Aus dem Gurtzeug Aufstehen

[TomLutz]

So etwas zu empfehlen ist fahrlässig. Punkt.

Sachte, es gibt immer mehrere Meinungen, die gleichzeitig berechtigt sein können:

Wenn man nur noch 1 m über dem Boden ist, spricht nichts dagegen, den Schirm zu stallen, selbst wenn man die Bremsleinen dazu nimmt, sich aufzurichten. Das macht der erfahrende Pilot im Video so, und er kennt seinen Hochleister auch sehr genau um zu wissen, wann er sich spätestens aufrichten muss.

Aber was für einen erfahrenen Piloten gilt, gilt natürlich nicht automatisch für einen Anfänger. Hier gilt wirklich: frühzeitig aufrichten, keinesfalls mit Hilfe der Bremsleinen, und die Hände gehören m.E. grundsätzlich nicht an die Gurte, d.h. das Aufrichten sollte ohne deren Zuhilfenahme möglich sein. Allenfalls ganz kurz, aber dann müssen die Hände zum Steuern wieder frei sein. Also ein Gurt, in dem man nur aufgerichtet bleiben kann, in dem sich an den Gurten abstützt, ist m.E. nix.

Grüsse, Tom

[ESP2019]

Wenn man es kann – vielleicht. Anfänger eher nicht. Ich plädiere stattdessen für eine Gurtzeugeinstellung, bei der man handlos hinein- und hinauskommt. Es gibt sie!

Sehe ich genau so. Bin schon verschiedene Gurtzeuge geflogen - bei keinem brauchte man die Hände um sich darin aufzurichten. Wenn es nicht ging, dann lag das IMMER am falschen Timing. Dieses wiederum war immer dann falsch, wenn ich mich zu spät, also erst im Endanflug statt beim Queranflug aufrichten wollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Timing während des Queranfluges nicht stimmt ist deutlich geringer.

Landeprofies dürfen sich gerne auch erst im letzten Moment aufrichten, das sollte allerdings keine allgemeine Empfehlung sein. Denn passen Begleitumstände mal nicht -Aussenlandung, übler Untergrund (Lanzarote, Kakteen, spitze Steine, etc.) kann der üblicherweise megatoll ausgeflarte Landeanflug doch mal auf den 4 Buchstaben enden.
Dafür muss trainiert werden und nicht auf eine gute Figur.

[EMR]

Nochmal zur Ausgangsfrage zurück:

[ ... ] kann (soll) ich, wenn ich bei der Landung aus dem Gurtzeug aufstehen möchte,mich an den Leinenschlössern abstützen oder nicht? [ ... ]

Besser ist´s, wenn das Aufrichten ohne Abstützen zuverlässig klappt.

Ich denke, es ist am Anfang der Fliegerkariere am besten, sich mit dem eigenen Gurtzeug mal Zeit zu nehmen.
Zeit, um es an einem geeigneten Ort aufzuhängen und die Einstellungen so lange anzupassen, daß man bequem drin sitzt und ohne Zuhilfenahme der Hände hinein und heraus kommt.
(Vielleich gar nicht schlecht, wenn ein erfahrener Fliegerkollege beim Einstellen hilft)

Kleiner Tip: Manchmal spielt auch die Hose, die man anhat, eine Rolle. Zu viele Taschen an den Oberschenkeln, zu griffiger Stoff können behindern.
Alles Andere, geflairte Landungen und so, kommt dann später.

Grüße

[Oasis]

Landeprofies dürfen sich gerne .... , das sollte allerdings keine allgemeine Empfehlung sein. ...

Jeder darf machen was er will, solange es nur um die eigene Gesundheit geht. Man sollte bei dieser Gelegenheit aber auch erwähnen, dass es jedes Jahr auch immer wieder "Profis" trifft, denen man nicht zugetraut hätte, Opfer der eigenen Selbstüberschätzung zu werden.

Auch bei Profis ist das Kreuz kaputt, wenn bei der Landung irgendetwas nicht erwartungsgemäß abläuft und das Fahrwerk nicht ausgefahren ist.

[shoulders]

Ist das nicht wie mit dem Absteigen vom Fahrrad (Anfänger im Stehen, und nach einer Weile entstehen die Fraktionen "im Ausrollen das Bein über den Sattel schwingen" und die, die weiter steht und irgendwann beim Radl mit Tiefeinstieg landet). Beides ist doch ok, auch wenn nun mal einer der beiden Wege theoretisch sicherer und definitiv besser für den Einstieg ist.

Bloß wir hier kommen offenbar nicht ohne neidisches Mokieren über "Profis" - oder wenigstens deren indirektes Belehren - aus

[Vibe]

Bloß wir hier kommen offenbar nicht ohne neidisches Mokieren über "Profis" - oder wenigstens deren indirektes Belehren - aus

Das ist doch Quark. Fakt ist, es ist sicherer vorher Laufbereit zu sein egal ob für Anfänger oder Profi. Wenn nun der Profi meint das zu ignorieren nur um cooler auszusehen, dann ist das tatsächlich nicht cool sondern einfach nur dumm.

