Nachdem zum Thema 'Sprogs im Flug (Teil 2)' erst einmal alles gesagt ist,
siehe http://www.gleitschirmdrachenforum.d...im-Flug-Teil-2,
hier jetzt zu dem 'beliebten' Thema der Einstellwinkel von Sprogs beim flugfertig aufgebauten Gerät am Boden, die ja bei Wettbewerben vermessen werden und auf das Tomas Pellicci im Thema 'Sprogs im Flug' (mal wieder) zu sprechen kam.
Da gibt es zum einen seit etwa 2005 die Angaben zu den Sprogeinstellungen im Datenblatt der LTF-geprüften Geräte unter Punkt '16. Sonstige Besonderheiten'. Für einige aktuelle Geräte habe ich die Angaben in beigefügter Excel-Tabelle einmal zusammengestellt. Die über die Jahre abnehmende Mindestschränkung spiegelt die Entwicklung zu steiferen Drachen wider.
Erstaunlich finde ich allerdings, dass ein so für die Sicherheit und indirekt auch die Leistung entscheidendes Merkmal erst seit 2005 erfasst und bis heute immer noch als 'Besonderheit' angegeben wird, und dann auch noch in Prosa statt in einer übersichtlichen Tabelle.
Da eine niedrige Einstellung mit Leistung in Verbindung gebracht wird, streben die Hersteller gerne einen niedrigen Wert an, auch wenn das Segel im Flug weit über den Sprogs steht.
Von daher für das Datenblatt und für Kontrollen bei Wettbewerben stellt sich die Frage, wie die Einstellwinkel der Sprogs in Grad bis auf 2 Nachkommastellen genau gemessen werden?
Dazu hat sich Tomas ja schon geäußert. Offenbar stellt schon der Umgang mit Lot oder Wasserwage, womit jeder auf dem Bau hantiert, hier schon ein Problem dar. Die 2 Nachkommastellen werden sicher einfach von der elektronischen Wasserwaage abgelesen.
Dass dazu das Gerät so wie es fliegt, also waagerecht, ausgerichtet sein muss, versteht sich von selbst. Aber wenige Grad Abweichung spielen doch keine Rolle, da muss man doch keine Wissenschaft draus machen, oder?
Ebenso wenig entscheidend dürfte sein, ob die Flügel so weit angehoben werden, bis sich die Unterverspannung strafft, oder?
Schwieriger finde ich schon die Frage, wie das Messgerät anzuhalten ist, wie fest es z.B. an die Sprogs angelegt werden darf, ohne die Einstellung zu verfälschen?
Eigentlich will man ja die Schränkung messen. Daher fragt sich, wie stark Sprog- und Schränkungswinkel (auf z.B. die Profiltangente bezogen) bei den verschiedenen Geräten voneinander abweichen?
Warum wird nicht (vorsichtig) direkt die (weiche) Schränkung gemessen?
Weitere Fragen:
Unterscheiden sich evtl. vor und nach einer Belastung (Flug) gemessene Einstellwinkel (die Bauteile recken und setzen sich)?
Unterscheiden sich evtl. nach einer positiven und nach einer negativen Belastung gemessene Einstellwinkel (Hysterese durch z.B. Reibung)?
Ganz entscheidend dürfte dagegen sein, wie stark das Segel bei dem einzelnen Gerät gespannt ist und die Sprogs nach unten drückt. Hieraus könnte sich eine erhebliche Streuung ergeben.
Wird bei der Winkelmessung auch die VG-Mimik kontrolliert?
Könnte ich nicht in meine VG-Mimik einen Zusatzspanner einbauen, die ich deaktiviere, um die Messung zu bestehen?
Schließlich die schon so oft sehr kontrovers diskutierte Frage, wie weit bei Wettbewerben unter die sichere Gütesiegel-Einstellung gegangen werden darf. Nach zuvor 2 Grad 'Messtoleranz', besser gesagt 'Bonus', gibt es jetzt nur noch 1 Grad.
Allerdings bedeutet dies je nach Gerät eine spezifische unterschiedliche Erhöhung des Risikos. Kleine Geräte haben wegen des fehlenden Bezugs zur Größe (Fläche) beim Gütesiegel ohnehin einen höheren Pitch-Beiwert, so dass sie mit abgesenkten Sprogs immer noch so nick-stabil sein können, wie größere Geräte. Auch steifere, wie z.B. für den Wettkampf gegenüber der Gütesiegel-Konfiguration versteifte Geräte, kommen bzw. kämen mit einem geringeren Sprog-Winkel aus.
