AW: PWC Fiesch 2006
Hallo,
in meiner privaten Mail habe ich Dir ja schon geschrieben, dass ich für mich selbst für den PWC tägliche Progs anfertige. Bei der gestrigen Prognose am Morgen sind mir gleich einmal ein paar Dinge ins Auge gestochen die zumindest am Wettwerbstag in der Früh einigermaßen klar abseh waren. Ich denke, meine Erkenntnisse könnten von allgemeinem Interesse sein und möchte daher ein paar einfache Worte dazu schreiben.
Gott bewahre, ich kreide niemandem etwas an. Ich möchte nur zeigen, dass bei intensiver Vorbereitung tagesaktuelle Wettbewerbsprognosen schon noch etwas mehr möglich.
Das wichtigste Hilfsmittel ist der Sondenaufstieg. Ideal für das Wallis eigenet sich dafür der Temp von Payerne der hervorragende Aussagekraft besitzt, liegt er doch direkt in der zugeführten Luftmasse.
Hinweis: Das ist der Sondenaufstieg von gestern Nachmittag 14 Uhr MESZ von Payerne. Er ist sehr stimmig mit der Sondenaufstiegsprognose zu diesem Termin, vor allem was die Labilität angeht.
Die Sondenprognose des GFS-Modell hatte den Höhenwind sehr gut erfasst. Auf ganzer Linie versagt hat jedoch die Windprognose im Sondenaufstieg von Meteoblue in Basel die in 3000m lediglich 10 km/h vorhergesagt hatten. Aufgrund der Großwetterlage mit der Vorderseite eines Nordseetiefs war jedoch die Lösung der Sondenprognose vom GFS-Modell mehr als plausibel und floß in die Prognose mit ein.
Es ist richtig, dass der Höhenwind im Zielfluggebiet stärker wurde als vorhergesagt, wobei zunächst der Wind nicht so stark gewesen ist. Die Windzunahme ist alleine auf die hohe Labilität zurückzuführen die im hochalpinen Gletscherbereich stets noch deutlicher ausgeprägt ist, sobald mit der Thermik die höheren Schichten angezapft werden und das es thermisch, sehr thermisch werden kann war vorhergesagt.
Tempbeschreibung:
Besonders auffallend ist die hohe Labilität. Zwischen Talgrund und 3000m Höhe (freie Atmosphäre) herrschte ein Temperaturgradient im Mittel 0.8-0.9 Grad/100m. Das ist schon ziemlich labil! Die Grundschicht, sommertypisch durchmischt wies den max. Temperaturgradienten von 1 Grad/100m auf.
GELB eingezeichnet ist die Labilitätfläche die vom Talgrund bis in eine Höhe von etwa 4800m reichte. Danach herrschte aufgrund des schwachen Hochdruckkeiles eine leichte Absinkinversion. Auffallend ist zudem, dass ab 3000m eine deutliche Windzunahme zu beobachten ist die voll in die Labilitätfläche hinein reichte. 20 Knoten (38 km/h) ab etwa 3800m sprechen eine deutliche Sprache. Damit war es nur eine Frage der Zeit bis die mit der Thermik entstehende hochreichenden Aufwinde an die Höhenströmung angekoppelt haben. Allerdings sind 20 Knoten in 3800m nicht so der Hit. In Anbetracht der Gesamtsituation war die Turbulenz vorherzusehen. Mit einem Energiewert von über 200 J/kg Luft musste es knallen. Der hervorragende OLC-Report von Marcel Dettling mit seinen 10m Steigen spiegelte dies im nachhinein schon wieder.
Verschärfend dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die Scherungssituation im Zielfluggebiet gewesen sein, was für Fiesch nichts neues ist. Scherwinde sorgen in aller Regel für eine erhöhte Auftriebskraft im Aufwindbereich sowie für zunehmende Einbringung von Wirbelhaftigkeit (Turbulenz) und da ist Fiesch ein Paradebeispiel wie lokale Windsysteme (Gletscherwindsystem, Talwindwindsystem, Hangwindsystem, überregionaler Wind) zusammenwirken können. Ich habe mich selbst bisher noch nicht in dieses sicher schöne Fluggebiet zum Fliegen getraut weil ich einen ziemlich großen Respekt vor der Mächtigkeit der Elemente dort habe.
An dieser Stelle möchte ich auch noch meine Genesungswünsche an Ewa richten. Was klappt wird einfach wieder aufgeklappt, was bricht wächst wieder zusammen.
