AW: Allgemeines Flugverbot?
Gerade um sich persönlich einordnen zu können, auf welcher Sprosse der Leiter Richtung Gleitschirmnirwana man steht, bieten Online-Wettbewerbe im Streckenfliegen eine hervorragende Möglichkeit.
Wie ändert sich die eigene Zufriedenheit und Wertschätzung im Laufe der Zeit zwischen Upload eines für seine Verhältnisse und eigenem Empfinden gelungenen Streckenfluges und einhergehendem zufriedenstellenden Ranking z.B. am Abend des Flugtages (egal, ob im Vergleich mit den besten oder mit Vereinskameraden/Freunden etc.) und dem erneuten Blick auf das Ranking ein paar Tage später (wenn evtl. noch eine mehr oder minder große Anzahl an "besseren" Flügen anderer im persönlichen Vergleichsspektrum liegender Piloten auftaucht)?
Als ich mich vor Jahren an die Leistungsspitze im Streckenfliegen herangearbeitet hatte, war meine Enttäuschung beim Blick auf das Ranking am nächsten oder übernächsten Tag nicht zu verheimlichen, als mein bis in den späten Abend des Flugtages von mir noch als toll empfundener Flug inkl. top Platzierung im Ranking, am nächsten Tag - wenn nicht gleich pulverisiert - aber immerhin nicht mehr das Nonplusultra, sondern eben die zweite Geige spielte, weil andere besser oder weiter oder beides geflogen waren.
Relativ schnell wurde mir klar, dass dieser Mechanismus kontraproduktiv und nicht gut für mein Hobby bzw. meine Leidenschaft ist. Ich hab es inzwischen geschafft, meine Freude über einen für mein Empfinden gelungenen (Strecken)flug dauerhaft zu bewahren, auch wenn andere im Vergleich besser waren, da ich für mich weiß, dass ich mein Bestes unter Berücksichtigung aller für mich wichtigen Randbedingungen gegeben habe bzw. weiß, welche Fehler ich gemacht habe und meinen Flug als das was es ist, nämlich mein Erlebnis, mein Geschenk der Natur an mich und meine Lebensfreude in jedem Augenblick in der Luft inkl. Vor- und Nachbereitung zu sehen.
Inzwischen freue ich mich ehrlich über Flüge anderer, die ggf. sogar vom gleichen Startplatz bei gleichen Bedingungen einfach ein Stück weiter geflogen sind. Ich versuche, zu analysieren, warum das so war. Alleine das Wissen, dass es wegen diesem und jenem noch weiter gegangen ist, ist ein Mehrwert für mich und eine Motivation, dazuzulernen. Bei jedem Flug lernt man dazu, insbesondere im direkten Vergleich bei demzufolge annähernd gleichen Bedingungen.
Ich gebe allerdings unumwunden zu, dass ich auch nicht gänzlich unempfänglich für Anerkennung bin und es dem Ego gut tut. Hilfreich ist allerdings auch, dass ich nicht gewinnen muss, da ich ja schon gewonnen habe.
Das interessanteste für mich am Streckenfliegen ist neben der unbeschreiblichen dreidimensionalen Freiheit, dass man, um ehrgeizige sportliche Ziele zu erreichen, ein hohes Maß an Risikomanagement und schneller, u.U. weitreichender Entscheidungsfindung im Portfolie haben sollte bzw. muss. Da es zur rechten Zeit auch um körperliches Wohl oder Wehe geht, ist bzw. sollte das Messen mit anderen nicht die dominierende Rolle spielen. Gesund bleiben ist das Wichtigste. Eine am oberen Leistungsende nicht immer ganz einfache Balance, die ich auch schon mal verloren habe (interessanter Weise nicht beim Messen mit anderen, sprich auf Streckenjagd). Neben dem Streckenfliegen spielen alpines Bergsteigen und Wildwasserfahren in der gleichen Liga. Diese Sportarten haben viel gemeinsam und sind aus gerade genannten Gründen in meine Augen mit die komplexesten und insgesamt anspruchsvollsten, die ich kenne.
Aufgrund des relativ hohen Risikos am oberen Ende der Leistungsskala kann der Vergleich mit anderen primär nur der Verbesserung der persönlichen Skills dienen. Nur um irgendeine goldene Banane (und mehr gibt es in unserem Sport nicht zu holen) zu gewinnen wäre der Einsatz viel zu hoch.
