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Die spinnen, die Oesis

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    #16
    AW: Die spinnen, die Oesis

    Zitat von Dennis_the_menace
    Wie soll ich es dir sagen???
    Sinnentstellend unvollständig zu zitieren ist dabei nicht wirklich hilfreich, Dennis. Der Punkt ist nicht, sowas schon mal gesehen zu haben, sondern über einen Referenzmaßstab für die fliegerische Schwierigkeit des Manövers zu verfügen. Was die Lo-100-Piloten (da gibt es derzeit m.W. zwei Teams, die sowas fliegen) da leisten, ist irre (zumal die Lo-100 keine Bremsklappen, nur - auftriebserhöhende - Wölbklappen hat). Dagegen ist das Blanik-Manöver belanglos, auch wenn es Deinem Erfahrungshaushalt völlig fremd erscheint. Im Übrigen "nähert sich" nicht der im Rückenflug einem anderen Segelflugzeug (der fliegt nur stur geradeaus), sondern umgekehrt steuert alleine der im Normalflug befindliche die Annäherung. So eng, wie es dort zugeht, kann man das nur in ruhiger Luft machen, und klar müssen die Leute das üben und feinfühlig fliegen können, aber es ist nicht die Welt, die Möglichkeit des sofortigen Manöverabbruchs ist für beide nur eine Handbewegung (Klappen einfahren bzw. durchziehen) entfernt.

    Es ist doch so: Da, wo wirklich was dahintersteckt, muß man sehr genau hinkucken, um es zu begreifen. Bei dem 1000-km-Flug war keine Kamera dabei, man muß schon aufmerksam lesen können, die dargestellten Überlegungen verstehen und eine gewisse Vorstellung von der Vielfältigkeit der Entscheidungsmöglichkeiten haben. Der lärmende Klamauk ist im Vergleich dazu um Welten eingängiger. Während die Leute wie bekloppt zu den völlig bescheuerten Red Bull Air Races rennen, finden Segelkunstflugwettbewerbe praktisch ohne Publikum statt. Und woher sollen die Leute auch wissen, worauf sie zu achten hätten? Ein präzise geflogenes Kunstflugprogramm ist schön, ist harmonisch, ist fliegerisch über alle Maßen anspruchsvoll, aber kaum spektakulär. Da ist für unbedarfte Zuschauer die ruppig geflogene Torkelei eines Anfängers womöglich noch spannender. Um zu erkennen, was echtes Können ist, muß man in der Regel etwas von der Thematik verstehen.

    Die Schaumschläger haben es da viel einfacher! Die aufzubauen und zu vermarkten hat sich folgerichtig eine ganze Industrie entwickelt. Gut, bei dem Supermario-Versuchsaufbau kann wenigstens nicht viel passieren, auch wenn's noch so spektakulär aussieht. Da kann man schon ein paar mal starten, wenn's den Helden weggeweht hat, die Cutter werden's schon richten. Blöd sind bloß die Basejumper dran, wenn erst das Publikum bestellt und die Kameras in Position gebracht sind. Da steht er dann dort oben auf dem Dach, der schneidige Bursch mit dem Sponsoringvertrag. Was macht er nun, wenn ihm der Wind nicht recht geheuer ist? Die Schlipsträger von der flügelverleihenden Companie haben darauf eine klare Antwort: Hey, wir bezahlen Dich nicht dafür, daß Du die Show schmeißt! Ansonsten: Egal wie's kommt, werbewirksam ist es so oder so bei der angepeilten kickgeilen Klientel. Schwund ist dabei einkalkuliert, was solls, dann macht man halt den nächsten Möchtegern-Berufssportler zum Helden... Und so passiert's dann auch - hatten wir nicht wegen sowas erst kürzlich eine Menge Beileidsbekundungen, aber kein einziges kritisches Wort nebenan im Bereich Sicherheit?

    Naja, und wir spielen das Spiel eben mit!

    Zitat von Dennis_the_menace
    Schaust Du deine Frau auch mit so einer Flätsche (gelangweiltes Gesicht) an, weil Du sie schonmal gesehen hast?
    Glaub mir, Dennis, ich entdecke täglich neue Seiten an ihr...

    Gruß Rüdiger
    Zuletzt geändert von ruewa; 19.04.2010, 02:35.

    Kommentar


      #17
      AW: Die spinnen, die Oesis

      Zitat von F.A.N.T.I.S Beitrag anzeigen
      Nationalwertung Gesamt

      1.Schweiz
      2.Österreich

      ...

      7. Deutschland

      hm, wie man sich an irgendwelchen nationalen Rekorden begeistern kann, habe ich nie verstanden.

      Kommentar


        #18
        AW: Die spinnen, die Oesis

        Zitat von ruewa Beitrag anzeigen
        Ja, sicher. Mich langweilt bloß die billige Zirkusnummer. Oder kannst Du irgendwo erkennen, daß des Supermario's "Leistung" aus mehr als Männchen machen ohne auszurutschen (und beim Hangeln nach den eigens angebauten Griffen nicht ins Querruder zu treten) besteht? Da würd' ich auch vorsorglich beteuern, daß es dafür eines Jahres harten Trainings (vermutlich vorrangig mit den putzigen Spielzeugfliegern) bedurfte...

        Übrigens: Wie schnell doch innerhalb eines einzigen Abgleiters der Himmel aufreißen kann - zwischen 8/8 und 0/8 ist ja alles vertreten... Oder doch ein paarmal ausgerutscht? Okay, okay, was für's schlichte Gemüt zählt, ist halt die Illusion, wie beim beworbenen Gesöff ja auch.

        Wenn Du's wirklich wissen willst: Hier, sowas z.B. vermag mich zu begeistern. Was für ein Kontrast zur umjubelten Kirmesglanznummer! Das ist eben der Unterschied zwischen Echtem und Spielkram: Der Bursche hat's dann auch nicht nötig, mit Tremolo in der Stimme vor laufender Kamera über's "Leistung bringen" zu schwadronnieren...

        Gruß Rüdiger
        hallo

        um hier etwas mehr licht ins dunkel zu bringen -

        • es war nicht ruhig wie du meinst, sondern es war eine nordwestlage und jeder weiß, das hier im ennstal diese windlagen sicher nicht ruhig, sondern sehr turbulent sind - ganz gut bei der übergabe auf den flügel zu erkennen. es war wirklich wirklich nicht einfach
        • sie hatte genau 2 versuche und nicht mehr, da paul steiner nach dem 2.ten versuch (der erste ging daneben) keine kraft mehr hatte, einen weiteren versuch durchzustehen - und glaub mir der junge ist sehr gut trainiert ... es is halt doch keine billige zirkusnummer so mal am flieger rumzustehen und vorallem zu hängen. bzw. schon mal mit einem 100kg mann im letzten viertel des flügels geflogen?
        • die spiegelflieger als putzig zu bezeichnen finde ich nicht sehr nett - die jungs fliegen spiegelflug mit einem blanik - das ist keine swift oder eine lo 100 die du mal schnell umdrehst und beinahe mit den kleinen finger zu fliegen sind - auch am rücken - das ist arbeit und die fliegen das spiegelflugprogramm auf airshows auch bei wind sehr eng und präzise.
        • witzigerweise ist das blanix spiegelflugteam sehr erfolgreich und nicht erst seit red bull dabei ist, sondern auch schon früher. und das durch jahrelange harte arbeit - wenns dann mal so einfach ist - warum machts dann keiner? so weit ich weiß, gibt es von red bull keinerlei zwang etwas durchzuziehen - glaubst du die wollen das herausfordern - es liegt immer noch im ermessen der piloten etwas zu machen - genau so wie unsereiner am ende selber entscheiden muß, ob er bei bestimmten wetterlagen noch startet oder nicht.
        • ja und ich finds eigentlich ganz o.k. wenn ich meine vereinskollegen sehe wie sie ein ding planen und es dann weltweit! zu sehen ist. diese jungs sind flieger mit leib und seele und verkörpern das und leben das. und solltest du mal eine airshow mit den blanik spiegelfliegern sehen wirst du erstaunt sein, das die besucher am meisten klatschen und bewundern - wenn - ja wenn die blanik-jungs-»zirkusgruppe« fliegt. und nicht wenn die extra 300 mit getöse oder der swift im kunstflug daherbraust - ihre show berührt alle im herzen und das löst etwas aus - nämlich begeisterung. und das ist für mich genau so wertvoll wie 1000 km fliegen halt auf eine andere art und weise.


        dort gibts mehr bilder vom engen spiegelflug usw.


        schöne flüge

        werner

        Kommentar


          #19
          AW: Die spinnen, die Oesis

          ach rüdiger lass uns doch einfach die freude an diesem video. ob da jetzt das "chläbrigi gsöff" mit dabei ist interessiert glaube ich wenige.

          ihl piti
          www.flytours.ch

          Kommentar


            #20
            AW: Die spinnen, die Oesis

            oiso i sog moi Hut ab vor de Piloten . oda bin i da oanzige der find das des a ned grod so leicht is !
            voi eini in die Cumuli, do host du Steigen wie noch nie !!!