Jeder halbwegs intelligente Mensch erhöht nicht das Risiko zu verunfallen nur damit andere auf ihn, wie du so schön sagst „neidisch sind“

Ich fliege über 25 Jahre unfallfrei und vielleicht liegt es daran, das ich es echt nicht nötig habe mit keinem Können zu posen wie so manche andere Profis die ich in meiner Langem Flugkarriere kennen gelernt habe und die jetzt hoffentlich in Frieden ruhen.

und ja, natürlich kann man das aus Spaß mal so machen wenn die Bedingungen optimal sind und es keine Thermik mehr gibt etc. Aber wir diskutieren hier wie man generell landen sollte und das ist definitiv nicht so, egal wie gut man meint zu sein…

[Gast]

...Bilder sagen wohl mehr als Worte.
Landung bei ca 15-20km/h Wind aus der Endzeit meiner Ausbildung. So hats mir der Fluglehrer erklärt, andere, erfahrenerne Piloten mit selbem Gurtzeug bestätigt und der Experte die Prüfung abgenommen.

Wir können hier jetzt Bücher schreiben und uns zanken. Aber auch mit einem Gleitschirm fällt man nicht einfach mal so vom Himmel und bei 30 Metern Höhe solls jeder machen wies ihm wohler ist. Ich erhöhe dann nicht noch meinen Luftwiderstand zusätzlich.

Ich wollte hier ja eigntlich lediglich bestätigen, dass dass Progress 3 nicht uneingeschränkt 1:1 gleich zu handeln ist wie eines mit hartem Sitzbrett und die meisten Gurtzeuge welche Anfängern empfohlen werden. Merkt jeder spätestens, wenn er es das erste mal fliegt und sich fragt wie er hier jetzt genau hoch kommt.

Ich verabschiede mich jetzt hier und auch aus diesem Forum. Beinahe jeder Thread endet hier mit einer Analyse wer was wo falsch oder richtig macht und nicht mit einer Diskussion wer was warum so macht wie ers eben macht. 🤷♂️

Ciao zusammen, happy landings...

[FliegenWilli]

Hallo Allandnothing,

danke für dein Beispielvideo.
Leider verzerrt die Kameraeinstellung den Blick. Ich habe mich deshalb am Bild-im-Bild oben rechts und dort am Schatten orientiert.

Der Schirm ist genau über dir. Bei deiner Punktlandung streckst du deinen rechten Fuß nach vorne zur Landemarkierung - ok, hätte ich da auch gemacht
Aber diese Beinstellung verhindert das Rauskommen aus dem Gurt!
Dein Oberkörper ist zwar nach vorne gerichtet, aber Oberkörper zu Oberschenkel sind immer noch 70-80° angewinkelt. D.h. dein A*sch drückt sich immer noch nach hinten ins Gurtzeug.
Probier mal in dieser Situation, dein rechts Bein senkrecht nach unten und dein linkes Bein gestreckt etwas nach hinten durchzudrücken.
Evtl. vorher den oberen kleinen Gurt vor deiner Brust öffnen (nicht den breiten Bauchgurt zwischen den Karabinern), falls er dich beim Nach-Vorne-Lehnen behindert.



Das Rausdrücken mit Hilfe der Bremsleinen ganz kurz vor dem Aufsetzen mag für geübte Piloten funktionieren. Da du deine Ausbildung in der Schweiz machst und dafür mehr Flüge bis zur Prüfung brauchst, zähle ich dich mal zu dieser Gruppe. Für Anfänger in einer Flugschule in A und D finde ich diese Vorgehensweise nicht empfehlenswert. Die Gefahr des Abreißens der Strömung in zu größer Höhe ist beim "Landestreß" zu groß und Verletzungen die Folge. Muß nicht sein.

Gruss

[Gast]

Hallo FliegenWilli

Danke für die konstruktive Kritik 👌

Ich versuche das mal. Das Progess 3 hat Schnellverstellungen an den Schultergurten um die Sitzneigung im Flug verstellen zu können. Ich habe mir bei turbulenten Bendingungen bisher immer damit beholfen, diese komplett aufrecht zu stellen bevor ich in die Landevolte einflog. Das ist zwar noch ein gutes Stück von der idealen Position entfernt wie man es im Schulgurtzeug lernt, erlaubt aber ein etwas einfacheres Durchstrecken und die Beine und Füsse sind klar so positioniert, das man ein unabsichtliches Aufsetzen mit dem Fahrwerk abfedern kann.

