühlte mich dennoch immer als Herr der Lage und die Kappe wedelte lediglich ab und zu etwas mit den Ohren. Durch entsprechende Gewichtsverlagerung hat man in der Thermik das Gefühl sich mit dem Effect intuitiv wie ein Blatt im Aufwind verhalten zu können. Das hört sich vielleicht blöd an, aber ich kann es nur so erklären.
Der Effect ist nicht so wendig wie z. B. der Airwave Sport, aber subjektiv etwas spritziger als mein derzeitiger Relax. Mit diesem Kompromiss aus Stabilität und Wendigkeit kann ich mich gut anfreunden, denn ich gehöre definitiv nicht zu der Gruppe der Akroflieger. Obwohl der Effect mit einer Trimmspeed von 37km/h angegeben ist, war ich im Vergleich zu anderen 1-2ern um mich herum einen Tick langsamer unterwegs. Nun ja, man kann nicht alles haben.
- Gleitschirm: ProDesign Relax 36
Mein derzeitiger Schirm (über 4 Jahre alt) wird nicht mehr gebaut.
Deshalb erspare ich mir den Flugbericht. Nur dies: Am ersten der beiden Testtage habe ich mit dem "alten" Relax mal eben einen 4 Stunden Streckenflug Kreuzjoch-Burgstall-Brandstattalm-Burgstall-Elfer-Serles-Elfer-Serles-Neustift hingelegt. Wozu brauche ich da einen neuen Schirm? Zweifel!
Was habe ich an diesen beiden Tagen gelernt:
1) Testberichte lesen ist gut, selbst testen ist besser
2) Ich habe nicht gedacht, daß 1-2er Schirme derart unterschiedliche Flugverhalten haben
3) Eine Offenbarung bringen die neuen Schirmgenerationen nicht mit sich. Man braucht sich um seiner gut erhaltenen Arcus, Effect, X-Act usw. nicht zu schämen. Fliegt sie so lange sie halten, ihr verpaßt nicht viel.
Blue Skies
Matthias
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