            Kommentar


              #21
              AW: Die spinnen, die Oesis

              Hallo Werner,

              okay, keine Frage, die Jungs können was. Wenn sie Live-Formationskunstflug fliegen, müssen sie sogar eine Menge können. Da waren meine abschätzigen Bemerkungen wohl arg deplaziert, sorry dafür. Aber dann wirst Du mir vielleicht auch recht geben, daß das, was im Video zu sehen ist, dann allenfalls ein müder Abgesang darauf ist, was die Jungs wirklich drauf haben. Wer, abgesehen von Gleitschirmen, bisher nur Topgun gesehen hat, mag auch das atemberaubend finden - ich habe das ein wenig anders gesehen und zum Ausdruck gebracht. Nicht mehr, nicht weniger. Ich hätte es aber gewiß respektvoller formulieren sollen.

              Insbesondere liegt mir fern, die Piloten "putzig" zu nennen, das hast Du wirklich mißverstanden. "Putzig" nannte ich die Miniaturmodelle in dieser reichlich albernen Szene zu Anfang, mit denen zu posieren die Jungs offenbar von den PR-Spezis genötigt wurden.

              Zitat von _X1 Beitrag anzeigen
              ... schon mal mit einem 100kg mann im letzten viertel des flügels geflogen?
              Nein. Aber laß mal die Kirche im Dorf: Ist das ein fliegerisches Meisterwerk? Man muß vorab natürlich ausprobieren und festlegen, an welcher Position bei welcher Geschwindigkeit und Klappenstellung noch ausreichend Querruderwirksamkeit vorhanden ist. Klar muß man das vorbereiten, aber das ist doch trivial.

              Zitat von _X1 Beitrag anzeigen
              die jungs fliegen spiegelflug mit einem blanik - das ist keine swift oder eine lo 100 die du mal schnell umdrehst und beinahe mit den kleinen finger zu fliegen sind - auch am rücken - das ist arbeit und die fliegen das spiegelflugprogramm auf airshows auch bei wind sehr eng und präzise.
              Völlig klar. Ich kenne den Blanik ein wenig (hab ihn allerdings nie sonderlich gemocht, vielleicht wegen dem dauernden Geknarze), das ist ein Omnibus. Dennoch halte ich die Spiegelformation mit der Lo-100 wegen deren fehlender Bremsklappen für nochmal deutlich anspruchsvoller. Okay, vielleicht täusche ich mich auch. Aber sei's drum, ich stelle doch gar nicht in Abrede, daß die Leute gut fliegen können!

              Zitat von _X1 Beitrag anzeigen
              so weit ich weiß, gibt es von red bull keinerlei zwang etwas durchzuziehen - glaubst du die wollen das herausfordern - es liegt immer noch im ermessen der piloten etwas zu machen - genau so wie unsereiner am ende selber entscheiden muß, ob er bei bestimmten wetterlagen noch startet oder nicht.
              Genau da würde ich Dir entschieden widersprechen! Dabei ist es völlig egal, ob die Dinge im Kasernenhofton geregelt werden oder unausgesprochen bleiben, das nimmt dem Druck nicht seine Wirkung. Die Logik ist doch die: Der Sponsor zahlt für die Sensation, der Gesponsorte hat sie sich auszudenken und zu liefern, oder er ist weg vom Fenster. Basta! So oder so. Und das weiß er natürlich auch. Daß er daneben auch noch zu der lächerlichen Pose verdonnert ist, auf seiner Homepage demonstrativ mit beseeltem Gesichtsausdruck die Chemikalienbüchse in die Kamera zu halten, gehört eher zum unfreiwilligen Klamauk des Ganzen. Aber der entscheidende Punkt ist: Das ist ein knallhartes Geschäft, und die Regeln bestimmt der, der zahlt!

              Zitat von _X1 Beitrag anzeigen
              ja und ich finds eigentlich ganz o.k. wenn ich meine vereinskollegen sehe wie sie ein ding planen und es dann weltweit! zu sehen ist. diese jungs sind flieger mit leib und seele und verkörpern das und leben das. (...) ihre show berührt alle im herzen und das löst etwas aus - nämlich begeisterung. und das ist für mich genau so wertvoll wie 1000 km fliegen halt auf eine andere art und weise
              Zum Thema "Begeisterung" sag ich gleich noch was, aber ansonsten kein Widerspruch! Weshalb ich als Gegenbeispiel Ingo's 1000-km-Flug (wir waren in den 80ern mal Arbeitskollegen) angeführt habe, ist nicht, um das "Wahre" (Streckenfliegen) dem "Zirkus" (Kunstflug) gegenüberzustellen, vielleicht war das mißverständlich. Der Gegensatz liegt ganz woanders: Da ist auf der einen Seite die pure Inszenierung (für die man - gewiß! - "Flieger mit Leib und Seele" eingekauft hat), das Schaffen eines von Fehlversuchen und Ungeschicklichkeiten bereinigten "Als ob" (wir reden von dem Video, nicht von den Piloten), und auf der anderen Seite ist da jemand, der ganz für sich alleine eine bewundernswerte Leistung erbringt, ohne jede Spur von Inszenierung, und sich hinterher die Mühe macht, andere großzügig an seinem Erfahrungsschatz, der ihm diesen Erfolg ermöglicht hat, teilhaben zu lassen! Die Frage ist nicht, was ist mehr wert, Streckenfliegen oder Kunstflug, das wäre albern - die Frage ist: Was ist echt, was ist authentisch, und was ist Masche, was ist lausiges Bollywood?!

              Aber ich gebe auch gerne zu, daß mir zuallererst das marktschreierische Geplärr entsetzlich auf den Geist gegangen ist: "Reif für Hollywood" - da könnte man ja noch auf die Gnade des Tippfehlers vertrauen. Aber "James Bond ist ein Anfänger"? - Hallo? Geht's nicht 'ne Nummer kleiner? Paul Steiner will ich nach einiger Überlegung immerhin zugute halten, daß er mit dem Gesülze vom "voll und ganz verloßn könnan, damit i mei Leistung bringen ko" bloß nachplappert, was ihm der Regisseur in den Mund gelegt hat... Nach Ansicht der PR-Experten braucht's wohl so ein Drumherum, um eine 90 Jahre alte Idee für sensationell neu zu verkaufen...

              Okay, dieser Einwand ist berechtigt:

              Zitat von piti Beitrag anzeigen
              ach rüdiger lass uns doch einfach die freude an diesem video. ob da jetzt das "chläbrigi gsöff" mit dabei ist interessiert glaube ich wenige.
              Hast schon recht, Peter, aber einen Haken hat die Sache eben doch.

              Was das "chläbrigi gsöff" angeht, brauchen wir nicht weiterzureden - obwohl: Mein Selbstversuch vor einigen Jahren war schon ziemlich witzig: Nach zwei Schlucken landete das Zeug, teurer als Schnaps, umstandslos im Ausguß... Ich war sowas von verblüfft! Seither weiß ich, was mit dem Wort "Geschmackserlebnis" gemeint ist. Aber okay, wer auf die Zauberwirkung vertraut respektive wer's mag... Später hab ich dann begriffen, daß das Zeug so fad sein muß, denn wenn's noch halbwegs schmecken würde, würde doch keiner an dessen Wunderkräfte glauben - schließlich muß auch Medizin bitter schmecken, damit sie wirkt, das weiß doch jeder... Unter Ekelaspekten steht die Brühe freilich konkurrenzlos da. Der einzige Produktwert des "chläbrigi gsöffs" mit dem Alleinstellungsmerkmal der Widerlichkeit, das Image, würde doch glatt im Gelächter ersaufen, wenn man sich nicht regelrecht überwinden müßte, das Zeug runterzukippen...