Viele Grüße,
Stefan
Zitat von UlrichPrinz
in meiner privaten Mail habe ich Dir ja schon geschrieben, dass ich für mich selbst für den PWC tägliche Progs anfertige. Bei der gestrigen Prognose am Morgen sind mir gleich einmal ein paar Dinge ins Auge gestochen die zumindest am Wettwerbstag in der Früh einigermaßen klar abseh waren. Ich denke, meine Erkenntnisse könnten von allgemeinem Interesse sein und möchte daher ein paar einfache Worte dazu schreiben.
Gott bewahre, ich kreide niemandem etwas an. Ich möchte nur zeigen, dass bei intensiver Vorbereitung tagesaktuelle Wettbewerbsprognosen schon noch etwas mehr möglich.
Das wichtigste Hilfsmittel ist der Sondenaufstieg. Ideal für das Wallis eigenet sich dafür der Temp von Payerne der hervorragende Aussagekraft besitzt, liegt er doch direkt in der zugeführten Luftmasse.
Hinweis: Das ist der Sondenaufstieg von gestern Nachmittag 14 Uhr MESZ von Payerne. Er ist sehr stimmig mit der Sondenaufstiegsprognose zu diesem Termin, vor allem was die Labilität angeht.
Die Sondenprognose des GFS-Modell hatte den Höhenwind sehr gut erfasst. Auf ganzer Linie versagt hat jedoch die Windprognose im Sondenaufstieg von Meteoblue in Basel die in 3000m lediglich 10 km/h vorhergesagt hatten. Aufgrund der Großwetterlage mit der Vorderseite eines Nordseetiefs war jedoch die Lösung der Sondenprognose vom GFS-Modell mehr als plausibel und floß in die Prognose mit ein.
Es ist richtig, dass der Höhenwind im Zielfluggebiet stärker wurde als vorhergesagt, wobei zunächst der Wind nicht so stark gewesen ist. Die Windzunahme ist alleine auf die hohe Labilität zurückzuführen die im hochalpinen Gletscherbereich stets noch deutlicher ausgeprägt ist, sobald mit der Thermik die höheren Schichten angezapft werden und das es thermisch, sehr thermisch werden kann war vorhergesagt.
Tempbeschreibung:
Besonders auffallend ist die hohe Labilität. Zwischen Talgrund und 3000m Höhe (freie Atmosphäre) herrschte ein Temperaturgradient im Mittel 0.8-0.9 Grad/100m. Das ist schon ziemlich labil! Die Grundschicht, sommertypisch durchmischt wies den max. Temperaturgradienten von 1 Grad/100m auf.
GELB eingezeichnet ist die Labilitätfläche die vom Talgrund bis in eine Höhe von etwa 4800m reichte. Danach herrschte aufgrund des schwachen Hochdruckkeiles eine leichte Absinkinversion. Auffallend ist zudem, dass ab 3000m eine deutliche Windzunahme zu beobachten ist die voll in die Labilitätfläche hinein reichte. 20 Knoten (38 km/h) ab etwa 3800m sprechen eine deutliche Sprache. Damit war es nur eine Frage der Zeit bis die mit der Thermik entstehende hochreichenden Aufwinde an die Höhenströmung angekoppelt haben. Allerdings sind 20 Knoten in 3800m nicht so der Hit. In Anbetracht der Gesamtsituation war die Turbulenz vorherzusehen. Mit einem Energiewert von über 200 J/kg Luft musste es knallen. Der hervorragende OLC-Report von Marcel Dettling mit seinen 10m Steigen spiegelte dies im nachhinein schon wieder.
Verschärfend dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die Scherungssituation im Zielfluggebiet gewesen sein, was für Fiesch nichts neues ist. Scherwinde sorgen in aller Regel für eine erhöhte Auftriebskraft im Aufwindbereich sowie für zunehmende Einbringung von Wirbelhaftigkeit (Turbulenz) und da ist Fiesch ein Paradebeispiel wie lokale Windsysteme (Gletscherwindsystem, Talwindwindsystem, Hangwindsystem, überregionaler Wind) zusammenwirken können. Ich habe mich selbst bisher noch nicht in dieses sicher schöne Fluggebiet zum Fliegen getraut weil ich einen ziemlich großen Respekt vor der Mächtigkeit der Elemente dort habe.
An dieser Stelle möchte ich auch noch meine Genesungswünsche an Ewa richten. Was klappt wird einfach wieder aufgeklappt, was bricht wächst wieder zusammen.
Viele Grüße,
Stefan
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