AW: Das Gütesiegel: Was erwarte ich? Wie orientiere ich mich?
Hallo Malte,
In der Formel1 hast du sicher recht. Das Team will ein Auto bauen, das maximale Leistung bietet und wird dafür jede Möglichkeit, die das Reglement bietet, ausnutzen.
Beim Gleitschirm stimmt das in dieser Form nicht. Es wäre z.B. definitiv möglich einen höher gestreckten Schirm, als den Mentor3 mit EN-B zuzulassen, der dann auch noch mehr Leistung bieten würde. Die Zielgruppe wäre damit allerdings überfordert und der längerfristige Verkaufs-Erfolg bliebe aus.
Man muss also als Hersteller das bauen, was sich der Pilot (in Punkto Pilotenanforderung) von einer gewissen Klasse erwartet. Die Zulassungskriterien würden unzählige Möglichkeiten bieten, deutlich anspruchsvollere Geräte zuzulassen. Aber es bringt nichts, einen EN-B Schirm zu bauen, der so hohe Anforderungen an den Piloten stellt, wie man es sich sonst von einem EN-D Gerät erwartet. Es wäre möglich, so ein Gerät zu bauen, aber es macht eben gar keinen Sinn.
Es gibt eine Ausnahme von meinen Ausführungen: Als die Comp-Schirme verboten wurden, waren die Hersteller mehr oder weniger gezwungen, Schirme mit maximaler Leistung mit EN-D zuzulassen. Und bekanntlich war es dann auch recht einfach möglich, den besten Comp-Schirm (R10) mit geringfügigen Änderungen mit EN-D zuzulassen. (Laut Hersteller könnte man sogar ein "C" bekommen)
Wenn man die Zulassungskriterien also wirklich ausnutzen will, dann kann man offensichtlich einen Comp-Schirm mit EN-D, oder sogar mit EN-C zulassen. Genauso könnte man wie erwähnt einen Schirm mit EN-B zulassen, dessen Pilotenanforderungen dem entsprechen, was man sich von EN-D erwartet.
Die Zulassungskriterien sagen also im Grunde sehr sehr wenig über die Anforderungen an den Piloten aus, auch wenn genau das jeder gerne rauslesen möchte.
Das wäre vielleicht konsequent, weil man sich momentan eine Aussagekraft vorgaukelt, die eh nicht da ist.
Ein Schirm, der den Sackflug nicht ausleitet, würden wir als Hersteller natürlich nie auf den Markt bringen.
Uns reicht auch nicht, dass der Schirm im Soll-Trimm den Sackflug ausleitet. Wir vertrimmen unsere Schirme für den Sackflugtest so, wie das im "Worst-Case" in der Praxis in etwa vorkommt. Der Schirm darf dann noch immer nicht stabil im Sackflug bleiben.
Uns bringt das nichts, wenn der Schirm zwar die Zulassung bekommt, wenn die Toleranz gegenüber Vertrimmungen aber so klein ist, dass das Gerät bei gewöhnlicher Alterung auf einmal Tendenzen zum Sackflug hat.
Unser interner Test ist da also viel strenger, als das, was bei der Zulassung gefordert wird.
Das ist in sehr vielen Aspekten der Fall. Darum ärgert mich diese immer wiederkehrende Darstellung, wonach die bösen Hersteller die Gütesiegelkriterien bis an's Äußerste ausnutzen.
Würden wir gezielt nach Schlupflöchern suchen, um den "möglichst ärgsten" Schirm z.B. noch mit EN-B zuzulassen, dann käme was raus, das kaum jemand aus der Zielgruppe sicher fliegen könnte.
Darum bauen wir so etwas nicht.
vG!
P.
Hallo Malte,
Zitat von MalteJ
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Beim Gleitschirm stimmt das in dieser Form nicht. Es wäre z.B. definitiv möglich einen höher gestreckten Schirm, als den Mentor3 mit EN-B zuzulassen, der dann auch noch mehr Leistung bieten würde. Die Zielgruppe wäre damit allerdings überfordert und der längerfristige Verkaufs-Erfolg bliebe aus.
Man muss also als Hersteller das bauen, was sich der Pilot (in Punkto Pilotenanforderung) von einer gewissen Klasse erwartet. Die Zulassungskriterien würden unzählige Möglichkeiten bieten, deutlich anspruchsvollere Geräte zuzulassen. Aber es bringt nichts, einen EN-B Schirm zu bauen, der so hohe Anforderungen an den Piloten stellt, wie man es sich sonst von einem EN-D Gerät erwartet. Es wäre möglich, so ein Gerät zu bauen, aber es macht eben gar keinen Sinn.
Es gibt eine Ausnahme von meinen Ausführungen: Als die Comp-Schirme verboten wurden, waren die Hersteller mehr oder weniger gezwungen, Schirme mit maximaler Leistung mit EN-D zuzulassen. Und bekanntlich war es dann auch recht einfach möglich, den besten Comp-Schirm (R10) mit geringfügigen Änderungen mit EN-D zuzulassen. (Laut Hersteller könnte man sogar ein "C" bekommen)
Wenn man die Zulassungskriterien also wirklich ausnutzen will, dann kann man offensichtlich einen Comp-Schirm mit EN-D, oder sogar mit EN-C zulassen. Genauso könnte man wie erwähnt einen Schirm mit EN-B zulassen, dessen Pilotenanforderungen dem entsprechen, was man sich von EN-D erwartet.
Die Zulassungskriterien sagen also im Grunde sehr sehr wenig über die Anforderungen an den Piloten aus, auch wenn genau das jeder gerne rauslesen möchte.
Macht es vielleicht Sinn die ganzen Klassen einfach wegzulassen?
Eine Zulassung, welche den Gleitschirm auf notwendige Flugeigenschaften testet? Bspw. automatische Ausleitung des Sackflugs innerhalb von 3 Sekunden.
Uns reicht auch nicht, dass der Schirm im Soll-Trimm den Sackflug ausleitet. Wir vertrimmen unsere Schirme für den Sackflugtest so, wie das im "Worst-Case" in der Praxis in etwa vorkommt. Der Schirm darf dann noch immer nicht stabil im Sackflug bleiben.
Uns bringt das nichts, wenn der Schirm zwar die Zulassung bekommt, wenn die Toleranz gegenüber Vertrimmungen aber so klein ist, dass das Gerät bei gewöhnlicher Alterung auf einmal Tendenzen zum Sackflug hat.
Unser interner Test ist da also viel strenger, als das, was bei der Zulassung gefordert wird.
Das ist in sehr vielen Aspekten der Fall. Darum ärgert mich diese immer wiederkehrende Darstellung, wonach die bösen Hersteller die Gütesiegelkriterien bis an's Äußerste ausnutzen.
Würden wir gezielt nach Schlupflöchern suchen, um den "möglichst ärgsten" Schirm z.B. noch mit EN-B zuzulassen, dann käme was raus, das kaum jemand aus der Zielgruppe sicher fliegen könnte.
Darum bauen wir so etwas nicht.
vG!
P.
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