              Als ultimativen Brüller empfinde ich persönlich aber eher das im Internet längst als innovatives "Deppenwasser" verspottete "Lunaqua". Auch so ein - inzwischen eingestampftes? - Gagaprodukt der Illusionsfabrik Red Bull. Ein Wasser, das "nur bei Vollmond" aus - grummel, grummel - "bislang unentdeckten", inzwischen wohl aber rein marketingmäßig versiegten, "Quellen geschöpft" wird. Auf meine mit satirischer Lust wie angemessen einfältiger Diktion gestellte Rückfrage, wie sie es denn rein technisch anstellten, daß das Wässerchen seine "höchste bioenergetische Kraft", erst mal abgefüllt, über Neumond hinweg rette und was bitte unter "Mikrowirbeln" zu verstehen sei, habe ich natürlich nie eine Antwort bekommen. Schade, daß die Firma nicht recht damit herausrücken will, was "die moderne Wissenschaft" über die "Veränderung der Molekülstruktur (sic!) des Wassers" bei von vorne beleuchtetem Erdtrabanten "herausgefunden" haben will: Aus H2O mach Oha!-Zwei? Man muß schon sagenhaft dämlich sein, um auf solcherlei Voodoo abzufahren, aber der Markt scheint dann doch nicht so ergiebig zu sein wie die angepeilte menschliche Dummheit...

              Nein, das "Gsöff" hat bloß eine einzige Existenzberechtigung: Die damit verkaufte Illusion. Wahrscheinlich gibt es kein anderes Produkt, dessen Reklameanteil am Endpreis derart exorbitant hoch ist. Das ist das ganze Geschäftsmodell. Es ist gewissermaßen das erfolgreiche Experiment, wie exzessiv man die kapitalistische Logik ins Absurde hinein verlängern kann. Und da kommen die Extremsportler mit ins Boot.

              Nun soll meinetwegen jeder machen, was er will, solange er nicht andere gefährdet oder schädigt. Wer den hemmungslosen Kick braucht, der soll seinen Endorphin-Haushalt ruhig befeuern, ob es seine statistische Lebenserwartung gegen Null drückt oder nicht. Mir ist das egal. Naja, nicht ganz, mir tun dann halt die Leute leid, die die Sauerei wegputzen müssen. Aber abgesehen davon lockt ja immerhin posthum noch der Darwin-Award. Alles schön und gut. Die müssen selber wissen, was sie tun.

              Doch schon beginnt der Haken, sich zu krümmen. Denn nun ist da die Companie, die (als der starke Part!) die Symbiose mit den vorwiegend unerfahren jungen Endorphinjunkies sucht. Die finden das natürlich toll. Man schmiert ihnen Honig ums Maul, man nimmt sie wichtig - was sie ja schon immer selbst geahnt haben... Was sie (vorerst) nicht begreifen, ist, daß sie in dem Spiel das Mäuschen sind, und nicht die Katze. Die ungleiche Symbiose der illusionsbasierten (aber, nicht verkennen: Mit scharf analytischem Verstand und einer gehörigen Portion Zynismnus ausgestatteten!) Companie mit den Grenzgängern gewinnt rasant an Fahrt. Was passiert? Das Trommelfeuer der Flügelverleih-Reklame verschafft den aufstrebenden Jungmännern gesellschaftliche Akzeptanz: Aus vormals als Spinner Belächelten werden Helden. Niemand versucht mehr, sie zu bremsen, im Gegenteil, man feuert sie an. Dafür sind sie natürlich überaus dankbar und verehren ihrerseits die heilsbringende Companie mit zuweilen nahezu religiösem Eifer. Der abgeschmackte alte Warholsche Traum, jedermann möge Star sein für ein Viertelstündchen, hier findet er seine Erfüllung - mit der betörenden Abwandlung, man sei a) gewiß nicht Jedermann und es hielte b) gar wenigstens ein halbes Jahr... Aber wiederum unbemerkt verschieben sich die Maßstäbe. Der Nobody, der sich bloß vom Spannungsfeld aus Angst und Ehrgeiz umgeben an seine Grenzen herantastet, wird plötzlich zum VIP geadelt, dem die Sensation auf Teufel komm raus gelingen muß. Er beginnt, nicht mehr aus der eigenen, sondern aus der Kameraperspektive zu denken und zu planen. Daß der Mechanismus subtil bleibt, steht außer Frage - daß er wirksam ist, allerdings nicht minder. Und daß der Thrill immer abgefahrener, die Stunts immer halsbrecherischer werden müssen, liegt gleichfalls in der Natur der Sache. Das Ganze hat etwas von einem Drogenzentrum, ganz oben freilich kalkuliert man klarsichtig und kühl.

              Sorry, wenn ich mich ausnahmsweise selbst zitiere, aber die Frage war durchaus ernst gemeint:

              Zitat von ruewa Beitrag anzeigen
              ... wenn erst das Publikum bestellt und die Kameras in Position gebracht sind (...) da steht er dann dort oben auf dem Dach, der schneidige Bursch mit dem Sponsoringvertrag. Was macht er nun, wenn ihm der Wind nicht recht geheuer ist?
              Die Antwort liegt auf der Hand: Er tut genau das, wofür er bezahlt wird: Er mimt den Helden! Oder glaubt irgendjemand - ernsthaft! -, ausschließlich sachliche Gründe flössen ein in die Entscheidung, unter diesen Umständen zu springen oder nicht? Glaubst Du wirklich, wenn Du nochmal genau darüber nachdenkst,

              Zitat von _X1 Beitrag anzeigen
              es liegt immer noch im ermessen der piloten etwas zu machen
              sei die ganze Wahrheit, Werner?

              Peter, Du fragst, warum ich die unschuldige Freude am Video nicht einfach ganz unkompliziert stehen lassen könnte. Dabei müßtest Du es doch sehen können: Der (da stimme ich zu: recht harmlose) Clip ist Bestandteil eines Apparats, der Deine eigenen Freunde unter sich begräbt! Du hast Dich selbst geäußert im Thread zum Tod von Ueli Gegenschatz: Fällt Dir denn nicht selber auf, daß hier im Forum nicht ein Sterbenswörtchen, nicht ein einziges!, gefallen ist, das die Politik von Red Bull auch nur ansatzweise kritisch hinterfragt? Obwohl das in der weiteren Öffentlichkeit sehr wohl ein Thema war? Wissen es hier alle besser? Oder sind hier bloß alle besonders betriebsblind, in Pawlowscher Reflexhaftigkeit befangen?

              Ich gehe noch weiter. Ich gehe davon aus, daß dieses Geschäftsmodell von Red Bull den Tod von Menschen als zwar bedauerlich, aber unvermeidlich einkalkuliert und letztlich ungerührt in Kauf nimmt! Dabei verkenne ich keineswegs, daß hinter den Kulissen der Companie eine Menge Leute damit beschäftigt sind, die Schere zwischen "gefühlter Gefahr" (für die Zuschauer) und objektivem Risiko zu spreizen, soweit es nur eben geht. Aber beliebig läßt sich diese Schere nicht strapazieren. Man nimmt das Restrisiko für die Akteure und selbst für Zuschauer m.E. sehenden Auges in Kauf.

              Am deutlichsten wird dies bei den Red Bull Air Races. Die fliegerische Aufgabe dabei ist trivial bis an die Schmerzgrenze - in Mentalität wie lärmender Hektik ist das Ganze ehestens einem Ballerspiel angelehnt, zumal aus der besonders beliebten Cockpitperspektive. Diese Rennen bedienen ein Publikum, dem die Formel 1 mangels Gegenverkehrs längst zu behäbig geworden ist. Diese Klientel ist verwöhnt, wahre Begeisterung kommt, wie man sieht, erst bei > solchen Szenen < auf! Es lohnt sich, das Video bei Sekunde 29 anzuhalten: Ob der Dummkopf wohl begriffen hat, was er da um ein Haar zu sehen bekommen hätte? > Dieses Video < zeigt es noch etwas genauer: Aus einer Abfangkurve mit wohl um die 10 g kommt die Kiste mit nicht einmal mehr einer Halbspannweite Höhe heraus, muß im Augenblick des Einschlags in den Pylon aufrichten, weil sonst der Flügel Bodenberührung bekäme. Der Einschlag zertrümmert die Radverkleidung, Pylonstoff verhängt sich im Seitenruder und behindert die Steuerung, nur gottseidank nicht die des Höhenruders. Drei Sekunden später ist die Maschine über den Zuschauern. Der Pilot muß abbrechen.