Daher wird dieses 'Über einen Kamm scheren' beklagt. Beklagt wird auch, dass nicht andere parallel ergriffene Maßnahmen, die die Nick-Stabilität erhöhen, wie z.B. steifere Segellatten, mehr S-Schlag etc., sozusagen als 'Ausgleich' mit einbezogen werden.
Aber nach 'Safety first' als dem Grundprinzip der Fliegerei, geht es nicht anders. So weit ich weiß, macht sich kein Hersteller die Mühe und geht das Risiko ein, das präparierte und getunte Wettkampfgerät vorher auf dem Messwagen zu überprüfen, weder sein Pitch und schon gar nicht seine Bruchfestigkeit. Mögliche Berechnungen wären zu ungenau.
Daher weiß niemand, ob mit abgesenktem Sprog möglicherweise immer noch das Gütesiegel erfüllt würde bzw. wie weit der Sprog noch im Bereich des Gütesiegels abgesenkt werden könnte. Also muss sich der Veranstalter an die vorgegebenen Werte der getesteten Serien-Geräte halten. Von der höheren Beanspruchung des Gestells durch eine höhere Segelspannung und einer damit evtl. verbundenen geringeren Bruchfestigkeit wird (bisher) nicht gesprochen.
Aber dann 'lohnt' sich ja ein Tuning gar nicht mehr, dann kann man ja gleich ein Serien-Gerät fliegen, wird vielleicht eingeworfen. Das wäre doch aber nur fair, finde ich.
Das schadet der Entwicklung des Drachens, wird vmtl. eingewandt. Das glaube ich nicht. Die Anforderungen an Geräte für Normalpiloten sind unterschiedlich. Die Entwicklungen laufen eher auseinander. Beim Wettkampfgerät spielen Preis und Gewicht eine untergeordnete Rolle, z.T. auch die Sicherheit. Leistung und Sicherheit für geringen Aufwand will aber jeder. Der eigentliche Wettkampf spielt sich daher zwischen den Herstellern auf dem Markt ab. Dies treibt die Entwicklung. Die sportlichen Wettkämpfe sind aus dieser Perspektive nur ein Teil des Marketings.
Jetzt bitte Euren Senf dazu. Was meint ihr?
Alles Gute, Bernhard
siehe http://www.gleitschirmdrachenforum.d...im-Flug-Teil-2,
hier jetzt zu dem 'beliebten' Thema der Einstellwinkel von Sprogs beim flugfertig aufgebauten Gerät am Boden, die ja bei Wettbewerben vermessen werden und auf das Tomas Pellicci im Thema 'Sprogs im Flug' (mal wieder) zu sprechen kam.
Da gibt es zum einen seit etwa 2005 die Angaben zu den Sprogeinstellungen im Datenblatt der LTF-geprüften Geräte unter Punkt '16. Sonstige Besonderheiten'. Für einige aktuelle Geräte habe ich die Angaben in beigefügter Excel-Tabelle einmal zusammengestellt. Die über die Jahre abnehmende Mindestschränkung spiegelt die Entwicklung zu steiferen Drachen wider.
Erstaunlich finde ich allerdings, dass ein so für die Sicherheit und indirekt auch die Leistung entscheidendes Merkmal erst seit 2005 erfasst und bis heute immer noch als 'Besonderheit' angegeben wird, und dann auch noch in Prosa statt in einer übersichtlichen Tabelle.
Da eine niedrige Einstellung mit Leistung in Verbindung gebracht wird, streben die Hersteller gerne einen niedrigen Wert an, auch wenn das Segel im Flug weit über den Sprogs steht.
Von daher für das Datenblatt und für Kontrollen bei Wettbewerben stellt sich die Frage, wie die Einstellwinkel der Sprogs in Grad bis auf 2 Nachkommastellen genau gemessen werden?
Dazu hat sich Tomas ja schon geäußert. Offenbar stellt schon der Umgang mit Lot oder Wasserwage, womit jeder auf dem Bau hantiert, hier schon ein Problem dar. Die 2 Nachkommastellen werden sicher einfach von der elektronischen Wasserwaage abgelesen.
Dass dazu das Gerät so wie es fliegt, also waagerecht, ausgerichtet sein muss, versteht sich von selbst. Aber wenige Grad Abweichung spielen doch keine Rolle, da muss man doch keine Wissenschaft draus machen, oder?
Ebenso wenig entscheidend dürfte sein, ob die Flügel so weit angehoben werden, bis sich die Unterverspannung strafft, oder?