Die Perspektive im Video ist arg verzogen und der 360° Cam geschuldet (GoPro Max). Der Verzug ist schon extrem, liess sich aber nicht besser korrigieren da die Cam auf dem Oberschenkel montiert ist und nicht am Knie vorne. Daher siehts auch aus als käme ich relativ schnell dahergeflogen. Es waren aber keine 10km/h Vorwärtsbewegung und die Landung war in einem recht steilen Winkel aufgrund des ordentlichen Windes. Ich habe die Aufnahmen meist zur Selbstanalyse genutzt, weswegen mir das Bild auf mich und den Schirm jeweils wichtiger war. Gerade um die Manöver halt analysieren zu können.

Ich hatte auf meinem 26. Flug ein Aha Erlebnis als ich einmal zuviel abgeachtert habe weil ich dachte ich wär zu hoch und zusätzlich aus Versehen ins Lee eines Gebäudes flog. Da gings zügig absaufend zu Boden ohne dass was zu retten gewesen wäre. Ich stand aber auch da auf den Füssen, völlig Problemlos und intuitiv, halt einfach nicht da wo ichs beabsichtigt gehabt hätte. Der Fluglehrer der zugleich ein routinierter Sicherheitstrainer ist und bei dem ich einen super Siku hatte, hat mir in der Nachbesprechung gesagt, dass ich Scheisse gebaut hab im Queranflug und auch warum, aber mich dafür gut gerettet hätte.

Darum habe ich mir auch nie wirklich Gedanken darüber gemacht, wann ich mich genau aufrichte - und es hat auch keiner das je bemängelt auf 80 Schulungsflügen... Brustgurte öffnen ist ein Nogo. Da gehst an einer Prüfung gleich wieder nachhause wegen Verletzung der Sicherheitsvorgaben während des Flugs. Die kennen da kein Pardon und sind sehr strikte.

Ich danke Dir für den Ratschlag und werde das auf meinem nächsten Flug mal so versuchen ob das zum Erfolg führt.

Gruss Oli

[shoulders]

Seit wann ist der Brustgurt sicherheitsrelevant? Allerlei H&F-Gurte haben nicht mal einen. Sein Job ist es ja auch nur, die Schultergurte beim Startlauf zusammen zu halten und so eine bessere Kraftübertragung durch den Oberkörper zu ermöglichen.

Nur wenn man sich im Gurtzeug absichtlich auf den Kopf stellt (eine SiT-Übung), ergibt er noch ein wenig Sinn. Sonst nicht, ganz im Gegenteil - Ein zu enger Brustgurt behindert die Gewichtsverlagerung. Ich mache ihn deshalb gleich nach dem Start auf und denke nicht mehr dran.

Was die Beinstellung angeht: Ich hatte angenommen, dass "laufbereit" auch in der Schweiz eine entsprechende Beinstellung bedeutet (also ein Bein etwas nach vorne und eins nach gedrückt, so wie man z.B. auch beim Rennen aufkommt) und man dabei gar nicht sitzen bleiben kann. Dass der Fragesteller den Fuß nach vorne drückt und den andern baumeln lässt (genau genommen dass ein Fluglehrer sowas nicht sieht und statt dessen gleich mit Techniken aus der Fortgeschrittenenklasse daherkommt), war mir nicht in den Sinn gekommen, sorry.

Doch natürlich gilt auch fürs Progress (sonst könnte man das Ding gar nicht verkaufen): "Kaum macht man's richtig, klappt's auch schon".

[Gast]

Da hast schon Recht, offener Brustgurt ist im Normalflug unbedeutend und das Riemchen hat ohnehin keinen "Gurtcharakter" Aber ist hier einfach nicht, wollen sie nicht sehen dass im Flug an Schnallen rumgefingert wird. Hat wohl eher versicherungstechnischen Charakter, da muss wohl nut einmal was schief gehen und dann kommt eine Schule unter die Walze denke ich.

Die "Laufbereitschaft" wird hier wohl so nicht so explizit punkto Beinhaltung geschult wie beim DHV, ausser es ist bei jemandem notwendig. Hier heisst es einfach "rechtzeitig Aufrichten" und bereit sein zu laufen - und das ist am Übungshang Thema, wie auch bei den ersten paar Höhenflügen... Ich geh davon aus, dass der/die Fluglehrer selektiv entscheiden wem sie im Shop was verkaufen - in der Schule waren wir zwar frei was wir selber für Material anschafften und wo, aber ohne mindestens Rücksprache mit der Schule was wir kaufen wollen zu halten, gabs keine Garantie dass die uns damit fliegen lassen. Das stand so auch in der Ausbildungsvereinbarung.
Ich weiss von einer Schülerin welche bei uns fliegt welche enorme Mühe hat damit und die machen das beim Landen jeweils explizit so wie Du es hier beschreibst. Sie darf aber auch nur das Gurtzeug der Schule fliegen, welche die Schulbuch-Landetechnik problemlos und ohne wenn und aber erlaubt.

[SoaringErnie]

Mein Tipp:
Auch Landen könnt ihr am Haushang trainieren, so lange, bis es sauber klappt.