              Ist das nicht total geil? Ein paar Hundertstelsekunden hin oder her, und die Kiste wäre eingebombt und in einem Feuerball aufgegangen. Hätte das den Gesichtsausdruck des Nachbarn in Sekunde 29 nachhaltig verändert? Oder - hey! - noch besser: Ein hartes Aufsetzen und wegspringen mit zerschlagenem Leitwerk bzw. blockierter Steuerung: Boahhh, wie hätte er da gekuckt, wenn die Maschine sagen wir 50 Meter weiter in die Zuschauerränge eingeschlagen wäre? Der Kameramann wäre saniert gewesen für den Rest seines Lebens, und dem Clip hätte ein ähnliches Schicksal beschieden sein können wie den unzähligen YouTube-Mitschnitten des Ramstein-Crashs, die längst millionenfach abgerufen begeisterte Fans gefunden haben... > Das < sind die Bilder, die die Zuschauer sehen wollen und die Red Bull am liebsten produziert (und ja selbst ins Netz stellt!).

              Da beginne ich schon, Werner, mich zu fragen, ob "Begeisterung" ein Wert an sich ist?

              Ich denke, es ist keine Frage, ob dabei eines Tages etwas passieren wird, es ist nur eine Frage des Wann. Und glaubt irgendjemand, die PR-Abteilung von Red Bull hätte nicht schon längst ihre Hausaufgaben erledigt? Daß nicht längst schon ausgefeilte PR-Notfallpläne für die Fälle M (Tod eines Basejumpers), XL (Tod eines Air-Race-Piloten) und XXL (Crash vom Ramstein-Typ) in den Tresoren der Chefetage lägen? Davor müßten sie sich fürchten, sollte man meinen. Denn es würde ihnen doch sicher schaden! Aber würde es das tatsächlich? Ich glaube, das Einzige, wovor sie sich wirklich fürchten, ist, eines Tages nicht mehr im Gespräch zu sein!

              Das, Peter, ist es, was mir die naive Freude an dem Filmchen vergällt!
              _______________________________

              Entschuldigung an alle, die jetzt genervt sind, ich weiß, es werden nicht wenige sein. Ich bekenne mich schuldig, wegen eines kleinen, recht unbedeutenden Videoclips eine unangemessen ernste Diskussion angezettelt zu haben. Ihr könnt den Versuch ja mit Verachtung strafen. Aber ich finde schon, daß das Thema eine ernsthafte Auseinandersetzung verdient hat.

              Oder sagen wir besser: Überhaupt mal eine in dieser merkwürdigen Szene!

              Gruß Rüdiger

              Kommentar


                #22
                AW: Die spinnen, die Oesis

                Zitat von ruewa Beitrag anzeigen
                .....daß das Thema eine ernsthafte Auseinandersetzung verdient hat.
                ....man nannte das mal "panem et circenses"
                und wir sind auf dem besten Wege uns diesem Rom wieder anzunähern. Ich denke da nur an die unsägliche Mindestlohn Debatte etc. Wir nähern uns auch wieder einer Art Sklaventum in vielen Bereichen.

                Es gäbe noch soviel nachzudenken über Sinn und Unsinn. Aber eben: Brot und Spiele!

                Danke Rüdiger, daß Du uns schreibgewaltig an Deinen Gedanken teilhaben lässt und auch ein Dankeschön, für den Versuch uns die Augen zu öffnen.

                Es braucht einfach immer wieder mal einen Mahner in der Wüste,

                meint WA
                Grüßle,
                Wolfgang http://www.dgf-fn.de/

                Kommentar


                  #23
                  AW: Die spinnen, die Oesis

                  Arbeitest du für Coca Cola?


                  Du musst das mit anderen Augen betrachten. Ich finds gut, dass es solche Firmen gibt die auch eine Anlaufstelle für Randsportarten/ Randsportler bietet. Auch wenn viele keinen Sinn in solchen Stunts sehen, lass ihnen doch die Freude. Das ist genau die ewige Diskussion "warum Acro?"
                  Das bei solchen Sachen öfters mal was passiert ist klar. Das mit dem Basejumper ist tragisch, und das noch vor der Kamera! Aber hast du dich mal gefragt wie viele Basejumper auch ohne Kamera und RB ihr Leben lassen?
                  Ich hab mal mit einen geredet, und der sagte mir, dass jeder Sprung sein letzter sein könnte, aber er machts trotzdem. Das mögen auch die wenigsten verstehen.

                  Wenn wir beim Thema (übertrieben) "Tod, Kamera und PR" sind was ist mit dem ganzen Skisport der von der Masse zwar Akzeptiert ist, in dem es aber auch immer wieder Schwerverletzte und sogar Todesfälle gibt? Rennsport: Motorrad, Ralley? Bei letzteren mussten sogAr oft unbeteiligte ihr Leben lassen.
                  Sieh RedBull lieber als super Anlaufstelle für die etwas anderen Sportler als es nur als PR maschinerie abzutun. Ich glaub RedBull würde auch ohne diese ganzen Stunts nicht viel weniger einbringen.
                  >> www.asynchron.at

                  >> www.facebook.com/AsynchronAcro
                  >> www.twitter.com/AsynchronAcro

                  Kommentar


                    #24
                    AW: Die spinnen, die Oesis

                    Zitat von ruewa Beitrag anzeigen
                    ...eine so überteuerte wie geschmacklose, chemikalienversetzte Brühe saufen, die ohne solches "Superman-Image"-Voodoo keiner anrühren würde?
                    Geil! Danke!
                    Zitat von ruewa Beitrag anzeigen
                    ...Entschuldigung an alle, die jetzt genervt sind, ich weiß, es werden nicht wenige sein. Ich bekenne mich schuldig, wegen eines kleinen, recht unbedeutenden Videoclips eine unangemessen ernste Diskussion angezettelt zu haben. Ihr könnt den Versuch ja mit Verachtung strafen. Aber ich finde schon, daß das Thema eine ernsthafte Auseinandersetzung verdient hat...
                    Hey Rüdiger, vielen Dank für Deine äußerst detaillierte Sichtweise. Ich gehöre zu denen, die absolut nicht von dem genervt sind, was Du schriebst. Ich seh es vielleicht nicht ganz so ernst, wie Du - aber dieser "Red-Bull-Hype" geht mir auch schon länger auf den Senkel... Das erste Air-Race habe ich auch noch begeistert angesehen - aber schon sehr schnell war mir klar, dass da nur mit der Sensationsgeilheit des Kaufviehs gespielt wird... mittlerweile mag ich es schon nicht mehr sehen. Und Du hast Recht - es wird was passieren - die Frage ist: Wann?