Gruß
Uli
Zitat von Bair
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Wie ändert sich die eigene Zufriedenheit und Wertschätzung im Laufe der Zeit zwischen Upload eines für seine Verhältnisse und eigenem Empfinden gelungenen Streckenfluges und einhergehendem zufriedenstellenden Ranking z.B. am Abend des Flugtages (egal, ob im Vergleich mit den besten oder mit Vereinskameraden/Freunden etc.) und dem erneuten Blick auf das Ranking ein paar Tage später (wenn evtl. noch eine mehr oder minder große Anzahl an "besseren" Flügen anderer im persönlichen Vergleichsspektrum liegender Piloten auftaucht)?
Als ich mich vor Jahren an die Leistungsspitze im Streckenfliegen herangearbeitet hatte, war meine Enttäuschung beim Blick auf das Ranking am nächsten oder übernächsten Tag nicht zu verheimlichen, als mein bis in den späten Abend des Flugtages von mir noch als toll empfundener Flug inkl. top Platzierung im Ranking, am nächsten Tag - wenn nicht gleich pulverisiert - aber immerhin nicht mehr das Nonplusultra, sondern eben die zweite Geige spielte, weil andere besser oder weiter oder beides geflogen waren.
Relativ schnell wurde mir klar, dass dieser Mechanismus kontraproduktiv und nicht gut für mein Hobby bzw. meine Leidenschaft ist. Ich hab es inzwischen geschafft, meine Freude über einen für mein Empfinden gelungenen (Strecken)flug dauerhaft zu bewahren, auch wenn andere im Vergleich besser waren, da ich für mich weiß, dass ich mein Bestes unter Berücksichtigung aller für mich wichtigen Randbedingungen gegeben habe bzw. weiß, welche Fehler ich gemacht habe und meinen Flug als das was es ist, nämlich mein Erlebnis, mein Geschenk der Natur an mich und meine Lebensfreude in jedem Augenblick in der Luft inkl. Vor- und Nachbereitung zu sehen.
Inzwischen freue ich mich ehrlich über Flüge anderer, die ggf. sogar vom gleichen Startplatz bei gleichen Bedingungen einfach ein Stück weiter geflogen sind. Ich versuche, zu analysieren, warum das so war. Alleine das Wissen, dass es wegen diesem und jenem noch weiter gegangen ist, ist ein Mehrwert für mich und eine Motivation, dazuzulernen. Bei jedem Flug lernt man dazu, insbesondere im direkten Vergleich bei demzufolge annähernd gleichen Bedingungen.
Ich gebe allerdings unumwunden zu, dass ich auch nicht gänzlich unempfänglich für Anerkennung bin und es dem Ego gut tut. Hilfreich ist allerdings auch, dass ich nicht gewinnen muss, da ich ja schon gewonnen habe.
Das interessanteste für mich am Streckenfliegen ist neben der unbeschreiblichen dreidimensionalen Freiheit, dass man, um ehrgeizige sportliche Ziele zu erreichen, ein hohes Maß an Risikomanagement und schneller, u.U. weitreichender Entscheidungsfindung im Portfolie haben sollte bzw. muss. Da es zur rechten Zeit auch um körperliches Wohl oder Wehe geht, ist bzw. sollte das Messen mit anderen nicht die dominierende Rolle spielen. Gesund bleiben ist das Wichtigste. Eine am oberen Leistungsende nicht immer ganz einfache Balance, die ich auch schon mal verloren habe (interessanter Weise nicht beim Messen mit anderen, sprich auf Streckenjagd). Neben dem Streckenfliegen spielen alpines Bergsteigen und Wildwasserfahren in der gleichen Liga. Diese Sportarten haben viel gemeinsam und sind aus gerade genannten Gründen in meine Augen mit die komplexesten und insgesamt anspruchsvollsten, die ich kenne.
Aufgrund des relativ hohen Risikos am oberen Ende der Leistungsskala kann der Vergleich mit anderen primär nur der Verbesserung der persönlichen Skills dienen. Nur um irgendeine goldene Banane (und mehr gibt es in unserem Sport nicht zu holen) zu gewinnen wäre der Einsatz viel zu hoch.
Gruß
Uli
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