Schwieriger finde ich schon die Frage, wie das Messgerät anzuhalten ist, wie fest es z.B. an die Sprogs angelegt werden darf, ohne die Einstellung zu verfälschen?
Eigentlich will man ja die Schränkung messen. Daher fragt sich, wie stark Sprog- und Schränkungswinkel (auf z.B. die Profiltangente bezogen) bei den verschiedenen Geräten voneinander abweichen?
Warum wird nicht (vorsichtig) direkt die (weiche) Schränkung gemessen?
Weitere Fragen:
Unterscheiden sich evtl. vor und nach einer Belastung (Flug) gemessene Einstellwinkel (die Bauteile recken und setzen sich)?
Unterscheiden sich evtl. nach einer positiven und nach einer negativen Belastung gemessene Einstellwinkel (Hysterese durch z.B. Reibung)?
Ganz entscheidend dürfte dagegen sein, wie stark das Segel bei dem einzelnen Gerät gespannt ist und die Sprogs nach unten drückt. Hieraus könnte sich eine erhebliche Streuung ergeben.
Wird bei der Winkelmessung auch die VG-Mimik kontrolliert?
Könnte ich nicht in meine VG-Mimik einen Zusatzspanner einbauen, die ich deaktiviere, um die Messung zu bestehen?
Schließlich die schon so oft sehr kontrovers diskutierte Frage, wie weit bei Wettbewerben unter die sichere Gütesiegel-Einstellung gegangen werden darf. Nach zuvor 2 Grad 'Messtoleranz', besser gesagt 'Bonus', gibt es jetzt nur noch 1 Grad.
Allerdings bedeutet dies je nach Gerät eine spezifische unterschiedliche Erhöhung des Risikos. Kleine Geräte haben wegen des fehlenden Bezugs zur Größe (Fläche) beim Gütesiegel ohnehin einen höheren Pitch-Beiwert, so dass sie mit abgesenkten Sprogs immer noch so nick-stabil sein können, wie größere Geräte. Auch steifere, wie z.B. für den Wettkampf gegenüber der Gütesiegel-Konfiguration versteifte Geräte, kommen bzw. kämen mit einem geringeren Sprog-Winkel aus.
Daher wird dieses 'Über einen Kamm scheren' beklagt. Beklagt wird auch, dass nicht andere parallel ergriffene Maßnahmen, die die Nick-Stabilität erhöhen, wie z.B. steifere Segellatten, mehr S-Schlag etc., sozusagen als 'Ausgleich' mit einbezogen werden.
Aber nach 'Safety first' als dem Grundprinzip der Fliegerei, geht es nicht anders. So weit ich weiß, macht sich kein Hersteller die Mühe und geht das Risiko ein, das präparierte und getunte Wettkampfgerät vorher auf dem Messwagen zu überprüfen, weder sein Pitch und schon gar nicht seine Bruchfestigkeit. Mögliche Berechnungen wären zu ungenau.
Daher weiß niemand, ob mit abgesenktem Sprog möglicherweise immer noch das Gütesiegel erfüllt würde bzw. wie weit der Sprog noch im Bereich des Gütesiegels abgesenkt werden könnte. Also muss sich der Veranstalter an die vorgegebenen Werte der getesteten Serien-Geräte halten. Von der höheren Beanspruchung des Gestells durch eine höhere Segelspannung und einer damit evtl. verbundenen geringeren Bruchfestigkeit wird (bisher) nicht gesprochen.
Aber dann 'lohnt' sich ja ein Tuning gar nicht mehr, dann kann man ja gleich ein Serien-Gerät fliegen, wird vielleicht eingeworfen. Das wäre doch aber nur fair, finde ich.
Das schadet der Entwicklung des Drachens, wird vmtl. eingewandt. Das glaube ich nicht. Die Anforderungen an Geräte für Normalpiloten sind unterschiedlich. Die Entwicklungen laufen eher auseinander. Beim Wettkampfgerät spielen Preis und Gewicht eine untergeordnete Rolle, z.T. auch die Sicherheit. Leistung und Sicherheit für geringen Aufwand will aber jeder. Der eigentliche Wettkampf spielt sich daher zwischen den Herstellern auf dem Markt ab. Dies treibt die Entwicklung. Die sportlichen Wettkämpfe sind aus dieser Perspektive nur ein Teil des Marketings.
Jetzt bitte Euren Senf dazu. Was meint ihr?
Alles Gute, Bernhard
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