                    Aber mir gefällt das Video trotzdem , was hier im Eingangsposting erwähnt wird. Ich finde es zwar auch nicht sonderlich spektakulär, aber das muß es ja auch nicht sein. Und wenn ich die zwei roten Stiere ausblende, kann ich sogar geniessen, was da über meinen Bildschirm flimmert
                    Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.
                    (Albert Schweitzer, ev. Theologe, Arzt u. Philosoph, 1875-1965)

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                      #25
                      AW: Die spinnen, die Oesis

                      das das ganze immer polarisiert und sich das auch nie ändern wird war mir in etwa klar und ist mir jetzt noch mehr bewußt - es könnte hier stundenlang diskutiert werden. ich versuche beide seiten zu verstehen und kann rüdigers argumentation auch in teilen gut folgen - grundsätzlich ist es mir halt etwas zu abwertend dahergekommen.

                      schöne flüge
                      werner

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                        #26
                        AW: Die spinnen, die Oesis

                        Ich denke, es ist keine Frage, ob dabei eines Tages etwas passieren wird, es ist nur eine Frage des Wann. Und glaubt irgendjemand, die PR-Abteilung von Red Bull hätte nicht schon längst ihre Hausaufgaben erledigt? Daß nicht längst schon ausgefeilte PR-Notfallpläne für die Fälle M (Tod eines Basejumpers), XL (Tod eines Air-Race-Piloten) und XXL (Crash vom Ramstein-Typ) in den Tresoren der Chefetage lägen?
                        Das wäre dann wohl der Fall M

                        ab 2:30 das Statement von RedBull

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                          #27
                          AW: Die spinnen, die Oesis

                          Hallo Rüdiger,

                          deine Darstellung erscheint mir in manchen Teilen ein bisschen gar negativ:
                          Denn nun ist da die Companie, die (als der starke Part!) die Symbiose mit den vorwiegend unerfahren jungen Endorphinjunkies sucht. Die finden das natürlich toll. Man schmiert ihnen Honig ums Maul, man nimmt sie wichtig - was sie ja schon immer selbst geahnt haben... Was sie (vorerst) nicht begreifen, ist, daß sie in dem Spiel das Mäuschen sind, und nicht die Katze. Die ungleiche Symbiose der illusionsbasierten (aber, nicht verkennen: Mit scharf analytischem Verstand und einer gehörigen Portion Zynismnus ausgestatteten!) Companie mit den Grenzgängern gewinnt rasant an Fahrt.
                          Ich habe nicht den Eindruck, dass RedBull die Strategie verfolgt, "vorwiegend unerfahrene und junge Endorphinjunkies" finanziell zu unterstützen und in weiterer Folge zu verheizen. Die können sich's leisten, die besten Leute aus den jeweiligen (Extrem-)Sportarten zu bezahlen und machen das auch.

                          "Dass dieses Geschäftsmodell von Red Bull den Tod von Menschen als zwar bedauerlich, aber unvermeidlich einkalkuliert und letztlich ungerührt in Kauf nimmt" würde ich unterschreiben, wobei man wahrscheinlich über das "ungerührt" diskutieren könnte. Ich sehe das aber offen gestanden nicht so dramatisch: RedBull finanziert halt sehr viele Sportler, die sehr gefährliche Dinge tun und darum muss man damit rechnen, dass einige davon dabei umkommen werden.

                          Ein anderes Beispiel, ohne die blöden Dosen:
                          Ein Gleitschirmhersteller unterstützt einen Acro-Piloten. Der Hersteller wird das Geld dafür wahrscheinlich nur in die Hand nehmen, wenn er sich einen Gewinn verspricht. Nun birgt Acro Fliegen gewisse Risiken und man kann dabei sterben. Wenn man es ganz hart formulieren will, dann wird der Tod eines gesponsorten Acro Fliegers also auch vom Geschäftsmodell des Herstellers in Kauf genommen.

                          Für mich ist da aber ein anderer Aspekt im Vordergrund: Ich denke, die allermeisten Sportler, die sich großem Risiko aussetzen, sind einfach so gestrickt, dass sie dieses Spiel mit dem äußersten Limit viel mehr suchen und brauchen, als es für viele Leute auch nur irgendwie nachvollziehbar ist. Das ist für mich grundsätzlich auf keinen Fall verkehrt oder schlecht. Im Gegenteil: Ich finde, viele dieser Leute sind eine Bereicherung und ein erfrischender Gegenpol zu all jenen, deren Leben von einem (für mich) überzogenen Sicherheitsdenken dominiert ist. Jedenfalls finde ich es nicht verwerflich, diese "Risiko-Sportler" zu unterstützen. Auch wenn das übergeordnete Motiv für die Unterstützung (bei RedBull, wie beim Gleitschirmhersteller) der eigene Geschäftserfolg ist.

                          Natürlich hat der Sponsor grade bei der unterstützung von Nachwuchssportlern eine gewisse Verantwortung. Bei den Top Profis meiner Meinung nach kaum noch. Die müssen selber wissen, wie viel sie sich zumuten. Das ist ein Video von einem Skifahrer & Base-Jumper. Auch von RedBull gesponsored, ein Weltklasse Athlet und letztes Jahr bei einem Wingsuit-Stunt gestorben.

                          Ich bin mir sicher, dass der Wunsch zu immer radikaleren Stunts von solchen Leuten selbst ausgeht. Die brauchen dafür keinen Sponsor, der sie, in welcher Form auch immer, unter Druck setzt. Der Kerl aus dem Video hatte schon alle Anerkennung der Welt als Skifahrer. Und er hätte mit seinem Namen z.B. als sehr gut bezahlter Skilehrer ganz gefahrlos sein Geld verdienen können. Statt dessen hat er sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, wie man denn die Wingsuit Fliegerei auf möglichst radikale Weise mit dem Skifahren verbinden kann. Dabei ist er dann gestorben.

                          RedBull ist das in allerkeinster Weise anzulasten, meine ich. Gleichgültig, ob man in der Chefetage vielleicht eher aufgrund des geschäftlichen, als aufgrund des menschlichen Aspekts über seinen Tod betrübt war.

                          Ich finde viele der pompös inszenierten RedBull Stunts übrigens auch nicht gerade ansprechend und bei einigen davon fehlt mir - wie dir - die echte Leistung dahinter. Dass RedBull in irgend einer Weise mit am Tod der gesponsorten Sportler verantwortlich ist, sehe ich aber nicht so.

                          Grüße

                          P.
                          Zuletzt geändert von pipo; 21.04.2010, 13:20.
                          NOVA

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                            #28
                            AW: Die spinnen, die Oesis

                            AW: BASE-Jumper Ueli Gegenschatz verunfallt
                            Zitat von Jürgen Wilhelm
                            Naja letztlich ist der Pilot immer eigenverantwortlich und muss nicht springen,wenn er nicht will....
                            genau so sah es auch ueli

                            ihl piti
                            hallo rüdiger

                            danke fur dein beitrag.

                            ich glaube jeder profisportler kann auch nein sagen, wenns risiko zu gross ist für sein tun. sponsoren können schon druck machen, aber der sportler selber hat am schluss immer das letzte wort.
                            wann ist das risiko zu gross? weil das niemand einschätzen kann wird es immer wieder verletzte oder tote geben. ob es durch das sponsern von redbull mehr sind bezweifle ich. eher wird da mehr auf sicherheit geschaut, da ja immer auch fotos und videos gemacht werden.

                            für mich ist es ein traum nur ein mal mit den skis ( siehe video beim pipo http://www.youtube.com/watch?v=4MrhRf7J-cU&fmt=18 ) so über eine felswand zu springen. da ich dass nie kann, schaue ich halt videos an und versuche das glück zu fühlen, dass diese sportler verspüren. andere versuchen das vielleicht bei flug, motorrad, auto oder gleitschirm videos. aber das es halt mal tödlich ausgehen kann, sollte uns auch immer bewusst sein, bei nicht- und risikosportarten.

                            ihl piti
                            www.flytours.ch

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                              #29
                              AW: Die spinnen, die Oesis

                              Hallo,

                              erstmal Dank an alle für die nachdenklichen Reaktionen. Ich habe lange über eine Antwort nachgedacht und festgestellt, daß wir dabei doch sehr grundsätzliche Fragen berühren. So ist es mir nun zum ersten Mal passiert, daß ich die Grenzen der Forumssoftware gesprengt habe und zwei Beiträge daraus machen muß. "Sinnlos, er lernts nie" hat Dennis geschrieben. Da hast Du wohl recht... Entschuldigung!

                              Zitat von Laisch Beitrag anzeigen
                              Ich glaub RedBull würde auch ohne diese ganzen Stunts nicht viel weniger einbringen.
                              Nein, Thomas, ich denke, da liegst Du völlig falsch. Das ist ein natürlich gerngepflegte Image: Die Firma fördere aus purem Altruismus brachliegende Randsportarten. Was könnte daran schon kritikwürdig sein? Ich glaube, da verstehst Du das Geschäftsmodell nicht: Das Sport- oder genauer Eventsponsoring ist tatsächlich das Kerngeschäft von Red Bull, ohne das gäbe es den Konzern überhaupt nicht. Die Getränke sind bloß ein, wenn auch überaus lukrativer, Devotionalienhandel, mehr nicht. Ohne Kultstatus, für sich genommen, wären sie nur unverkäuflicher Sondermüll (gut, wenigstens das Mondwässerchen scheint kanalisationsverträglich)...

                              Zitat von pipo Beitrag anzeigen
                              Ich sehe das aber offen gestanden nicht so dramatisch: RedBull finanziert halt sehr viele Sportler, die sehr gefährliche Dinge tun und darum muss man damit rechnen, dass einige davon dabei umkommen werden. (...)

                              Ich denke, die allermeisten Sportler, die sich großem Risiko aussetzen, sind einfach so gestrickt, dass sie dieses Spiel mit dem äußersten Limit viel mehr suchen und brauchen, als es für viele Leute auch nur irgendwie nachvollziehbar ist. (...)

                              Ich bin mir sicher, dass der Wunsch zu immer radikaleren Stunts von solchen Leuten selbst ausgeht. Die brauchen dafür keinen Sponsor, der sie, in welcher Form auch immer, unter Druck setzt.
                              Das ist ein Argument, das immer wieder vorgebracht wird: Die Leute täten das doch auch, wenn ihnen kein Sponsor unter die Arme greifen würde. Wie sollte also der Sponsor dafür verantwortlich sein, einzig die Extremsportler selbst träfe alle Entscheidungen. Philipp, ich glaube, das ist allenfalls zum geringen Teil richtig.

                              Im Fall der Air Races ist es nachweislich falsch: Die Zeit der spektakulären Luftrennen war Ende der 1940er Jahre zu Ende. Seither gibt es nur noch das Reno Air Race, das aber ganz anders gestrickt ist, und z.B. mit einer rigide überwachten Mindesthöhenregelung aufwartet. Die Red Bull Air Races sind eine eigenständige Erfindung, die Piloten würden (und könnten!) diesen Irrsinn des Messerflugs in Ameisenkniehöhe nirgendwo sonst praktizieren! Jetzt versucht so ein verrückter Red-Bull-Protege auf der Jagd nach dem immer aufgeregteren Thrill, den legendären Sprung Joe Kittingers zu imitieren: Ein Ballon-Fallschirmsprung aus 35 km Höhe. Kittingers Sprünge für die US Air Force hatten 1960 durchaus einen Sinn: Dabei ging es um die Entwicklung von Druckanzügen und Rettungssystemen für große Höhen. Bei zweien der drei Excelsior-Sprünge ist er nur um Haaresbreite davongekommen. Ungeachtet der Zweifel, ob die Menschheit heute eine derartige Neuauflage ohne jeden Erkenntnisgewinn braucht, wären solche Projekte ohne die Eventstanzmaschine Red Bull nicht realisierbar. Das mag man toll finden oder bescheuert, aber es widerlegt das Argument, die Kerle täten das ja sowieso.

                              Der zweite Punkt, warum das Argument nicht wirklich stimmt, ist etwas subtiler. Wer sich ein bißchen mit Quantenphysik beschäftigt hat, weiß um das Phänomen, daß der Akt der Beobachtung das, was beobachtet werden soll, unweigerlich beeinflußt. Meine drastischere Variante lautet: Bis heute weiß kein Mensch, wie Katzen es anstellen, wenn sie vor Wohlbehagen schnurren. Kein Wunder: Ich kann meine beiden Räuber dazu bringen, zu schnurren, oder ich kann (was ich Einstein und Schrödinger freilich nie antun würde!) ihnen die Bäuche aufschneiden, um nachzusehen, was da so vibriert. Aber ich kann definitiv nie beides gleichzeitig - nenn' es die "Waltersche Verallgemeinerung der Heissenbergschen Unschärferelation"... D.h. der Akt der Beobachtung verändert die Situation zuweilen grundlegend. Wir haben uns nur so an den optischen Irrtum gewöhnt, an das Denken in bewegten Bildern, daß wir längst vergessen haben, daß zwischen uns und dem, was wir sehen, eine Kamera steht. Wir blenden sie aus, können sie nicht sehen und glauben darum umstandslos unseren Augen. Ganz anders hingegen für den Akteur, für den ist sie allgegenwärtig. Die Kamera verändert seine Situation radikal, sie bestimmt seinen Rythmus! Was Red Bull einkauft, ist doch nicht der Stunt, es ist der Clip! Es ist die Massenproduktion von standardisierten Events, nach immer gleicher Strickart: Ein paar schöne Bilder, ein paar wichtigtuerische Sprüche zur Einstimmung, ein paar Momente der Anspannung, anschwellende Musik, jemand wirbelt durch die Luft, Entspannung, Gelächter, Wechsel der Musik von Moll nach Dur, euphorische Gesichter, rituelles Abklatschen, Red-Bull-Logo, AusdieMaus nach 2 Minuten, 30 Sekunden. Ein Rekord, der sich nicht ablichten läßt und über den man bloß in kleinen Fachpostillen lesen könnte, wäre vollkommen wertlos. Ein Stunt, der zuwenig Dramatik erkennen läßt, ebenso. Eine Story, die sich nicht auf 2' 30'' eindampfen läßt, nicht minder. Wenn es soweit ist, werden wir also in 2' 30'' gerafft erfahren, wieviel Rekorde gleichzeitig beim Sprung aus dem Ballon gefallen sind, daß der Held dieses Mal tatsächlich die Schallmauer im Freifall durchbrochen hat, es wird wieder Sendezeit für's Abklatschen verplempert werden - welche Schwierigkeiten einem solchen Sprung entgegenstehen, werden wir freilich weiterhin nur bei Kittinger nachlesen können.

                              Der Grenzgänger, der sein Projekt verkaufen will, muß den Regisseur überzeugen, der ist es, der den Daumen hebt oder senkt. Das kann schon zusammenpassen. Es kann aber auch dazu führen, daß der Sportler gezwungen ist, seine Grenzen soweit hinauszuschieben, daß er seinen grünen Bereich weit hinter sich lassen muß. "Das Umsteigen auf den anderen Flieger ist ein bißchen wenig, wir bräuchten da noch eine zweite Aktion!" - "Naja, wir könnten noch einen Spiegelflug anbieten..." - "Mit dem Steiner Paul auf dem Rumpf?" - "Ja, genau!" - "Und der berührt dann den anderen Flieger?" - "Naja, wir müssen dabei schon wenigstens 5 Meter Sicherheitsabstand halten..." - "Nee, das bringt nichts, da müßt Ihr Euch noch was einfallen lassen!"... Sicher: Jetzt könnten sie theoretisch "Nein" sagen, dann wäre das Projekt eben geplatzt. Keine Ahnung, ob es so gelaufen ist, aber denkbar wäre es allemal. Vielleicht war's auch genau umgekehrt, und die Initiative ging von den Möchtegern-Filmstars aus, die ihr Ding auf Teufel komm raus verkaufen wollten. Aber das spielt im Grunde keine Rolle. So oder so ähnlich passiert vermutlich genau das fortwährend. Gewiß haben die Sportler als letzten Freiheitsgrad ein Vetorecht. Das wiederholt wahrzunehmen, hat dann aber seinen Preis. Herr des Verfahrens sind sie auf jeden Fall längst nicht mehr: Sie tun keineswegs einfach das, was sie ohnehin tun würden!

                              Eines - nebenbei - wundert mich: Abgewanderte Sportler müßte es eigentlich inzwischen genügend geben, auch genug frustrierte. Es gibt aber keine Berichte über das Innenleben des Imperiums. Nicht einmal vorsichtig kritische Stimmen. Man hört nur die gestanzten Sprüche, vernimmt nur nachgerade peinliche Ergebenheit, erblickt nur die immer wieder mit gequältem Grinsen vor die Linse geschobene Büchse. Wohin man blickt, nichts als eitel Sonnenschein, so harmonisch geht es nicht einmal bei der Scientology zu. Ich deute das so, daß sich die Sportler vor Betreten des Tempels auf brutale Knebelverträge mit heftigen Sanktionsklauseln und Karenzfristen einlassen müssen, die u.a. festlegen, daß jegliche öffentliche Lautäußerung genauestens kontrolliert wird. Fragt die Leute, wenn Ihr auf sie trefft, doch mal nach ihren Vertragsbedingungen, es könnte sein, daß sie schlagartig ganz wortkarg werden...Ich frage mich, wann uns der erste Whistleblower die Augen öffnet, wann uns z.B. mal ein solcher Vertragstext auf WikiLeaks entgegenflattert... Ich glaube, da würde manch einer ganz große Augen kriegen!

                              Zitat von pipo Beitrag anzeigen
                              Für mich ist da aber ein anderer Aspekt im Vordergrund: Ich denke, die allermeisten Sportler, die sich großem Risiko aussetzen, sind einfach so gestrickt, dass sie dieses Spiel mit dem äußersten Limit viel mehr suchen und brauchen, als es für viele Leute auch nur irgendwie nachvollziehbar ist. Das ist für mich grundsätzlich auf keinen Fall verkehrt oder schlecht. Im Gegenteil: Ich finde, viele dieser Leute sind eine Bereicherung und ein erfrischender Gegenpol zu all jenen, deren Leben von einem (für mich) überzogenen Sicherheitsdenken dominiert ist.
                              Dieses Argument, Philipp, hat mich ehrlich gesagt ziemlich ratlos gemacht. Einfach, weil ich mir nicht im Entferntesten vorstellen kann, was Du damit meinst. Wen meinst Du? Wo siehst Du "überzogenes Sicherheitsdenken"? Gut, es gibt das Modewort von der "Vollkaskomentalität", hattest Du das im Hinterkopf? Falls ja: Das ist eine Worthülse wie die des "Gutmenschen", substanzlose Kampfbegriffe, die einfach so plausibel scheinen, daß keiner mehr auf die Idee kommt, sie zu hinterfragen, und die darum jeder nachplappert. Aber sieht man, wo man auf diese Worte stößt, doch mal genauer hin, bleibt eigentlich in fast allen Fällen nur inhaltsleeres Gemaule übrig. Daß solche Begriffe dennoch meinungsprägend sind, ist allerdings leider auch wahr.

                              Sowenig ich Dein Argument verstehe, Deine Schlußfolgerung finde ich fatal. Ich komme ja ursprünglich von der Segelfliegerei her. In den jetzt fast 40 Jahren sind mir in dieser Szene solche Argumente einfach nie begegnet. Sie würden bei meinen Segelfliegerfreunden nichts als Unverständnis auslösen - bei den Ultraleichten wiederum gehört's, scheint mir, schon fast zum guten Ton, so daherzureden. Sehr eigenartig, wie divergierend vergleichbare Szenen sich entwickeln können!

                              Während meiner Zeit im Flugzeugbau hatte ich mehrmals das Glück, den gesamten Zyklus der Flugerprobung eines neuentwickelten Flugzeugs hautnah mitzuerleben. Mit insgesamt vier Testpiloten habe ich längere Zeit intensiv zusammengearbeitet, saß auch bei unzähligen Erprobungsflügen mit im Cockpit. Diese Testpiloten sind die wahre fliegerische Elite, ich habe den allerhöchsten Respekt vor ihnen (Ingo, der 1000-km-Pilot, war einer von Ihnen, der älteste und erfahrenste war weit über 60). Wer Tom Cruise für ein Fliegerass hält oder wem beim Wort "Testpilot" zuallererst "MadMike" einfällt, der muß von Testpiloten eine völlig verzerrte Vorstellung haben: Ich habe nirgendwo sonst Piloten getroffen, die derart umsichtig, zeitintensiv, detailversessen und sicherheitsbewußt ihre Flüge vorbereitet haben. Sie verbringen 97 % ihrer Arbeitszeit auf dem Boden, prüfen jedes bauliche Detail des Flugzeugs, vermessen, rechnen nach, werten Meßdaten aus, regen Konstruktionsmodifikationen an. Jedem Erstflug gehen tagelange Rollversuche voraus. Alleine die Vorbereitung der Trudelerprobung mit Konstruktion, Bau und Testausschüssen einer Bremsschirmvorrichtung für den Fall, daß das Flugzeug in einen nicht recoverfähigen Zustand gerät, hat Wochen gedauert. Wenn sie dann im Flugzeug sitzen, beeindrucken sie durch nüchterne Unaufgeregtheit und höchste fliegerische Präzision. Keine Spur von Macho- und Showgehabe, das glatte Gegenteil von todesverachtender Hazardeurhaftigkeit. Natürlich sind das alles auch gute Kunstflieger, die mächtig Spaß daran haben. Da ist zwischendrin schon mal Luft für das diebische Vergnügen an einer die Gegebenheiten des Spritversorgungssystems berücksichtigenden Faßrolle. Aber: Ich habe nie Piloten mit ausgeprägterem Sicherheitsdenken getroffen! "Überzogen"? Nein: Der Gipfel an Professionalität! Kannst Du Dir vorstellen, Philipp, daß ich mir beim Lesen Deines Arguments vorkomme wie jemand, den es in ein Paralleluniversum verschlagen hat, dessen Logik er partout nicht versteht?

                              Ein anderes Beispiel: Meine jetzige berufliche Tätigkeit bringt es mit sich, daß ich öfters auf Windkraftanlagen rumturne. Bei manchen Anlagen muß ich, um in die Rotornabe zu gelangen, über das Gondeldach und den Spinner bis ganz nach vorne in die Senkrechte klettern, wo in der Verlängerung der Rotorachse die Einstiegsluke ist. Das Ganze in 100 m Höhe, da hätte selbst mancher Flieger ein Problem, aber man gewöhnt sich daran. Mir macht das Spaß, ich genieße es, dort oben zu stehen, fluche dann nur zuweilen über diese Heringe von Jungingenieuren, die sich das ausgedacht haben, betagteren werkzeugbepackten Gutachtern solche Verrenkungen abzuverlangen. Aber niemals würde ich auf die Idee kommen, ungesichert, ohne einen Kollegen in Rufweite und ohne funktionierendes Abseilgerät an Bord dort oben herumzuklettern. Der Gedanke, daß der Verzicht auf das Sicherungsseil den Kick verstärken würde, kommt überhaupt nicht auf, er erschiene mir auch vollkommen absurd. Würde mir ein Monteur soetwas vorschlagen, würde ich ihn verständnislos anblicken und sagen, "Junge, Du bist ja krank, kommt nicht in Frage!". Würde er's dennoch tun, würde er umstandslos gefeuert werden, zu Recht! Ist das jetzt "überzogenes Sicherheitsdenken" oder nicht vielmehr einfach "gesunder Menschenverstand"? Okay: Auch Vorschrift, gewiß - aber doch keine sinnlose... Wieso bloß geraten augenblicklich die Maßstäbe durcheinander, sobald es um unseren Freizeitbereich geht?

                              Ich stehe dann oft dort oben und denke, "Mensch, wenn Du jetzt einen Fallschirm dabei hättest, das könnte schon funktionieren"... Ich bin kein Springer, aber überlegen kann man ja. Was würde ich tun? Ein Blatt waagerecht stellen, dort rausgehen, so könnte man vom Mast wenigstens schon mal 30, 40 m wegkommen. Dann würde ich mir überlegen, was dabei alles schiefgehen kann und es am Ende doch bleiben lassen. Aus Vernunftgründen, und weil mir die Relation zwischen Risiko und Gewinn nicht einleuchtet. Wenn nun aber jemand, gerade weil Gewinn und Risiko in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zueinander stehen, oder besser: Gerade weil die Dinge so in Schieflage geraten, daß sich der "Gewinn" auf den puren Amoklauf der Biochemie reduziert, diese Bedingungen absichtlich sucht, dann hätte ich dafür absolut kein Verständnis. Ich würde ihn für verrückt halten und ihm das notfalls drastisch sagen. Ich würde versuchen, ihm klarzumachen, daß er ein echtes Drogenproblem hat, und handle es sich dabei auch nur um die körpereigene Opiatproduktion. Vielleicht könnte ich ihn abhalten, vielleicht auch nicht. Ich hätte es dann aber wenigstens versucht.

                              Zitat von Laisch Beitrag anzeigen
                              Das bei solchen Sachen öfters mal was passiert ist klar. Das mit dem Basejumper ist tragisch, und das noch vor der Kamera! Aber hast du dich mal gefragt wie viele Basejumper auch ohne Kamera und RB ihr Leben lassen?
                              Ich hab mal mit einen geredet, und der sagte mir, dass jeder Sprung sein letzter sein könnte, aber er machts trotzdem. Das mögen auch die wenigsten verstehen.
                              Keiner lebt für sich alleine. Auch der Endorphinjunkie nicht. Und es macht durchaus einen Unterschied, ob seine Umwelt ihn zu bremsen versucht - damit kann sie schon scheitern! -, oder ob sie ihm kritiklose Bewunderung entgegenbringt, ein ehrfürchtiges Raunen "Der traut sich was, wozu ich nie den Mumm hätte!" Was glaubst Du, Thomas, sucht der Junge den Tod? Oder kann er ihn sich nur nicht vorstellen? Ist das Ausdruck morbider Sehnsucht, ein verbrämtes Suizidsignal, oder Ausfluß einer unreifen Unverwundbarkeitsphantasie? Oder eine Mischung aus allem? Braucht er das, "um sich zu spüren" wie jene 15-jährigen Mädchen, die sich mit Rasierklingen traktieren? Ist der Junge der Chuck Yeager unserer Tage, ist er Batman, oder hat er ein psychisches Problem und bräuchte verdammt nochmal Hilfe? Was unterscheidet ihn denn von einem, der zwanghaft Russisches Roulette spielt? Nur die Tatsache, daß er ungefähr dasselbe Sportgerät gekauft hat wie wir? Ist das Grund genug, seine Motive nicht weiter zu hinterfragen?

                              Philipp, Du läßt Dich blenden von der scheinbaren Professionalität z.B. eines Shane McConkey. Aber auch McConkey war ein zwanghafter Russisch-Roulette-Spieler, egal wie trickreich er auch immer die Trommel umkonstruiert haben mag, um die Wahrscheinlichkeiten des Spiels zu manipulieren. Was Red Bull im großen Maßstab im Dienste des eigenen Profits organisiert, ist, daß Leute wie McConkey zu charismatischen Vorbildern werden für die Möchtegern-McConkeys wie jenen, der sich hier zum Affen macht - zur Gaudi der unvermeidlichen LOLler. Und von dort aus pflanzt es sich fort: In der dritten Liga dann der Bengel mit den beeindruckend todesverachtenden Sprüchen, den Thomas beschrieben hat, in der vierten die fliegerisch viel zu unreifen Acro-Aspiranten und in der fünften Liga der frischgebackene jugendliche Scheininhaber, der "doch bloß spielen will"... Die Welt zu umsegeln, war einstmals ein ehrwürdiger Traum, dessen Umsetzung mit großem Ernst betrieben wurde: Heute muß man clipgeübte Kinderhazardeure ehrgeizzerfressener Eltern mit Polizeigewalt davon abhalten. Und die stolzen Protagonisten der Randsportart, die es geschafft haben, ihr tolles Hobby in den heiligen Gral der privaten Fernsehanstalten zu tragen, sehen sich mit solchen Anfragen konfrontiert:

                              Hallo!

                              Ich würde mal gerne in meinem Leben, so,lange ich noch jung bin, einen BASE Jump machen. Wer kann mir sagen, wie man das BASE Jumping lernen kann und wo man dafür hin muss? Fängt man zuerst mit Fallschirmen und Gleitschirmen an und geht dann zu BASE Jumps über, oder kann man direkt mit dem BASE Jump beginnen?

                              Danke

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                                #30
                                AW: Die spinnen, die Oesis

                                Was mich an manchen Eurer Antworten, aber auch an der Art, wie in diesem Forum generell Flugunfälle diskutiert werden, wirklich tief erschreckt, ist die unisono vorgetragene Überzeugung, tödliche Unfälle gehörten eben unvermeidlich dazu, das Achselzucken, das den Tod zum Preis des Vergnügens erklärt.

                                Der Ansicht ist man auch bei Red Bull. Dort wickelt man den Tod in professioneller Routine ab: Der Anruf kommt kurz vor Feierabend herein, die Sekretärin der PR-Abteilung greift sich die Akte, öffnet eine Datei namens "Fatal_Accident_Bulletin" und füllt die Felder aus:

                                "[Name] was one of the most innovative [Sportart/Gattung] on the planet. Having been a Red Bull [Abteilung] member for [Anzahl] years, [Vorname] pushed the limits whenever he [Sportart/Tätigkeit]. [Name] loved life and [Sportart]. Tragically [Name] lost his life in an [Sportart] accident on [Datum]. [Chef fragen, ob individueller Satz zur Verfügung steht]
                                Die Sekretärin läßt den Text gegenlesen, verknüpft ihn mit dem für solche Fälle vorgesehenen email-Verteiler, drückt auf Return, steht auf und geht nach Hause - ein ganz normaler Arbeitstag, nichts aufregendes...

                                Später liest man dann z.B. in diesem Forum den gebetsmühlenartig vorgetragenen Satz, XXX sei immerhin bei der Ausübung dessen gestorben, was ihm am meisten am Herzen gelegen habe. Eigenartigerweise habe ich einen solchen Satz auf Seiten meiner Segelfliegerfreunde noch nie gehört. Er erschiene denen bestenfalls sinnlos, denn weshalb uns die Fliegerei trotz aller Risiken nicht losläßt, wissen wir alle. Für mich klingt er abgeschmackt, nach "Na wenigstens hat ihm das Sterben Spaß gemacht". Jeder, der schon längere Zeit dabei ist, hat seine persönliche Statistik, nur abhängig davon, wie weit er herumgekommen ist. Mein Zähler steht auf mindestens 15, nicht Namen, die man kennt, sondern Leute, die ich persönlich kannte und die beim Fliegen umgekommen sind (den genauen Überblick habe ich längst verloren, jeder Versuch, zu bilanzieren, endet damit, daß mir anderentags noch weitere Namen einfallen). Aber mehr noch als das Bild jenes Kollegen, der in der Startreihenfolge zwei Flugzeuge hinter mir stand und für den Rest des Tages bis zum Eintreffen der Unfallermittler unter einem weißen Tuch verborgen lag, hat sich mir eine andere Szene tief ins Gedächtnis gegraben: Das schmerzliche Bild jener frischgebackenen Witwe, die sich von allen, die zunächst versucht hatten, sie aufzufangen, losgerissen hatte und nachts um halb elf, immer noch nur mit Bikini bekleidet, wie betäubt über den Flugplatz irrte. Und keiner, der es wagte, sie anzusprechen...

                                Nie habe ich Segelflieger anders darüber sprechen hören, als mit Bestürzung, mit der Sichtweise, wie sinnlos, wie vermeidbar jeder dieser Flugunfälle sei. Keiner meiner Freunde und Bekannten aus der Segelfliegerwelt hat je so argumentiert, das sei halt der Preis für's Vergügen, aber oft genug habe ich erlebt, wie gestandene Piloten, selbst Weltmeisterschaftsteilnehmer, laut darüber nachdachten, ob es das wert sei. Irgendwann hat Bruno Gantenbrink diese Sichtweise in einem Donnerschlag formuliert, aber auch Brunos Gedanken kamen nicht aus dem Nichts, sondern waren Ausdruck einer Kultur des Umgangs mit Unglücksfällen, und sie fielen auf fruchtbaren Boden.

                                Im Kontrast dazu erscheinen mir all die gestanzten Sprüche, mit denen die McConkeys dieser Welt im Monatsrhythmus von der Spaßgesellschaft unter die Erde verfrachtet werden, als abgeschmacktes Gesülze. Nicht die "Red Bull family" hat einen "großartigen Sportler verloren" - ein dreijähriges Mädchen hat seinen Vater verloren: DAS ist passiert! Und keiner, der diesem Autisten je klargemacht hätte, daß er verdammt nochmal in der Pflicht stehe, es so einzurichten, daß er für sein Kind da sein könne!

                                Es ist die Kultur, die sich unmerklich, aber stetig verändert. Wir sollten uns entscheiden, ob wir das ignorieren wollen oder nicht. Das bestimmt nämlich darüber, in welche Richtung wir gehen! Wir sollten uns entscheiden, ob wir jeden Gedanken verwerfen, der mehr als 2' 30'' beansprucht, oder ob wir aus dem Trommelfeuer des 2'30''-Eventlärms heraustreten. Für beides zugleich sehe ich keinen Weg!

                                Gruß Rüdiger

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